Prozessor Testberichte Workstation

Intel Core i9-10900K im Vielseitigkeits-Test. Wo liegen die Stärken und Schwächen des letzten 14-nm-Boliden?

Kennt Ihr den Kriegsgott Janus aus der griechischen Mythologie, der als stets Gegenwärtiger aus der Mitte seiner gewissen Ich-Kraft zeitgleich in die Vergangenheit und in die Zukunft blickt? Genau so habe ich mich beim Testen des Intel Core i9-10900K gefühlt. Vergangenheit deshalb, weil es eigentlich Altbekanntes und Altbewährtes in seiner letzten Iteration ist, das nun definitiv am Ende seines 14-nm-Lebenszyklus angekommen ist und die Zukunft, weil es nach so einem Schlussstrich ja auch weitergehen wird. Wie blau oder gar rot diese dann aussieht, wird natürlich später entschieden.

Aber ich lebe nun mal im Hier und heute und da ist es (wie so oft) etwas knapp mit der Zeit geworden, aber irgendetwas wird natürlich fertig. Eigentlich war zwar noch etwas mehr geplant, aber da waren der Sampling-Gott und ein aufwändigerer Motherboard-Umbau vor, der mich noch fast einen zusätzlichen Tag gekostet hat. Da es kein gesponsertes Sample ist, wird es mit möglichen Nachtests eher schwierig, aber das bisher Gemessene reicht für ein objektives Bild eigentlich auch so schon völlig aus. Das Ergebnis steht und man kann damit durchaus zufrieden sein. Intel (zumindest in Teilen) übrigens auch, aber das hebe ich mir für später auf.

Was macht man jetzt aber jetzt als Kunde überhaupt mit so einem 10-Kerner auf Steroiden? Fürs reine Spielen ist so etwas (bis auf wenige Ausnahmen) schon fast too much, für echte Workloads im Workstation-Bereich allerdings wohl eher nicht genug. Und genau deshalb habe ich einfach mal beides getestet. Man mag dem Core i9-10900K ja gern als Vorurteil mit auf den Weg geben, dass die Trinkmanieren absurd wären. Das sind sie durchaus, aber nur dann, wenn er vollbepackt der Berg hinaufsprinten muss. Bergab geht es dann mit Zylinderanschaltung deutlich sparsamer und im Idle beim Verschnaufen ist das Gemessene sogar so niedrig, dass ich mehrmals nachgeprüft habe, ob das wirklich so stimmt.

Den verbalen Theorieteil lasse ich jetzt mal weg, denn den hatte ich ja im Artikel „Intels Comet Lake-S CPUs der 10. Generation zeigen sich – vorerst aber nur auf dem Papier“ schon einmal. Wer also neugierig oder vergesslich ist, möge sich bitte vorab an diesem Link bedienen. Für die Einstimmung auf den heutigen Test stelle ich noch eine Folie aus diesem Artikel voran, denn genau daran wird sich Intel heute messen lassen müssen. Kometenhafter Aufstieg oder still ruht der Lake? Wir werden es herausfinden!

Testsystem und Aufgabenstellung

Titelbild und Intro habe ich nicht zufällig gewählt, denn Intel ist immer dann im Vorteil, wenn es weniger auf die der Anzahl von Kernen, sondern von den deutlich höheren Taktraten als bei den AMD-Chips abhängt. Die verbesserten Boosting-Algorithmen wie Thermal Velocity Boost wollte ich natürlich mit ins Spiel bringen und im Gegenzug auch die AMD-Chips bis hoch zum Ryzen 9 3950X unter absolut gleichen thermischen Bedingungen laufen lassen. Da kommt wieder der Chiller ins Spiel, denn Wasser mit konstanten 20 °C sollte nun wirklich reichen.

Ein Gegentest mit Luft hat übrigens ergeben, dass es beim Intel Core i9-10900K mit sehr guten Kühlern durchaus noch ginge, denn die entscheidende Wärmestromdichte ist am Ende bei dieser 14-nm-CPU auch nicht höher als bei AMDs aktuellen Ryzens in 7 nm, im Gegenteil. Trotzdem stößt man, vor allem im Allcore-Betrieb, immer wieder an thermische Grenzen, die ich aber vermeiden wollte. Eine AiO ginge sicher, aber dann hat man wieder extreme Schwankungen zwischen den einzelnen Messungen.

Als Motherboard kommt ein MSI MEG Z490 Unify zum Einsatz, eine schöne und schlichte schwarze Schönheit zu einem etwas gehobeneren Preis, dafür aber vielen inneren Werten. Ich habe alle aktuellen CPUs, so wie der Normalkäufer wohl auch, mit einem Satz Patriot Viper DDR4 3600 (PC4-28800) im hinterlegten XMP-Profil laufen lassen. Mehr geht beim Ryzen 3xxx eh nicht mehr synchron und es bringt eigentlich auch nichts mehr. Spielchen, wie RAM nach Specs zu verbauen oder Motherboards einzubremsen, konnte ich mir leider aus Zeitgründen nicht leisten. Es ist soweit also alles Default und damit exakt so, wie es der Normalkunde wohl auch zusammenschrauben würde.

Hier noch einmal die tabellarische Zusammenstellung des Testaufbaus:

Test System and Equipment
Hardware:

Intel Core i9-10900K
MSI MEG Z490 Unify

AMD Ryzen 9 3950X, 3900X
MSI MEG X570 Godlike

Intel Core i9-9900 K, i9-9900KS, i7-9700K
MSI MEG Z390 Godlike

Intel Core i9-9980XE, i9-9960X
Aorus X299 Master

General
2x 16 GB Patriot Viper Black RGB DDR4 3600
1x 1 TByte Patriot Viper VP4100
1x Seagate FastSSD Portable USB-C
Seasonic Prime 1200 Watt Titanium PSU

Cooling:
Alphacool Eisblock XPX Pro (1151, 1200, 2066, AM4)
Alphacool Eiszeit 200 Chiller (modified)
Thermal Grizzly Kryonaut
Case:
Open Benchtable
Monitor: BenQ PD3220U
Power Consumption:

Non-contact direct current measurement on PCIe slot (riser card)
Non-contact direct current measurement at the external PCIe power supply
Direct voltage measurement at the respective connectors and at the power supply unit
2x Rohde & Schwarz HMO 3054, 500 MHz multichannel oscilloscope with memory function
4x Rohde & Schwarz HZO50, current clamp adapter (1 mA to 30 A, 100 KHz, DC)
4x Rohde & Schwarz HZ355, probe (10:1, 500 MHz)
1x Rohde & Schwarz HMC 8012, digital multimeter with memory function

MCU-based shunt measuring (all rails and VRM)
Up to 10 channels (max. 100 values per second)
Special riser card with shunts for the PCIe x16 Slot (PEG)

Thermal Imager:
1x Optris PI640 + 2x Xi400 Thermal Imagers
Pix Connect Software
Type K Class 1 thermal sensors (up to 4 channels)
Acoustics:
NTI Audio M2211 (with calibration file)
Steinberg UR12 (with phantom power for the microphones)
Creative X7, Smaart v.7
Own anechoic chamber, 3.5 x 1.8 x 2.2 m (LxTxH)
Axial measurements, perpendicular to the centre of the sound source(s), measuring distance 50 cm
Noise emission in dBA (slow) as RTA measurement
Frequency spectrum as graphic
OS: Windows 10 Pro (1909, all Updates)

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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