Audio Gaming Soundkarten Testberichte

High-End-Soundkarte im Test: Kann die EVGA NU Audio im Labor neue Maßstäbe setzen? | igorsLAB

Hörerlebnis und subjektive Klangbeurteilung

Das mit den austauschbaren Op-Amps im Audio-Zweig ist eher Voodoo, aber scheinbar heutzutage ein Must-Have. Die verbauten TI-Chips stehen außerhalb jeder Kritik und ob sich ein wirklich audiophiler Schöngeist gerade eine solche Karte in den PC steckt, falls er denn überhaupt einen besitzt, darf auch mal offengelassen werden. Der Rest des zahlungskräftigen Publikums wird sich um dieses Feature nämlich keine Gedanken machen. Denn klanglich spielt die NU Audio von EVGA wirklich in der Bundesliega. Und zwar so, wie sie geliefert wurde.

Die Pegelreserven sind für so eine Steck-Karte reichlich brutal, auch wenn man es anhand der Specs schon hätte vermuten können. Und es verzerrt bis in den Grenzbereich eigentlich auch nichts, der Klirr setzt schlagartig ein, ohne sich groß anzukündigen. Technisch gesehen logisch, denn die Karte limitiert, je nach Impedanz, entweder beim Strom oder bei der Ausgangsspannung. Irgendwann geht es eben nicht weiter. Nur dass man sich diese Grenzerfahrungen weder sich selbst noch seiner Hardware antun sollte.

Ich habe den Klang mit verschiedenen Kopfhörern getestet, vom eher gemütlichen Beyerdynamic Amiron Home über den eher vorlauten T1 und vom Sennheiser GSP 600 bis hinab zu einem eher tauben Roccat NOZ aus dem Gaming-Regal. Es war mir nie möglich, die Soundkarte als verfälschendes Glied in der Übertragungskette auszumachen. Der Klang der Kopfhörer war genau so, wie ich ihn auch vom A20 als Testverstärker im Ohr hatte, was natürlich die Beurteilung umso schwieriger macht.

Wenn ich den T1 am A20 hin und her stecke, fällt eigentlich kaum ein Unterschied auf. Im direkten Vergleich zu einer Asus Xonar Essence STU gefällt mir der Klang der EVGA Nu Audio jedoch einen Tick besser, da die Reserven deutlich höher ausfallen und einen die möglich gewordene Dynamik glatt erschlägt und auch weil auch der Strang mit dem DAC absolut souverän funktioniert. Das ist jetzt leichtes Meckern auf allerhöchstem Niveau und ohne direkten Vergleich wird man es nie merken.

Es hat auch in den leisen Tönen nie den Hauch eines eher kühlen und zurückhaltenden Ambientes, sondern da ist einfach nur Feuer drin, wenn man ordentliches Material einspielt und geeignete Kopfhörer besitzt. Ich mag diese Spielart durchaus, denn es lässt auch Emotionen zu.

 

Mikrofon-Performance

Wenn es etwas zu bemängeln gäbe, dann ist es der separat geregelte Mikrofoneingang, der zwar über ein enorm hohes Verstärkungspotential verfügt, ohne dass es zu wasserfallartigem Rauschen käme, aber die Stimmen klingen nicht zu 100% natürlich. Ich habe mir deshalb mal den Spaß gemacht und einzelne Frequenzbereiche separat untersucht. Dabei ist mir aufgefallen, dass der eher metallisch spitz klingende Eindruck aus dem Bereich der oberen Mitten und vor allem dem Hochton kommt.

Die Sibilanten sind einen Tick zu hart und zu prägnant – man merkt am Ende schon, dass der Chip von Cirrus Logic mehr als nur ein einfacher Vorverstärker ist. Für die Sprachwiedergabe ist das alles nicht nachteilig und der Normalverbraucher wird auch dies eher nicht hören oder es unter Umständen sogar gut finden. Deshalb ziehe ich hier auch keinen Punkt ab, denn der Line-In ist wirklich tadellos.

 

Zusammenfassung und Fazit

Nicht billig, aber den Preis wert. Das kann man diesmal so kurz und knackig formulieren. Das, was man fürs Gaming glaubt zu brauchen, löst die Software, egal ob nun virtueller Surround-Sound oder die ganze RGB-Beleuchtungsorgie. Man kann die Lumen gegen Null bringen und den ganzen RGB-Firlefanz einfach auf Kriegsverdunklung stellen: fertig ist der Lack. Apropos Firlefanz. Auch wenn man sich bei der Optik der Software dem üblichen Gaming-Hyper-Mega-Dragon-Design angedient hat, es ist nur das drin, was an Funktionen wirklich benötigt wird.

Da ringt mir allerhöchsten Respekt ab, denn die Gefahr, sich hier in Albernheiten geradezu zu verlieren ist sehr hoch (siehe Sennheiser und vor allem auch Creative). Viele bunte Knöpfe und sinnlose Funktionen bzw. Soundspielereien können eine solide Hardware nie ersetzen. Und deshalb mag ich die NU Audio auch, selbst wenn ich persönlich eher nicht auf Steckkarten stehe. Das Ding ist nicht ganz billig, aber ehrlich. Das mit dem Gaming geschieht hier als Nebenjob, den die Karte ohne Probleme auf Knopfdruck auch kündigen kann. Danke dafür!

Und sonst? Die Verarbeitung ist exzellent, die verbauten Komponenten sind es auch. Und das Schaltungslayout zeigt auch, dann man nicht vordergründig teuer, sondern vor allem überlegt bestückt hat. Hier zeigt sich auch die Erfahrung von Audio Note, denn man ist schnell versucht, auch mal zu viel des Guten zu tun. Diese Karte ist hingegen eine ehrliche Ansage und somit ideal für alle, die einen sauberen Sound der üblichen Gaming-Kirmes vorziehen und doch nicht ganz auf den Maskenball verzichten wollen.

Zwei kleine Kritikpunkte habe ich allerdings doch. Das mit den Transienten ist so eine Sache, die eigentlich überflüssig ist, wenn man es mal getestet hätte. Was nützen mir tolle interne Werte mit Programmen wie dem Audio Analyzer von RightMark, wenn nebenan die Grafikkarte den fiesen Strahlemann macht? Es ist nicht extrem und nicht hörbar, wenn man es nicht weiß, aber alle meine externen Lösungen können das noch einen Hauch besser. Das man statt der ausgelobten 8 Volt RMS nur 7.5 erhält, geschenkt. Das zu kritisieren wäre affig. Aber das mit dem Mikrofon und dem „elektrischen“ Oberton ist zumindest unnötig, auch wenn es bei Teamspeak überhaupt keiner hören wird.

Und als Fazit? Geiles Produkt, fast ohne Macken. Das muss man erst mal so hinbekommen.

 

EVGA NU Audio 5.1, PCIe x1 (712-P1-AN01-KR)

 

 

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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