Audio Audio/Peripherie Sound System Testberichte

[UPDATE] Audio-Roundup: 2.0- und 2.1-Soundsysteme im Vergleichstest

Kurzvorstellung und technische Daten

Das Speedlink Gravity Wave X ist ein alter Bekannter, der sich auch optisch sehr deutlich vom wesentlich kleineren Quaint abheben kann. Der Subwoofer ist beim Wave X der dominanteste Part, dem sich die Satelliten brav unterzuordnen haben.

Dieser Evergreen steht auch in der technischen Umsetzung voll in der Philosophie der Gravity-Produktlinie. Die Bedienelemente sind wie immer recht einfach erreichbar an der rechten Seite des Subwoofers angebracht und die Kabelfernbedienung wird seit Generationen an den PC angeschlossen und dient quasi als Audio-Verbindungskabel zwischen Subwoofer und Computer.

Das kann man schön finden oder nicht, zumindest ist es nach wie vor praktisch. Lautsrecherabdeckungen für die Satelliten gibt es allerdings keine, so dass die glänzende Front in der üblichen Klavierlackoptik erstrahlt. Der eigentliche Korpus der Satelliten ist jedoch mattschwarz, was dem fingerabdrucksfreien Aufstellen sehr entgegenkommt.

Der Lieferumfang beschränkt sich auf die Lautsprecher, das Verbindungskabel zwischen Subwoofer und Kabelfernbedienung sowie das kleine Handbuch.

 

Konnektivität und Usability

Der Subwoofer ist im Vergleich zum Speedlink Quaint groß genug, dass man ihn gefahrlos unter dem Tisch platzieren kann – und dies sogar tun muss. Die Inbetriebnahme ist denkbar einfach, denn man muss nur den Netzstecker einstecken, die Satellitenkabel in die richtigen Buchsen an der Seite einklinken und die Kabelfernbedienung zwischen PC und Lautsprecherset richtig anschließen

 

 

Der Anschluss aller Kabel erfolgt über das Seiten-Panel rechts, jedoch sind die Cinch-Buchsen für den Audio-Eingang und die Lautsprecherausgänge optisch identisch und die Verwechslungsgefahr somit durchaus real. Man findet hier noch die Regler für die Lautsärke und den Pegel des Subwoofers (Tiefen) sowie einen physikalischen Netzschalter zu kompletten Netztrennung. Dazu gibt es noch einen Standby-Schalter, dessen Sinn reichlich fragwürdig ist, denn bücken muss man sich zum Ausschalten ja in jedem Fall. Dann doch lieber gleich das Original nutzen und das Teil komplett vom Netz nehmen.

Der einzige leichte Kritikpunkt ist die mager ausgefallene Konnektivität, denn es existiert nur ein einziger Audio-Eingang. Damit eignet sich das System maximal für den festen Anschluss am PC (oder TV), nicht jedoch für mehrere (umschaltbare) Audioquellen im Wohnbereich.

Die Kabelfernbedienung ist ein Thema für sich. Einerseits wird sowohl der Audio-Ausgang als auch der Mikrofoneingang bzw. der Line-In direkt bis zum Knubbel durchgeschleift. Das ist praktisch, wenn man ein Headset anschließen möchte, das dann den Lautsprecher zum Abschalten bringt.

Die eigentliche Lautsärkeregelung erfolgt jedoch in diesem Fall noch vor dem Verstärkereingang, was durchaus zu hörbaren Klangverfälschungen führen kann. Gerade bei nur wenig aufgeregeltem Potenziometer kommt es zu hörbaren Fehlanpassungen (Impedanzunterschiede), die sich in einem leicht dumpfer werdenden Klang äußern (Höhenabfall).

Deshalb empfehlen wir eher die Pegeleinstellung am Subwoofer als zusätzliches Korrektiv. Man kann mit dem beigelegten Klinken-Cinch-Kabel den PC übrigens auch ohne diese Fernbedienung direkt anschließen.

Das Grundrauschen des Systems ist leicht hörbar, jedoch nicht so laut, dass man es in dieser Preisklasse extra kritisieren müsste. Fremdeinstreuungen bei offenem Eingang werden auch dadurch unterdrückt, dass die Fernbedienung permanent angeschlossen ist.

Messung und Sound-Check

Wie die nachfolgenden Messungen zeigen, besitzt dieses System bei der Übergangsfrequenz von den Satelliten zum Subwoofer den typischen Knick einer nicht ausbalancierten Frequenzweiche (150 bis 170 Hz).

Mittelstellung des Tieftonreglers (Default)Mittelstellung des Tieftonreglers (Default)

Hebt man den Bass an, erzielt man rund 12 Dezibel mehr Pegel. Leider verstärkt sich damit aber überwiegend der Oberbass, so dass die Kluft zwischen Subwoofer und Satelliten deutlich größer und hörbarer wird.

Maximalstellung des TieftonreglersMaximalstellung des Tieftonreglers

Beim kompletten Zuregeln der Tiefen findet der Subwoofer dann gar nicht mehr statt, was erneut beweist, dass der Pegelregler nur die Intensität des Subwoofers separat reguliert, jedoch keine echte Klangeinstellung für das Gesamtsystem ist.

Minimalstellung des TieftonreglersMinimalstellung des Tieftonreglers

Kommen wir nun zum subjektiven Hörerlebnis. Auf einen echten, präzisen Tiefbass muss man verzichten, denn nur ab etwa 100 Hz entwichkelt das System eine wahrnehmbare Performance. Alles darunter wirkt uninspiriert und kraftlos. Das mag auch mit der relativ geringen Ausgangsleistung zu tun haben, wegen der man den Tieftonbereich genau so abgestimmt hat, wie wir ihn hier vorfinden.

Der Übergang zwischen Subwoofer und Satelliten ist hörbar. Vieles fällt zudem in das gern kolportierte Mittenloch, welches eigentlich ein Oberbassloch ist und die unteren Mitten nur ankratzt. Das aber reicht, um tiefe männliche Vocals wegsacken und weibliche Stimmen deutlich kälter wirken zu lassen als sie es in natura sind.

Im Bereich um 300 Hz finden wir eine unangenehme Spitze, die die Satelliten zusätzlich unnötig hohl klingen lässt. Das wirkt sich Genre-übergreifend auf so ziemliche alle Titel aus und lässt einen ein wenig an den üblichen „Plastik-Sound“ denken. Der Mittenbereich ist im weiteren Verlauf unaufgeregt, was das Soundsystem durchaus fürs Gaming tauglich macht, denn die räumliche Ortung ist ausreichend bis gut. Die Spitze bei rund 8,5 kHz markiert das etwas zu forsche gemeinsame Auftreten des Mittel- und Hochtöners und mag eine Marketing-konforme Abstimmung sein, die die vorhandene Badewannenabstimmung dann abrundet.

Die Präzision der Satelliten ist für den aufgerufenen Preis akzeptabel. Für einen ambitionierten Musikgenuss ist das System aber eher nichts, denn fast alle Instrumente leiden unter der etwas eigenwilligen Abstimmung. Geclippte Disko-Mucke geht hingegen recht laut, weil selbst die Kick Drums bereits in den absteigenden Bereich fallen und das System in keinem Frequenzbereich überfordert wird. Der (gewünschte?) Papp-Sound mit der Anhebung im Bereich der unteren Mitten täuscht zudem eine gewisse Fülle vor, die so eigentlich gar nicht vorhanden ist. Ergo: Alles wirkt lauter, als es eigentlich ist.

Fazit

Das Speedlink Gravity Wave X leistet sich in seinem Preissegment keine nennenswerten Schwächen und ist damit so unauffällig wie ein Sandkorn auf Rügen. Die Qualität geht in Ordnung und auch der Klang ist für diese Preisklasse noch akzeptabel.

Wir würden lediglich die etwas zu geringe Pegelfestigkeit im Bassbereich bemängeln, die auf die wirklich unterdimensionierte Subwoofer-Endstufe mit nur 13 Watt RMS und die Abstimmung zurückzuführen ist.

Es ist in der Summe kein schlechtes Angebot, sieht aber fast schon nach mehr aus, als es dann am Ende wirklich ist.

Es ist damit allerdings auch ein Geheimtipp für all jene Eltern, die den Wunsch der Kinder nach einem knallig aussehenden Basswürfelsystem befriedigen müssen, jedoch auch an ihre eigenen Ohren (und auch die der Nachbarn) denken wollen (oder müssen).

Dann wird aus einem vermeintlichen Nachteil sogar noch ein echtes Feature, denn die Nachbarschaft wird friedlich bleiben.

Pro Kontra
– einfach anzuschließen
– Headset-Betrieb mit Mikrofon möglich
– Steuerelemente an der Seite zugänglich
– geringe Ausgangsleistung des Subwoofers
– kein echter Tiefbass, Badewannenabstimmung
– hörbarer Übergang zwischen Subwoofer und Satelliten
– leichtes Eigenrauschen
– Verwechslungsgefahr beim Anschließen
– etwas zu teuer im Vergleich zu den Mitbewerbern

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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