Mehr als ein Jahr lang hatten die GeForce GTX 1080 und 1070 von Nvidia die unangefochtene Dominanz in der oberen Mittel- und Oberklasse. Obwohl AMD mit der Radeon RX Vega64 und 56 vor einigen Monaten die beiden Platzhirsche zu ärgern begann, sorgten die knappe Verfügbarkeit und die Preisgestaltung dafür, dass AMDs Lösungen nicht ganz so für die Begeisterungsstürme sorgen konnten, die dem übertriebenen Marketing des Unternehmens eigentlich angemessen gewesen wären (Fan-Boys mal ausgenommen).
Langsam aber sicher rücken nun beide Vega-Karten auch näher an die Preise heran, die AMD beim Launch versprochen hatte, wobei man immer berücksichtigen muss, dass alle beiden Anbieter gern die eine oder andere Preis-Aktion dazwischenschieben. Das Fehlen von akzeptablen Boardpartner-Karten mit Vega-Chip ist ebenfalls ein Umstand, der AMD eher weniger gefallen sollte. Doch zu diesen Gründen werden wir gegebenenfalls in einem anderen Artikel noch einmal ausführlicher berichten.
Die Radeon RX Vega56 ist in der Regel schneller als ihre Hauptkonkurrentin, die GeForce GTX 1070. Dass man sich das im grünen Lager so nicht gefallen lassen möchte, ist nur zu verständlich. Also setzt man einfach einen drauf und platziert die GeForce GTX 1070 Ti gleich so, dass auch mögliche übertaktete Boardpartner-Karten der RX Vega56 performancetechnisch kaum eine Chance haben werden. Für den Spieler wird es zwar (mal wieder) etwas teurer, aber zumindest ist die Verfügbarkeit eher gesichert, weil diese Karte eben aufgrund dieses Mehrpreises nicht gerade Miners Lieblingsspielzeug werden dürfte.
Das Weihnachtsgeschäft wäre damit für Nvidia also erst einmal gesichert. Ob es die Kunden auch so sehen, wird sich natürlich erst noch zeigen müssen. Aber man hat zumindest mit einem Zwischenmodell irgendetwas Neues gebracht. Den Handel freut so etwas natürlich immer.
In etwa der Hälfte unserer Benchmarks landet die GeForce GTX 1070 Ti erfolgreich vor der Radeon RX Vega56, in einigen sind beide Karten (fast) gleichauf. Destiny 2 in WQHD (2560×1440 Pixel) bringt AMDs einzigen wirklichen Sieg und dieser liegt zudem auch „nur“ im einstelligen Prozentbereich. Doch anstatt die Radeon RX Vega56 wenigstens mit einem günstigeren Preis zu ärgern, kostet die GeForce GTX 1070 Ti fast genauso viel wie die RX Vega56.
Zugegeben, die GeForce hat gewisse Vorteile in Sachen Leistungsaufnahme (solange man nicht auch stark übertaktet), Kühlung und natürlich vor allem bei der manuellen Übertaktbarkeit. Aber eine im Schnitt etwas bessere Performance ab Werk als eine RX Vega56 zu einem ähnlichen Preis bringt wohl die Kunden nicht gerade dazu, in euphorische Schnappatmung zu verfallen, wie es noch beim Launch der GeForce 10er vor einem Jahr der Fall gewesen ist.
Der wirkliche Coup aus Sicht der Kunden wäre doch gewesen, die GeForce GTX 1070 Ti näher an die 400-Euro-Grenze heranzuführen und dann die einfachsten GeForce GTX 1070 noch etwas preislich nach unten zu schieben, um die derzeit riesige Lücke zwischen der GeForce GTX 1070 und der GeForce GTX 1060 6GB zu schließen. Schließlich lag der angepeilte Straßenpreis ja mal bei 380 Euro und darunter. Nun ja, die Miner… Angebot und Nachfrage. Kennen wir noch.
Ein anderer Aspekt dieser Markteinführung und Preisgestaltung, den wir allerdings begrüßen, ist die Entscheidung von Nvidia, die GeForce GTX 1070 Ti Founders Edition über geforce.com für $450 zu verkaufen, was AMDs Preisgestaltung nunmehr zwar in einem gewissen Rahmen schon etwas einengt, aber dem anderen Anbieter trotzdem noch genug Luft zum Atmen gibt.
Somit werden wir wegen der Positionierung der GeForce GTX 1070 Ti’s nicht gerade hyperventilieren, aber als Vega-Konter passt die Karte durchaus wie die Faust aufs Auge. Und da auch Jen-Hsun „Jensen“ Huang eher schlecht als Mutter Theresa taugt, passt es dann am Ende des Tages auch preislich wieder irgendwie. Zu verlieren hat man nichts und zu verschenken dito.
Vorteile |
Nachteile |
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Hervorragende 1440p-Performance Oft schneller als die Radeon RX Vega56 Hohe Übertaktbarkeit Moderatere Leistungsaufnahme Gute und leisere Kühlung Verfügbarkeit zum Einführungspreis. |
Hohe UVP |
Die GeForce GTX 1070 Ti landet somit genau dort, wo man sie auch erwartet. Nvidia hat das Ziel erkannt, gebastelt und – sauber getroffen. Der Kunde hätte sich sicher über eine etwas aggressivere Preisegestaltung gefreut, aber wie wir Nvidia nun mal kennen, lässt man halt nichts auf dem Tisch liegen. In WQHD kann man eine ordentliche Performance erwarten, aber die große Sensation ist (natürlich) ausgeblieben. Mittendrin halt und nicht etwa daneben.
Zusammenfassung zur MSI GTX 1070 Ti Titanium 8G
Diese Boardpartnerkarte macht am Ende nichts falsch, hingegen so ziemlich alles richtig. Wer so richtig Zunder geben möchte und dabei trotzdem die Ohren nicht grillen möchte, der darf bei einem Power Target von 133% respektive 233 Watt gern hyperventilieren. Wer die Karte so einbaut und lässt wie sie ist, wird sich alle Nasen lang fragen, ob die Karte wirklich existent ist, denn hören wird er sie wohl kaum. Und sonst? Nichts, was wir über die GeForce GTX 1080 Gaming X nicht schon geschrieben hätten.
- 1 - Übersicht und Testsystem
- 2 - Testsystem und -methodik
- 3 - Im Detail: Nvidia GeForce GTX 1070 Ti FE
- 4 - Im Detail: MSI GeForce GTX 1070 Ti Titanium
- 5 - Ashes of the Singularity: Escalation (DirectX 12)
- 6 - Battlefield 1 (DirectX 12)
- 7 - Destiny 2 (DirectX 11)
- 8 - Doom (Vulkan)
- 9 - Metro: Last Light Redux (DirectX 11)
- 10 - Middle-earth: Shadow of War (DirectX 11)
- 11 - Rise of the Tomb Raider (DirectX 12)
- 12 - Tom Clancy’s Ghost Recon Wildlands (DirectX 11)
- 13 - Tom Clancy’s The Division (DirectX 12)
- 14 - Warhammer 40,000: Dawn of War III (DirectX 11)
- 15 - The Witcher 3 (DirectX 11)
- 16 - Leistungsaufnahme im Detail
- 17 - Temperaturen und Takt
- 18 - Übertaktung
- 19 - Lüfterdrehzahlen und Geräuschentwicklung
- 20 - Zusammenfassung und Fazit
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