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Huawei und der große Chip-Schwenk: Elf Fabs, viele Namen, ein Ziel – Autarkie made in PRC

Dass Huawei sich nicht mit halben Sachen zufriedengibt, war bereits seit dem US-Embargo mehr als deutlich. Doch anstatt wie andere Unternehmen den Rückzug anzutreten oder in Importpanik zu verfallen, hat der Konzern offenbar lieber den Werkzeugkasten ausgepackt – und das ganz wortwörtlich. Laut einem aktuellen Bericht von The Elec soll Huawei inzwischen mindestens elf eigene Halbleiterfabriken betreiben. Oder sagen wir besser: elf Produktionsstandorte, die sich wie ein Flickenteppich aus Decknamen und Tochterfirmen über China verteilen. Vieles davon mutet zunächst harmlos an, ist aber strategisch durchdekliniert. Die Chinesen machen es eben nicht laut, sondern gründlich.

Mimikry als Unternehmensstrategie

Das Besondere an dieser Huawei-Offensive ist weniger der Umstand an sich – Firmen bauen nun mal Fabs – sondern vielmehr die Art und Weise, wie man dabei vorgeht. Statt lauthals eine Super-Fab mit PR-Banddurchschnitt und Drohnenaufnahmen einzuweihen, wird lieber kleinteilig gearbeitet. Namen wie Qingdao Si’En, PST, PXW, SWX oder PJHT klingen erstmal nach mittelgroßen Logistikdienstleistern oder Software-Startups. Doch wer genauer hinsieht, entdeckt ein recht konsistentes Muster: alles sitzt nahe an Huawei-Hubs, alles operiert still, alles produziert. Und das nicht zu knapp.

7-nm-Fertigung mitten in der Unsichtbarkeit

Mindestens fünf dieser Standorte sollen in der Lage sein, Chips in 7-nm-Strukturen zu fertigen. Das ist insofern bemerkenswert, als dass China bisher vor allem durch SMIC in diesem Bereich vertreten war – ebenfalls ein Unternehmen, das stark unter Sanktionen leidet. Huawei setzt also dort an, wo man am empfindlichsten getroffen wurde: bei der Fertigung. Statt externe Auftragsfertiger zu bemühen, zieht man die Produktion nun intern hoch. Vertikale Integration nennt man das im Industrielehrbuch. In der Praxis bedeutet es: weniger Abhängigkeiten, weniger politische Angriffsflächen, mehr Kontrolle.

Alles für den Eigenbedarf – noch

Die neue Produktionsstruktur scheint derzeit primär Huawei selbst zugutezukommen. Die in-house entwickelten SoCs, seien es Kirin-Chips für Smartphones oder Ascend-Prozessoren für AI-Beschleunigung, brauchen Fertigungskapazität. Viel davon. Das erklärt auch, warum bei den neuen Fabs nicht auf Effizienz oder Vielfalt, sondern schlicht auf Durchsatz gesetzt wird. Masse statt Klasse – zumindest vorerst. Denn solange noch keine vollständige Unabhängigkeit bei der Lithografie besteht, ist die Ausbeute ohnehin ein nachgelagertes Problem. Wichtig ist erstmal, dass überhaupt produziert wird.

Staatliche Rückendeckung: Kein offenes Geheimnis

Dass viele der Huawei-nahen Produktionsstätten staatlich mitgetragen werden, ist kein Betriebsunfall, sondern Teil des Plans. Chinas Halbleiterpolitik seit 2020 lässt sich in drei Schlagwörtern zusammenfassen: fördern, duplizieren, abschotten. Huawei agiert innerhalb dieses Rahmens, aber eben auf eigene Art. Während andere Firmen auf staatliche Subventionen warten, hat man bei Huawei offenbar schon den Beton angerührt, bevor die Förderbescheide überhaupt verschickt wurden. Ein gewisser Pragmatismus scheint hier mitzuschwingen.

SMIC als Referenz, nicht als Vorbild

Vergleicht man Huawei mit SMIC, ergibt sich ein interessantes Bild. Beide setzen auf eigene Produktionslinien, beide sind unter westlichem Druck entstanden, beide versuchen, mit limitiertem Equipment das Maximum rauszuholen. Doch während SMIC den Weg der offiziellen Kommunikation geht – inklusive technischer Spezifikationen und Ankündigungsrhetorik – bleibt Huawei im Schatten. Man produziert, man liefert aus, man redet nicht darüber. Das wirkt fast schon europäisch unaufgeregt.

Kein Monolith, aber ein Netzwerk

Was Huawei aufgebaut hat, ist kein monolithischer Megakomplex, sondern ein Netz von semiunabhängigen Einheiten, die funktional zusammenarbeiten. Modular, verschleiert und damit resistent gegen punktuelle Eingriffe. Sollte eine Fab ausfallen, bleibt die Struktur erhalten. Sollte ein Standort sanktioniert werden, greift das Backup. Der Aufwand für diese Redundanz ist erheblich, aber aus Sicht des Unternehmens nachvollziehbar. In einer Welt, in der Technologielieferketten zur geopolitischen Waffe werden, ist Unabhängigkeit keine Option, sondern Notwendigkeit.

Fazit mit Stirnrunzeln

Huawei macht ernst. Und das ganz ohne Pomp. Der Aufbau eigener Produktionskapazitäten ist kein Nebenschauplatz, sondern Kernstrategie. Während der Westen noch über Exportkontrollen debattiert und in Kommissionen tagt, wird in China gebaut, strukturiert und skaliert. Ob dabei am Ende wirklich konkurrenzfähige Produkte herauskommen, wird sich zeigen. Doch wer elf Fabs betreibt, um sich selbst zu versorgen, verfolgt kein kurzfristiges Ziel. Das ist keine Reaktion, sondern ein Umbau. Und der ist – zumindest technisch – beeindruckend konsequent.

Source: The Elec

 

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Redaktion

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Dass Huawei sich nicht mit halben Sachen zufriedengibt, war bereits seit dem US-Embargo mehr als deutlich. Doch anstatt wie andere Unternehmen den Rückzug anzutreten oder in Importpanik zu verfallen, hat der Konzern offenbar lieber den Werkzeugkasten ausgepackt – und das ganz wortwörtlich. Laut einem aktuellen Bericht von The Elec soll Huawei inzwischen mindestens elf eigene […] (read full article...)

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Samir Bashir

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