Es ist mir ein persönliches Anliegen, stets die besten und zugleich preiswertesten Produkte für Euch zu finden. Daher teste ich regelmäßig nach, insbesondere wenn vermehrt Rückmeldungen von Nutzern eintreffen, die plötzlich mit der Qualität eines Produkts unzufrieden sind. Leider muss ich in diesem Zusammenhang den Kauf-Award für die Thermalright TF8 Wärmeleitpaste zurückziehen und in eine Nicht-Kaufempfehlung umwandeln. Zwei Testkäufe bei Amazon Deutschland und in Österreich haben diese Entscheidung untermauert. In einem Fall berichtete mir ein Nutzer von erhöhten Temperaturen nach dem Wechsel zur TF8 Paste, was auf mögliche Qualitätsprobleme hindeutet, andere wiederum schrieben mir von einer komplett anderen, viel zu flüssigen Konsistenz.
Vorwort
Man könnte fast meinen, die Hersteller von Wärmeleitpasten hätten ein geheimes Handbuch für maximale Kundenverwirrung verfasst. Erst wird jahrelang ein solides Produkt etabliert, das sich bei Bastlern und Profis gleichermaßen bewährt, und dann – wenn der Ruf endlich gefestigt ist – folgt der schleichende Austausch gegen eine minderwertige Mischung. Natürlich bleibt die Verpackung unangetastet, denn wozu den Umsatz mit unnötiger Ehrlichkeit gefährden? Die Methode ist ebenso simpel wie perfide: Man ersetzt unauffällig die Rezeptur, verzichtet dabei tunlichst auf jeglichen Hinweis, und hofft, dass es möglichst lange niemandem auffällt. Schließlich dauert es, bis der eine oder andere Nutzer stutzig wird, bis erste Temperaturunterschiede zu denken geben, und bis schließlich Foren und Reviews mit Beschwerden gefüllt sind. Bis dahin hat man längst genug Profit eingefahren und kann die nächste Charge noch weiter strecken.
Es passt aber perfekt in die Zeit. Produkte werden nicht verbessert, sondern „optimiert“ – ein Codewort für Einsparungen auf Kosten der Qualität. Innovation bedeutet nicht mehr, etwas Besseres zu entwickeln, sondern mit möglichst wenig Aufwand noch mehr aus dem Kunden herauszuquetschen. Früher nannte man so etwas Betrug, heute läuft es unter „Marktanpassung“. Manche würden es ja einfach „moderne Produktpolitik“ nennen, eine schicke Umschreibung für das allgegenwärtige Ziel, für weniger Leistung mehr zu verlangen. Doch der Witz ist: Die treue Kundschaft, die sich einst aus Überzeugung für das Produkt entschied, soll jetzt einfach stillschweigend akzeptieren, dass sie für denselben Preis eine schlechtere Paste bekommt. Wer sich beschwert, darf sich anhören, dass man eben Pech gehabt hat – oder vielleicht einfach zu unfähig sei, die neue Formulierung richtig aufzutragen.
Aber wer kann es den Herstellern verübeln? Solange der Markt mitzieht und die meisten Kunden erst dann merken, dass sie über den Tisch gezogen wurden, wenn ihre CPU zu heiß wird, bleibt die Methode erfolgreich. Das Vertrauen des Kunden ist heute nicht mehr Kapital, sondern Verbrauchsware. Es scheint, als ob hier mal wieder die Gewinnmaximierung über die Produktqualität gestellt wurde. Anstatt in die kontinuierliche Verbesserung und Überprüfung ihrer Produkte zu investieren, scheinen einige Hersteller, wie nun auch Thermalright, den schnellen Profit zu bevorzugen. Dies führt unweigerlich zu enttäuschten Kunden und beschädigtem Vertrauen. Es ist bedauerlich, dass einst zuverlässige Produkte durch solche Praktiken an Qualität verlieren. Als Verbraucher sollten wir wachsam bleiben und unsere Entscheidungen entsprechend anpassen. Und genau darum wird es heute gehen.

Die Paste aus 2025
Man könnte meinen, es gäbe irgendwo eine verschwiegene Richtlinie für Wärmeleitpasten-Hersteller, in dem steht: „Schreibe irgendeine absurd hohe W/mK-Zahl auf die Verpackung – messen wird es sowieso keiner.“ Anders lässt sich dieser anhaltende Wahnsinn mit völlig überzogenen Wärmeleitfähigkeitsangaben nicht erklären. Es ist ja nicht so, dass man als Nutzer naive Vorstellungen hätte. Niemand erwartet, dass eine Wärmeleitpaste Wunder vollbringt oder eine Direktverbindung zwischen CPU und Kühler simuliert. Aber wenn ein Hersteller mit 13,8 W/mK wirbt und die Realität im Jahr 2024 noch bei rund bei 5 W/mK lag und mittlerweile in 2025 sogar noch weit, weit darunter liegt, dann ist das einfach Täuschung. Nicht einmal eine kreative Auslegung der Messmethode kann solche Differenzen rechtfertigen – das ist schlicht eine bewusste Irreführung.
Und warum funktioniert das immer noch? Weil die Industrie nach wie vor keine einheitlichen Testmethoden durchsetzt und nur wenige Premium-Hersteller einem ungeschriebenen Gold-Standard folgen, den auch ich umsetze. Weil Kunden keine Möglichkeit haben, solche Angaben selbst zu überprüfen, wenn sie meine Datenbank nicht kennen. Und weil der Markt von Produktbewertungen überschwemmt wird, die sich nur auf subjektive Eindrücke oder bestenfalls auf Temperaturen unter irgendwelchen Fantasielastzuständen stützen. Das perfekte Umfeld für Hersteller, die lieber Marketingstrategen als Ingenieure einstellen.
Stattdessen bleibt der Markt ein wilder Westen voller Pseudo-Wissenschaft, in dem jeder Hersteller die Messlatte noch ein Stück höher legt, bis am Ende eine Tube Wärmeleitpaste mit 20 W/mK beworben wird – ein Wert, den nicht einmal Raketenwissenschaftler in Paste pressen können. Aber gut, am Ende bleibt dem kritischen Nutzer nur, in meiner Datenbank zu stöbern, unabhängige Tests zu lesen und sich durch den Marketing-Nebel zu kämpfen. Denn eines ist sicher: Solange es funktioniert, wird sich daran nichts ändern.
Ein nettes Gimmick ist die Echtheitsüberprüfung über einen QR-Code. Das Ganze ist zwar ausschließlich auf Englisch, aber eigentlich selbsterklärend. Nur braucht man es eigentlich gar nicht, denn das Produkt ist ja echt. Also echt schlecht. Wenn sich der gewerbliche Betrüger den Code selbst draufklebt, ist das nichts anderes als ein weiteres Marketing-Pflästerchen für den Dummenfang.
Rechtliche Vorschriften
Die Inverkehrbringung von Wärmeleitpaste in Deutschland und der EU erfordert die Einhaltung strenger rechtlicher Vorgaben, insbesondere im Rahmen der REACH-Verordnung (EG Nr. 1907/2006), die Thermalright immer noch vorsätzlich missachtet. Eine der zentralen Anforderungen ist die Bereitstellung von Sicherheitsdatenblättern, die detaillierte Informationen zu den chemischen Eigenschaften, möglichen Gefahren und Sicherheitsmaßnahmen eines Produkts enthalten müssen. Das Fehlen solcher Sicherheitsdatenblätter stellt nicht nur einen Verstoß gegen die gesetzlichen Vorgaben dar, sondern birgt auch potenzielle Gefahren durch unsachgemäßen Umgang.
Denn Gemäß der CLP-Verordnung (EG Nr. 1272/2008) ist eine eindeutige Kennzeichnung von chemischen Produkten vorgeschrieben, um Nutzern auf den ersten Blick Informationen über Gefahrenklassen und Vorsichtsmaßnahmen bereitzustellen. Eine fehlende Kennzeichnung erschwert es den Anwendern, die potenziellen Risiken zu erkennen und angemessen zu reagieren, was sowohl die Sicherheit als auch die Rechtssicherheit gefährdet. Die Registrierung von Stoffen und Gemischen in relevanten Datenbanken, wie etwa dem Europäischen Chemikalienregister (ECHA-Datenbank), ist ebenfalls vorgeschrieben. Diese Datenbank ermöglicht die Nachverfolgung chemischer Stoffe, ihre Klassifizierung und die Einhaltung der REACH-Anforderungen. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) ist die zuständige Behörde in Deutschland, bei der Unternehmen Chemikalien registrieren und Informationen einreichen müssen. Ich hoffe nur, dass endlich mal ein Mitbewerber richtig abmahnen lässt.
Der erste Versuch schlug bereits 2024 fehl
Die Thermalright TF8 war ursprünglich als hochwertige zu guten Preis Wärmeleitpaste positioniert, doch bereits in der Vergangenheit gab es den Versuch, unter diesem Namen mit der TF8 EX ein minderwertiges Produkt zu etablieren. Der Markt hat darauf kaum reagiert, da die Qualität nicht überzeugte und ich das auch schon getestet hatte. Nun hat man sich erneut an der TF8 zu schaffen gemacht, was letztlich dazu führt, dass auch das ursprüngliche Produkt seinen guten Ruf einbüßt. Wer also eine zuverlässige Wärmeleitpaste sucht, sollte die TF8 von der Liste streichen – ihr Name steht inzwischen nicht mehr für Qualität. Warum, das lest Ihr auf der nächsten Seite.
- 1 - Einführung und wichtige Vorbemerkung
- 2 - Performance-Vergleiche und Messungen in der Praxis
- 3 - Abrissverhalten, Mikroskopie und Zusammensetzung
- 4 - Haltbarkeit (Pump-Out), Zusammenfassung und Fazit
- 5 - Thermalright TF8 (2025) vs. Thermalright TF8 (2024)
- 6 - Appendix #A: Thermalright TF8 (2024)
- 7 - Appendix #B Thermalright TF8 (2025)
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