Kühlung Testberichte Wärmeleitpaste und Pads

Industrie-Wärmeleitpaste auf Abwegen: Parker THERM-A-GAP GEL 60HF im Test und was passieren könnte, wenn man die Hintergründe nicht kennt

Heute geht es um die Parker THERM-A-GAP GEL 60HF, die es auch als Parker THERM-A-GAP GEL 75HF gibt, wobei bei beiden auch der Name Programm ist, denn die Bulk-Wärmeleitfähigkeit wird mit 6.2 W/m·K bzw. sogar 7.5 W/m·K angegeben. Da wir wissen, dass sehr gute Pasten eigentlich bei 5 bis 6 liegen, wenn sie performant, haltbar UND einfach zu verarbeiten sein sollen, ist so mancher geneigt, solche Produkte entweder selbst im PC zu nutzen oder sie für Argumentationsketten in Foren zu nutzen. Dass beides ohne Hintergrundwissen eigentlich keine gute Idee ist, das lest Ihr heute. Denn besorgen kann man sich eigentlich alles…

Jetzt ist es nicht so, dass die THERM-A-GAP GEL 60HF mit ihren 6.2 W/m·K etwa eine schlechte Paste wäre, im Gegenteil. Nur muss man auch wissen, wofür sie konzipiert, langwierig entwickelt und mittlerweile auch erfolgreich produziert wurde und wird. In einen Computer, egal ob nun auf der CPU oder der GPU würde ich sie aber definitiv nicht verwenden, denn die fast schon zerstörerische Macht des Festklebens beherrscht sie noch besser also so manche Politiker*innen*außen. Diese Paste wurde seinerzeit u.a. auch für die speziellen Belange von 5G-Sendeanlagen entwickelt und hat exakt dafür auch die besten Eigenschaften. Ich weiß aber von mindestens einem Fall, wo der Einsatz der THERM-A-GAP GEL 60HF im privaten Bereich grandios daneben ging und auch ich habe für dieses Experiment ein Paar Testköpfe opfern müssen, die jetzt leider aufgearbeitet werden müssen. Aber dazu komme ich noch.

Sagen wir es mal so: die Angabe der Wärmeleitfähigkeit ist (wie immer) nicht alles. Diese Paste ist in einigen Belangen und wenn die benötigte Schichtdicke BLT (Bondline Thickness) zur Paste passt, sogar besser als die gern genommenen Industriepasten DOWSIL TC-5888 und TC-5550 mit deren reichlich 5 W/m·K, aber sie ist nicht nur bescheiden zu verarbeiten, sondern sie wird unter etwas Druck auch fast schon zum soliden Thermokleber. Und Ihr wisst ja: Nach fest kommt ab. Auch bei einer späteren Demontage des Systems.

Genau vor diesen Unheil möchte ich die experimentierfreudigen Leser aber bewahren, denn wie ich schon schrieb, werden diese GEL-Pasten gern in Foren als Argument benutzt, was dann bei manchen Lesern vielleicht sogar falsche Begehrlichkeiten wecken könnte. Und während ich ja sonst eigentlich lieber Pasten teste, um zu zeigen, was man sich am besten in den PC schmiert, gibt es heute einmal das genaue Gegenteil: Eine Nicht-Benutzungs-Empfehlung. Ich kann natürlich niemandem vorschreiben, etwas nicht zu tun, aber versuchen kann man es ja wenigstens. Und so sah der Spaß dann vorm Testen aus:

Technische Daten

Es liest sich wirklich gut, es wird auch nichts anbrennen und doch könne man schon gewarnt sein, denn eine minimale BLT von 150 µm hat schon das Flair von Fließestrich. Nur werden solche Details gern und oft übersehen. Aber keine Angst, auch das werde ich natürlich nachprüfen. Und da ich ja den Realitätsbezug nicht aus den Augen verlieren möchte, träume ich eben von einem eigenen 5G-Funkmasten, den ich dann bestens gekühlt und für viel Geld an die Netzbetreiber vermieten kann:

Kommen wir nun noch zum Test-Setup, dass ich in Zukunft nicht mehr als Text und Bild in die Artikel einfügen werde, sondern für das ich extra passende Grundlagenartikel samt Vorstellung des Equipments und der Messmethoden geschrieben habe, um mir und Euch ein wenig die Redundanz zu sparen. Wer das Wissen nachlesen oder auffrischen möchte, der nutzt bitte die folgenden Links zu den beiden Messaufbauten für ASTM D5470-17 mit dem Nanotest TIMA5 und LIBS samt Mikroskopie mit dem Keyence VX-7100 und EA-300:

Nach so viel Einführung kommen wir nun zur praktischen Seite und den Messungen, also einmal Umblättern bitte.

Kommentar

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eastcoast_pete

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1,892 Kommentare 1,191 Likes

Sehr wichtiger Punkt bzw Warnung! Klar, bei einer 5G Basisstation die in der Tat bei Wind und Wetter draußen steht, durch Sturmböen durchgeschüttelt wird und dann im Wartungsfall ja eher komplett ausgetauscht wird ist so eine Superkleber-Paste auch recht am Platze. Aber auch nur dort. Mir wird's ja schon beim Auswechseln von einigermaßen eingetrockneter Paste auf zB Notebook CPUs etwas mulmig, die Parker würde da wahrscheinlich gleich das halbe Board mit abreißen beim Versuch, den Kühler von der CPU zu trennen.

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Igor Wallossek

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Du kannst damit aber perfekt Kühlkörper auf dem RAM ankleben, siehe Morpheus. :D

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Beschi

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Moin,
@Igor Wallossek mit "Politiker*innen*außen" hast du meinen Morgen gerettet ;)
Interessanter Artikel, danke dafür! Erlebe selbst immer wieder wie Personen über Produkte schimpfen, aber nicht wissen wofür diese eigentlich entwickelt wurden und dementsprechend falsch einsetzen.
Gruß Beschi

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IXI_HADES_IXI

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Kannte ich bis jetzt noch gar nicht. Gut ich gucke bei Paste, Pads oder ähnlich sowieso nur im PC Bereich.

Mir hat es bei normaler Paste schon mal die CPU aus dem Sockel gerissen weil ich zu fest gezogen und gedreht hatte.

Mit der Paste hätte ich die CPU wahrscheinlich auch gleich noch geköpft.

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echolot

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@Igor Wallossek Hast Du Bilder von der Zerstörung oder gibt es dazu einen separaten Artikel? Hättest mal 24h warten sollen wie bei Corega Haftcreme.

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Igor Wallossek

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Ich schreibe gerade einen viel interessanteren Artikel. :)

Noctua NT-H2 aus 2023 vs. Paste aus 2024. Ist halt scheiße, wenn man zu geizig für ein eigenes QM ist. Die Paste aus 2023 war schon nicht so prall, aber die aus 2024 ist echte Billig-Suppe. Ich finde es mal wieder bezeichnend, wenn man in Qualitätsforen angegangen wird, weil man irgendwems Fetisch zerstört und angeblich zu dumm zum messen sei, in Wirklichkeit sich der Premiumhersteller entweder vom OEM rollen lässt, oder aktiv an den Kosten mitoptimiert. Ich schwanke noch, ob ich die vorher infoirmieren soll, denn es geht ja doch immer gleich aus... :(

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echolot

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Alle müssen zur Zeit rechnen 🤷‍♂️

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ssj3rd

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Whoa, dass ist ja schon fast Kernschrott, Finger weg!

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DigitalBlizzard

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Noctua kann ja unsere Paste beilegen, dann sind sie alle Sorgen los, zumindest die Pastensorgen. Wir beliefern ja auch gerne OEM, da können sie dann ihr NT-H3 powered by X-Apply draufkleben, dann ist alles gut.
Ich verstehe Hersteller nicht, die die Leistung ihrer eigenen teuren Hardware mit miesen Pampen versauen, total widersinnig.
Mit der NT-H2 im Test den eigenen Kühler schlechter machen ist doch Unsinn
Das Zeug hat theoretisch auch in der IT seine Berechtigung, da wo man Passivkühlkörper wie z.B. auf der VRM des Mainboards anbringen will, sorgt auch direkt für Haftung und allemal besser als Klebepads in der thermischen Leistung. Oder in NTs Kühlkörper repasten etc.
Im prinzip überall da, wo man eben große Spalten hat 0,15mm aufwärts, theoretisch sogar auf dem Grafikram, aber dann bekommst den Kühler nie wieder runter, aber dafür hält es ja ewig :p

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DigitalBlizzard

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3,272 Kommentare 2,279 Likes

Nee, ist es nicht, man muss nur schauen für welche Anwendung, wie hier erwähnt. Die thermische Leistung und Haltbarkeit sind super, aber Du brauchst schon mindestens 150µm die Du füllen willst und den festen willen es nie wieder abzunehmen ;)

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LGTT

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30 Kommentare 14 Likes

Ich freue mich schon auf den Notua Artikel auf meiner CPU ist ein Kühler der Firma montiert. Da gab es aber noch NT-HT1 dazu. Beim neu auftragen der Paste letztes Jahr (Ich musste einen Gehäuselüfter wechseln und bin nicht an den Mainboard PIN gekommen) Ist dann Arctic MX 4 draufgekommen weil ich die noch da hatte. Ich merke jetzt keinen Unterschied hab allerdings auch keine stabile Messumgebung, für mich als Enduser ist vom Verhalten her das annährend gleich. Zumindest hatte ich alles wieder auseinander bekommen was bei diesem Parker Gel vermutlich nicht der Fall gewesen wäre.

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Igor Wallossek

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Dafür gibt es ja Kettensägen :D

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_roman_

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125 Kommentare 33 Likes

Die Frage ist, wie viele Messungen gibt es. Ich würde mir 3x dasselbe Produkt holen von 3 verschiedenen Versandhäuse.

ESD Ausrüstung wurde hoffentlich verwendet(und regelmässig überprüft vor der Verwendung). Eine nicht leitfähige Wärmeleitpaste auch oder? Ansonsten erwarte ich mir, dass gebrauchte Hardware nicht am Gebrauchtmarkt verkauft wird und dies verschwiegen wird.

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Rooter

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Für den Einsatzzweck gibt es auch von Dow Chemical eine Paste: https://videos.dow.com/view/M32133

Ist aber wohl nicht ganz so extrem, die minimale bondline wird mit 40 μm angegeben. Aber natürlich deutlich viskoser als deren Consumer Pasten und nicht Thixotrop eingestellt.

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L
LGTT

Mitglied

30 Kommentare 14 Likes

ich versteh deinen Text ehrlicherweise nicht. Der Noctua Doppelturm war einfach über dem 4 PIN Lüfter. Da die Demotage des Kühlers bei Noctua sehr einfach ist hab ich kurzerhand den Kühlkörper ausgebaut den 120mm des Gehäuses gegen einen ohne rattern ausgetauscht auf den Lüfteranschluss wieder gesteckt und den Kühler mit neuer Wärmeleitpaste wieder montiert. Der defekte Lüfter ist im Elektroschrott gelandet. Weder die NT HT1 noch MX4 sind elektrisch leitend und selbst wenn ich Flüssigmetall verwendet hätte, wäre es immer noch meine Sache solange es fachgerecht erfolgt. Ich nutze den Rechner ja selbst noch da sollte er schon einwandfrei funktionieren.

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Igor Wallossek

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View image at the forums

Wobei über 17% Abweichung durch keine Fertigungstoleranz der Welt gedeckt sind. Da reicht auch eine miese Paste, um das komplette QM und die gesamte Charge in Frage zu stellen, denn es werden ja nicht nur zehn oder hundert, sondern gleich Tausende Tuben abgefüllt, die dann alle gleich sind. Aber ich kann dich beruhigen, alle 2024er Tuben war gleich mies, egal welche Packungsgröße

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eastcoast_pete

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1,892 Kommentare 1,191 Likes

Genau das! Qualitätskontrolle hört ja nicht bei der Herstellung der Paste im Großmaßstab (viele kg bis Tonnen) auf, sondern muß auch die konsistente Qualität und Uniformität der individuellen Abfüllungen testen. Wenn sich zB eine Paste beim Lagern nach einigen Monaten separiert, wird das auch auf der CPU oder GPU passieren, und zeigt, daß die QC entweder versagt hat oder nie stattfand.

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Igor Wallossek

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10,948 Kommentare 20,761 Likes

Ich denke mal, Letzteres. Hätte man ein eigenes QM, dann hätte man nicht erst um einige Tage Aufschub bitten müssen, um erst einmal beim Hersteller in China "nachzufragen". Dann hätte man nämlich eigene Rückstellproben jeder Batch und Packungsgröße im Kühlschrank und auch valide Messdaten, um sie mit mir abzugleichen. Das sind keine 30 Minuten für eine mittelschnelle Bürofachkraft, die sich auf dem Weg in die Asservatenkammer auch gern noch vorher einen Kaffee holen kann.

Hier verlässt man sich aber nur auf dem OEM oder schlimmer: Man liefert sich ihm komplett aus! Das ist wie Essen auf Rädern und eigentlich auch eine Art Bankrotterklärung.

Ich weiß, was geändert wurde. Entweder Cost-Down oder anderer OEM. Aber ich warte noch auf die Rückmeldung :)

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echolot

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1,198 Kommentare 942 Likes

Puh, dann hatte ich wohl Glück. Hatte noch alte Plörre drauf. Mit der lief alles passabel.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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