Wärmeleitpads auf Amazon, wie das heute getestete AAirhut, sind immer ein Glücksspiel, meist mit unglücklichem Ausgang. Man klickt sich durch Angebote, die mit vollmundigen Versprechen glänzen, nur um dann ein Produkt in Händen zu halten, das eher an einen schwabbeligen Radiergummi erinnert als an eine effektive Lösung für thermische Probleme. Da wird mit „hervorragender Wärmeleitfähigkeit“ geworben, aber in Wirklichkeit hat das Pad schon Probleme, Wärme von der Hand zum Tisch zu leiten. Oder man bekommt Pads, die beim Zuschneiden zerbröseln wie alter Keks – aber Hauptsache günstig.
Doch das mit dem günstig ist immer auch arg relativ. Mit einer Angabe von satten 15 W/m·K, Eingeweihte wissen, dass dies auch theoretisch unmöglich ist, stach mir ein rosa Wärmeleitpad ins Auge, dass provokant rief “Kauf mich, ich töte alle Putties!”. Vergleicht man den Preis mit dem der teuren Pads von Fujipoly, dann wäre das zumindest noch einigermaßen preiswert, wenn auch nicht extrem günstig. Ich erhalte hier rund 20 cm² an Padfläche pro Euro, was gerade noch so ok ist. Aber wie es so ist: Neugier siegt und Jugend forscht. Gekauft, gemessen, gestaunt. Aber dazu gleich mehr, denn ich brauche ja auch noch einen etablierten Vergleich.
Mit dem blauen APT2560 Pad von ARCTIC, das zwar mittlerweile EOL und durch das bessere TP-3 ersetzt worden ist, aber auf Plattformen wie Amazon immer noch günstig verkauft wird, landen wir in der Preiszone von rund 24,8 cm² pro Euro. Der Hersteller gibt 6 W/m·K an, was erst einmal glaubwürdig erscheint und der Preis ist ebenfalls mehr als ok. Sollten die 6 W/m·K wirklich realistisch sein, dann ist dies eine ARCTIC-typische Offerte aus dem Regal preiswerter und doch solider Materialien. Falls, aber da müssen wir auch noch ein Wörtchen reden, denn der TIMA5 lügt nicht. Aber da dieses Pad zu den meistverkauften zählt, ist es vielleicht ein guter Anhaltspunkt.
Doch zurück zum Pad und der Farbe Rosa. dann gibt es diese seltenen Momente, in denen man plötzlich Glück hat, und genau so ein Fall ist das AAirhut 1 mm Pad. Zu Beginn klang der Name eher nach einem zufälligen Scrabble-Wurf zwischen Pizza Hut und Airwick Lufterfrischer. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet dieses unscheinbare Produkt die Ausnahme von der Regel sein und gut performen würde? Schon beim Auspacken überraschte das Pad positiv. Kein labberiges Silikongefühl, keine klebrige Oberfläche, die eher wie Kaugummi wirkt. Stattdessen ein angenehm griffiges Material, das beim Zuschneiden nicht ölig davonflutsche und sich auch nicht in mikroskopisch kleine Teile auflöste – eine Seltenheit bei Noname-Produkten dieser Preisklasse. Man hätte fast meinen können, die Einkäufer in China hätten sich tatsächlich Gedanken gemacht.
Der eigentliche Test war aber natürlich die Performance. Und siehe da: Statt wie viele andere Billigprodukte die Temperaturen bestenfalls marginal zu beeinflussen, lieferte das AAirhut tatsächlich solide Ergebnisse, das kann ich schon einmal spoilern. Die Temperaturen blieben stabil und waren sogar etwas niedriger als bei so manchem hochpreisigen Konkurrenzprodukt, das sich gern mit technischen Superlativen schmückt, in der Praxis aber kaum liefert. Kurzum: Das AAirhut ist der sprichwörtliche Glücksgriff in einem Meer von mittelmäßigen bis minderwertigen Produkten. Ein Beweis dafür, dass es auch auf Amazon gelegentlich echte Qualität zum fairen Preis gibt – eine seltene, aber willkommene Überraschung, die Hoffnung macht, dass nicht jedes günstige Angebot gleich einen Griff ins sprichwörtliche Klo bedeutet. Man gibt hier übrigens 6 bis 15 W/m·K auf der Verpackung an, was sich schon etwas anders liest als die Amazon-Headline.
Ja, AAirhut ist auch nur ein Brand eines chinesischen Großhändlers und Vermarkters, der vom Fön, über USB-Gadgets bis hin zu Wärmeleitmaterialien alles Mögliche verkauft, nur dass es diesmal sogar besser performte, als ich es für möglich gehalten habe. Der Aufdruck der deutschen “Beratungsfirma” ist allerdings das Geld nicht wert, den die Druckerfarbe gekostet hat. So etwas will am Ende doch gar keiner wissen, wenn mal was schiefgeht. Aber da haften Amazon und der Chinese.
Heute gibt es also einen Zweikampf für alle, die noch auch der Suche nach einem guten 1-mm-Pad-sind und sich nicht an Thermal Putty herantrauen. Aber ich kann jetzt schon spoilern, dass Putties für unsere DIY-Geschichten die Zukunft sein werden und Pads de facto ausgedient haben. Ich weiß, wer alles gerade an guten, auch sauber zu verarbeitenden Putties für den Endkundenmarkt arbeitet bzw. diese nach meinen Tests etablierter Industrieprodukte auf den Markt bringen wird. Sowohl die internen Tests von Prototypen und Vorserienmustern für bekannte Brands auf Honorarbasis als auch die Quertesterei durch Industriesamples bereits am Markt befindlicher Produkte ergeben da einen interessanten Trend weg vom Pad und hin zum Putty. Doch das ist dann wieder eine komplett andere Geschichte.
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