Manuelle Übertaktung
Jetzt kommen wir zu dem, was Nvidia den Boardpartnern per Firmware untersagt, den Kunden gleichwohl als manuelle Übertaktung mit geeigneter Software (natürlich) offenlässt. Was zum Schutz der eigenen GeForce GTX 1080 jedoch auch mit Tools nicht geht, ist eine noch so kleine Spannungsanhebung, wie man sie bei den anderen Pascal-Karten noch gut und gern oben drauflegen konnte.
Wichtig auch: Wir übertakten, auch auf Grund eines thermischen Limits des Referenzkühlers und dem Umstand, dass der Chip (zufälligerweise) wohl zu gut ist, nur die Boardpartner-Karte. Dafür haben wir allerdings zwei Herangehensweisen eingeplant.
Da die MSI GeForce GTX 1070 Ti Titanium ein theoretisches Power Target von 239 Watt besitzt, wollen wir einerseits sehen, bis wohin wir mit der normalen Lüfterkurve kommen, ohne dass es signifikant lauter wird und andererseits auch bei 100% Lüfterdrehzahlen testen, wie hoch uns der Boost noch begleiten kann.
Below 42°C….
Das OC-Verhalten der anderen Boardpartnerkarten ist ähnlich, jedoch sind alle Karten mit einem Power Target von „nur“ 120% deutlich im Nachteil, da man für die 2050 MHz die Lüfter bereits aufs Maximum stellen muss.
Karte |
Power Target |
Lüfter |
Erreichter Boost-Takt (nach 30 Minuten) |
---|---|---|---|
Nvidia GTX 1070 Ti FE |
120% | 100% | 2063 MHz |
MSI GTX 1070 Ti Titanium |
133% | auto | 2050 MHz |
133% |
100% |
2101 MHz | |
Gigabyte GTX 1070 Ti G1 Gaming |
120% | 100% | 2063 MHz |
Gainward GTX 1070 Ti Phoenix GS |
120% | 100% | 2050 MHz |
iGame GTX 1070 Ti Vulcan X Top | 134% | auto | 2063 MHz |
134% |
100% |
2114 MHz |
Das Ganze haben wir natürlich auch noch einmal als Kurvenverlauf parat, der uns sehr gut zeigt, wo durch die steigenden Temperaturen der Boost-Takt verloren geht:
Die dazu korrespondierenden Spannungen haben wir ebenfalls erfasst, wobei wir sehen, dass die Karte nicht durch die aufgenommene Leistung (hier wären noch 6 bis 8 Watt mehr möglich gewesen), sondern überwiegend durch die Spannung limitiert wird.
Es sind am Ende fast konstante 1.05 Volt, also genau ein Spannungsschritt unterhalb der von Nvidia festgesetzten Maximalspannung von 1.062 Volt, die nur bei 100% Lüfterdrehzahlen kurzzeitig für satte 2126 MHz sorgen, solange die Chip-Temperatur unter 42°C bleibt.
Wärmebild-Analyse
Natürlich wollen wir auch vergleichen, wie gut die Karte mit der nun entstehenden Abwärme klarkommt. Immerhin müssen ja über 50 Watt mehr an elektrischer Leistung als Wärme auch wieder abgeführt werden. Dazu vergleichen wir einmal den Betrieb der Karte mit der normalen Lüfterkurve ab Werk und der vollen Propellerdröhnung, die aber mit unter 43 dB(A) immer noch leiser bleibt, als so manches Grafikkartengeschoss in der Vergangenheit bei normaler Taktung.
Die 68°C bei 2050 MHz sind nichts, was die Platine ermorden könnte. Auch die 85°C des Speichers liegen noch 10°C unter dem erlaubten Grenzwert. Die 95°C der Spannungswandler sind gerade noch so mit gutem Gewissen vertretbar, nur wärmer werden sollte es jetzt nicht mehr auf Dauer. Da wir aber im geschlossenen Gehäuse gemessen haben, passt das schon so.
Die volle Windstärke lässt die Karte fast schon gefrostet zurück. Hier kann man guten Gewissens auch einen Dauerbetrieb bei satten 2,1 GHz wagen, denn es wird definitiv nicht an den Temperaturen scheitern.
Die Tücken des Übertaktens
Wer sich nun jedoch wundert, warum wir trotz unseres Übertaktungserfolges keine ausführlichen Performance-Vergleiche veröffentlichen, den müssen wir an dieser Stelle wieder ein wenig auf die Erde zurück bringen.
Wir haben bewusst auch noch einmal Karten des gleichen Modells verglichen und extrem unterschiedliche Chipqualitäten feststellen müssen. So provozierten die gleichen Einstellungen auf einer zweiten MSI-Karte mit 133% Power Target und einer Voreinstellung von 200 MHz sporadische Crashs. Bei 150 MHz+ erreichten wir mit diesem Exemplar ganze 2 GHz und dann auch nur, wenn die Lüfter auf 100% liefen! Diese Differenz von immerhin 100 MHz ist groß genug, um allgemeingültige Benchmarkresultate anzuzweifeln.
Ein weiterer limitierender Faktor ist der Speicher. Selbst mit 150 MHz Anhebung bleibt der Speicher in vielen Situationen der limitierende Faktor. Man kann, je nach Spiel, Speicherauslastung und -nutzung, bei 2050 Mhz bis zu 8% Performance durch ein umfassendes OC gewinnen, jedoch in anderen Situationen maximal 2-5%. Auch das hindert uns daran, exemplarische Aussagen zu treffen, die später von den Lesern als pauschale Aussage gewertet werden könnten.
Wir benötigen einfach mehr Samples, um die Übertaktungsqualitäten der GeForce GTX 1070 Ti besser und objektiver beurteilen zu können. Man kann mit seiner Karte Glück oder Pech haben und deshalb wollen wir an dieser Stelle auch einfach keine übertriebenen Erwartungen wecken. Wir werden die jeweiligen Karten später jedoch in Einzelreviews noch einmal auf Herz und Nieren testen. Dann sind wir alle schlauer.
- 1 - Übersicht und Testsystem
- 2 - Testsystem und -methodik
- 3 - Im Detail: Nvidia GeForce GTX 1070 Ti FE
- 4 - Im Detail: MSI GeForce GTX 1070 Ti Titanium
- 5 - Ashes of the Singularity: Escalation (DirectX 12)
- 6 - Battlefield 1 (DirectX 12)
- 7 - Destiny 2 (DirectX 11)
- 8 - Doom (Vulkan)
- 9 - Metro: Last Light Redux (DirectX 11)
- 10 - Middle-earth: Shadow of War (DirectX 11)
- 11 - Rise of the Tomb Raider (DirectX 12)
- 12 - Tom Clancy’s Ghost Recon Wildlands (DirectX 11)
- 13 - Tom Clancy’s The Division (DirectX 12)
- 14 - Warhammer 40,000: Dawn of War III (DirectX 11)
- 15 - The Witcher 3 (DirectX 11)
- 16 - Leistungsaufnahme im Detail
- 17 - Temperaturen und Takt
- 18 - Übertaktung
- 19 - Lüfterdrehzahlen und Geräuschentwicklung
- 20 - Zusammenfassung und Fazit
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