Es geschehen noch Zeichen und Wunder – zumindest bei Intel, wo man es tatsächlich geschafft hat, Microsoft als Ankerkunden für den 18A-Prozess zu gewinnen. Ob das nun der vielzitierte „iPhone-Moment“ für die Foundry-Sparte ist oder einfach nur das kleinste Übel für einen ausgelasteten Markt bleibt offen. Fest steht: Wenn selbst Microsoft lieber bei Intel einkauft als sich weiter hinten bei TSMC anzustellen, dann hat man bei Team Blau wohl doch nicht alles falsch gemacht.
Microsofts 18A-Deal: Prestige oder Notnagel?
Laut ChosunBiz hat Microsoft bereits unterschrieben – und das nicht nur symbolisch. Man spricht von einem „entscheidenden Vertrag“, was in der Regel bedeutet: da fließt mehr als nur Absichtserklärungs-Tinte. Dass ausgerechnet Intel hier den Zuschlag bekommt, dürfte weniger mit technischer Euphorie als mit schlichter Produktionslogik zu tun haben. Bei TSMC herrscht aktuell Stau – und zwar so richtig. Wer nicht schon Jahre vorher reserviert hat, darf sich hinten anstellen. Und bei Samsung? Da ist zwar viel Wille, aber noch wenig Vertrauen. Intel hingegen hat freie Kapazitäten – und den 18A-Knoten, den man intern offenbar jetzt schon als Erlöser feiert. Warum? Weil sowohl „Panther Lake“ als auch „Clearwater Forest“, die ersten CPUs auf Basis von 18A, laut Intel inzwischen erfolgreich gebootet haben. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer für ein Unternehmen, das in den letzten Jahren regelmäßig über die eigenen Roadmaps gestolpert ist.
Technisch betrachtet: 18A versus N2 – viel Rauch, wenig Daten
Was 18A nun wirklich kann, weiß außerhalb von Oregon eigentlich niemand so genau. Verglichen wird mit TSMCs N2 – zumindest auf Folien. Da stehen dann Begriffe wie „vergleichbare SRAM-Dichte“ und „ähnliche Performance-Effizienz-Verhältnisse“. Klingt gut, sagt aber nichts. Bislang hat noch niemand außerhalb des Intel-Campus echte Dies gesehen oder validierte Benchmarks in den Händen gehalten. Aber immerhin: Die ersten Testchips laufen, und das ist bei Intel dieser Tage schon mal eine Nachricht wert. Natürlich darf man auch nicht vergessen, dass 18A laut Intel vollständig in den USA gefertigt wird. Das dürfte beim aktuellen geopolitischen Klima als Trumpf gelten, insbesondere für US-Kunden, die Taiwan inzwischen mehr mit Vorsicht als mit Vertrauen begegnen. Wer also lokale Fertigung will, ohne auf Samsung auszuweichen, landet zwangsläufig bei Intel – ob freiwillig oder notgedrungen.
Führung mit EDA-Brille: Lip-Bu Tan und der Kurswechsel
Ein nicht ganz unwichtiger Aspekt ist der neue Mann an der Spitze: Lip-Bu Tan, vorher bei Cadence, bringt nicht nur EDA-Kompetenz mit, sondern ein ordentliches Netzwerk und einen realistischen Blick auf das, was man bei Intel bisher eher übersehen hat – nämlich funktionierende Workflows, stabile Entwicklungszyklen und eine vernünftige Kundenkommunikation. Erste Maßnahme: weg mit dem etwas diffusen „IDM 2.0“-Mantra, hin zu klareren Strukturen. EDA, Packaging und Foundry stehen nun im Vordergrund. Es wirkt fast so, als hätte man bei Intel verstanden, dass man Kunden nicht nur mit Silicon, sondern auch mit Software, Tools und Verlässlichkeit halten muss. Dass Google und NVIDIA angeblich ebenfalls anklopfen, passt ins Bild – auch wenn hier noch nichts offiziell unterschrieben ist. Aber wenn Microsoft den Anfang macht, werden die anderen nicht ewig warten wollen. Niemand will der Letzte im 2nm-Zug sein.
Konkurrenz im Rückspiegel: Samsung bleibt Mitfahrer
Samsung Foundry? Ist technisch gesehen noch im Rennen, aber so richtig vom Fleck kommt man nicht. Die Yield-Probleme bei Gate-All-Around sind bekannt, und Vertrauen baut man nicht mit Pressemitteilungen auf, sondern mit funktionierenden Produkten. So bleibt Samsung derzeit eher der statistisch erwähnte Dritte im Wettrennen, während TSMC und Intel das Feld unter sich ausmachen – zumindest auf dem nordamerikanischen Spielfeld.
Vielversprechend, aber noch keine Revolution
Was bleibt also? Intel hat mit dem 18A-Deal einen Fuß in der Tür – und zwar bei einem der wichtigsten Kunden, die man im westlichen Tech-Spektrum gewinnen kann. Technisch ist noch vieles offen, aber strategisch sieht das nach einem klugen Schritt aus. Ob daraus mehr wird als ein schöner PR-Moment, hängt davon ab, ob Intel nun wirklich liefern kann – nicht nur in Stückzahlen, sondern auch in Qualität. Denn eines ist klar: Die Branche hat keine Geduld mehr für Luftschlösser. Wer heute einen Prozessknoten ankündigt, muss morgen liefern. Und Intel steht dabei unter besonderer Beobachtung. Denn nach dem ganzen Zickzackkurs der letzten Jahre muss man zeigen, dass man es noch kann – nicht auf PowerPoint, sondern auf Wafer.
Source: ChosunBiz
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