Die Meteor-Lake-Architektur sollte ursprünglich exklusiv im mobilen Segment bleiben. Desktop-Varianten wurden offiziell nie angekündigt und galten als gestrichen. Doch nun sorgt ein eigenartiger CPU-Fund für Aufsehen: Der unter der Bezeichnung Q46W auftauchende Prozessor scheint genau das zu sein – eine Desktop-Variante auf Meteor Lake-Basis, aber mit einigen bemerkenswerten Abweichungen von bekannten Intel-Standards.

Überraschung aus der Kiste: Meteor Lake-S lebt – irgendwie
Die QDF-Nummer „Q46W“ weist auf ein Engineering Sample (vermutlich ES2-Stufe) hin, das laut Aufdruck in der 51. Kalenderwoche 2023 produziert wurde – also deutlich nach den kolportierten Informationen, dass Meteor Lake-S für den Markt verworfen wurde. Es handelt sich damit höchstwahrscheinlich um ein internes Testobjekt für OEMs oder Mainboard-Hersteller, das entweder nie in Serie ging oder für spezielle Plattformtests vorgesehen war.
Technische Eckdaten: 6+8 Kerne, aber ohne SMT
Der Q46W verfügt über 6 Performance-Kerne (P-Kerne) und 8 Effizienz-Kerne (E-Kerne), ergibt also ein 14-Kern-Design mit 14 Threads – ungewöhnlich, denn die Hyper-Threading-Funktion (SMT) ist auf den P-Kernen deaktiviert. Das ist nicht nur technisch bemerkenswert, sondern lässt auch Rückschlüsse auf eine mögliche Reduktion des Designs zu – sei es zur Stromsparoptimierung, zur thermischen Entlastung oder schlicht aus Stabilitätsgründen in dieser Ausbaustufe. Die Basisfrequenz liegt bei 2,8 GHz, im Turbo sind bis zu 4,5 GHz möglich. Pro P-Kern stehen 2 MB L3-Cache zur Verfügung, was der Meteor-Lake-Spezifikation entspricht. Der TDP-Wert (PL1) liegt bei 65 Watt, mit einem PL2 von 135 Watt. Alles in allem also eine Konfiguration, die auf Desktop-Verhältnisse angepasst wurde – vermutlich für den Sockel LGA1851.
Technische Kurzübersicht
Merkmal | Spezifikation |
---|---|
Architektur | Intel Meteor Lake-S |
Kerne / Threads | 6 P-Kerne + 8 E-Kerne / 14 Threads |
Hyper-Threading | Deaktiviert |
Basis / Turbo | 2,8 GHz / 4,5 GHz |
TDP (PL1) / PL2 | 65 W / 135 W |
L3-Cache | 2 MB pro P-Kern |
GPU-ID | 8086:7D60 (iGPU, nicht offiziell unterstützt) |
Sockel | FCLGA1851 (vermutlich) |
Status | ES2 / Engineering Sample |
Verfügbarkeit | Nur über inoffizielle Kanäle, keine Serienproduktion bekannt |
Benchmarks: Zahlen ohne Glanz
Im CPU-Z-Test erreicht der Q46W 732 Punkte im Single-Core-Benchmark und 5760 Punkte im Multi-Core-Test. Der Single-Core-Wert liegt damit auf dem Niveau von Meteor Lake-H-Prozessoren aus dem Notebook-Bereich, der Multi-Core-Score fällt hingegen deutlich schwächer aus – vermutlich bedingt durch das fehlende SMT und die limitierte Architektur-Skalierung. Für eine Desktop-CPU aus dem Jahr 2025 sind diese Zahlen eher bescheiden, aber in Anbetracht des Engineering-Sample-Status auch nicht allzu überraschend.
Grafikeinheit ohne offiziellen Segen
Die integrierte GPU des Q46W trägt die Geräte-ID 8086:7D60, wird jedoch laut Berichten von der offiziellen Intel-Treiber-„INF“ nicht erkannt. Nur mit manuellem Eingriff ließ sich auf kompatibler Hardware eine Bildausgabe aktivieren. Die fehlende Treiberunterstützung deutet darauf hin, dass es sich hier entweder um ein noch nicht finalisiertes iGPU-Modell handelt oder dass diese SKU nie für den offiziellen Markt vorgesehen war.
Spezielle Plattform erforderlich
Einige der geleakten Exemplare stammen aus zweiter Hand, unter anderem vom Verkäufer tbNick_3u8k4 auf der Plattform Xianyu, der angibt, dass der Prozessor nur mit einem speziell angepassten Mainboard zum Booten gebracht werden kann. Das deutet auf einen stark eingeschränkten BIOS-Support hin, was in der Entwicklung üblich ist. Die Herstellung dieses Exemplars erfolgte laut Aufdruck in der vierten Kalenderwoche 2024, was nahelegt, dass zumindest vereinzelt auch 2024 noch an dieser CPU gearbeitet wurde.
Mögliche Einordnung und Zweck
Die Existenz des Q46W-Prozessors spricht dafür, dass Intel intern doch ernsthafte Tests für Meteor Lake auf dem Desktop durchgeführt hat – entgegen aller offiziellen Stellungnahmen. Es könnte sich dabei um einen Validierungs-Prototyp für zukünftige LGA1851-Mainboards oder die kommende 800er-Chipsatzserie handeln. Denkbar wäre auch ein Einsatz als OEM-Only-Produkt in kompakten Workstations oder All-in-One-Systemen mit dedizierter GPU, bei denen SMT nicht zwingend benötigt wird. Die Deaktivierung von Hyper-Threading ist technisch untypisch für Intel und könnte auch auf das Testen neuer Scheduling-Mechanismen im Zusammenspiel mit Windows 11 und der Thread Director-Technologie hinweisen. Alternativ ist auch ein gezielter Versuch denkbar, thermisch-effizientere Chips für thermisch sensible OEM-Umgebungen zu entwickeln.
Einschätzung (ohne Kaffeesatz)
Die Q46W-CPU ist kein Produkt für den Massenmarkt, sondern ein Einblick in Intels internes Testlabor. Dass Meteor Lake-S doch auf einem LGA-Sockel funktioniert, ist technisch interessant, bleibt aber wohl eine Randnotiz der Architekturgeschichte. Es bleibt abzuwarten, ob Intel künftig wieder Desktop-Varianten dieser Art auf den Markt bringt oder ob mit Arrow Lake-S und dem kommenden Panther Lake endgültig andere Wege eingeschlagen werden.
Source: ITHome
1 Antwort
Kommentar
Lade neue Kommentare
Urgestein
Alle Kommentare lesen unter igor´sLAB Community →