Ebenso wichtig wie hochwertige Hardware, ist natürlich die Software, die sie steuert. Hier kommt das BIOS ins Spiel und die diversen Optimierungen, um die Plattform möglichst einfach an ihr Leistungsmaximum heranführen zu können. Besonders beim Übertakten möchte man möglichst unkompliziert auf alle wichtigen Features zugreifen können, ohne erst neue Begriffe oder sonstige Eigenheiten lernen zu müssen. Da dies für viele potentielle Interessenten des Boards wohl einer der ausschlaggebenden Entscheidungspunkte sein dürfte, gibt es auf dieser Seite eine extra Dosis zu BIOS und Usability.
Genauso wichtig wie der Inhalt und Aufbau des BIOS, ist aber auch wie man dort hinein kommt und wie man sich von Fehlkonfigurationen wieder erholen kann. Hier kommt zum einen die Dual-BIOS Implementierung zum Tragen, deren Schalter sich am IO-Shield des Boards befindet. So kann man bedenkenlos neue BIOS-Versionen verproben oder das BIOS aus einem fehlgeschlagenen Flash-Vorgang wiederherstellen. Für letzteres lässt sich natürlich ebenfalls die BIOS Flashback-Funktion verwenden.
Des weiteren hat das Board dedizierte Onboard-Knöpfe für „BFG“ und „Retry“. BFG ist das Pendent zum „Safe Boot“ bei Asus, also ein abgesicherter Modus, bei dem das System mit vordefinierten standard BIOS-Einstellungen startet. Von dort kann man dann wieder ins BIOS und die Einstellungen korrigieren, mit denen das Board zuvor nicht erfolgreich starten konnte. Eine Besonderheit des BFG-Knopfes ist, dass das beim Drücken das Board nicht sofort neu startet oder resettet, sondern BFG lediglich für den nächsten Systemstart vorgemerkt wird.
Hier kommt der Retry-Knopf ins Spiel, der das System effektiv „kalt“ resettet, damit das System ein fehlgeschlagenes Memory Training erneut versuchen oder sich von einem Hänger beim Booten erholen kann. Diesen Retry kann man dann auch verwenden, um den mit BFG vorgemerkten Start im abgesicherten Modus zu initiieren. Man drückt also erst BFG, danach Retry und dann bootet das Board mit den sicheren Standard-Einstellungen und gibt dem User die Möglichkeit zurück ins BIOS zu gelangen.
Allerdings ist hier eine zweite Besonderheit zu erwähnen, denn das Board geht hierbei nicht direkt zurück ins BIOS oder wartet auf eine User-Bestätigung, bevor es mit dem Boot-Vorgang fortsetzt. Stattdessen wird lediglich ein Prompt mit einem 10-sekündigen Timeout angezeigt, innerhalb dessen man F2 oder DEL gedrückt haben muss. Andernfalls bootet das System mit den abgesicherten Einstellungen weiter und ggf. ins Windows.
Wie oft ich dann schon versehentlich im Windows landete, weil mein Monitor nicht innerhalb der 10 Sekunden aufgewachte oder ich einfach unaufmerksam war… Hier wäre es wirklich wünschenswert, wenn ASRock eine weitere BIOS-Option integrieren könnte, sodass das Board entweder auf eine User-Eingabe wartet oder direkt ins BIOS geht. Aber nach 10 Sekunden kommentarlos einfach den Boot fortzusetzen, ist leider etwas unpraktisch.
Natürlich kommt man ebenfalls ins BIOS, wenn man beim System-Start F2 oder DEL drückt. Das erfolgreiche Triggern und Laden des BIOS ist erkennbar am Postcode A2. Das BIOS selbst ist übersichtlich und aufgeräumt, mit mehreren Reitern in die die Einstellungen kategorisiert sind. Damit meine ich natürlich den „Advanced Mode“, in den man mit F6 vom klicki-bunti „Easy Mode“ umschalten kann. Einziger Vorteil des Easy Mode ist, dass es einen undokumentierten Shortcut mit F3 gibt, um die RGB-Beleuchtung komplett aus und an zu togglen – praktisch.
Die verschiedenen Tabs tun genau das, was man erwarten würde und auch die Sortierung der einzelnen Einstellungen in Unterkategorien wie z.B. beim OC Tweaker ist eigentlich intuitiv. Wer BIOS-Layouts anderer Hersteller gewohnt ist, muss hier zwar vielleicht etwas umdenken, aber nach wenigen Minuten findet man sich definitiv zurecht.
Jede Einstellung kann mit F5 als Favorit markiert werden, sodass diese dann unter „My Favorite“ unterhalb des „Main“ Tabs auftaucht. Praktischerweise kann man auch diese Favoriten Seite als Einstiegspunkt des BIOS definieren, sodass man sich die Navigation in Untermenüs komplett sparen kann und immer direkt Zugriff auf alle wichtigen Einstellungen hat.
Im OC Tweaker Tab gib es neben vordefinierten RAM OC Profilen von Nick Shih, Intel Adaptive Boost und SAM bzw. CAM, wie es ASRock hier nennt, die wohl interessantesten Menüpunkte für Übertakter. CPU Configuration enthält alle Einstellungen zur CPU, wie Multiplikator, Limits, AVX Offsets etc., außer Spannung. Für DRAM Configuration finden sich entsprechend alle Timings, Widerstände und Training-Einstellungen für den RAM, eben auch alles außer Spannung.
Zusätzlich hat Nick hier eine „DRAM IC Training Type“ Einstellung hinzugefügt, die bei Inkompatibilitäten mit bestimmten Speicher-ICs oder -PCB-Layouts helfen kann. Eine definitive Empfehlung für einzelne ICs gibt es aber nicht, es hilft also nur Trial and Error falls „Auto“ nicht funktioniert. Bei meinen Kits funktionierte „Samsung Type 2 DR“ für DR B-Die mit B1 PCB und „Samsung Type 3 SR“ bzw. „Samsung Type 4 SR“ für SR B-Die mit A2 PCB.
Alle Spannungs-Einstellungen sind unter Voltage Configuration verortet, was wie erwähnt etwas gewöhnungsbedürftig sein könnte, auch wenn es eigentlich Sinn ergibt. Hier gibt es dann ganz oben die Auswahl zwischen „Stable“ und „OC Mode“, wobei letzterer einfach höhere Grenzen für gültige Spannungswerte erlaubt. Bis zu 2,2 V Vcore, 1,8 V System Agent und 2,3 V DRAM Voltage sollten auch für extreme Overclocking keine Wünsche offen lassen. Auch löblich ist die direkt einstellbare VTTDDR Voltage, die besonders für das stabilisieren von Speicher-Übertaktungen sehr hilfreich sein kann.
Ein kleines Manko muss ich aber auch hier ankreiden, denn wenn man eine der Spannungen mit zugehöriger Load Line Calibration (LCC) ändert, wie z.B. Vcore oder VCCSA, wird auch automatisch diese LLC immer auf Level 1 gesetzt, was sich auch nicht deaktivieren lässt. LLC Level 1 ist die aggressivste Einstellung mit so wenig Voltage Droop wie möglich, was auch eine gewisse Gefahr mit sich bringt, wenn man die automatische Änderung nicht mitbekommt. Hier ist also Achtung geboten und ggf. das erneute Setzen der gewünschten LLC erforderlich. Auch hier wäre eine einfache Zusatz-Einstellung „Automatic LLC Reset upon Voltage Change: Enabled/Disabled“ eine unkomplizierte potentielle Lösung.
Im OC Tweaker Tab kann man, wie man es auch von anderen Boards und Herstellern gewohnt ist, 10 BIOS Profile speichern und laden, sogar auf und von einem USB Stick – einzige Voraussetzung: dieser muss FAT32 formatiert sein. Im Advances Tab findet man die generischen sonstigen Einstellungen zu CPU und Chipsatz, die es auf jedem Board gibt. Gut zu wissen aber ist hier weiter unten der einstellbare BIOS Modus „Easy“ oder „Advanced“ und der BIOS-Einstiegspunkt, mit denen sich die Nutzung erheblich erleichtern lässt.
Im Tool Tab finden sich viele ASRock- und Board-spezifische Features, von denen ich auf ein paar kurz eingehen möchte. Unter ASRock Polychrome RGB kann man unkompliziert und direkt die komplette RGB-Beleuchtung steuern oder gar ganz deaktivieren, je nachdem wie man möchte. Ich fand einen dunklen Grün-Ton ganz passen zum restlichen Design des Boards – aber das nur am Rande.
Unter ASRock OLED lässt sich das OLED Display in der Mitte des Boards konfigurieren, ob es aktiv ist, nach welcher Zeit es sich automatisch abschaltet und welche Werte dort angezeigt werden. Aktuell kann man hier nur Werte ein- und ausblenden, nicht aber das Layout der angezeigten Einstellungen anpassen. Auch hier könnte ein zukünftiges Software-Update noch den letzten Feinschliff bringen.
Unter ASRock Onboard Button lassen sich die Knöpfe 1-3 auf dem Board vorkonfigurieren, welche Baseclock sie setzen sollen. Leider können die Knöpfe aktuell nur die BCLK setzen und keine anderen Einstellungen wie z.B. Multiplikator oder Spannungen, oder mehrere Einstellungen gleichzeitig. Das klingt nun nach Meckern auf hohem Niveau, aber wenn man die Knöpfe schon hat, wäre es schade das Potential teilweise ungenutzt zu lassen.
Die restlichen Tabs tun das, was man erwarten würde, sodass es diese nur noch als Bilder zum angucken gibt.
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