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KIOXIA EXCERIA PRO 2TB im Test – BiCS5 muss sich mit Microns 176-Layer NAND messen, auch beim Preis

 

Was bedeutet eigentlich dynamischer pSLC Cache?

Kommen wir nun zu einem etwas technischeren Detail, das den meisten so gar nicht im vollen Umfang bekannt sein dürfte. Über pSLC-Cache ist ja schon viel geschrieben worden, das muss man gar nicht noch einmal im Detail durchkauen, maximal noch als kleine Auffrischung. Here we go…

Um die Schreibgeschwindigkeit zu erhöhen, wird gern der sogenannte  „Pseudo-SLC Cache“ (pSLC) in Consumer-Produkten genutzt, wobei man ihn mittlerweile auch in diversen industriellen Lösungen findet. Hierfür wird ein Teil der NAND-Kapazität als SLC-Speicher konfiguriert, in dem nur ein Bit pro Zelle gespeichert wird. Dementsprechend, kann dieser Speicher sehr schnell beschrieben und gelesen werden. Da es sich nicht um dedizierten, also keinen echten SLC-Speicher handelt, wird er pseudo SLC genannt. Ein solcher Cache kann für alle Speichertypen verwendet werden, die mehrere Bits pro Flash-Zelle speichern, also wie hier beim TLC drei Bits. Der pSLC Cache nutzt bei dem einen Bit zudem eine deutlich höhere Spannung, was eine gewisse Sicherheit bietet und damit besser ist als Fast Page.

Die Verwendung von pSLC-Cache bietet einen Geschwindigkeitsvorteil, vor allem dann, wenn das Speichermedium nicht mit Lese- oder Schreibzugriffen zwischen dem dem Schreiben größerer Datenmengen. Diese Leerlaufzeiten werden vom Speichermedium genutzt, um Daten aus dem Cache in den TLC-Bereich zu verschieben.

Figure 1 – Pseudo SLC Cache (pSLC)

Doch die Nachteile des pSLC kennt jeder. Wenn der schnelle pSLC-Cache nämlich voll ist, sinkt die Geschwindigkeit deutlich ab, da weitere Schreibzugriffe auf das auf das Speichermedium erst den pSLC freimachen müssen, indem man ältere Daten aus dem Cache in den TLC Speicher verschiebt. 

Doch was bitte versteckt sich jetzt hinter „dynamischem pSLC Cache“?  Dynamischer pSLC-Cache hat zwar mittlerweile auch seinen Weg in industriellen Speicherlösungen gefunden, aber nur mit sehr harten Einschränkungen. Im Gegensatz zum statischen pSLC-Cache werden bis zu 100 % des NAND-Flash dynamisch als pSLC-Cache genutzt, je nachdem, wie voll das Speichermedium ist. Der Cache kann also bis zu 1/3 der Gesamtspeichergröße umfassen

Die Schreibgeschwindigkeit des Speichermediums hängt allerdings nicht nur von der Datenmenge ab, die ohne Unterbrechung geschrieben wird, sondern auch vom Füllstand des Speichers. Und genau das macht die Schreibgeschwindigkeit im Lebenszyklus nur schwer vorhersagbar.

Figure 2 – Dynamic pSLC Cache and Performance (based on Swissbit study)

Von einer dynamischen Änderung der Konfiguration von Flash-Blöcken als pSLC- oder TLC-Speicher wird von den NAND-Flash-Herstellern aus Gründen der Zuverlässigkeit zwar abgeraten, aber im Consumer-Bereich, wo die Temperaturfenster nicht so sehr von Belang sind, sieht man das durchaus etwas entspannter.

Alle Hersteller von dynamischen NAND-Speichermedien Medien, auch Micron, wechseln nach einer festgelegten Maximalanzahl von Programm- und Löschzyklen dauerhaft in den TLC-Modus zurück. Davor erreicht das Speichermedium die besten Werte vor allem bei kurzen Schreibvorgängen, die nicht die gesamte Kapazität benötigen. Nach einer gewissen Nutzungszeit wird das Medium jedoch dauerhaft verlangsamt, das darf man nie ausblenden. Der E18 von Phison beherrscht die dynamische Änderung der Konfiguration von Flash-Blöcken recht gut, aber die Physik überlisten kann er auch nicht.

Wann man dann das Ende der Cache-Performance erreichen wird, bliebe also abzuwarten. Das müssen am Ende dann echte Langzeittests zeigen, denn zum Micron NAND ist leider noch nichts Diesbezügliches bekannt. So nehmen wir die heute gemessene Performance gern zur Kenntnis, müssen aber auch einschränkend anmerken, dass die sicher auch länger so nutzbar sein wird, aber nie auf Dauer, wenn man sich zum Schreib- und Lösch-König großer Speicherblöcke qualifizieren möchte.

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catpig

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Mal eine ganz dumme Frage... wo ist denn der zweite DRAM-Chip versteckt? Sind die gestapelt?

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Denniss

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Bestückung ist auf der Rückseite vorgesehen für die 4TB-Variante, bei der 2TB ist nur einer drauf auch wenn er Text von zweien spricht

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Igor Wallossek

1

10,185 Kommentare 18,779 Likes

Danke für den Hinweis, typischer Kopierfehler aus einem Vorgängerartikel, um mir die Abtipperei der Bezeichnunegn zu sparen :D
Ist mir leider durchgerutscht und wurde gefixt :)

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catpig

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26 Kommentare 10 Likes

Shit happens, ist ja letztlich auch ein unwesentliches Detail. Aber schön, dass du auch die korrigierst ^^

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Ghoster52

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1,407 Kommentare 1,061 Likes

Danke für den Test, immer wieder aufschlussreich und leider zum Teil ärgerlich zu gleich...
Herstellungskosten werden auf ein Minimum reduziert und an der Kasse wird trotzdem voll rein gegriffen.

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P
Pokerclock

Veteran

427 Kommentare 365 Likes

Immer wieder interessant, wenn die SSDs auch mal produktiv benutzt werden. Ich bin da mit den Crucial P1 und P2 auch schon hart aufgeschlagen. Nutzlos, wenn größere Mengen geschrieben werden, merkt man teils sogar bei großen Spielinstallationen. Seitdem wieder bei Samsung und WD gelandet. Aber im Zweifel halt ins höhere Preisregal gegriffen, anstatt sich wundern warum plötzlich das ganze System lahmgelegt wird...

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B
Besterino

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6,716 Kommentare 3,318 Likes

Der ganze sequentielle Unsinn ist eh ohne Aussagekraft - lesend wie schreibend. Oder positiv formuliert: für einige spezielle Anwendungen (Backup, Videoschnitt…?) mag das interessant sein, für alles andere NICHT. Überall sonst zählt allein IOPS und da trennt sich ganz ganz schnell die Spreu vom Weizen und zeigen sich eben ganz andere vorne, als die Benchmarkpupser in den Marketingabteilungen uns weismachen wollen.

Da geht nichts über 3DXPoint - leider nur zu brutalen Preisen (da kosten 100GB mehr als 2TB TLC). Trotzdem lohnt sich das, denn mit 400k konstanten IOPS schreibend rockt man jede Consumer SSD weg, selbst wenn man das nur als Schreibcache nutzt: dann kann man nämlich wieder die „lahmen“ 08/15 NVME Consumer SSDs als Hauptspeicher nehmen (weil man dann nämlich aus den vielen kleinen writes wieder große sequentielle macht und dann doch das vom Marketinggeschwurbel Angepriesene in der echten Welt nutzen kann).

Aber obwohl ich totaler Storage-(und Netzwerk)-Performance-Jünger bin, war selbst mir das zu teuer…bisher… ;)

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D
Denniss

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1,516 Kommentare 548 Likes

Bei der P1 war ja QLC bekannt, bei der P2 wurde der zwar nachgeschoben aber das war eigentlich auch von Crucial so angekündigt (oder zumindest angedeutet). Die Lahmheit von QLC war auch bekannt.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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