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Nvidia GeForce GTX 1070 Ti im Test: Dazwischen, darüber oder daneben?

Wer denkt, dass Nvidia mittlerweile bereits alle realisierbaren GPUs auf Basis der Pascal-Architektur gebracht hat, der irrt sich natürlich gewaltig. Trotz einer doch recht umfangreichen Auswahl an GeForce GTX 10er Karten, ist das Unternehmen auch diesmal nicht bereit, AMD wenigstens einmal das letzte Wort in der oberen Mittelklasse bzw. der Oberklasse zu überlassen.

Die Radeon RX Vega64 hat man mit der GeForce GTX 1080 Ti aktuell ja recht locker im Griff, nur bei der RX Vega56 sah dann die Sache schon etwas anders aus, da die GeForce GTX 1070 in einigen Belangen durchaus sichtbar schwächelt. Also schüttelt man sich mal eben eine Karte aus dem Ärmel, die genau dieses Problem lösen soll, obwohl sie im Nvidia-Mikrokosmus der Nomenklaturen eigentlich gar keine größere Daseinsberechtigung hat. Die einzige Aufgabe und eigentliche Herausforderung besteht letztendlich ja nur darin, die RX Vega56 so kreativ zu kontern, dass man den eigenen Karten nicht gefährlich wird.

Über den ganzen Eiertanz mit verschiedenen BIOS-Versionen und hektischen Downgrades zur Vermeidung jeglicher Annäherungsversuche zur und der Kannibalisierung der GeForce GTX 1080 werden wir morgen noch ausführlicher berichten. Im heutigen Fokus steht allein die Karte, denn es ist ja schließlich mal wieder Launchtag. Da können die Anekdoten und Hintergrundinformationen zum Making-Of auch noch einen Tag warten (Achtung, Teaser!).

Um die GeForce GTX 1070 Ti zu realisieren, nutzt Nvidia eine Menge DNA der GTX 1080, einschließlich der bekannten Vapor-Chamber-Kühlung und einer 5+1 phasigen Spannungsversorgung. Obwohl beim GP104-Prozessor der 1070 Ti einer seiner SMs deaktiviert wurde, ist die Leistung der verbleibenden 19 so gut, dass Nvidia die Board-Partner zwingt, ihren Basis- und Boost-Takt auf Nvidias strikten Vorgaben zu belassen. Sonst würden ja am Ende noch werksübertaktete Modelle die ganzen nicht oder nur wenig übertakteten GeForce GTX 1080 der Einstiegsklasse schlagen können.

Die 469 Euro UVP liegen nur knapp unter dem Einstiegspreis für die derzeit preiswerteste GeForce GTX 1080, was reichlich absurd scheint und natürlich gehörigen Druck auf alle Karten ausüben könnte. Da man die GeForce GTX 1080 jedoch kaum wieder deutlich teurer machen kann (denn da lauert ja irgendwo auch die RX Vega64), wird es wohl auf eine Absenkung der Preise für die GeForce GTX 1070 hinauslaufen – wenn nicht gerade wieder die Miner für eine extreme Verknappung sorgen. Wir sehen, es gibt eigentlich keine echte Lücke im Preisgefüge, wohl aber die RX Vega56.

Die GeForce GTX 1070 Ti

Die GeForce GTX 1070 Ti basiert auf dem gleichen GP104 Prozessor, den wir im Mai 2016 in unserem Nvidia GeForce GTX 1080 Pascal Launch-Review vorgestellt haben. Der 7,2-Milliarden-Transistorchip ist ein Produkt der TSMC-FinFET Plus-Fertigung im 16nm-Format, also ebenfalls ein guter alter Bekannter.

Die zugrundeliegende GeForce GTX 1080 nutzt noch den GP104 in seiner Gesamtheit und besitzt 2560 CUDA-Kerne in 20 Streaming Multiprozessoren (SM). Die GTX 1070 wurde seinerzeit realisiert, indem man einfach fünf dieser SMs abgeschnitten hat und daraus 1920 aktive CUDA-Kerne resultieren. Die jetzige GeForce GTX 1070 Ti verfügt über immerhin 19 SMs, also nur einen einzigen weniger als die große Schwester.

Bei 128 Kernen und acht Textureinheiten pro SM summiert sich das am Ende zu 2432 CUDA-Kernen und 152 Textureinheiten. Schon da sieht die 1070 Ti mehr aus wie eine 1080 und nicht wie die Namensvetterin 1070. Es ist also mehr eine GeForce GTX 1080 light, als eine aufgedonnerte GeForce GTX 1070. Rein tabellarisch sieht dies dann im Vergleich so aus:

GPU
GeForce GTX 1080 (GP104)
GeForce GTX 1070 Ti (GP104) GeForce GTX 1070 (GP104)
SMs
20 19 15
CUDA Cores
2560 2432 1920
Base Clock
1607 MHz
1607 MHz
1506 MHz
GPU Boost Clock
1733 MHz 1683 MHz
1683 MHz
GFLOPs (Base Clock)
8228 7816 5783
Texture Units
160 152 120
Texel Fill Rate
277.3 GT/s 244.3 GT/s 201.9 GT/s
Memory Data Rate
10 Gb/s 8 Gb/s
8 Gb/s
Memory Bandwidth
320 GB/s 256 GB/s
256 GB/s
ROPs
64 64 64
L2 Cache
2MB 2MB 2MB
TDP
180W
180W
150W
Transistors
7.2 Mrd. 7.2 Mrd. 7.2 Mrd.
Die Size
314 mm² 314 mm² 314 mm²
Process Node
16nm 16nm 16nm

Nach vielen Experimenten (wir werden darüber noch berichten), kommt die GeForce nun mit einem Basistakt von 1607 MHz, analog zur GeForce GTX 1080. Der Offset für den Boost-Takt fällt jedoch nicht so aggressiv aus, so dass am Ende die 1683 MHz reichen müssen, die man auch der GeForce GTX 1070 gönnt. Dazu gibt es ein Power Target von 180 Watt, das die Boardpartner auf bis zu 133% (239 Watt) anheben lassen können, wenn der Kunde manuell selbst übertakten möchte.

Einige Firmen haben eine eleganten Bogen um Nvidias Verbot der Werksübertaktung geschlagen und bieten in ihren eigenen Tools einen einfachen „Ein-Klick-Schalter“ an. Natürlich kann so eine Softwarelösung die echte Werksübertaktung über die Firmware nicht zu 100% ersetzen, aber es geht nun mal auch so. Dass hier eigentlich alle Hersteller mit der Lust der Kunden rechnen, sieht man auch an den verwendeten Kühllösungen, die fast alle Hersteller einfach aus dem GTX-1080-Regal genommen haben.

Doch wie bekommt man nun das Konstrukt langsam genug, um es nicht doch zum 1080-Kannibalen werden zu lassen? Das GP104-Backend bleibt ja intakt, einschließlich eines 256-Bit Speicherinterfaces, 64 ROPs und der 2 MB an gemeinsam genutzten L2-Cache. Während die GeForce GTX 1080 jedoch 8 GB GDDR5X-Speicher mit 10 Gbit/s und bis zu 320 GByte/s Bandbreite nutzt, verwendet die 1070 Ti wie GeForce GTX 1070 8 Gbit/s GDDR5. Gute Nachrichten für Ethereum-Miner? Wohl eher weniger, denn die GeForce GTX 1070 Ti ist durch ihre Spezifikationen mehr eine Offerte an die Spieler.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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