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Lüftersteuerung richtig nutzen und einstellen – Basics, Kurven und Tools | Tutorial

Weitere Details zu den Einstellungen + Feintuning:

  • Bei Lüftern nutzt man gerne eine Hysterese „abwärts“, das bedeutet, die Lüfter kühlen weiter nach unten als die Einschalttemperatur ist. Wenn ich einen Lüfter z.B. bei 50°C starten lasse, würde dieser dort anspringen, bis 49°C kühlen, gleich wieder ausschalten und dann gleich bei 50°C wieder starten – was zumindest nervig ist, wenn der Lüfter da bereits hörbar ist. Also kann ich bei vielen Programmen entweder eine Art Hysterese generisch aktivieren oder sogar in Zahlenwerten einstellen. Die AMD Grafikkarten machens in der Standardeinstellung so, dass sie bei einer Temperatur von 60°C einschalten, runterkühlen und bei 50°C wieder ausschalten – eine typische Hysterese.
  • Wenn jetzt sehr kurze CPU Lastspitzen häufig auftreten, kann es passieren, dass Gehäuselüfter ständig ein- und ausschalten. Hier kann man sich so behelfen, dass man den Lüftern eine gewisse Verzögerung zum Start gibt, so 2 bis 4 Sekunden helfen da schon viel. In diesem Fall läuft der Lüfter nicht sofort an, sondern wartet diese Zeit ab Erreichen der Auslösetemperatur. Innerhalb dieser Zeitdauer hat dann aber der CPU Lüfter meist die Temperatur schon wieder soweit gesenkt, dass es für die Gehäuselüfter keinen Grund mehr zum Anfahren gibt.
  • Wenn ich mehrere Lüfter durch eine Lüfterkurve steuere, dann sollten diese Lüfter alle baugleich in Bezug auf Durchmesser, Maximaldrehzahl und auch E-Motor sein, denn sonst kann (und wird) es vorkommen, dass diese Lüfter zwar alle gleich schnell bzgl. Fan Speed in % laufen, aber durch diese Unterschiede in der Bauart unterschiedlich viel Luft fördern und Lärm machen.
  • Mehrere identische und daher gleichlaute Lüfter sind lauter als nur einer davon. Wenn ich also die Hörschwelle eines Lüfters kenne, vom selben Modell aber viele verwende, dann muss ich die Hörschwelle niedriger ansetzen.

Proof of Concept

Wenn nun alle gewünschten Lüfterkurven erstellt sind, bietet es sich an, diese mal zu testen. Mit Programmen wie z.B. HWiNFO64 oder GPU-Z lassen sich Temperaturen sowie Lüfter gezielt beobachten. Den linken Teil der Lüfterkurve teste ich im Leerlauf des Rechners, z.B. gerade wenn Windows neu gestartet ist – unter der Voraussetzung, dass die Software zur Lüftersteuerung bereits läuft, oder automatisch bei Systemstart anläuft. Wenn der Leerlauf ok ist, kann ich anfangen, ein paar Programme zu starten oder im Netz mal in Youtube Video ansehen. Das sollte alles noch keine großen Lastspitzen liefern – im Idealfall laufen hier die Lüfter mit niedrigen Drehzahlen, oder gar nicht, und es ist nichts weiter zu hören.  

Typen von Lüfterkurven

Für den rechten Teil der Lüfterkurve sind Benchmarks am sinnvollsten, also Programme, welche die Maximalleistung von CPU und/oder GPU testen. Damit lassen sich also auch die Temperaturen schnell nach oben treiben und es zeigt sich, wie das mit den Lüftern klappt. Ein beliebter CPU Benchmark ist der Cinebench, für die GPU ist der Furmark was recht einfaches. Diese beiden geben recht gezielt Maximallast auf CPU, bzw. GPU. Es genügt jeweils, wenige Durchläufe zu machen. Dann zeigt sich schon, ob man mit dem rechten Teil der Lüfterkurve zufrieden ist, was Kühlung und Lautstärke betrifft – oder nochmal Hand an die Lüfterkurve anlegen will.

Der mittlere Teil der Lüfterkurve ist am schwierigsten gezielt zu testen, da die üblichen Benchmarks normal auf Maximalleistung abzielen – und diese meist ja auch keiner realen Nutzung entsprechen. Sinnvoller ist es, den mittleren Teil der Lüfterkurve mit den eigenen, wirklich verwendeten Programmen oder Spielen zu testen – die meisten davon werden mittlere Lasten für CPU und GPU liefern und sind somit er beste Test. Gerne mal alles Mögliche durchtesten und z.B. mit HWiNFO64 oder GPU-Z beobachten, ob die gewünschten Temperatur zur gewünschten Lautstärke passt. Man muss sich hier jetzt einfach etwas ans eigene Optimum herantasten und ggf. die Lüftereinstellungen danach nochmal anpassen.      

Jetzt sollten die Lüfter also gut eingestellt sein!

Nochmals zurück zu den eingangs erwähnten verschiedenen Lüfterkurven. Den Vorteil einer linearen Kurve mit Plateaus(s) hab ich versucht, hier aufzuzeigen, aber klar geht’s auch rein linear. Die progressive Kurve – oder Teile, hält Drehzahlen und damit Lautstärke über einen weiten Temperaturbereit niedrig, zieht dann aber deutlich an – diese kann man auch als eine Kurve mit niedrigem Plateau betrachten. Andersrum verhält sich die degressive Kurve, die zuerst steil ansteigt um dann bei hohen Drehzahl in eine Art Plateau überzugehen.   

Zusammenfassung und Fazit

So, das war es erst einmal für heute. Für die Profis unter Euch ist es sicherlich nichts Neues, aber wer gerade erst in die Materie einsteigt, der ist ohne Hilfe meist sehr schnell überfordert. Und bevor dann mal wieder jemand aus Versehen die Lust, sein Gehör oder gar die teure Hardware verliert, nur weil es mit der Belüftung nicht so recht klappt, dann sollte diese kleine Tutorial im Vorfeld helfen, nach Möglichkeit nichts komplett falsch, sondern alles von Anfang an richtig zu machen.

 

 

152 Antworten

Kommentar

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Andy197

Veteran

196 Kommentare 96 Likes

Wirklich ein schön ausführlicher Test!
Kommt noch ein Artikel zu AiO's? Ich finde da wird es doch etwas komplizierter bzw. Man kann es hierbei wesentlich sinnvoller/effizienter gestalten als über CPU temp zu regeln. Da gab es erst vor wenigen Tagen im Alphacool Forum ein Thread bezüglich Wassertemperatur. Bei costum Waküs ist das eigentlich schon selbstverständlich nach Wasser temp zu steuern. Laut Alphacool sei es aber ein P/L Grund, KEINEN Sensor hierfür zu installieren, da wohl der Preisunterschied zur Konkurrenz das Produkt bei vielen uninteressant macht. Finde ich sehr schade! Aber dann kam ein User dazu der meinte, einfach einen "Male" Sensor in dem Fill-Port zu schrauben und diesen ans Mainboard zu stecken. Fand die Lösung ziemlich smart. Sensor kostet zwischen 6-12€ bei Alphacool. Temp Sensor anschlüsse haben ja mittlerweile viele Boards.

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FritzHunter01

Moderator

1,152 Kommentare 1,567 Likes

Hey @ApolloX,

danke für die Mühe, das Thema ist zwar keine Wissenschaft, wird aber teilweise unterschätzt. Das fängt ja mit dem Kauf des Lüfters schon an. Ohne die Lüftertests (@Pascal Mouchel) artet das schnell in Probierologie aus. Da kann man viel Geld verbrennen!

Danke, dass du dich dem Thema mal angenommen hast.

Zum Thema Lautstärke:

Wenn im Sharkoon REV300 (Build von mir) der Netzteil-Lüfter mal anspringt, dann steigt die Lautstärke um 2 dB (A), quasi von 38 auf 40 und das ist unfassbar unangenehm lauter!

Da haben wir einen wesentlichen Unterschied in Wahrnehmung. Lautstärke vs. Helligkeit

Zwei dB (A) vs. 2 nits. Kann jeder mal probieren…

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Tronado

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3,702 Kommentare 1,944 Likes

Für Einsteiger ist das ganz sinnvoll, aber die sind alle bei CB. :)
Eine separate Software unter Windows war früher sinnvoll, mittlerweile hat man in fast jedem BIOS eine umfassende Möglichkeit, die Lüfter fein einzustellen.

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Casi030

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11,923 Kommentare 2,338 Likes

Jein,das Bios ist gut geworden,keine Frage, aber im Bios läuft kein Prime95, kein Grafikkartentest um die Kurver auch perfekt aus die individuelle Bedürfnisse an zu passen.

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Tronado

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3,702 Kommentare 1,944 Likes

Jede Software die im Hintergrund nicht läuft ist prinzipiell gut. Widerspreche mir nicht und mach lieber den Octane Benchmark, neu eingestellt. :)

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M
MoGas

Mitglied

24 Kommentare 13 Likes

Spannender Artikel, gleich mal merken :). Aktuell steuere ich meine Gehäuselüfter über das BIOS, und zwar über die Temperatur am PCI-E Slot. Ich war bisher zu faul die mitgelieferten Temperatursonden anzuschließen. Vielleicht motiviert mich der Artikel mal wieder zum basteln...

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mer

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228 Kommentare 127 Likes

Nein.
Ich kann jedenfalls nicht meine Gehaeuseluefter aufgrund der GPU Hotspot Temperatur regeln im Bios.
Ebenfalls kannst du im Bios keinen "MIX" einstellen.
Also z.b. CPU Temperatur, Chipsatz Temperatur und Grafikkarten Temperatur zu einer Fankurve mixen, und die auf die Gehaeuseluefter legen!

So benutz ich das seit jayztwocents ueber fancontrol:

View image at the forums

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Tronado

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3,702 Kommentare 1,944 Likes

Ja, man kann's auch übertreiben. Bis CPU-Temp 65°C laufen alle Gehäuselüfter flüsternd mit 700 Upm, danach linear bis zu 1000 Upm, lauter braucht es keiner. Die GPU Temp geht eh nicht über 65°C und 80°C hotspot, ist uninteressant.

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Martin Gut

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7,760 Kommentare 3,563 Likes

Vielen Dank Andreas für die gute Zusammenfassung des Themas! :cool:

Bei der CPU-Temperatur finde ich eine Zieltemperatur von 60 bis 70 Grad zu tief. Bei Prozessoren mit wenig Abwärme ist das machbar. Beispielsweise bei einem i9-9900K oder einem Ryzen 7 5800X sind solche Temperaturen aber nicht erreichbar. Die Temperaturdifferenz innerhalb des Prozessors selbst ist da konstruktionsbedingt oft schon bei 40 bis 50 Grad, so dass man auch mit einer Wassertemperatur von beispielsweise 35 Grad bei über 80 Grad landet.

Als Ziel würde ich da eher 5 bis 10 Grad unter der Temperaturgrenze des Prozessors anpeilen damit die Prozessoren nicht unnötig abregeln. Bei Intel ist die Grenze normalerweise bei 100 Grad, so dass 90 Grad kein Problem sind. Bei AMD mit Grenzen von 90 bis 95 Grad sollte man dann etwa 85 Grad als Maximum anvisieren.

Tiefer ist natürlich immer schöner. Man sollte sich da aber auch keine unnötigen Sorgen machen. Wenn man etwas höhere Temperaturen zulässt, kann man die Lüfter bedeutend leiser einstellen. Die Lebensdauer der Prozessoren ist auch unter Dauerlast bei maximalen Temperaturen normalerweise über 10 Jahren. Natürlich kann immer mal ein Chip aussteigen. Mit einem normalen Betrieb kommt man aber nie so weit dass ein Prozessor wegen zu hohen Temperaturen kürzer leben würde. Auf jeden Fall ist das kein Grund, 30 Grad Sicherheitsreserve einzurechnen und schon bei 70 bis 80 Grad bedenken zu haben. Man darf Prozessoren auch bei der Temperatur betreiben, für die sie gebaut sind.

herzliche Grüsse
Martin

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Klicke zum Ausklappem
Casi030

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11,923 Kommentare 2,338 Likes

@Martin Gut
Zu mindestens sollte man die Temperatur bei AMD nicht unterschätzen,sie laufen zwar 24/7 mit 90 bzw 95°C nur halt nicht mit voller Leistung.Jedes °C kostet bei AMD Takt und da sollte man schon ausloten was wichtiger ist bzw. einen guten Kompromiss finden.

Man muss halt auch sehen wofür die CPU gedacht ist,brauch ich viel CPU Leistung kauf ich keinen 5800X und in Spielen kann man den 5800X locker auf 55-75Watt Optimieren und dann bleibt dieser auch weit unter 70-80°C unter CPU Last mit z.b. CineBench.....
Ein 5950X Optimiert liefert viel Multicore Leistung und ebenfalls sehr geringe Temperaturen mit kleinen Eingriffen.

Allein deswegen ist die Softwarelösung bedeuten besser als nur im Bios ein zu stellen.

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mer

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228 Kommentare 127 Likes

Naja zwischen einem Spiel spielen, und einer Anwendung die die CPU auslastet, sind halt grundlegende Unterschiede.
Wenn ich was spiele, und mein 5900x nur 60W braucht und die GPU 320W, dann muss vorrangig die GPU gekuehlt werden, und die Lueftersteuerung soll sich an der GPU orientieren.
Wenn ich nun aber 200 Fotos exportiere und die CPU auf Volllast arbeitet, sollte sie sich an der CPU orientieren. Nicht nur fuer die CPU, sondern auch fuern Ram und Chipsatz!

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Casi030

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11,923 Kommentare 2,338 Likes

Genau,da ist das mixen über Software der Temperaturen ein großer Vorteil,besonders unter Luft.

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mer

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Zumal es eine anstaendig programmierte Software ist. Und kein Logitech G Hub oder Asus Armory Crate. :poop:

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Casi030

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Die ASUS Software ist doch gar nicht schlecht,Lüfter,RGB.....läuft alles ohne Problem.

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Oryzen

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AI Suite FanControl geht so, aber sie beißt sich mit dem (natürlich aktuellen) BIOS von meinem TUF-Gaming, das finde ich sehr undurchsichtig. Und das vom selben Hersteller.

Armory Crate lassen wir als BlingBling-Dingens mal bitte außen vor..., nochdazu, wo es mit jeder Bios-Aktualisierung wieder aktiviert und automatisch installiert wird, wenn man das nicht nochmals im Bios abstellt. Wenigstens funktioniert der De-Installer endlich.

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Ocastiâ

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das würde ich so nicht sagen, nach GPU und/oder CPU zu regeln ist ziemlich praktisch, und wenn du mit verschiedenen Bios versionen rumprobieren musst ist es eine absolute qual jedes mal die Lüfterkurve neu einzustellen.
vorallem wenn du es mit Asus's scheiss Bios zu tun hast.

PS: wenn ich eh schon dabei bin: kann sich jemand erklären warum mein rechner nach einem Biosupdate bei hoher GPU last brummt, auch wenn ich wieder das alte Bios installiere? (mit dem alten Bios allerdings deutlich leiser).

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Tronado

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3,702 Kommentare 1,944 Likes

Alle BIOSe sind im Moment schei**, Asus, Asrock, Gigabyte, vielleicht msi noch am wenigsten. Wie lange es dauert grundlegende Funktionen sauber hinzukriegen. Wenigstens die Lüftersteuerung beim Aorus ist aber gut gemacht und regelt perfekt. Wenn ich aber überlege wie selten ich zu 4770K Zeiten oder bei Z270/Z370 z.B. bei falschen RAM Einstellungen das BIOS resetten musste, sind die BIOSe echt deutlich schlechter und empfindlicher geworden.

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Ocastiâ

Veteran

106 Kommentare 49 Likes

also meine letzte erfahrung mit einem B450 Tomahawk war eigentlich recht positiv, die zwei Rog Strix Z390-E Gaming mit denen ich es zu tun habe, bzw hatte sind aber eine vollkatastrophe(warum muss alles einen eigenen Asus namen haben, der dann auch noch per update geändert wird?!?), inklusive dem bereits angesprochenen Biosupdate was aus unerklärlichen gründen die GPU zum brummen bringt.

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Megaone

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1,743 Kommentare 1,644 Likes

Top Artikel. Danke für die Mühe. Aus diesem Grund schätze ich Igorslab so.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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