Audio Audio/Peripherie Sound System Testberichte

[UPDATE] Audio-Roundup: 2.0- und 2.1-Soundsysteme im Vergleichstest

Kurzvorstellung und technische Daten

Mit den Luna Eclipse hat Edifier ganz offensichtlich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen – nämlich recht ordentlich zu klingen und dabei deutlich anders als die dröge Masse auszusehen. Stylisch aufgebrezelt kann also durchaus auch gut performen, so viel darf man voran schon einmal verraten. Die Boxen, die wie eingekerbte, leicht angebissene Smarties aussehen, besitzen eine leider sehr empfindliche Hochglanzüberfläche, die sich aber deutlich wertiger anfasst als das, was man einst als Klavierlack-Optik aufgetischt bekommt.

Edifier setzt im Inneren auf zwei Class-D-Endstufen pro Kanal, wobei die aktive Frequenzweiche mittels DSP gelöst wird. Der Mittel-/Tieftoner und der Hochtöner jeder Box werden also getrennt angesteuert, was durchaus Vorteile bietet. Die Digitalendstufen garantieren durch den hohen Wirkungsgrad zudem einen recht kühlen Betrieb der Lautsprecher, obwohl die verfügbare Leistung weit jenseits der 50-Watt-Grenze liegt.

Der Lieferumfang ist zweckmäßig. So liegt neben dem Netzteil und dem üblichen 3,5-mm-Klinkenkabel praktischerweise noch ein Mikrofasertuch zum Reinigen der sehr empfindlichen Oberfläche in Klavierlack-Optik bei. Die Fernbedienung im Pseudo-Aluminim-Look wirkt hingegen reichlich billig und verfügt zudem nur über rudimentäre Funktionen.

 

Konnektivität und Usability

Das Edifier Luna Eclipse ist leicht nach hinten geneigt und strahlt somit etwas nach oben ab; außerdem punktet das kompakte Soundsystem mit einer geringen benötigten Aufstellfläche. Edifier verzichtet auf die übliche Bassreflexröhre und setzt stattdessen auf eine Passivmembran für den Tieftonbereich, wie wir sie auch aus vielen mobilen, kleinvolumigen Bluetooth-Lautsprechern oder den großen Edifier 760D bzw. 730D kennen.

Das hat durchaus seinen Charme, denn der negative Einfluss rückwärtiger Wände oder von Möbelrückseiten entfällt damit komplett. Was stylisch aussieht, ist somit sogar noch eine technische Finesse, denn das so geschaffene Abstrahlverhalten ist nicht einmal uncool, wenn man passend sitzt.

Die Funktionstasten an der rechten Seite des aktiven Lautsprechers sind sensitiv, allerdings sieht man mit der Zeit auch die Spuren der Betätigung, die sich aber mit dem beigelegten Tuch recht schnell wieder entfernen lassen. Die Wischgesten zwischen der Plus- und Minustaste (Swipe-Motion-Funktion) zum Vor- und Rückspulen der Musiktitel im Bluetooth-Modus sowie zum Trennen der Bluetooth-Verbindung funktionieren ebenfalls problemfrei.

Die Verbindung über Bluetooth ist innerhalb des Raumes bis etwa neun Meter stabil und das Pairing ist denkbar einfach. Man kann aber auch den analogen, an der Rückseite befindlichen 3,5-mm-Klinkeneingang zur direkten kabelgebundenen Anbindung nutzen. Die Verbindung der beiden Lautsprecher erfolgt über ein proprietäres Kabel, das sich leider nicht verlängern lässt. Das Steckernetzteil wird ebenfalls am rechten Lautssprecher rückseitig angeschlossen.

Messung und Sound-Check

Die Messung dieses relativ kleinen Lautsprecherpaares war am Ende eine wirkliche Überraschung. Denn bis auf eine leichte Badewannenabstimmung und die etwas zu kräftigen unteren Mitten ist der Verlauf in einigen Bereichen fast schon als linear zu bezeichnen. Der Tiefton ist für diese Größe erstaunlich präsent und die Verwendung der passiven Membran für den Tiefton ist im Vergleich zu den herkömmlichen Bassreflexrohren oder dem Einsatz eines speziellen Tieftöners die bessere Lösung.

Das Ganze funktioniert so gut, dass wir es noch einmal als (nahezu) ungeglättete Kurve zeigen können, bei der am Ende alles passt, was in dieser Preisklasse machbar scheint.

Das rein subjektive Hörerlebnis ist gut – und in manchen Bereichen sogar noch besser, als es die Kurven vermuten lassen. Auch wenn man subjektiv die Betonung der unteren Mitten so nicht mag: Wirklich gestört hat es uns nur beim Anhören bestimmter Kammerkonzerte. Die Luna Eclipse sind zwar beileibe keine Bass-Burner, aber das, was unten herum noch rüberkommt, hat Charakter und ist angenehm knackig statt üppig vermatscht. Dann lieber so als pauschal zu viel.

Trotz der leichten Überpräsenz bei circa 300 Hz klingen vor allem männliche Stimmen extrem klar und transparent. Bei weiblichen Vocals entscheidet dann die Stimmlage darüber, ob etwas zu viel Fülle eingepielt wird oder nicht. Nahezu alle Instrumente klingen einzeln oder im Zusammenspiel so, wie sie sollen. Auch komplette Orchester leben von einer guten Räumlichkeit und der sehr präzisen Ortung einzelner Instrumente, ohne jedoch allzu analytisch zu werden.

Der Dynamikbereich fällt trotz der kleinen Membranen und des kleinen Innenvolumens samt höherer Dämpfing recht ordentlich aus, wozu natürlich auch die relativ hohe Verstärkerleistung beiträgt. Die aktive Weiche leistet sich keine Schwächen und das DSP bleibt verhalten im Hintergrund. Klangregler vermisst man hier wirklich keine, denn es würde das ordentliche Gesamtbild wohl sowieso nur verschlimmbessern.

Das System eigenet sich für Musik und Gaming in gleichem Maße, zudem man sowohl in geringem Abstand (Desktop) als auch in Wohnräumen bis zur mittleren Größe klanglich annähernd gleich gut bedient wird. Deshalb kann man diese Lautsprecher guten Gewissens empfehlen, auch wenn der Preis etwas höher angesetzt ist – wobei er in diesem Fall gerechtfertigt ist und sich nicht nur an der Optik festmacht.

Fazit

Schön anzusehen, gut zu benutzen und noch nicht einmal übermäßig teuer: Sicherlich sind die aktuell abgerufenen 170 Euro sind kein Pappenstiel, aber noch lange nicht so teuer wie die Image-Träger anderer Marken, die in dieser Preisklasse kaum besser agieren – im Gegenteil. Man ist stets erstaunt über die Performance der Luna Eclipse. Zu Recht.

Hochwertig im Design und nicht minder akurat in der Verabeitung – hier hat Edifier eindrucksvoll bewiesen, dass man eben nicht nur (mehr oder weniger attraktive) Holzdekorfolie auf kantige MDF-Gehäuse kleben kann. Zudem stimmt auch der Klang, was viele überraschen wird, weil man es dem Luna Eclipse einfach nicht auf den ersten Blick ansieht.

Unterm Strich ist dieses Lautsprecherpaar eine Empehlung für all jene, die es gern ein wenig unkonventionell und auffällig haben möchten, ohne dass die eigentliche Funktionalität dran glauben muss. Schön und zweckmäßig können also doch ganz gut miteinander.

Pro Kontra
– außergewöhnliches Design
– kompakt und platzsparend
– für die Größe sehr guter Klang
– Bluetooth
– automatische Standby-Schaltung
– unpassende Fernbedienung
– nur mittelmäßige Pegelfestigkeit im Tiefbassbereich
– relativ hoher Preis

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

Folge Igor auf:
YouTube   Facebook    Instagram Twitter

Werbung

Werbung