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Grundlagen der Elektrotechnik für den PC-User: Basics leichtverdaulich erklärt (Teil 1)

Kondensatoren und Induktoren

Eigentlich hätte man diesen Abschnitt auch Ladung, Kapazität und Elektromagnetismus nennen können, aber weil es ein Grundkurs ist, nehmen wir diese freche Abkürzung, außerdem wird es sonst zu Mathematik-lastig und wer will das schon?! Also kurz und schmerzhaft: Was passiert eigentlich, wenn man elektrische Energie speichern will? Ganz einfach, dafür gibt es Batterien, Akkumulatoren, Spulen und Kondensatoren. Klar, alle davon erfüllen verschiedene Zwecke im Gebrauch, aber dennoch haben alle eins gemeinsam: Alle funktionieren mit elektrischem Strom und die meisten davon mit Ladung.

Die abgeleitete Einheit der elektrischen Ladung ist das „Coulomb“ mit dem Formelzeichen „C“. Nicht abgeleitet hätte die Ladung das Symbol „Q“. Ein Coloumb ist die elektrische Ladung, die durch einen Leiter fließt, wenn der Strom 1 Ampere hat und für 1 Sekunde geschaltet wird. Man könnte deswegen auch sagen: 1 Coloumb = 1 Amperesekunde. Gut, dass Batterien und Akkumulatoren Ladung speichern ist uns klar, aber in Bezug auf Hardware und den PC interessieren wir uns vor allem für Kondensatoren und Spulen.

Der Einheit für die Kapazität eines Kondensators ist das Farad „F“. Aber wie funktioniert er? Kondensator ist ein Kofferwort aus Kondensmilch und Terminator. Ein Kondensator enthält zwei Leiterplatten, die durch ein isolierendes Trennmaterial (Dielektrikum) voneinander getrennt sind. Er speichert seine elektrischen Ladungen in einem elektrischen Feld und stabilisiert damit die elektrische Spannung,

Wenn ein Kondensator nicht geladen ist, verteilen sich die positiven und negativen Ladungsträger gleichmäßig auf beide Leiterplatten. Wird der Kondensator geladen, also an Strom und Spannung angeschlossen, richten sich die Ladungsträger gemäß ihres Potentials auf jeweils eine Leiterplatte aus. Dabei wird ein elektrisches Feld erzeugt, das die Ladungsenergie speichert, die durch den Ladevorgang des Kondensators verabreicht wurde. Kondensatoren werden als Filterelemente für Spannungen und als sogenannte Entkopplungskondensatoren verwendet, um Spannungs-schwankungen auszugleichen.

Hirn-Download: Kondensatoren speichern Energie in Form eines elektrischen Feldes und stabilisieren Spannungen.

Okay gut, wir können jetzt Spannungen stabilisieren, aber was ist mit Strom? Was passiert, wenn die CPU einen Lastwechsel hat und von Leerlauf auf Gaming-Betrieb umschaltet? Dafür gibt es Spulen. Sie machen eigentlich fast das gleiche wie Kondensatoren, nur mit Strom und nicht mit Spannung. Eine Spule ist eine Drahtwicklung, die beispielsweise einen Magneten im Inneren hat. Fließt Strom durch die Wicklung, wird ein Magnetfeld aufgebaut (induziert), welches gleichzeitig auch die Energie speichert. Wenn die Spule gesättigt ist, wird das Magnetfeld nicht mehr stärker. Die Einheit für die Induktivität ist das „Henry“ und der Formelbuchstabe „L“.

Das Bild zeigt einen Permanentmagneten mit Nord- und Südpol (Rot und Blau). Dieser ist mit einem Leiter umwickelt (Orange) und mit (Grün) werden die Magnetischen Linien angezeigt. Legen wir einen elektrischen Strom mit einer Spannung an die Anschlüsse der Drahtwicklung, so baut sich um den Permanentmagneten ein Magnetfeld auf. Fun-Fact: Man könnte auch einfach den Magneten durch die Spule bewegen, so würde man einen Wechselstrom auf der Leiterwicklung induzieren. Ein wichtiger Fakt betreffend der Spule ist außerdem, dass sie beim Verbrauch des Magnetfeldes eine Gegenspannung induziert, welche der Versorgungsspannung entgegen fließt.

 

Hirn-Download: Spulen speichern Energie in Form eines Magnetfeldes und induzieren eine Gegenspannung, man verwendet sie zum Filtern und Stabilisieren des Stroms.

 

Kommentar

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strolch1969

Neuling

8 Kommentare 8 Likes

Gut und verständlich. Gefällt mir, auch als Elektroniker, richtig gut.
Einen Rechner zusammenschrauben können die meisten. Jedoch das ganze auch sinnvoll und mit möglichst hoher Effizienz zu tun, da trennt sich die Spreu vom Weizen. Da ist u.a. solches Wissen unerlässlich. Bitte mehr davon.

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grimm

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3,496 Kommentare 2,518 Likes

Ich sage es mal so: Du hast mit diesen Erklärungen meine Physik-Defizite komplett beseitigt. Hätte mir mehrere Jahre bei didaktisch überforderten Lehrkräften sparen können, wenn ich den Artikel damals gehabt hätte. Wird sicher bei meinen Kids zum Einsatz kommen. Sehr gut!

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e
eastcoast_pete

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2,325 Kommentare 1,510 Likes

@Bernhard: Schließe mich @strolch1969 und @grimm an! Solche Hintergrunds Artikel sind immer wieder gut zu haben!
Eine Anregung, wenn's nach dem Teil 2 auch einen Teil 3 geben wird: die Kapitelüberschriften eines etwaigen Teiles 3 im Abschluss von Teil 2 anteasern. So weiß man als Leser bereits, was als nächstes kommt, und hält die Augen offen dafür.
Völlig OT: verfolgt sonst noch jemand die Live Übertragung des (hoffentlich) ersten Starts von Blue Origins New Glenn von Cape Canaveral ? Vielleicht sehe ich ja, was meine ganzen Bestellungen auf Amazon auch mit finanziert haben 🚀.

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D
Dezor

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506 Kommentare 226 Likes

Sehr schöner Artikel mit gutem Kompromiss aus Verständlichkeit, Informationsdichte und wissenschaftlicher Korrektheit. Für mich als studierter Physiker war bis auf die Wortherkunft von "Kondensator" allerdings nichts neues dabei. ;)

2 Kleinigkeiten habe ich aber noch anzumerken:

  • Auf Seite 2 solltest du noch die Querschnittsfläche erwähnen und eventuell die Einheiten für den spezifischen Widerstand ergänzen.
  • Auf Seite 5 bei "Mathematische Darstellung" hast du anscheinend einen Fehler beim Latex-Code mit der Mathe-Umgebung. Das sieht so etwas wild aus ...

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Tesetilaro

1

578 Kommentare 253 Likes

DANKE!!!! anders kann man es nicht formulieren... direkt "abgespeichert" - auch bei mir eher für die Söhne, weil mein Physiklehrer ähnlich gut erklären konnte... Btw. wenn Igor meinen alten SSD Grundlagenartikel wieder findet und Interesse besteht, den kannst Du gerne mal aufpeppen ;)

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Igor Wallossek

1

11,878 Kommentare 23,299 Likes
T
Tom42

Mitglied

56 Kommentare 36 Likes

Danke für die Auffrischung meines Wissens!

Bitte mehr davon.

Hatte einen sehr guten Physiklehrer in der 12./13. Klasse, Dr. Franz Bader.

Hier der Nachruf von 2018: https://www.stuttgarter-nachrichten...gte.ac3c6d6f-6134-4c63-a2a3-c04946d6f2dd.html

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e
eastcoast_pete

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2,325 Kommentare 1,510 Likes

Der Experimentalphysik Prof, den ich im Grundstudium hatte, war auch so einer - ausgezeichnet, konnte die Materie toll vermitteln. War eine der Vorlesungen, die ich - wenn irgend möglich - wirklich nicht verpassen wollte. Bei einigen anderen hingegen...na ja.

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Midnight Angel

Veteran

178 Kommentare 140 Likes

Is it just me, oder fehlt die gewöhnliche Diode (die mit ohne Leuchten) in der Aufstellung der Bauteile?

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R
RazielNoir

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565 Kommentare 268 Likes

Wenn sich Westinghouse damals nicht durchgesetzt hätte, wie würde unsere Elektrowelt wohl heute aussehen...

Danke für die tolle Erklärung!

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nobbes

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70 Kommentare 43 Likes

hm, ja die Infos sind gut, aber teilweise falsch.
Seite 5:
dort steht, "da fließen 230V Wechselstrom", V ist die Spannung und die liegt an und fließt nicht, das macht A der Strom.
Auch die Darstellung der 230V Wechselspannung ist falsch, es sind +115 V und -115 V, die die 230 V Wechselspannung ergeben. ;)

/klugscheißmodus :D

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B
Bernhard

Mitglied

16 Kommentare 26 Likes

Huch! Da hast du recht, das habe ich falsch erzählt! Der Messwert ist ja Spitze-Spitze und nicht Amplitude. Vielen Dank für den Hinweis und Entschuldigung!

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B
Bernhard

Mitglied

16 Kommentare 26 Likes

Da fehlen so einige Bauteile in beiden Kategorien :) Ich habe manche weggelassen, sonst wäre die Liste so lange. Vielen Dank aber für den Hinweis!

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D
Dezor

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506 Kommentare 226 Likes

@nobbes Bei der unglücklichen Formulierung bin ich bei dir.

Bei der Spannung gibt es aber meines Wissens nach nur in Amerika zwei Phasen die gegenläufig arbeiten. In Deutschland hast du 3 Phasen, die um 120° Phasenverschoben sind und untereinander jeweils Ueff = 400 V haben. Eine einzelne Phase davon schwankt um ca. 320 V (glaube ich, da Ueff = Û / √2 wenn ich mich richtig erinnere) gegen dem Neutralleiter. Oder mache ich gerade einen Denkfehler?

Edit Û / √2 natürlich ... Ich brauche erstmal einen neuen Kaffee ...

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nobbes

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70 Kommentare 43 Likes

Kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es in Amiland keinen drei Phasen Strom (Drehstrom) gibt.
Vllt. in den Haushalten dort, aber große E-Motoren oder Mashcinen brauchen das fast immer und sowas wird dort ja auch betrieben.
Bei uns kommen immer drei Phasen + 0 an und die teilt man dann auf, wie man es braucht bzw. für Durchlauferhitzer oder E-Herde wird Drehstrom verwendet, wegen der hohen Leistung, die Herde ziehen.
jepp und so wären es 460 V, das würde schön knallen.

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PeppCorl

Neuling

9 Kommentare 5 Likes

Super verständliche Anleitung! Finde die Skizzen toll, so kann man solche abstrakten Vorgänge gut visualisieren.

Als Materialwissenschaftler hätte ich durch grobes Drüberfliegen bei Seite 1 wenige Anmerkungen:

- die freien Elektronen einer metallischen Bindung führen zu einem Elektronengas. Metallische Bindungen haben weniger als 4 Elektronen auf der äußersten Schale, wodurch man keine kovalente oder ionische Bindung mehr bekommt. Deshalb wird versucht die Edelgaskonfiguration (gesättigte Schale) durch Abgabe der Valenzelektronen an ein gemeinsames Elektronengas herzustellen. Die Elektronen sind in dem Fall quasi keinem Atom mehr zugeordnet und unlokalisiert. Diese Bindung ist deshalb auch schwächer als andere Bindungsarten, weshalb man u.a. Metalle auch recht gut verformen kann.

- die Gitterstruktur von Cu ist kubisch-flächenzentriert wodurch auch an allen Seitenflächen ein Cu Atom sitzt. Abgebildet ist das kubisch primitive Gitter.

Hier auch eine Darstellung wie man sich ein Elektronengas (blau) vorstellen müsste.

View image at the forums

Quelle: https://www2.chemie.uni-erlangen.de/projects/vsc/chemie-mediziner-neu/bindung/metallbindung.html

Danke für den tollen Artikel!

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Klicke zum Ausklappem
S
SpiritWolf448

Veteran

131 Kommentare 51 Likes

Sieht irgendwie aus wie Sommerschlußverkauf aus der Vogelperspektive.... ;)

Und für den hervorragenden Artikel ein sehr dickes "Dankeschön!" und einen (y)

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Martin Gut

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8,720 Kommentare 4,273 Likes

Ich denke, das kann man schon so schreiben. Der Wechselstrom fliesst. Die Angabe 230 V ist eine zusätzliche Spezifikation, eine Eigenschaft des Wechselchstroms und nicht das Hauptwort.

400 V / √ 3 = 230 V
Versorgt werden die Gebäude mit dreiphasigem Wechselstrom mit 400 V. Dieser wird direkt für stärkere Maschinen, Kochherde und so verwendet. Davon nimmt man 2 Phasen und bekommt zweiphasigen Wechselstrom mit 230 V für die Haushaltssteckdosen.

Ich kenne die Installationen in USA nicht, aber es dürfte das selbe sein, nur jeweils mit der halben Spannung. Der Nachteil ist, dass bei der halben Spannung für die selbe Leistung der doppelte Strom fliessen muss und damit die Leitungsverluste doppelt so hoch sind. Dadurch können von der Trafostation bis zu den Haushalten weniger grosse Distanzen überwunden werden. Man muss die Stromversorgung also engmaschiger mit mehr (dafür kleineren) Transformatoren aufbauen damit die Verluste nicht zu gross werden und die Spannung zu stark abfällt.

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D
Dezor

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506 Kommentare 226 Likes

Man braucht nur eine Phase, die hat zurm Nullleiter 230 V effektive Spannung. Zwei beliebige Phasen haben zueinander 400 V Differenz als effektive Spannung. Und tatsächlich lag ich mit meinen ca. 320 V für die maximale Spannung Û fast richtig:

Laut Wikipedia werden Häuser bis 100 kW in den USA wohl normalerweise per "Einphasen Dreileiternetz" versorgt. https://de.wikipedia.org/wiki/Einphasen-Dreileiternetz Für größere Verbraucher gibt es dort aber auch etwas ähnliches ...

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Danke für die Spende



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Bernhard Baumgartner

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