Es kommt, wie es kommen musste – oder zumindest, wie es sich seit Monaten angedeutet hat: Intel lässt seine Nova-Lake-Prozessoren, zumindest deren Compute-Tiles, nicht etwa in der hauseigenen Foundry auf 18A backen, sondern beauftragt laut Berichten der Taiwan Economic Daily kurzerhand TSMC mit der Produktion im 2nm-Prozess. Damit reiht sich Intel ein in die mittlerweile recht prominent besetzte Warteschlange am Eingangstor von TSMC – gleich neben Apple und AMD, die sich dort bekanntlich schon länger tummeln. Eine gewisse Ironie liegt in der Tatsache, dass ein Konzern, der sich als Vollsortimenter inklusive eigener Fertigung versteht, nun genau das Kernstück seiner Desktop-Pläne auslagert. Aber gut, man hat wohl erkannt, dass Realitäten mitunter härter sind als Visionen.
TSMC statt IFS: Wenn der Anspruch auf die Wand der Realität trifft
Schaut man sich die Roadmaps, Ankündigungen und Vorträge der letzten Jahre an, sollte Intels 18A-Prozess doch eigentlich das Maß aller Dinge sein. Höhere Transistordichte, bessere Effizienz, fortschrittliche Techniken wie PowerVia und RibbonFET – kurz: das ganz große Kino. Und jetzt? Nova Lake, als zentrale Hoffnung für die nächste Generation im Desktop-Segment, wird nicht auf 18A gefertigt, sondern bei einem Unternehmen, das Intel in der Theorie technologisch überflügelt haben sollte – zumindest wenn man den PR-Folien glauben schenken will. Michelle Johnston Holthaus, ihres Zeichens Produktsparte-Chefin bei Intel, hatte bereits angedeutet, dass man auf IFS verzichten würde, wenn nötig. Nun scheint es nötig zu sein. Die Compute-Tiles wandern zu TSMC, während möglicherweise andere Chiplets intern bleiben – die klassische Dual-Sourcing-Strategie also. Doch wenn das wichtigste Teil ausgelagert wird, bleibt von „dual“ am Ende nicht mehr viel übrig.
Nova Lake: Viele Kerne, viele Fragen
Technisch betrachtet will man bei Nova Lake aufrüsten: Die Rede ist von bis zu 16 Performance- und 32 Effizienz-Kernen. Ob sich diese Zahlen bewahrheiten, bleibt abzuwarten, aber die Marschrichtung ist klar: Mehr Kerne, mehr Threads, mehr parallele Performance. Das alles will man im 2nm-Prozess unterbringen – ein Schritt, der in Sachen Energieeffizienz und Dichte durchaus Sinn ergibt, vorausgesetzt, man bekommt ausreichend Waferkontingent und der Yield macht keinen Strich durch die Rechnung. Mit AMDs Venice (EPYC Gen 6), Apples A20 und nun auch Intel drängen sich immer mehr Schwergewichte auf TSMCs fortschrittlichstem Knoten. Die Stückzahlen dürften dabei eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielen – ob Intel seine gewohnte Marge auch bei ausgelagerter Fertigung halten kann, wird sich zeigen. Die Tatsache, dass man diesen Schritt trotz aller Kosten geht, lässt zumindest darauf schließen, dass die Alternativen entweder nicht fertig, nicht konkurrenzfähig oder schlicht zu riskant sind.
18A: Panther Lake als Versuchskaninchen
Ganz lässt man 18A natürlich nicht fallen. Die Roadmaps listen Panther Lake und Clearwater Forest weiterhin als 18A-Produkte. Offenbar will man intern zumindest den Beweis antreten, dass die Technik grundsätzlich funktioniert. Dass man jedoch das Prestigeprojekt Nova Lake davon abkoppelt, ist ein klarer Fingerzeig. Entweder fehlen Vertrauen, Kapazität oder schlichtweg die Zeit. Es bleibt dabei: Man kann einen Fertigungsprozess nicht nur auf Folien bejubeln, man muss auch liefern. Und wenn man eben nicht liefern kann, lässt man liefern – durch TSMC.
Dual-Sourcing als Deckmantel für Auslagerung
Offiziell ist von Dual-Sourcing die Rede, doch die Realität sieht eher nach einer schleichenden Auslagerung aus. Dass Intel damit auch ein Stück Kontrolle abgibt, liegt auf der Hand. Gleichzeitig zeigt man sich flexibel – man nimmt in Kauf, dass das Kerngeschäft zumindest teilweise fremdgefertigt wird, um technologisch Schritt zu halten. Für den Verbraucher wird das mittelfristig kaum eine Rolle spielen. Wo „Intel“ draufsteht, interessiert selten, ob es in Oregon oder Taiwan gefertigt wurde. Für die internen Ambitionen von IFS ist dieser Schritt hingegen ein kleiner Dämpfer – und ein klarer Hinweis darauf, dass es zwischen Anspruch und Wirklichkeit mitunter ein paar Nanometer Unterschied gibt. Und in diesem Fall sind es exakt zwei davon.
Source: Money
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