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[UPDATE] Audio-Roundup: 2.0- und 2.1-Soundsysteme im Vergleichstest

Kurzvorstellung und technische Daten

Mit dem Review des CineSound B7 von Edfier sind wir zwar ein wenig unserer Zeit voraus, aber diese Soundbar verkauft sich bereits in anderen Ländern und Regionen ausgesprochen gut und kommt demnächst auch nach Deutschland. Grund genug für uns, wieder einmal einmal als Erste einen näheren Blick darauf zu werfen.

Sicher – Soundbars gibt es mittlerweile so einige und wirklich neu erfinden kann man da eigentlich fast nichts mehr. Trotzdem ist es interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Hersteller solche Produkte aus ihrer eigenen Sicht interpretieren.

Mit einem Meter Länge ist der flache Teil des Systems breit genug, um im nicht allzu großen Abstand noch ausreichendes Stereo-Feeling zuzulassen. Womit auch der Einsatzort bereits umrissen wäre, denn für größere Räume und Abstände sollte man dann schon auf eine separate Lautsprecherlösung setzen.

So aber kann man zusammen mit dem frei im Raum aufstellbaren und per Funk verbundenen Subwoofer ein nettes 2.1-Soundsystem unter dem Fernseher platzieren, weil die Soundbar sogar eine einfache Wandmontage vorsieht und das stabile Bracket gleich mitgeliefert wird.

Immerhin rund vier Kilogramm bringt die Soundbar auf die Waage, der Subwoofer noch einmal klassenübliche acht Kilogramm. Dabei lässt es sich auf den ersten Blick auch nicht vermuten, dass es sich hier um ein echtes Drei-Wege-System handelt, bei dem der Subwoofer sogar bis 200 Hz spielt, um die Defizite der kleinvolumigen Soundbar besser auszugleichen. Das sind 50 bis 75 Hz mehr, als die meisten vergleichbaren Systeme nutzen, was durchaus ein Vorteil ist.

Das Zubehör fällt relativ opulent aus, denn man erhält neben der Soundbar und dem Subwoofer ein (viel zu kurzes) optisches Kabel, ein 3,5-mm-Stereo-Klinkenkabel, ein Cinch-Kabel, eine Fernbedienung, das Handbuch sowie eine Schiene für die sichere Wandmontage. Geliefert wird das Objekt der Begierde dann in zwei getrennten Verpackungen, da sich die Abmessungen von Soundbar und Subwoofer doch zu stark unterscheiden.

Dass eine Soundbar in dieses Roundup aufgenommen wurde liegt auch daran, dass man sie – das haben wir selbst ausführlich getestet – auch sehr bequem am Desktop nutzen kann. Da der Subwoofer relativ frei und kabellos auch woanders platziert werden kann, bleibt der Fußraum unter dem Schreibtisch das alleinige Herrschaftsgebiet unserer Beine und Füße. Das bietet durchaus nicht zu unterschätzende Vorteile.

 

Details, Konnektivität und Usability

Auch wenn er eigentlich nur der Begleiter im Hintergrund ist – wir beginnen zuächst mit dem Subwoofer. Rein äußerlich betrachtet bemerkt man eigentlich keinerlei Besonderheiten außer dem Fehlen jeglicher sichtbarer Eingänge und dass der Subwoofer nach dem Downfire-Prinzip arbeitet, also den Schall nach unten abstrahlt.

Das hat akustische Vorteile, wenn er relativ frei stehen kann, jedoch auch Nachteile, wenn man ihn in einer Ecke platziert und es bereits hier zu wahrnehmbaren Reflexionen und  überlagerten Schallwellen kommt – eine Wand im Hintergrund ist noch okay, eine Ecke mit zwei Wänden eher nicht.

Dafür funktioniert sogar eine hüfthohe Aufstellung auf Möbelstücken wie einem Sideboard, wobei man hier dann zumindest rein optisch Zweifel ob des schwarzen Klotzes anmelden könnte.

 

 

Der Subwoofer steht auf Füßen und hat somit auch genügend Abstand zum Untergrund; eine weitere Erhöhung brachte keinen akustischen Vorteile mehr. Am Boden befindet sich ein von Edifier gelabelter 21-cm-Tieftöner, der von außen durchgesteckt montiert wurde. Die Schrauben stecken hinter der runden Zierblende aus Kunststoff.

Dass man auf simple Holzchrauben setzt, ist dabei erst einmal kein Beinbruch, auch wenn man sich in dieser Preisklasse längere Schrauben und ggf. aufgeleimte Holzklötzchen im Inneren hätte wünschen können. Der Hub des recht großen Chassis fällt normal aus, was bei der anliegenden Ausgangsleistung des Verstärkers in Verbindung mit dem großen Membrandurchmesser eigentlich auch völlig ausreicht.

Die Innendämmung ist keine echte Dämpfung, sondern lediglich als Abdeckung aufgeklebt. Der Korpus besitzt im Inneren einige aufgeleimte Versteifungen und getackerte Komponenten haben wir erfreulicherweise nicht gesehen.

Das Bassreflexrohr besitzt einen relativ großen Durchmesser, ist dafür recht kurz gehalten sowie am inneren Ende mit dünnem Schaumstoff etwas gedämpft. Wer möchte, kann die Dämpfung noch ein klein wenig erhöhen, um vor allem den Bereich um 60 bis 90 Hz etwas in den Hintergrund zu schieben und einige überspitzende Resonanzen zu glätten. Dann klingt der Bass deutlich differenzierter und weicher, lässt aber auch etwas Pegel liegen.

Die Endstufe auf den von Shenzen Shenchenghui Circiúit Science Technologies Co. Ltd. gefertigten Platinen ist mit einem TAS5754M bestückt. Dieser Closed-Loop-Verstärker mit digitalem Eingang, der speziell für derartige Audio-Lösungen entwickelt wurde, eignet sich vor allem in Verbindung mit dem auf 5,8 GHz arbeitenden Bluetooth-Empfänger hervorrragend für diese Aufgabe.

Der Verstärker wird in Brückenschaltung betrieben und leistet circa 50 Watt Sinus bevor es richtig klirrt, so dass die Angabe mit den 75 Watt RMS durchaus hinkommt.

An der Rückseite findet man dann auch den obligatorischen Drehregler für den Pegel, eine Status-LED und einen versenkten Taster zum Pairing, den man am besten mit einer aufgebogenen Büroklammer (keine Nadel) nutzt. Wie man das simple Pairing durchführt, kann man der Rückseite dank Aufdruck ebenfalls gleich entnehmen.

Die Verarbeitung des Subwoofers geht in Ordnung, allerdings ist die Folierung optisch kein echtes Highlight, denn sie wirkt speckig und an manchen Kanten auch leicht unsauber (was sie aber eigentlich nicht ist).

Die eigentliche Soundbar sieht da schon deutlich hochwertiger aus, denn man hat sie ja stets im Blickfeld. Was wir bereits an dieser Stelle jedoch kritisieren würden ist das fest angebrachte Netzkabel: Gerade wer helle Wände bevorzugt, hätte hier vielleicht gern auf eine andere Farbe des Kabels gewechselt, was jedoch unmöglich ist.

Die Stoffbespannung ist blickdicht ausgeführt, so dass man die Lautsprecheröffnungen nur ertasten, aber nicht sehen kann. Die beiden Chassis pro Kanal sitzen an den äußeren Enden, in der Mitte befinden sich die Verstärkereinheit, das Netzteil, der Infrarotempfänger für die Fernbedienung sowie die Status-LED.

Der anthrazitfarbene Kunststoff fasst sich hochwertig an und ist mitsamt aller Spaltmaße auch sehr ordentlich verarbeitet. Die beiden Enden links und rechts sind mit Aluminiumapplikationen abgeschlossen, wobei sich auf der rechten Seite der Soundbar noch einige Steuerungselemente befinden.

 

 

Man kann hier auch ohne Fernbedienung zumindest die Lautstärke einstellen, zwischen den Eingängen wechseln sowie das ganze System ein- bzw. ausschalten. Letzteres geschieht übrigens auch automatisch, wenn etwa zehn Minuten kein Signal mehr anliegt. Die etwa 0,4 Watt für die Soundbar gehen in Ordnung, jedoch wird der gleiche Beitrag auch noch einmal für den Subwoofer fällig.

Die Konnektivität ist zeitgemäß und üppig, denn neben zwei getrennten analogen Eingängen (Klinke, Cinch) findet man rückseitig noch getrennte Eingänge für Coax und SPDIF. Dazu kommt drahtlos natürlich noch Bluetooth 4.0, wobei Edifier leider keine Angaben zu den unterstützten Codecs beziehungsweise Features macht.

Die mitgelieferte Fernbedienung ist rein optisch dröger China-Standard, besitzt aber alle benötigten Funktionen zur optimalen Steuerung. Wirklich stylisch ist sie aber wirklich nicht. Neben den Funktionen zur Kanalwahl, Lautstärke und dem Ein-/Aus-Taster findet man die Pairing-Taste für Bluetooth und drei Sound-Profile, auf die wir im Sound-Check gleich noch näher eingehen werden.

Die Soundbar lässt sich sehr einfach und auf zwei Wegen an der Wand montieren, wenn man sie nicht auf die weichen Gummiapplikationen stellen möchte. Man kann sie einerseits an zwei Punkten sehr einfach an Haken oder Schrauben einhängen oder andererseits mittels der beigelegten Montageschiene eine solide und feste Montage vornehmen, bei der die Soundbar einfach ein- und ausgehängt werden kann.

 

 

Messung und Sound-Check

Zunächst wählen wir das Sound-Profil „News“ und passen den Pegel des Subwoofers so an, dass sich eine fast lineare Verlaufskurve ergibt. Das Ergebnis verblüfft und zeigt auch, dass die gemachten Herstellerangaben für den Frequenzgang von 48 Hz bis 20 KHz spielend erfüllt werden. Die sehr großzügig angegebene Toleranzgrenze von +/- 6 dB bezieht sich dann wohl auch eher auf den Bass.

Schaltet man nun mit dieser Pegeleinstellung direkt auf den Modus „Musik“ um, sieht man sehr schnell, dass der Subwoofer ein wenig zu konservativ ausgelegt wurde. Man hätte den Resonator besser etwas tiefer abgestimmt, denn die Spitze liegt zwischen 70 und 80 Hz.

Das mag für manche Musik noch hinkommen, aber beim Kinoerlebnis fehlt hier etwas der Tiefgang, der bei dieser Verstärkerleistung und dem großen Tieftonchassis ohne Frage drin gewesen wäre.

Hier würde aber unsere Dämpfung etwas weiterhelfen, die dieses Peak etwas abmildert und den Subwoofer dann auch etwas breitbandiger spielen lassen würde. Da der Einsatz eines Equalizers flachfällt, kann man nur mechanisch eingreifen und gegebenenfalls noch mit einem Stopfen im Bassreflexrohr arbeiten. Den dann niedrigeren, aber weitaus gleichmäßigeren Pegel gleicht man dann mit dem Pegelregler an der Rückseite locker aus.

Wer keine Saalbeschallung benötigt, für den reicht sogar dann noch die Pegelfestigkeit bei den üblicherweise für kleinere Wohnzimmer eingestellten Läutstärken vollends aus.

Was jedoch gar nicht geht ist das Soundprofil „Movie“: Die Sprachverständlichkeit geht im unkoordinierten Rumpeln unter und die Sibilanten der Stimmen kommen dermaßen überspitzt aus der Soundbar auf den Hörer zugeschossen, dass man fast schon versucht ist, sich ständig die Spucke des Akteurs aus den Augen zu wischen – wenn man denn nicht gerade selbst wegen des grausamen Klangdurcheinanders weinen muss.

Nein, das geht gar nicht – noch nicht einmal für den hässlichsten Hollywood-Trash. Die Profile „News“ und meinetwegen auch noch „Musik“ sind sehr gut bis  brauchbar, „Movie“ hingegen sollte man auf der Fernbedienung gleich abkleben, damit man nicht unbeabsichtigt das akustische Waterloo neu inszeniert.

Kommen wir nun zur subjektiven Hörprobe, die in der Summe noch nicht einmal schlecht ausgefallen ist. Der Subwoofer macht (fast) was er soll, jedoch würden wir wirklich das Bassrohr mit Schaumgummi verstopfen und den Pegel dafür deutlich anheben.

Dann spielt er auch im Ansatz sauber bis in die Kontraoktave und die Effektspur in Filmen kommt auch im Bauch an. Aber auch für Musik empfiehlt sich eine Dämpfung, denn die große Basstrommel allein macht noch keine Kunst – maximal taub.

Der Oberbass und die unteren Mitten klingen erstaunlich angenehm und frisch. Man merkt nicht viel vom Loch beim Übergang zwischen beiden aktiven Systemen, allerdings steht und fällt auch der Oberbass mit der zweckmäßigen Aufstellung des Subwoofers.

Die Mitten klingen sehr ausgewogen und doch nie überpräsent, zumal man zumindest bei „News“ auf die obligatorische Badewanne verzichtet hat. Fast alle Instrumente spielen bis hierher sehr ordentlich, nur bei höheren Pegeln geht im Finale Furioso schon gern mal die Ortung etwas verloren.

Die oberen Mitten und die Höhen sind gut bis dominant und gleiten im Modus „Musik“ auch schon mal ein wenig ins Metallische ab. Das ist bei Spielen und Filmen kein Hemmnis – im Gegenteil. Nur für die sehr gute Stimmwiedergabe bei Gesangssoli reicht es dann doch nicht. Vor allem hohe Stimmlagen klingen etwas spitz und zischend. Das merkt man dann auch an den Atem- und den zu auffälligen Ausblasgeräuschen bestimmter Holzbläser.

Fazit

Sehr gute Konnektivität, platzsparende Aufstellung oder Wandmontage der Soundbar sowie eine flexible Aufstellung des per Funk angebundenen Subwoofers machen diese ordentlich verarbeitete und im Design auffällig unauffällige Soundbar-Combo zu einem Klangmöbel für all diejenigen, die ihren Flachbildschirm mit gutem Sound aufwerten wollen, jedoch keinen Platz für ein echtes 5.1-System haben.

Damit schränkt sich die mögliche Zielgruppe zwar etwas ein, aber es liegt auch in der Natur einer solchen Soundbar, keine Saalbeschallungen realisieren zu müssen.

Für kleinere Wohnräume bis zu 20 m² Grundfläche ist das Gebotene jedoch ausreichend und bietet zudem genügend Reserven für das Experimentieren mit einem Schaumgummistopfen in der Bassreflexöffnung des Subwoofers.

Eine explizite Kaufempfehlung können wir schon deshalb nicht aussprechen, weil es das Produkt noch nicht (aber zumindest bald) zu kaufen gibt und weil es sich zu sehr auf den Einsatz bei Filmen oder auf dem Desktop zum Gaming eignet.

Für den Musikgenuss zwischendurch ist die Soundbar Edifier CineSound B7 ebenfalls noch eine nette Versuchung, nur für echte Musikliebhaber oder Saalbeschaller ist es in der Endkonsequenz einfach zu wenig.

Den Approved-Award gibt es für die hervorragende Konnektivität, das schlichte aber sehr angenehme Design und die gute Eignung im Heimkino- und Gaming-Bereich, wenn der Aufstellungsort passt.

Pro Kontra
– schlichtes, angenehmes Design
– saubere Verarbeitung
– drahtloser Subwoofer
– relativ hohe Reserven
– Wandmontage möglich
– umfangreicher Lieferumfang
– Workaround für den Bass nötig
– nicht alle Sound-Profile optimal
– fummeliges Paring am Sub
– fest angebrachtes Netzkabel

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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