Als ich die Halnziye HY-P17 das erste Mal getestet habe, ist mir beinahe die Kinnlade heruntergeklappt. Was diese Wärmeleitpaste an Leistung abliefert, ist schlichtweg brachial und alles andere als das, was man bislang von diesem Hersteller erwartet hätte. Denn Halnziye war bislang eher für solide, aber unauffällige Massenware bekannt, die selten über das Mittelmaß hinauskam. Doch genau dieses Bild wird durch die HY-P17 regelrecht pulverisiert. In meiner umfangreichen Datenbank schiebt sich diese Paste nicht nur an die Spitze, sie lässt etablierte Größen regelrecht alt aussehen. Doch stellt sich bei aller Euphorie auch eine berechtigte Frage: Ist die HY-P17 wirklich das Maß aller Dinge oder nur ein kurzfristiger Ausreißer? Genau dieser Frage werde ich heute in aller Ausführlichkeit nachgehen.
Was man bekommt
Ein gewisser Wermutstropfen bleibt allerdings, denn Halnziye konnte es sich nicht verkneifen, auf der Verpackung mal mit einem unrealistisch hohen Wärmeleitwert von 17.3 W/mK zu werben. Eine Zahl, die eher in das Reich der Wunschvorstellungen und optimistisch gerechneten Pulvermischungen gehört als in die Realität praktischer Anwendungen solcher keramischer Pasten, die bei rund 7 W/mK die theoretische Grenze erreichen. Schade eigentlich, denn bei dieser tatsächlich gemessenen Performance von erstaunlichen 6.8 W/mK hätte man derlei Übertreibungen gar nicht nötig gehabt. Die Paste überzeugt nämlich aus eigener Kraft, auch ohne pseudowissenschaftliche Zahlenspiele und gefakte Eimer-Messungen.
Die technischen Eckdaten lesen sich ansonsten solide. Die HY-P17 basiert auf einer Silikonöl-Grundmatrix, die mit metalloxidischen Füllstoffen angereichert wurde. Laut Datenblatt liegt die Viskosität im mittleren bis etwas höheren Bereich, was sich auch beim Auftragen bestätigt. Sie lässt sich noch gleichmäßig verstreichen, ohne dabei zu flüssig zu wirken oder beim Verpressen zu viel auszubluten, im Gegenteil. Der Betriebstemperaturbereich wird mit –30 bis +130 °C angegeben, was im Rahmen bleibt und auf eine für den PC noch recht temperaturstabile Formulierung schließen lässt. Elektrisch ist die Paste wie zu erwarten nicht leitfähig, was beim Einsatz auf offenen Dies oder empfindlichen Bauteilen zusätzlichen Spielraum gibt.
Im Lieferumfang befindet sich neben der Paste in der üblichen Spritze auch ein kleiner Kunststoffspatel zum gleichmäßigen Verteilen sowie ein alkoholisiertes Reinigungspad. Das ist zwar keine Sensation, aber immerhin eine durchdachte und saubere Lösung für den mehrfachen Einsatz.
Wie es Halnziye gelungen ist, sich mit der HY-P17 so deutlich an die Spitze zu katapultieren, bleibt bis zu einem gewissen Grad Spekulation. Möglich wäre, dass hier gezielt mit deutlich höherwertigen Füllstoffen gearbeitet wurde, etwa durch Beimischung sehr feiner Aluminium- oder Boron-Nitride in passender Partikelverteilung. Auch eine deutlich verbesserte Dispergierung in der Trägermatrix könnte zur außergewöhnlich guten Performance beitragen, ebenso wie eine neue Rezeptur mit optimierter Grenzflächenchemie, die den thermischen Kontaktwiderstand minimiert. Ob diese Paste das Resultat gezielter Eigenentwicklung oder lediglich ein gelungener OEM-Zukauf ist, lässt sich ohne nähere Einblicke in die Produktion schwer sagen. Fakt ist jedoch: Diese Paste spielt aktuell in einer Liga, mit der man von Halnziye bisher nicht rechnen konnte.
Genau aus diesem Grund habe ich mir diese Paste heute vorgenommen. Natürlich nicht nur deshalb, weil sie vielleicht den Markt verändert und Rekorde aufstellt, sondern weil sie stellvertretend für ein ganzes Segment von neuen, deutlich verbesserten Produkten steht, das im Schatten der etablierten Leistungselite oft übersehen wird, aber einen praktischen Zweck erfüllt. Und das ist manchmal mehr, als sich manch teurer Vertreter der vermeintlichen Oberklasse leisten kann.
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