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Macrons Chip-Mission: Europas Halbleiterhoffnung zwischen französischem Charme und asiatischer Realität

Was früher der gute Bordeaux oder das Raumfahrtprogramm war, soll künftig aus Reinraumfabriken sprudeln: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron entdeckt den Charme der Halbleiterfertigung. Zwischen diplomatischem Werbefeldzug und industriepolitischer Vision wird nun laut über 2‑nm‑Fabs „Made in France“ nachgedacht – natürlich nicht mit eigener Technologie, sondern mit asiatischem Know-how aus Taiwan oder Südkorea. Das klingt ambitioniert. Oder naiv. Oder beides.

Vom Élysée-Palast ins Reinraumlabor: Europas neue Chip-Obsession

Seitdem die USA Chipproduktion zur geopolitischen Waffe erklärt haben – unter Trump begann’s, Biden trieb es weiter – schlägt Europa langsam, aber hörbar zurück. Frankreich will mehr als nur Zusehen. Macron nutzt die Bühne der VivaTech 2025, um öffentlich um TSMC und Samsung zu werben. Ziel: eine lokale Produktion von 2‑ bis 10‑nm‑Chips. Realität: Frankreich hat bislang weder das Know-how, noch die Infrastruktur, noch die Kunden, die solche Nodes überhaupt benötigen. Während man in Dresden bereits das Fundament für TSMCs europäische Mega-Fab gießt, träumt Macron von einer parallelen Prestigeanlage auf französischem Boden. Nur: Womit locken? Mit Subventionen? Mit akademischem Talent? Oder mit der Aussicht auf jahrelange Genehmigungsprozesse und streikfreudige Gewerkschaften?

Industriepolitisches Wunschkonzert mit asiatischer Begleitung

Macron sagt offen, was offensichtlich ist: Ohne externe Hilfe wird es in Frankreich keine Spitzentechnologie geben. Weder Samsung noch TSMC bauen ihre modernsten Fertigungen aus Langeweile – sie folgen dem Kapital, der Nachfrage und der politischen Absicherung. Deutschland bietet all das. Frankreich? Vielleicht bald mit viel Überzeugungsarbeit. Hinzu kommt: Frankreich ist kein Zentrum für Hochleistungs-IT. Weder Nvidia, Apple noch AMD haben relevante Designzentren dort. Stattdessen: Automotive, IoT, Industrie – Domänen, die auch mit 16nm bestens bedient sind. Warum also eine 2nm-Fertigung dorthin bringen, wo kaum jemand 2nm-Chips braucht?

Geopolitische Logik vs. wirtschaftliche Realität

Die strategische Idee ist nicht falsch: Europa braucht Unabhängigkeit. Der „amerikanische Premiumzoll“ auf importierte Chips wird real, sobald Handelsbeziehungen abkühlen. China bietet zwar Alternativen, aber mit politischem Beigeschmack – und das will man in Brüssel tunlichst vermeiden. Europa steckt also in einer klassischen Zwickmühle: zu abhängig vom Osten, zu teuer im Westen, zu zersplittert im Inneren. Eine französische Fab wäre Symbol und Risiko zugleich. Symbol für europäische Eigenständigkeit. Risiko, weil die Auslastung solcher Anlagen mehr als nur politischen Willen braucht – sie verlangt handfeste industrielle Nachfrage, langfristige Verträge und technologische Evolution auf dem Kontinent.

Fazit: Chippolitik mit Chuzpe aber bitte mit Realismus

Frankreich will Halbleiter, keine Luftschlösser. Doch was Macron da fordert, ist mehr als nur ein Investment – es ist ein diplomatischer Kraftakt. Wer TSMC oder Samsung zu einem Milliardenprojekt bewegen will, muss mehr bieten als Charme und Chablis. Die Fab kommt nicht, weil Macron sie sich wünscht – sie kommt, wenn sich das Geschäftsmodell rechnet. Bis dahin bleibt Europas Halbleiterpolitik ein strategischer Drahtseilakt zwischen Anspruch und Wirklichkeit – mit Macron als elegantem Seiltänzer, dem vielleicht bald der Wind der Realität um die Ohren bläst.

Source: Money

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Redaktion

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Was früher der gute Bordeaux oder das Raumfahrtprogramm war, soll künftig aus Reinraumfabriken sprudeln: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron entdeckt den Charme der Halbleiterfertigung. Zwischen diplomatischem Werbefeldzug und industriepolitischer Vision wird nun laut über 2‑nm‑Fabs „Made in France“ nachgedacht – natürlich nicht mit eigener Technologie, sondern mit asiatischem Know-how aus Taiwan oder Südkorea. Das klingt ambitioniert. […] (read full article...)

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About the author

Samir Bashir

Als gelernter Elektroinstallateur ist er quasi auch der Strippenzieher hinter den elektrisierenden News. Learning by doing und die Neugier in Person.

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