Wenn man die neueste Enthüllung zu AMDs kommender GPU-Generation nüchtern betrachtet, stellt sich schnell die Frage: Ist HDMI 2.2 mit bis zu 80 Gbps wirklich ein Meilenstein – oder doch eher ein Marketing-Bolide auf der Datenautobahn, dessen tatsächliches Ziel noch unklar bleibt?
GFX13, UDNA und das Bandbreiten-Scharmützel
AMD werkelt hinter den Kulissen fleißig an der kommenden GPU-Architektur „GFX13“, intern schon als Basis für die UDNA-Serie gehandelt – dem wohl logischen Nachfolger der RDNA-4-Familie. Während die Chips selbst noch nicht einmal final designt sein dürften, sickern über Linux-Treiber und bekannte Twitter-Leaker wie Kepler_L2 bereits erste Details durch – diesmal zur Schnittstellenpolitik. Das Zauberwort der Stunde: HDMI 2.2 – laut Spezifikation mit bis zu 96 Gbps Bandbreite, wobei AMDs Implementierung auf 64 Gbps bzw. 80 Gbps ausgelegt sein soll. Ein satter Sprung gegenüber HDMI 2.1b, das bislang bei 48 Gbps auslief. Klingt auf dem Papier nach Revolution, doch wie so oft steckt der Teufel im Detail.
Technisch stark – praktisch relevant?
HDMI 2.2 bringt zweifellos theoretische Vorteile: 4K mit 240 Hz bei voller 10/12-Bit-Farbtiefe, 8K bei 240 Hz oder gar 12K mit 120 Hz – ein Fest für Spezifikations-Fetischisten. Unkomprimierte Formate wie 8K60 4:4:4 oder 4K240 4:4:4 lassen das Herz technikverliebter Monitorhersteller höher schlagen. Aber Hand aufs Herz: Wer besitzt überhaupt ein Display, das diese Formate unterstützt? Und wer braucht das abseits von High-End-Studioumgebungen wirklich? In der Praxis sind viele Features ohnehin per DSC (Display Stream Compression) realisierbar – einem Verfahren, das selbst bei anspruchsvollen Nutzungen kaum visuelle Nachteile mit sich bringt. Der Schritt zu HDMI 2.2 erscheint daher weniger als zwingende Notwendigkeit, sondern vielmehr als „Pflichtübung im Fortschrittstheater“.
HDMI2.2 64G and 80G 🧐
— Kepler (@Kepler_L2) June 19, 2025
DisplayPort – das stumme Nebenthema
Während HDMI medienwirksam im Rampenlicht steht, bleibt DisplayPort das stille Arbeitstier – allerdings nicht ohne Zündstoff. Laut Leaks bleibt AMD beim Konsumersegment bei DisplayPort 2.1 mit UHBR13.5, also 54 Gbps – während Profi-GPUs der PRO-Reihe mit UHBR20 (80 Gbps) arbeiten dürfen. Der Grund: Kosten. Oder anders gesagt: Man gibt dem Massenmarkt gerade genug, um ihn zu halten – aber nicht genug, um ihn zu begeistern. NVIDIA fährt hier übrigens zweigleisig: HDMI 2.1b und DP 2.1b mit UHBR20 sind im aktuellen Lineup Realität. Technisch ist man damit leicht im Vorteil, zumindest auf dem Papier. Doch auch hier gilt: Wer keine native 8K-Workstation betreibt, wird davon wenig merken.
Zwischen technischer Notwendigkeit und diplomatischer Pflicht
Man könnte fast meinen, die neuen Spezifikationen seien weniger für Gamer oder Workstations gedacht – sondern für Regulatoren, Investoren und Industriepartner. Man zeigt: Seht her, wir können mithalten. Oder besser noch: Wir sind bereit für das, was in drei bis fünf Jahren Standard wird. Ob der Markt schon da ist, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. HDMI 2.2 wird zum Symbol einer Branche, die sich mit immer absurderen Zahlen selbst überholt. Der eigentliche Flaschenhals bleibt ohnehin oft die Software – oder das thermische Design der GPUs selbst.
Mehr Zahlen, weniger Nutzen – aber immerhin Zukunftssicherheit
Die kommende UDNA-Generation mit GFX13-IP und HDMI 2.2 ist ein klares Signal: AMD will beim Thema Display-Schnittstellen nicht nur mitspielen, sondern zumindest auf dem Papier dominieren. Ob daraus echter Nutzwert für den Endkunden entsteht, ist wie so oft fraglich. Die meisten dürften auch mit HDMI 2.1b und DisplayPort 2.1 gut leben – vorausgesetzt, die GPU liefert im Spiel mehr FPS als auf dem Papier Gbps. Und solange echte 8K-Gaming-Monitore mit 240 Hz im Wohnzimmer so häufig sind wie Einhörner auf dem Beipackzettel, bleibt HDMI 2.2 wohl eher das: Ein hübsches Versprechen für die Zukunft – aber kein Muss für die Gegenwart.
Source: Kepler_L2
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