Audio Bluetooth Testberichte

LG PK3, LG PK5 und LG PK7 im Test – Dreiklang oder Missklang der Bluetooth-Lautsprecher?

Messaufbau. Methoden und CSD (Cumulative Spectral Decay)

Wie wir testen, haben wir im Grundlagenartikel “Tom’s Hardware intern: So testen wir Lautsprecher, Kopfhörer und Geräuschemissionen” bereits sehr ausführlich und transparent dargelegt, denn mit dem üblichen Audio-Geschwurbel von Bassgewittern und Hochtonpeitschen kommt man nicht wirklich weiter. Man muss schon subjektiv gut zuhören können und parallel dazu auch messen. Beginnen wir zunächst mit Letzterem.

Die Kurven der spektralen Zerfallsanalyse (CSD) bieten weitere sehr nützliche Informationen über die Leistung der verbauten Treiber. Diese Analyse basiert auf dem bereits oben dargestellten Frequenzgangdiagramm, enthält aber zusätzlich noch das Element Zeit und zeigt nun als 3D-Grafik (“Wasserfall”) sehr anschaulich, wie sich der Frequenzgang über die Zeit hin entwickelt, nachdem das Eingangssignal gestoppt wurde. Umgangssprachlich wird so etwas auch “ausklingen” oder “ausschwingen” genannt.

Normalerweise sollte ein Chassis nach dem Wegfall des Eingangssignals ebenfalls möglichst schnell anhalten. Einige Frequenzen (oder sogar ganze Frequenzbereiche) werden jedoch immer langsam(er) abklingen und dann in diesem Diagramm als länger anhaltende Frequenzen auf der Zeitachse auch weiterhin erscheinen. Daran kann man gut erkennen, wo der Lautsprecher vielleicht besonders “scheppert” oder wo sogar Resonanzen auftreten und das Gesamtbild stören könnten.

LG PK7 – Messungen und Sound-Check

Beginnen wir zunächst mal mit dem direkten Vergleich aller Optionen als Vergleichskurven. Daran erkennt man auch gut, was man da als Meridian-Technologie implementiert hat und auf was dieses digitale Soundprocessing (DSP) eigentlich hinausläuft:

Man erkennt, dass der Tieftonbereich unterhalb 200 Hz leicht angehoben wird, wenn man „Enhanced Bass“ aktiviert. Wirklich hörbar ist dies aus physikalischen Gründen aber erst dann, wenn der Lautsprecher auf einer größeren Fläche (z.B. Sideboard) oder dem Fußboden steht (akustischer Kurzschluss im Tieftonbereich wird abgemildert). „Clear Vocal“ hebt den Bereich zwischen fünf und sechs KHz leicht an, was z.B. zu einer stärkeren Betonung der Sibilanten und Sprachverständlichkeit führt.

Die nachfolgenden Kurven zeigen noch einmal die Messwerte für alle der möglichen Optionen mittels geglätteter und ungeglätteter Kurven, sowie die CSD-Analyse als „Wasserfall“-Grafik:

Die Delle bei ca. 2,8 KHz ist stark richtungsabhängig und deutet auf eine nicht ganz optimale Anbindung der beiden kleinen Extra-Hochtöner hin, die etwas zu spät einsetzen. Das Einschwingverhalten ist allerdings ok, die Resonanzen und das Nachschwingen sind bauartbedingt durch die Passivmembranen der „Subs“ bedingt. Damit kann man bei solchen Konstrukten eigentlich noch gut leben.

In der Praxis decken sich Messung und Kurven ganz gut. Trotz der optional sehr starken Bassanhebung, die dann auch auf Lasten der Pegelfestigkeit geht, ist der Oberbass für meinen Geschmack etwas zu fett und die unteren Mitten sind sehr dominant. Das klingt subjektiv empfunden sehr warm und füllig, gerät aber stellenweise auch zum „Pappsound“, den die Amazon-Lautsprecher-Schnäppchen von Tante Helgas Partykeller-PA abliefern.

Aber, so fair muss man sein, es sind nun mal kleine Boxen mit verständlichen physikalischen Limits. Für das vorhandene Innenvolumen klingt der PK7 gut, denn mehr geht wohl auch einfach nicht. Das DSP tut was es soll, auch eine seltene Erkenntnis, aber wenigstens mal eine positive. Der Eingriff erfolgt dezent und nicht mit dem akustischen Holzhammer. Das kann sogar mir gefallen.

LG PK5 – Messungen und Sound-Check

Eine Klasse tiefer angekommen, verraten uns auch die Kurven, dass das Innenleben ein wenig kleiner ausfällt und auch mit weniger Innenvolumen auskommen muss. Vergleichen wir auch hier erst mal die Gesamtübersicht aller Variationen:

Wenn „Enhanced Bass“ aktiviert, wird erfolgt eine minimale Verschiebung der Kurven unterhalb 200 Hz. Wirklich hörbar ist dies nicht mehr. „Clear Vocal“ hebt den Bereich zwischen 2,5 und sechs KHz leicht an, was die Delle bei ca. 4 KHz kompensiert. Man hört es aber ist dann bestenfalls linear. Von einer Verbesserung der Sprachverständlichkeit kann da kaum eine Rede sein, da das menschliche Ohr hier eh schon recht empfindlich reagiert.

Außerdem ist der Vorsatz vor den Membranen mit den LED aus meiner Sicht eine akustisch eher kontraproduktive Spielerei, die zudem die Basisbreite nicht vergrößert. Hauptsache, es leuchtet etwas. Nun ja… Aber auch für den PK5 habe ich alle Optionen noch einmal als Einzelgrafik aufbereitet:

Die Delle bei ca. 3,5 KHz sollte sicher Chassis-bedingt sein. Das Einschwingverhalten ist für so eine Lösung gut und zu den passiven Bassmembranen schrieb ich bereits beim PK7 eine Schlussfolgerung.

Subjektiv  hört sich der Pk5 mit aktiviertem „Clear Vocal“  fast schon neutral. Den Bass-Fetischisten wird es eher mussfallen, aber ich finde es gut und vor allem auch recht natürlich. Trotz des fehlenden Tiefbasses klingt alles recht harmonisch und angenehm war. Das ist etwas, was sehr vielen der Mitbewerber-Produkte leider komplett fehlt. Die Pegelfestigkeit geht eigentlich auch in Ordnung.

LG PK3 – Messungen und Sound-Check

Kommen wir nun noch zum kleinsten Bruder, dem PK3 und bertrachen wiederum als Erstes die Vergelichskurven in der Übersicht:

Wenn „Enhanced Bass“ aktiviert wird, erfolgt eine etwas undefinierte, weil überflüssige Verschiebung der Kurven oberhalb von zwei KHz. Eine Bassanhebung findet hingegen gar nicht erst nicht statt. Die oberen Mitten sind etwas präsenter, aber das war’s dann auch schon. Das DSP ist hier komplett indisponiert gestaltet worden. Entweder handelt es sich um einen Fehler beim Gerät oder man hat versucht, mittels Höhenabsenkung einen tieferen Eindruck zu suggerieren.

Man kann es drehen und wenden, aber der PK3 ist und bleibt von den Messkurven etwas unverständlich. Doch wie klingt dieses Mysterium dann in der Praxis? Sehr ausgeglichen und hell. Leider damit auch etwas kühler und fast schon metallisch, wenn das DSP deaktiviert wurde. Unterhalb 200 Hz geht größenbedingt eh kaum noch was, wobei wenigstens die Pegelfestigkeit durchaus überzeugen kann. Das wäre sogar noch besser ausgefallen, hätte man unterhalb von 60 Hz einfach einen brutalen Low-Cut angesetzt hätte.

Zusammenfassung und Fazit

Es wird LG zwar nicht ganz so gefallen, aber mir persönlich sagt der PK5 am ehesten zu. Für den aufgerufenen Preis ist er nämlich keine schlechte Offerte. Vielleicht hätte ich den PK7 mindestens genauso gut gefunden, wenn es eine Handy-Ladefunktion (und einen ggf. noch größeren Akku) gegeben hätte. Hat es aber nicht. Und für ein Steckernetzteil, zwei zusätzliche Leuchtstreifen und etwas mehr Lautstärke gleich 30 Euro mehr ausgeben?  Außerdem lässt sich der PK5 einfacher transportieren.

Beim PK3 bin ich etwas zwiegespalten. Im Vergleich zum PK5 ist er kaum billiger, bietet aber deutlich weniger Features. Trotz IPX7, dem einzigen echten Highlight, ist er einfach zu teuer. Für 60 bis maximal 70 Euro, ja. Aber so mit den 90 Euro wird das eher nichts, wenn man für einen Zehner mehr schon das deutlich bessere Gerät bekommt. Womit ich beim Fazit auch schon durch wäre, denn was soll man auch Romane über Blauzähne schreiben?

LG hat keinen schlechten Job gemacht, das ist Fakt. Aber am Ende entscheidet eh immer der Kunde. Wie üblich.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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