AMD hat Intel mit der „3D V-Cache“-Strategie sichtbar unter Druck gesetzt – nicht mit brachialer Gewalt, sondern mit chirurgischer Präzision. Jetzt reagiert Intel: Nova Lake steht in den Startlöchern – und erstmals gibt es konkrete Hinweise auf CPUs mit „bLLC“, also Big Last Level Cache. Doch ist das schon die große Kehrtwende oder nur eine taktische Notbremsung?
X3D vs. bLLC – Cachekrieg mit Höhen und Tiefen
Was AMD mit 3D V-Cache geliefert hat, war kein klassischer Leistungssprung, sondern ein Umdenken: mehr L3-Cache = weniger Speicherlatenz = mehr Performance, vor allem im Gaming. Intel zog bislang nicht mit – wohl aus technischer Skepsis oder wirtschaftlicher Vorsicht. Doch jetzt sickert durch: Nova Lake soll „X3D-ähnliche“ Varianten bekommen, inklusive erweitertem L3-Cache. „bLLC“ lautet das Buzzword – big Last Level Cache – und es soll zwei High-End-Modelle betreffen: 8P+12E und 8P+16E. Damit könnte Intel die erste wirklich cache-intensive Desktopplattform auflegen, die AMDs Konzept nicht nur kopiert, sondern mit dem eigenen Stack (Foveros, EMIB) adaptiv erweitert.
Intel wird nervös – und das aus gutem Grund
Die Entwicklung bei Intel ist nicht freiwillig. Arrow Lake? Im Gaming ein lauwarmer Aufguss. Meteor Lake? Nur Notebooks. Und AMD? Verkauft Ryzen 7800X3D schneller als Intel seine Topmodelle. Die Marktanteile sprechen Bände. Intel weiß: Ohne sichtbare Gegenwehr im Cache-Krieg wird’s düster. Hinzu kommt: Intel hat die nötige Technik längst – Foveros (3D-Chiplets) und EMIB (Interconnect) sind vorhanden. Nur eben bisher nicht im Desktop konsequent eingesetzt. Jetzt heißt es: Angriff auf ganzer Linie, aber nur mit ausgewählten Chips – offenbar aus Kostengründen.
8p, 16e
8p, 12eBoth 4lpe, bLLC, 125w https://t.co/EQo4MiaGpq
— Haze (@Haze2K1) June 17, 2025
Technische Details: Viele Kerne, viel Hitze, viel Hoffnung
Was erwartet uns konkret?
- 2,16× mehr Kerne und Threads gegenüber der Vorgängergeneration (vermutlich Alder oder Raptor Lake)
- LP-E Cores: vier zusätzliche Effizienzkerne pro Chip – ideal für Nebenlasten, Hintergrundprozesse oder Windows-Lastverteilung
- Bis zu 150 W TDP – ein klares Signal, dass Intel die Leistungsaufnahme im Griff behalten will, aber keine Kompromisse bei der Performance eingeht
Das Cache-Upgrade kommt nicht auf breiter Front, sondern gezielt bei den beiden mutmaßlichen Topmodellen. Das wirkt wie eine Mischung aus Testballon und Prestige-Aktion – man will AMD etwas entgegensetzen, ohne gleich die komplette Struktur zu überarbeiten.
Der Haken an der Sache – und was noch fehlt
Die große Frage bleibt: Wird Intel 3D-Stacking wirklich für Consumer konsequent einsetzen? Ein bloßer größerer L3-Cache ohne vertikale Integration ist technisch ein Fortschritt, aber keine Revolution. Und wirtschaftlich? AMD selbst gibt offen zu, dass vollständige 3D-V-Cache-Belegung aller CCDs „nicht wirtschaftlich sinnvoll“ sei – da wird Intel kaum risikofreudiger agieren. Außerdem: Intel muss liefern, nicht nur ankündigen. Die letzten Jahre waren voller PowerPoint-Versprechen und abgespeckter Realität. Nova Lake könnte vieles heilen – aber auch viel verspielen, wenn bLLC nur ein Marketinggag bleibt.
Nova Lake ist Intels verzögerte Antwort auf einen sehr lauten Weckruf
Die Gerüchte rund um Nova Lake deuten auf eine späte, aber durchaus schlagkräftige Reaktion auf AMDs X3D-Strategie. Mit bLLC könnte Intel ein eigenes „Cache-Monster“ bauen – vielleicht sogar effizienter als AMDs stacked CCDs. Doch es ist ein zweischneidiges Schwert: Viel hängt an der konkreten Umsetzung, Verfügbarkeit und Preisgestaltung. Wenn Intel klug agiert, wird Nova Lake nicht nur eine technische Kampfansage – sondern ein strategisches Comeback. Wenn nicht, bleibt es ein weiteres Kapitel in der Geschichte vom langsam drehenden Supertanker, der mit voller Kraft gegen eine rote Welle kämpft.
Source: Haze2K1 via X
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