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High-End-Soundkarte im Test: Kann die EVGA NU Audio im Labor neue Maßstäbe setzen? | igorsLAB

Als Grundlage für diesen Themenbereich empfehle ich dringend die Lektüre meines Grundlagenartikels „Nachteile des Onboard-Sounds – Einfluss von Grafikkarte, Kopfhörerempfindlichkeit und Motherboardlayout“, wo ich sowohl die Messung, als auch die Berechnung der relevanten Werte bis ins Detail beschreibe. Das trägt in jedem Falle zum besseren Verständnis bei und sorgt auch für Sicherheit beim Neukauf von Produkten wie Headsets, Kopfhörern und natürlich, wie in diesem Fall, von Soundkarten.

 

Messung der Ausgangsspannung und Leistung RMS

Ich habe nachfolgend die Ausgangsspannung in Volt RMS und die Ausgangsleistung in Watt RMS für die gebräuchlichsten Impedanzen / Ausgangswiderstände gemessen und den Pegel jedes Mal so eingestellt, dass sich die nichtlinearen Verzerrungen im Bereich von unter 0,1 Prozent bewegten. Des ersetzt zwar keine professionelle Messung des Klirr, ist aber als Näherungswert definitiv brauchbar. Zumindest ist es realer als das, was Softwareprogramme glauben messen zu können.

Der Hersteller wirbt mit Impedanzen ab 16 Ohm, aber ich teste hier natürlich erst einmal mit 4 Ohm die Leidensfähigkeit der Schaltung und das Greifen einer möglichen Begrenzung. Knapp 320 mW und die 1.13 Volt sind die Folge der Begrenzung des Ausgangsstroms, der mit 280 mA nur knapp über den Specs von 250 mA liegt.

Lustigerweise halbiert sich diese Ausgangsleistung bei der doppelten Impedanz, denn die Spannung bleibt mit den gemessenen 1.16 Volt ungefähr gleich, warum auch immer. Ich hätte hier eine deutliche Erhöhung erwartet, aber ich gehe mal davon aus, dass die Schaltung einfach auf höherohmige Lasten hin optimiert wurde.

Bei den üblichen 32 Ohm schlägt dann quasi schon Thors Hammer zu, denn 1,104 Watt und satte 5.94 Volt machen mit Sicherheit jedem Kopfhörer so richtig Angst. Dem Trommelfell übrigens auch. Autsch, aber gut.

Bei den prestigeträchtigen 250 Ohm liegen bereits 7.5 Volt an, was dann noch für eine Ausgangsleistung von 225 mW pro Kanal gut ist.

Oberhalb von 250 Ohm setzt dann auch die Spannungslimitierung ein und ich messe wiederum maximal 7.5 Volt RMS. Das liegt zwar, wie schon bei 250 Ohm, moderate 0.5 Volt unter der den Herstellerangaben, kann aber auch durch Komponentenstreuungen hervorgerufen worden sein.

Bei 1 Kiloohm skaliert dann die Ausgangsleistung weiter brav mit der Impedanz, denn mehr als die gemessenen 7,5 Volt gehen nun mal nicht. Die knapp 60 mW pro Kanal sind auch noch ausreichend für Kopfhörer in dieser Klasse, wenn auch ein Beyerdynamic A20 die EVGA NU Pro in dieser Sparte genüsslich verbläst. Dafür kostet er aber auch deutlich mehr.

 

Einfluss der Grafikkarte im Idle und unter Last

Nach der Lektüre des oben verlinkten Artikels gibt auch diese Messung keine Rätsel mehr auf. Das knappe Millivolt RMS am fast offenen Ausgang sind ein hervorragender Wert, denn man hört dies in keinem Fall.

Bei voller Gaming-Last sind es dann ca. 1.2 mV, die auch noch keine Katastrophe bedeuten. Aber – man hätte hier sicher weniger messen können, wäre die Rückseite dann doch abgeschirmt gewesen wäre und die Soundkarte nicht mit genau dieser Seite fast schon die Lüfter der GeForce RTX geküsst hätte. Labormessungen ersetzen auch in so einem Fall nun mal keine Software.

 

Berechnung für Ausgangsleistung und Schallpegel

Kauft man Kopfhörer, ist die sogenannte Empfindlichkeit also ein ganz wichtiger Indikator, wie laut er am Ende überhaupt betreiben werden kann, d.h. welchen Schalldruckpegel SPL (Sound Pressure Level) er bei welcher Verstärkerleistung noch sauber erreichen kann. Nur erzeugt man einen bestimmten Schalldruck ja nicht immer in derselben Ausprägung. Da hängt sehr viel vom eingespielten Material ab. Wer also einen durchschnittlichen, gut verträglichen Pegel (SPL) von z.B. 85 dB anstrebt (kindersicher und auf Dauer auch nicht schädigend), sollte z.B. bei klassischer Musik und deren hohem Dynamikumfang (Wide Dynamic Range) für die Spitzenwerte noch 25 bis 30 dB aufschlagen. Das gilt auch für gute Spiele mit 12 bis 18 dB. Pop-Musik liegt hingegen meist bei „nur“ 8 bis 12 dB Aufschlag als Faustformel

Die erste Tabelle zeigt uns eher schlechte Kopfhörer mit einer Empfindlichkeit von 85 dB/mW bis hin zu 94 dB/mW und welche Verstärkerleistungen man ansetzen muss, um zwischen 90 und 115 dB maximalen Schalldruckpegel erreichen zu können. Ob das die Teile dann überhaupt aushalten und überleben, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Wenn man die Impedanz seines Kopfhörers kennt, liefern die obigen Messungen ja auch die Ausgangsleistungen in Watt RMS, die man nun auf der linken Y-Achse der Kurven suchen muss. Die X-Achse zeigt den resultierenden Schalldruckpegel SPL in dB und die farbigen Kurven lassen sich der jeweiligen Kennempfindlichkeit des betreffenden Headsets zuordnen.

Hier hätte ich dann noch die etwas besseren Kopfhörer, bei denen es sich mit der Ausgangsleistung in Grenzen hält.

Zwischenfazit

Der verbaute Kopfhörerverstärker ist ein Schwergewicht, vor allem bei 32 Ohm. Dort kann dieses Teil auch den unempfindlichsten  Tröten den Marsch gehörig blasen, wenn sie denn nicht verglühen. Ich konnte alle hier auffindbaren Kopfhörer sogar gehörig übersteuern, so dass es nichts gab, was nicht lief. Im niederohmigen Bereich greift eine recht smarte Stromstärkenbegrenzung, im hochohmigen Bereich ist die Spannung bei 7.5 Volt am Ende. Das ist immer noch eine ganze Menge und muss sich nicht verstecken.

Der Effekt der Transienten, also der Fremdeinstreuung der Grafikkarte unter Last, ist zwar messbar vorhanden, aber gering genug, um sich darüber keinen Kopf machen zu müssen. Denn hörbar ist es definitiv nicht.

 

 

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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