Audio Audio/Peripherie Sound System Testberichte

[UPDATE] Audio-Roundup: 2.0- und 2.1-Soundsysteme im Vergleichstest

Kurzvorstellung und technische Daten

Die 2004 im schwedischen Torup gegründete Firma XTZ wird nicht unbedingt jedem ein Begriff sein, was sich allerdings mit dem Tune 4 schnell ändern könnte – denn mit dem Preis von 480 Euro bewegt man sich erstmals in Regionen, die auch für Normalverdiener interessant werden könnten.

Der optisch auffällige Hochtöner ist als Wave-Guide ausgeführt, was zu einem kontrollierteren Abstrahlverhalten führt. Die freiliegende Membran ist interessanterweise gegen mechanische Eindrücke (z.B. Finger) weitgehend immun, weshalb man auch bewusst auf ein Gitter bzw. eine Abdeckung verzichtet hat. Für den Tief-/Mitteltöner kommt ein langhubiges C-Cone Chassis zur Verwendung.

XTZ setzt auf eine Class-D-Endstufe pro Kanal, wobei die passive Frequenzweiche ezelllent, weil unauffällig und sehr ausgewogen agiert. Das Impulsverhalten der Lautsprecher ist dieser Preisklasse angemessen und der Gesamteindruck kann akustisch sowie optisch in jeder Hinsicht überzeugen.

Der aufwändig verarbeitete und endpolierte Schleiflack verleiht den in Schwarz oder Weiß erhältlichen Boxen ein dezentes Aussehen, gerät aber leider auch schnell zur Fingerabruckskartei. Hier sollte im Lieferumfang auch ein Mikrofasertuch besser nicht fehlen.

Der angesprochene Lieferumfang ist bis auf das fehlende Tuch sehr zweckmäßig. So erhält man ein drei Meter langes Lautsprecherkabel (2,5 mm²) mit Bananensteckern, ein optisches Kabel (2 m), ein 3,5-mm-Klinken-Kabel (1 m) sowie ein Netzkabel (1,5 m) und eine Voll-Aluminium-Fernbedienung, die haptisch keine Wünsche offen lässt und erstaunlich massiv in der Hand liegt.

 

Konnektivität und Usability

Die Boxen sind nach hinten geneigt und strahlen somit etwas nach oben ab. Wer es eher gerade mag, darf die Boxen gern im Anstellwinkel über einen optionalen Schraubfuß anpassen. Die Aufstellung auf nur drei elastischen Standfüßen ist akustisch sicherlich vorteilhaft, leider auch etwas kippelig, da der Schwerpunkt nicht mittig liegt.

Die Bassreflexöffnungen sind als Schlitze an der Rückseite ausgeführt. Im Zubehör findet man ab Werk noch zwei passende Schaumgummistreifen als Dämpfer, die man optional mehr oder weniger tief einsetzen kann, um so das Abstrahlverhalten zu korrigieren und den räumlichen Gegebenheiten (Wände, Ecken usw.) anzupassen.

 

 

Die Konnektivität ist ausreichend, denn es finden sich insgesamt drei Möglichkeiten, um von einer Quelle Material einzuspielen. Neben der üblichen analogen gibt es auch zwei digitale Verbindungsmöglichkeiten.

Die Verbindung über Bluetooth ist innerhalb des Raumes bis etwa neun Meter stabil; das Pairing ist denkbar einfach. Man kann aber auch den analogen, an der Rückseite befindlichen 3,5-mm-Klinkeneingang oder den optischen Eingang zur direkten kabelgebundenen Anbindung nutzen.

Die Verbindung der beiden Lautsprecher erfolgt über ein solides Kabel mit ebensolchen Bananensteckern. Das Netzkabel ist abziehbar, einen echten Netzschalter sucht man jedoch vergebens.

Messung und Sound-Check

Die Messung dieses relativ kleinen Lautsprecherpaares war eine echte Überraschung mit Aha-Effekt. Der vom Hersteller angegebene Frequenzgang wird erreicht und es klingt am Ende sogar besser, als es eine solche Kurve grafisch auszudrücken vermag.

Der absolute Tiefbass fehlt natürlich, dies ist am Ende auch physikalisch bei diesem Innenvolumen kaum machbar. Aber es sind sehr ehrliche Lautsprecher, die sogar noch bei ca. 48 Hz gut wahrnehmbar sind. Der Bass ist knackig und in keinem Falle nachtragend, was auch das Resultat eines sehr steifen Korpus ist, der faktisch resonanzfrei agiert. Der Dynamikbereich fällt trotz der kleinen Membranen und des kleinen Innenvolumens samt höherer Dämpfung noch recht ordentlich aus, wobei man bei 50 Watt natürlich keine Wunder erwarten darf.

Der Oberbass ist sehr angenehm und neutral, so dass alle Vocals im Grundton unverfälscht bleiben und Instrumente exakt so einsetzen, wie man es auch erwartet. Das wohltuende Fehlen einer vordefinierten Badewannenabstimmung kommt im Mittenbereich der Wiedergabequalität ernorm zu Gute, die somit nicht nur sehr detailliert und präzise ausfällt, sondern auch weitgehend frei von Verfälschungen ist.

Das eigentliche Glanzstück sind neben der der unerwarteten Bassfülle jedoch die oberen Mitten und der Hochton bis hin zum Superhochton. Die passive Frequenzweiche ist so neutral und unauffällig, dass man den Übergang eigentlich gar nicht wahrnehmen kann. Die verbauten Hochtöner leisten extrem gute Arbeit und spielen weit über das hinaus, was man wirklich hören kann.

Sibilanten werden deutlich, jedoch nicht dominant wiedergegeben und sogar Atem- und Luftgeräusche sind erstaunlich präzise und klar. Vom Charakter der Lautsprecher profitieren vor allem Streicher und Bläser, die über ihr gesamtes Spektrum sehr genau wiedergegeben werden und punktgenau lokalisierbar sind.

Das System eigenet sich somit eher für anspruchsvollere Musikwiedergabe, ist aber durchaus auch fürs Gaming geeignet, weil die Ortung fast schon überpräzise erfolgt. Hier fehlt dann lediglich – wie auch beim Heimkinoeinsatz – die Effektspur beim Surround, weil sich der Tiefstbass bauartbedingt in Abstinenz ergeht.

Fazit

Schön anzusehen, platzsparend und dabei fast schon ein kleines Klangwunder. Das Einzige, was vielleicht ein wenig abschrecken könnte, wäre der ziemlich heftige Anschaffungspreis. Wobei man dies natürlich relativieren sollte und muss, denn für ein System von XTZ sind die Tune 4 fast schon ein Schnäppchen.

Womit wir bei der Frage angekommen wären, wer die Tune 4 wirklich braucht. Wer am Platz sparen muss (jedoch eher nicht am Geld), dabei optimalen Klang auf kleinstem Raum und eine detailreiche Wiedergabe steht, der darf bedenkenlos zugreifen.

Bass-Fundamentalisten und Kick-Drum-Fanatiker sollten jedoch Abstand nehmen, denn das Konzept ist ein komplett anderes.

Besser hören, ohne gleich zwei neue Möbelstücke aufstellen zu müssen, trifft es sicher eher. Deann genau das ist die Stärke der Tune 4 und eigentlich auch ein fairer Gegenwert für den selbstbewussten Preis.

Pro Kontra
– schlichtes, gefälliges Design
– kompakt und platzsparend
– für die Größe sehr guter Klang
– Bluetooth
– sehr hohe Verarbeitungsqualität
– nur mittelmäßige Pegelfestigkeit im Tiefbassbereich
– relativ hoher Preis

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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