Testberichte

Wenn weniger Soundbar plötzlich mehr ist: Klipsch RSB-8 vs. Klipsch SB-14

Soundbar und Konnektivität

Legen wir noch einmal zwei Kilo Gewicht drauf und verlängern den Boliden gleichzeitig um weitere 10 cm. Die nunmehr knapp 1.12 Meter lange Soundbar Klipsch RSB-14 besteht, wie schon die ähnlich aussehende RSB-8, aus einem mehrschaligen, mattschwarzen Kunststoffgehäuse, während die Front großflächig mit schwarz lackierten Lochmetall bedeckt ist. Dahinter verbergen sich die beiden Hoch- bzw. Mittelton-Chassis.

Wie bei der RSB-8 sitzt jeweils eine 1,9-cm-Hochtonkalotte links und rechts außen in einem Klipsch-typischen 90° x 90° Tractrix Horn. Dazu gesellt sich pro Kanal und Seite erneut noch jeweils ein 6,35-cm-Mitteltöner mit einer Membran aus Kompositfaser. Das reicht in der Theorie für eine eigentlich gute Performance oberhalb der Trennfrequenz von 125 Hertz zum Subwoofer. Alle Frequenzweichen sind, wie bei der kleineren Schwester auch, aktiv ausgeführt und bereits Bestandteil der DSP-Platine, wobei am Anschluss daran für jeden Frequenzbereich ebenfalls eine eigene Endstufe existiert.

Die Soundbar ist genauso variabel aufstellbar und sie eignet sich ebenfalls auch für die Wandmontage. Die mitgelieferte Bohrschablone ist dafür sehr hilfreich, Dübel und Schrauben gibt es jedoch auch bei 200 Euro Aufpreis immer noch keine.

Klipsch RSB-14 Soundbar Klipsch RSB-14 Soundbar

Auf der Rückseite liegen die Anschlussbuchsen um 90° abgewinkelt, so dass bei der Wandmontage keine Konflikte mit eingesteckten Kabeln entstehen können.  Die Ethernet-Buchse sitzt samt WPS-Button jedoch ungedreht in der Mitte und man muss schon darauf achten, wie lang der verwendete Stecker und wie starr das Kabel ist, wenn man die Wandmontage vorzieht. Hier böten sich dann Flachbandkabel als sinnvolle Option an.

Auch hier ist der gleiche der Kunststoff im Einsatz und haptisch zwar ebenfalls keine Offenbarung, aber bis auf die kleine Klavierlackfläche an der Front ist alles weitgehend Fingerabdrucksicher.

Klipsch RSB-14 Soundbar - AnschlüsseKlipsch RSB-14 Soundbar – Anschlüsse

Die Fernbedienung in Normalgröße ermöglicht analog zur RSB-8 die Bereichsauswahl für die Eingänge, die Lautstärkereglung bzw. Mute, die Pegelanpassung für den Subwoofer, drei Media-Tasten für die Playerfunktionen bei der Kopplung mit geeigneten Bluetooth-Geräten, sowie die Tasten für Dialog (verbesserte Sprachverständlichkeit), Surround-Effekt und den Nacht-Modus zur akustischen Schonung der nachbarschaftlichen Wohnumwelt. Außerdem lässt sich die Soundbar hier auch ein- und ausschalten.

Was etwas negativ auffiel ist die zum Teil erschreckende Trägheit der Regelung. Allein um die die Lautstärke schnell hoch oder herunterzuregeln, drückt man sich unbewusst einen Wolf, weil nach jeder übertragenen Aktion von der Soundbar erst einmal eine Paul-Klipsch-Gedenkminute eingelegt wird.

Klipsch RSB-14 Soundbar - FernbedienungKlipsch RSB-14 Soundbar – Fernbedienung

An der Front der Soundbar findet man, wie schon bei der RSB-8, einige Tasten zur Bedienung, jedoch fehlt auch bei der RSB-14 erneut die wichtige Aus- bzw. Standby-Taste. Fernbedienung weg bzw. defekt heißt somit erneut, dass damit die komplette Soundbar unbenutzbar ist. Dafür gibt es einen Punkt Abzug, denn nachvollziehbar ist so etwas mit reiner Logik nun mal nicht. Gut gelöst sind hingegen wieder die kleinen, leuchtenden Symbole für verschiedene Funktionen bzw. Modi im eingeschalteten Zustand.

Klipsch RSB-14 Soundbar - BedienelementeKlipsch RSB-14 Soundbar – Bedienelemente

Subwoofer

Der Subwoofer ist mit seinen reichlich 10 Kilo schon eine andere Kategorie. Das 20-cm-Chassis sitzt an der linken Seite, was bei der Aufstellung durchaus zu Problemen führen kann, wenn man genau auf dieser Seite nicht mehr mindestens einen Meter Abstand bis zur Wand besitzt. Die Klipsch-typische Folierung mit schwarzer Vinyl-Folie sieht gut aus und der MDF-Korpus ist samt der abgerundeten Frontkanten auch recht sauber verarbeitet worden.

Subwoofer - ISO LinksSubwoofer – ISO Links Subwoofer - ISO RechtsSubwoofer – ISO Rechts

Das Bassreflexrohr ist eingeklebt und sitzt samt der Kunststoffblende an der Gehäuserückseite. Hier benötigt man zweckmäßigerweise mindestens 30 cm Abstand zur nächstliegenden Fläche, besser sogar noch mehr. Wer den Subwoofer in der Nähe der Wand aufstellen muss, kann optional dann eine kleine Dämpfung mit einem Schaumgummipfropfen vornehmen. Die rückseitige Platine trägt nur die Netzanschlussbuchse und den Pairing-Taster.

BassreflexrohrBassreflexrohr Anschluss-PanelAnschluss-Panel

Der Subwoofer sitzt durchgesteckt und verschraubt sehr fest im gut verleimten und versteiften Gehäuse, die Lötqualität der internen Verkabelung ist gut. Doch dazu kommen wir ja gleich noch im Detail.

Subwoofer ChassisSubwoofer Chassis

Die Entkopplung zum Boden ist über angeklebte Gummifüße realisiert worden, allerdings hätten wir uns etwas mehr Abstand oder gleich eine flexibler modifizierbare Lösung gewünscht.

Subwoofer und GummifüßeSubwoofer und Gummifüße

Verbaute Technik und Verarbeitungsqualität

Klipschs ODM setzt auch bei der RSB-14 im Inneren auf eine Mischung aus Zukauf und auf Klipsch gelabelte Platinen, sowie teilweise auch auf eine gestapelte Bauweise mehrerer Platinen. Das HDMI-Modul für die drei Kanäle und den Ausgang sitzt separat auf der linken Seite und ist über ein flexibles Anschlusskabel mit der Hauptplatine verbunden. Auf der rechten Seite findet sich das Ethernet-Modul, welches primär auf eine Ethernet-zu-USB-Lösung setzt.

Ethernet-Platine und USB-EingangEthernet-Platine und USB-Eingang

Die im Vergleich zur RSB-8 deutlich größere Hauptplatine trägt einerseits die getrennten Mittel- und Hochton- Verstärkermodule für beide Kanäle, einschließlich aller DSP-Spielereien samt der aktiven Frequenzweichen und andererseits die Vorverstärker bis hin zum gestapelten Modul für Bluetooth und Wandler. Die Platinenqualität ist durchgehend ordentlich, die Lötqualität ist es auch hier. 

Verstärkerplatine mit Bluetooth-ModulVerstärkerplatine mit Bluetooth-Modul

Das Mono-Verstärkermodul dürfte, wie schon bei der RSB-8, auf eine integrierte Endstufe in Brückenschaltung setzen, allerdings liegt die Ausgangsleistung deutlich höher.

Verstärkerplatine im SubwooferVerstärkerplatine im Subwoofer

Die Spannungsversorgung erfolgt über ein integriertes Schaltnetzteil, welches sich im Inneren des Subwoofers befindet. Da der Korpus deutlich großer und massiver ausfällt, hat Klipsch das Funkmodul für die interne Drahtlosverbindung separat an der Frontseite des Gehäuses befestigen lassen. Das garantiert die sichere Verbindung zur Soundbar.

Subwoofer NetzteilSubwoofer Netzteil Subwoofer FunkmodulSubwoofer Funkmodul

Einen echten Kritikpunkt haben wir allerdings an der rückseitigen Platine am Netzanschluss gefunden. Eine Phase liegt völlig frei und auch die Litze ist, obwohl sauber verzinnt, bereits an dieser starren Stelle einige Male gebogen worden. Das ist eine potentielle Bruchstelle, denn die Vibrationen sind auf Dauer ein möglicher Grund, hier eine Materialermüdung bis zum Bruch zu erzeugen. Der isolierende und eigentlich darüberliegende Schrumpfschlauch erfüllt keinerlei Funktion. Das ist in dieser Form nicht akzeptabel und sollte mit dem ODM ausgewertet werden.

Schrumpfschlauch im Sub mangehalftSchrumpfschlauch im Sub mangehalft

Ein weiterer Wermutstropfen ist das nervige Grundgeräusch, das auch bei pegelfreiem Betrieb oder Mute durch die Lautsprecher der Soundbar ans Ohr dringt. Es ist eine Art Rauschen, welches von einem oszillierenden und sich in der Grundfrequenz kontinuierlich änderndem Zirpen dekoriert wird. Wir haben das Frequenzspektrum im Labor gemessen und es sieht am Ende auch grafisch genauso nervig aus, wie es sich in der Realität anhört:

Zirpen und Rauschen im LeerlaufZirpen und Rauschen im Leerlauf

Man beachte vor allem die sich wechselnde, auffällige Frequenz einer ganz bestimmten Quelle im Spektrum, die in diesem Zeitraum von ca. 6 KHz auf ca. 4 KHz abfiel, um dann später wieder anzusteigen. Wohl gemerkt: das alles sind Eigengeräusche der RSB-14 Soundbar!

Diese Art Geräusch entsteht in Class-D-Verstärkern oder Komponenten des DSP sehr oft durch Jitter im Takt bzw. in den beteiligten Komponenten wie dem Integrator, Komparator oder der Treiberbeschaltung der FETs. Ursache könnte dabei auch das gern genutzte Spread-Spectrum sein, um die CE-Norm auch ohne teure Filter einzuhalten (EMV-Tests). Wir würden dieses nicht als Grundrauschen bezeichnen, sondern als echtes und deutlich wahrnehmbares Störgeräusch.

In einer nicht ganz so ausgeprägte Form haben wir dieses Rauschen auch in den aktiven Lautsprechern von Klipsch gefunden (Test der Klipsch R-15PM), so dass man auch nicht von einem Zufall ausgehen kann, sondern eher dem chinesischen Zulieferer in die Pflicht nehmen muss, der bei der Komponentenwahl schlicht nicht aufgepasst hat. Dass es auch komplett geräuschfrei geht, beweisen unsere vielen Audio-Tests aktiver Boxen oder Soundbars. Bei einer Soundbar von Edifier oder Creative rauschte und zirpte jedenfalls nichts, obwohl diese Produkte preislich in einer wesentlich niedrigeren Liga spielen.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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