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Huamei HM 806 und HM 805 im Wärmeleitpasten Test – Ein neues Sub-Brand eines bekannten Herstellers und zwei neue Pasten

Huamei ist eine neue Sub-Marke des bislang eher im Hintergrund agierenden chinesischen Kühlmittelherstellers Halznziye, die gezielt für den internationalen Markt aufgebaut wurde. Während der Name im ersten Moment wie ein Tippfehler von Huawei klingt, steckt hinter Huamei jedoch kein Technologiekonzern mit Smartphone-Ambitionen, sondern eine spezialisierte Produktschiene für Wärmeleitmaterialien, die Halznziye klar von ihrer bisherigen OEM-Rolle abheben soll. Mit Huamei will das Unternehmen offenbar in dieselbe Nische vordringen, die Marken wie Thermal Grizzly mit ihren Sub-Brands wie Polartherm bereits erfolgreich besetzen: Performance-orientierte Paste für Enthusiasten und Overclocker zum günstigeren Preis, möglichst mit Wiedererkennungswert und klarer Abgrenzung zu generischer Massenware. Der Markenauftritt erinnert dabei nicht zufällig an etablierte europäische Namen. Es ist eine Strategie, die auch Polartherm verfolgt.

Huamei hat allerdings keine Router, keine KI-Chips und keine Schwarzliste am Hals – und das ist vielleicht auch gut so. Wer also beim nächsten Händlerbesuch über das Label „Huamei“ stolpert und sich fragt, ob der Versand aus Shenzhen auch gleich ein neues Smartphone beinhaltet, kann beruhigt sein: Es ist nur Wärmeleitpaste. Wahrscheinlich sogar eine ziemlich gute, aber das wollen wir heute ja herausfinden. Und genau wie bei der Duronaut von Thermal Grissly und den P10 bzw. P8 von Polartherm bietet Huamei mit der HM806 und der HM805 zwei pasten unterhalb der Halnziye HY-P17 an. 

Was man bekommt

Die Huamei HM806 wird als Hochleistungspaste mit einer angegebenen Wärmeleitfähigkeit von 14,6 W/m·K vermarktet und richtet sich klar an Enthusiasten, Overclocker und professionelle Anwender, die eine möglichst geringe thermische Grenzschicht anstreben. Die Konsistenz ist zäh und stark befüllt, was auf eine hohe Konzentration wärmeleitender Füllstoffe innerhalb der silikonbasierten Trägermatrix hindeutet. Das erschwert zwar die Verarbeitung ein wenig, sorgt aber für eine stabile Schicht bei hohem Anpressdruck und verhindert das unkontrollierte Ausölen oder Verrutschen auf lange Sicht.

Die Verpackungsrückseite nennt zwar keine Viskositätswerte oder Scherparameter, aber die haptische Wahrnehmung beim Auftrag bestätigt ein thixotropes Verhalten, das sich gut für gleichmäßige Druckverteilung bei Tower-Kühlern oder Heatpipes eignet. Als elektrisch nicht leitfähige Paste bleibt sie auch bei feinen Strukturen im CPU- oder GPU-Bereich risikoarm. Die schwarze Retailverpackung ist sauber bedruckt, mehrsprachig ausgeführt und mit einem Sichtfenster für das Etikett versehen, das Modellbezeichnung, Wärmeleitwert und Nettogewicht (4 g) ausweist.

Der Lieferumfang fällt für diese Preisklasse umfangreich aus: Enthalten sind eine Applikationshilfe in Form eines Spatels aus weichem Kunststoff, zwei fingerhutartige Latexhüllen, ein Reinigungstuch mit Aufdruck „Grease Cleanser“ und ein beschichteter Kartonstreifen, der vermutlich zur Vereinzelung oder als Unterlage dient. Die Spritze selbst ist durchsichtig mit schwarzem Label und großflächiger Modellaufschrift bedruckt, besitzt einen robusten Kolben und eine transparente Schutzkappe. Insgesamt vermittelt die HM806 trotz ihrer Herkunft aus chinesischer Fertigung eine hochwertige Anmutung, die sich deutlich von OEM-Massenware abgrenzt.

Die Huamei HM805 ist als leichtgängiger zu verarbeitende Alternative zur HM806 konzipiert und weist eine nominelle Wärmeleitfähigkeit von 12,8 W/m·K auf. Die Formulierung ist sichtbar dünnflüssiger, was eine deutlich angenehmere Verteilung auf großen oder unregelmäßig geformten Kontaktflächen erlaubt. Der geringere Füllgrad sorgt dafür, dass die Paste auch mit niedrigerem Anpressdruck zuverlässig haftet, was sie ideal für Anwendungen mit empfindlichen Bauteilen, mobilen Geräten oder leichten Kühlern macht. Der Unterschied zur HM806 liegt weniger in der grundlegenden Materialqualität als vielmehr in der Handhabung, die insbesondere bei Serienanwendungen mit mehreren Applikationsvorgängen Zeit und Aufwand reduziert.

Die Rückseite der Retailverpackung gibt dieselben marketingtypischen Aussagen wie bei der HM806 wieder, also unter anderem eine nanotechnologisch gestützte Struktur, hohe Temperaturstabilität, Eignung für Gaming und Overclocking sowie elektrische Nichtleitfähigkeit. Die Retailverpackung entspricht in Gestaltung und Material der HM806, trägt jedoch das Etikett mit der Modellnummer HM805, dem gleichen Nettogewicht von 4 g und dem leicht niedrigeren Wärmeleitwert.

Der Zubehörumfang ist ähnlich, aber funktional erweitert: Neben Spatel und Reinigungstuch befindet sich zusätzlich ein weicher Silikonaufsatz im Beutel, der auf die Spritzenspitze aufgesetzt werden kann und so ein punktgenaues Dosieren ermöglicht. Der Spritzenkörper ist ebenfalls durchsichtig, trägt aber eine weiße Beschriftung und eine etwas andere Schutzkappe. Die HM805 wirkt dadurch insgesamt benutzerfreundlicher, ohne qualitativ hinter der HM806 zurückzufallen, und stellt somit eine praxisgerechte Lösung für alle dar, die ein gutes Verhältnis zwischen thermischer Leistung und Verarbeitbarkeit suchen.

Vergleich HM806 vs. HM805

Eigenschaft Huamei HM806 Huamei HM805
Wärmeleitfähigkeit (Hersteller) 14,6 W/m·K 12,8 W/m·K
Konsistenz zäher, hoch befüllt weicher, leichter zu verstreichen
Verarbeitung anspruchsvoller einsteigerfreundlich
Zubehörumfang Fingerlinge + Spatel + Cleanser Spatel + Cleanser + Applikator
Verpackung Schwarz, technisch Gleiches Design mit anderer Modellkennung
Typische Anwendung Overclocking, Enthusiasten Allround, leichtere Montage
Herkunftsvermerk Zhongshan, China Zhongshan, China

Genau aus diesem Grund habe ich mir diese Pasten heute vorgenommen, weil sie stellvertretend für ein ganzes Segment von neuen, deutlich verbesserten Produkten stehen, die im Schatten der etablierten Leistungselite oft übersehen werden, aber einen praktischen Zweck erfüllen. Und das ist manchmal mehr, als sich manch teurer Vertreter der vermeintlichen Oberklasse leisten kann.

Test-Setup und Methoden Materialanalyse und Mikroskopie Grundlagenwissen
Hier erfahrt Ihr, warum effektive Wärmeleitfähigkeit und Bulk-Wärmeleitfähigkeit in der Praxis komplett unterschiedlich sein können, welche Rolle der Kontaktwiderstand zwischen den Flächen und der Paste spielt und wie man Wärmeleitpaste exakt messen kann. Dazu gibt es die genaue Beschreibung des Equipments, der Methodik und der Fehlertoleranzen. Ihr erfahrt hier, wie die Laser-induzierte Plasmaspektroskopie funktioniert und mit welchen Vorteilen und auch Einschränken man bei den Messungen leben muss. Dazu gibt es eine hochauflösende Digitalmikroskopie und die Analyse der Partikelgrößen. Diese Informationen dienen auch der Abschätzung der Langzeitkonstanz einer Paste. Wer schon immer einmal wissen wollte, was in so einer Paste drin ist bzw. was nicht und wie man diese Pasten herstellt, der wird hier noch einmal fündig. Der Grundlagenartikel dient zum besseren Verständnis dessen, was oft für viel zu viel Geld und mit manchmal auch abenteuerlichen Versprechen wirklich verkauft wird.

 

Kommentar

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e
eastcoast_pete

Urgestein

2,609 Kommentare 1,730 Likes

Mein Eindruck nach dem Lesen des Tests ist, daß die 805 eine verdünnte Variante (mehr und billige Silikonöle) der 806 ist, und zudem noch schlecht aufgearbeitet. Die Indizien dafür daß die 805 nicht einmal richtig entgast wurde deuten eher auf "Zementmixer im Hinterhof" als kontrollierte Herstellung hin. Entgasen einer viskosen Suspension (Paste) kostet Zeit (mindestens Übernacht, unter geregelter Temperatur, Vakuum und langsamen Rühren), und auch das sorgfältige Abfüllen danach (um das Wiedereinbringen von Luft zu vermeiden) muss sorgfältig gemacht werden.

Allgemein ist mir das Pump-Out Verhalten bzw Risiko dafür sehr wichtig. Haltbarkeit für viele Monate, also ohne Austrocknen, Pump-Out usw ist IMHO viel wichtiger als die letzten 1-2 W/m·K.

Antwort 1 Like

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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