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Grundlagen GPUs: Leistungsaufnahme, Netzteilkonflikte & andere Mythen | 2014 und 2020

Der übliche Gedankengang in Richtung „viel hilft viel“ bei Überlegung zur Leistung eines Netzteils kann in unserem Falle nicht aufrecht erhalten werden. Es kommt nämlich wie immer auf eine gute Balance an. Zunächst sollte man die Spikes in der Leistungsaufnahme moderner Grafikkarten genau als das bewerten, was sie sind: Eine Herausforderung an die Qualität eines Netzteils und nicht an dessen maximale Wattzahl. Wenn man sich vor unnötigen Überraschungen und ggf. Langzeitschäden absichern möchte, ist nicht mehr, aber eben auch nicht weniger nötig. Und auch die fallende Effizienz im Leerlauf überdimensionierter Netzteile ist nicht zu vernachlässigen. Was also sollte ein optimales Netzteil für aktuelle, leistungssatarke Grafikkarten können und wie sollte man es bemessen?

2020 – Spezielle Riser-Card für die Grafikkarte

Die durchschnittliche Leistungsaufnahme unter Last über einen gewissen Zeitraum ist hier – neben dem Bedarf des restlichen Systems – alleinig ausschlaggebend für die Auswahl der Netzteilleistung, nicht die kurzzeitig auftretenden Spitzenwerte. Wenn man dann in der Summe aller Komponenten bei rund 75 Prozent Auslastung im Stresstest liegt, sollte das optimale Leitungsfenster gut getroffen werden. Hinsichtlich der Qualität der verwendeten Bauteile wird es schon interessanter: Denn wir betonen es noch einmal, dass es im Bezug auf die Grafikkartenproblematik eben nicht (nur) auf Firmennamen ankommt, sondern in erster Linie auf die Zweckmäßigkeit der tatsächlichen Bestückung und die tatsächlichen Eigenschaften der jeweiligen Kondensatoren auf der Sekundärseite.

Die Pauschalaussage, das komplett japanische Kondensatoren verbaut werden würden, ist zwar schön fürs Marketing, hilft aber meist erst einmal gar nicht weiter. Hier kommen nun die von uns gemessenen Spikes ins Spiel, die über die Konstanz der Versorgung und die Haltbarkeit der Komponenten mit entscheiden.

2020: Micro-Controller für die Erfassung der Einzelwerte

Fazit

Wer viel misst, kann auch viel erfahren. Das bleibt mir als ganz persönliches Fazit nach diesem höchst interessanten Jahr wohl für immer in Erinnerung. Nach vielen direkten Kontakten zu Grafikkarten- und Netzteilherstellern, Gesprächen in den jeweiligen Entwicklungsabteilungen und auch Besuchen in den Fabriken selbst hat sich langsam, aber kontinuierlich ein Bild herauskristallisiert, das mir persönlich geholfen hat, den Blick auf viele Probleme zu schärfen sowie viele Zusammenhänge besser zu erkennen und zu verstehen.

Die Zusammenarbeit mit dem Messgerätehersteller hat dann noch ein Übriges getan, um vor allem auch die Ursachen zu finden. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle öffentlich noch einmal bei allen Beteiligten auf diesem Weg bedanken. Es ist definitiv keine Schande, vom Wissen Dritter zu profitieren – aber sehr wohl, aus falscher Eitelkeit heraus nicht zu fragen.

Es wäre in diesem Zusammenhang sicher auch hilfreich, wenn die Netzteil-Reviews nicht ausschließlich auf Chroma-Protokolle und ohmsche Lasten setzen würden, sondern dort auch die gleichen Spikes erzeugt werden würden, wie es die real existierende Technik nun mal vormacht. Spätestens dann werden auch so rätselhafte und kaum messbare Dinge, wie verlorene PowerGood-Flags vom Mainboard, endlich der Vergangenheit angehören. Denn eines ist auch sicher: viele augenscheinlich unerklärliche Netzteilausfälle oder Systemabschaltungen haben eigentlich eine ganz einfache Ursache: die extrem schnell wechselnden Lastspitzen und deren Nichtberücksichtigung beim Netzteildesign und dessen Bestückung mit zweckmäßigen Bauelementen, sowie der falschen Auswahl des benutzen Netzteilmodells.

Kurzum: Nach nunmehr 6 (!) Jahren bin ich endlich dort angekommen, wo ich eigentlich damals nach wenigen Wochen sein wollte. Dies war natürlich im Nachhinein betrachtet eine gehörige Illusion, aber der mühsame Weg bis dahin war gleichzeitig auch Ansporn und Basis für viele nebenher gesammelte Erkenntnisse über interessante Wechselwirkungen, auf die man sonst nie gekommen wäre.

Wir möchten deshalb Grafikkartenhersteller, Netzteilanbieter und auch die Reviewer ein wenig mehr für die aufgezeigte Problematik sensibilisieren – der Endverbraucher und Leser wir es sicher danken.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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