Seit dem Marktstart der Core-Ultra-Plattform habe ich mein komplettes Testsystem konsequent in der damals eingefrorenen Konfiguration bewahrt und zusätzlich ein bitidentisches SSD-Image angelegt, um spätere Vergleiche unter identischen Ausgangsbedingungen abzusichern. Für den nun vorliegenden Nachtest genügte es daher, lediglich das Mainboard-UEFI auf die aktuellste Revision zu bringen, sämtliche Windows-Updates einzuspielen und die jüngsten Treiberpakete zu installieren, ohne an der übrigen Software-Umgebung auch nur eine Zeile zu verändern. Dadurch lässt sich exakt nachvollziehen, welche Fortschritte Mikrocode, Firmware und Treiber seit dem Launch tatsächlich bewirkt haben.
Im Zentrum der Betrachtung stehen diesmal ausschließlich drei ausgewählte Intel-CPUs, die sowohl in ihrer ursprünglichen Firmware-Version als auch im gegenwärtigen Zustand vermessen wurden. Die seinerzeit parallel getesteten AMD-Modelle dienen in den Diagrammen nur als statischer Bezugspunkt, damit der zeitliche Abstand zwischen damals und heute sichtbarer wird, denn das eigentliche Thema bleibt der interne Generationssprung innerhalb der Core-Ultra-Familie. Dass auch Ryzen-Prozessoren dank des bekannten Fine-Wine-Effekts von späteren Optimierungen profitieren, sei am Rande erwähnt, ist hier jedoch ausdrücklich nicht Gegenstand der Analyse. Ergänzend zu den drei bereits im ursprünglichen Launch-Test erfassten Intel-Core-Ultra-Prozessoren habe ich für diesen Nachtest nun auch den Core Ultra 5 235 in die Messreihe aufgenommen. Diese CPU positioniert sich leistungsmäßig unterhalb des Core Ultra 5 245K, fügt sich jedoch technisch nahtlos in die Plattform ein und rundet das Vergleichsbild sinnvoll nach unten ab.
Auf den noch darunter angesiedelten Core Ultra 5 225F habe ich diesmal bewusst verzichtet. Die CPU ist schlicht zu langsam für eine ernsthafte Gegenüberstellung im Leistungskontext, bringt aber durchaus eigene Qualitäten mit, auf die ich in einem gesonderten Artikel noch eingehen werde. Zumindest den Boxed-Kühler dieses Modells kennt Ihr bereits aus einer früheren Analyse, in der ich auch auf dessen thermisches Verhalten und die Wärmeleitpaste eingegangen bin. Für heute jedoch bleibt der Fokus strikt bei den Modellen, die mit aktueller Firmware und Treiberbasis einen echten Leistungssprung zeigen können.
Bereits vorweggenommen sei, dass die gemessene Steigerung der durchschnittlichen Bildraten zwar vorhanden, aber nicht der eigentliche Aha-Effekt ist. Die überraschendste Verbesserung offenbart sich vielmehr in der Gleichmäßigkeit des Bildlaufs, was sich erst in der detaillierten Auswertung der Frame-Zeitverteilungen zeigt. An dieser Stelle soll jedoch nicht vorgegriffen werden, alle relevanten Befunde folgen in der gebotenen Ruhe im weiteren Verlauf des Artikels.
Was hat sich konktret geändert und was nicht?
Seit der Markteinführung der Core-Ultra-200-Serie im Oktober 2024 hat sich das Zusammenspiel aus Mainboard-Firmware, Intel-Treibern und Windows 11 fast monatlich verändert, wobei jeder Teilbereich zur allmählichen Beseitigung der anfänglichen Leistungs- und Stabilitätsprobleme beigetragen hat. Die Firmware-Historie des von mir genutzten MSI MEG Z980 Ace begann mit einem Start-UEFI, das noch auf dem Microcode 0x110 und einer CSME-Firmware 19.0.0.1762 beruhte. Erste Korrekturen folgten Ende November in Gestalt einer PR5-Beta, die unter Microcode 0x112 unter anderem den riskanten DLVR-Bypass entfernte und die Spannungsgrenzen für hohe Lastzustände strenger fasste, was die Stabilität zwar erhöhte, allerdings messbar höhere Speicherlatenzen zur Folge hatte. Den entscheidenden Schritt stellte das finale, von MSI zum Jahreswechsel veröffentlichte UEFI 7E22v1A41 dar, das den von Intel als verbindlich erklärten Microcode 0x114 samt CSME 19.0.0.1854 v2.2 integrierte und damit in Spielen sowie in speicherintensiven Anwendungen einen singulären Leistungszuwachs im mittleren einstelligen Prozentbereich ermöglichen sollte. Auf dieser Basis wurden im Frühjahr 2025 sukzessive weitere Revisionen ausgeliefert, die erst das werkseitige Aktivieren des neuen 200S-Boost-Profils erlaubten und später in Version B3 zusätzlich den Memory-Training-Algorithmus überarbeiteten, sodass CUDIMM-Module bis DDR5-8000 zuverlässig gebootet werden konnten. Ein kurzzeitig verteilter Test-Build mit Microcode 0x118 brachte hingegen keine reproduzierbaren Vorteile und blieb Beta-Nutzern vorbehalten, nachdem interne Messungen leichte Rückgänge bei seltenen AVX2-Workloads zeigten.
Parallel dazu hat Intel den Treiber-Stapel mehrfach aktualisiert. Die Launch-Version 32.0.101.6732 bildete die Ausgangslage, aber schon der WHQL-Treiber 32.0.101.6734 hob auf Lunar-Lake-Handhelds die durchschnittliche Bildrate um bis zu zehn Prozent an. Der darauf aufsetzende, im Mai veröffentlichte Treiber 32.0.101.6874 weitete diese Optimierungen auf sämtliche Core-Ultra-200V-Geräte aus und steigerte zugleich die zulässige iGPU-Speichernutzung von fünfzig auf siebenundfünfzig Prozent des System-RAM, wodurch beispielsweise in einem 16-GB-System 9,12 GB für die Grafikeinheit reserviert werden können. In der jüngsten Iteration 32.0.101.6881 vom 9. Juni wurden mehrere Low-level-Fehler in der Shader-Cache-Verwaltung behoben und erstmals eine dynamische Umschaltung zwischen Balanced- und Performance-Profil in den Treibereinstellungen zugelassen, was insbesondere auf Systemen mit der Core-Ultra-5-235 spürbare Frametimes-Glättung bringt. Ergänzend hat Intel das Paket aus Chipsatz-, Wi-Fi- und Bluetooth-Treibern konsolidiert, sodass die Installation über einen einheitlichen „One-Click-Installer“ erfolgt, der zugleich veraltete Power-Plans entfernt und auf moderne „Energy-Aware Scheduling“-Richtlinien umstellt.
Auf Betriebssystemseite lieferte Microsoft im Lauf der Entwicklungszyklen 23H2 und 24H2 kumulative Aktualisierungen, die den Kernel-Scheduler an die heterogene Kernarchitektur von Arrow Lake anpassten und damit die Zuteilung anspruchsvoller Threads an Performance-Kerne verlässlicher gestalteten. Mit dem aktuellen Build 26100.4349 vom 10. Juni 2025 kamen weitere Optimierungen für DirectStorage-Pipelines und eine im Standard aktivierte GPU-Hardwarebeschleunigung der AV1-Codierung hinzu, wodurch sich die Lastverteilung zwischen CPU, iGPU und SSD messbar verbessert. Auch das ist ein Grund, warum ich diesen Artikel genau jetzt geplant habe. WindowsCentral weist in seinem laufenden Juni-Bericht außerdem auf eine Verringerung der Hintergrundprozesse durch den jetzt systemweit verfügbaren Xbox-Game-Mode hin, der insbesondere bei Intel-iGPU-Systemen wie dem Core Ultra 5 235 niedrigere Latenzen beim Bildaufbau ermöglichen soll. Das optionale 200S-Boost-Profil des UEFI wird von Windows seit Build 26100.3775 korrekt erkannt und bei aktiviertem XMP automatisch in den Energiemodus „Höchstleistung“ eingegliedert, ohne dass zusätzliche manuelle Registry-Anpassungen nötig sind.
Unter Linux werden die gleichen Prozessoren seit Kernel 6.9 durch einen überarbeiteten P-State-Governor besser adressiert, Phoronix verzeichnet in Nachtests mit Microcode 0x114 einen durchschnittlichen Leistungszuwachs von etwa sechs Prozent gegenüber der Ausgangslage, wobei die Abweichungen zwischen einzelnen Workloads teilweise größer ausfallen, weil der neue Governor Turbo-Grenzen genauer ausfährt. Zusätzlich zu diesen Scheduler-Anpassungen trägt die in Mesa 25.1 enthaltene Xe-Treibergeneration zur höheren Stabilität der integrierten Arc-Grafik bei, sodass Frame-Pacing-Ausreißer, die zum Launch noch häufig auftraten, weitgehend verschwunden sind.
In der Summe ergibt sich für das hier eingesetzte System mit dem MEG Z980 Ace und aktuellstem UEFI, dem Intel-Treiber 32.0.101.6881 und Windows 11 24H2 Build 26100.4349 eine nachvollziehbare, reproduzierbare Verbesserung gegenüber dem Launch-Zustand. Für Linux-Anwender liegt der Fortschritt laut Tests Dritter in ähnlicher Größenordnung, wobei der neue P-State-Governor das Potenzial der Performance-Kerne inzwischen fast ebenso konsequent ausschöpft wie der aktuelle Windows-Scheduler. Was geblieben ist, ist jedoch die vorhandene Hardware, der Rest ist neu.
Testsystem und Test-Methoden bleiben gleich
Alle relevanten Details zum verwendeten Testsystem sowie zur zugrunde liegenden Softwarekonfiguration wurden bereits ausführlich im ursprünglich veröffentlichten Launch-Artikel dokumentiert, auf den ich an dieser Stelle verweise. Um unnötige Wiederholungen zu vermeiden, verzichte ich in diesem Nachtest bewusst auf eine erneute Aufzählung der identischen Systeminformationen. Die dort genannten Hardwarekomponenten, BIOS-Settings und Softwarestände bilden weiterhin die Grundlage, wurden lediglich um aktuelle Firmware- und Treiberstände ergänzt, wie im vorangegangenen Abschnitt beschrieben.
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