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Grundlagen der Elektrotechnik für den PC-User: Basics leichtverdaulich erklärt (Teil 1)

Ohm’sches Gesetz

Dieses Gesetz setzt Spannung, Strom und Widerstand in eine Wechselwirkung zueinander. Sehen wir uns ganz easy mal einige Ausformulierungen des Gesetzes an:

  • U = R * I (Spannung ist gleich Widerstand mal Strom)
  • R = U / I (Widerstand ist gleich Spannung durch Strom)
  • I = U / R (Strom ist gleich Spannung durch Widerstand)

Ganz einfach eigentlich, nicht wahr? Machen wir eine einfache Alltagsanwendung! Igors Netzteil hat eine Spannung von 12V und sein Strom beträgt 250mA. Igor möchte jetzt wissen, welchen Widerstand sein Schaltkreis hat, also stellt er das Ohm’sche Gesetz zu folgender Formel um:

  •  R = U / I (R, weil er den Widerstand errechnet und daraus ergibt sich Spannung durch Strom)

Als nächstes setzen wir einfach die uns bekannten Werte in die Formel ein:

  • R = 12 V / 250mA (Richtig so, oder? Achtung, Stolperstein! Achtet auf die Einheiten!)

Wir haben 12V und nicht 12mV (Millivolt), genauso wenig haben wir 250 Ampere, sondern Milliampere! Tut euch und euren Rechenwegen den Gefallen und wandelt die Einheiten so schnell wie möglich um! Bei komplexeren Rechenaufgaben vergisst man das schnell mal und verrechnet sich. Wir müssen stattdessen also schreiben:

  • R = 12 V / 0,25A (oder) R = 12000mV / 250mA

R = 48 Ω lautet das Ergebnis! Wie aber stellen wir die Formel einfach um? Keine Sorge – magisches Dreieck to the Rescue!

Dieses Dreieck enthält die Formel des Ohm’schen Gesetzes. Man sieht es an und die Einheit, die man errechnen will, wird mit dem Finger abgedeckt (hier dargestellt durch den roten Kreis). Nehme ich R weg, bleibt noch U durch I. Lege ich meinen Finger auf das I, so bleibt noch U durch R. Als letztes lege ich meinen Finger auf das U und es ergibt sich: R * I. So einfach ist das.

Hirn-Download: Das Ohm’sche Gesetz beschreibt die Beziehung zwischen Spannung, Strom und Widerstand und kann ganz einfach mit dem magischen Dreieck berechnet werden!

Elektrische Leistung

Watt Volt ihr denn? Gut, jetzt wo wir die Grundeinheiten gut kennen und auch das ohmsche Gesetz kein Problem mehr ist, müssen wir uns mit der Leistung befassen. Das ist ganz einfach, weil es im Grunde nur ein Austausch des ohmschen Gesetzes ist. Die Einheit der Leistung ist das Watt „W“ und hat den Formelbuchstaben „P“. Bitte verwechselt Leistung niemals mit Arbeit oder auch mit anderen Kenngrößen, die ebenfalls die Einheit Watt tragen, wie z.B. Abwärme verschiedener PC-Komponenten usw. Deswegen heißt dieses Kapitel auch elektrische Leistung und nicht: Watt und wo man sie finden kann. Sehen wir uns die verschiedenen Umstellungen der Leistungsformel an:

  • P = U * I (Leistung ist gleich Spannung mal Strom)
  • U = P / I (Spannung ist gleich Leistung durch Strom)
  • I = P / U (Strom ist gleich Leistung durch Spannung)

Wenden wir es im Alltag an: Igors Grafikkarte zieht 23 Ampere bei einer Spannung von 12 Volt und nun will er wissen, welcher elektrischen Leistung das entspricht. Er stellt die Formel um zu:

  • P = U * I

Wieder setzt er die Werte ein:

  • P = 12 V * 23 A
  • P = 276 W

Wir wissen jetzt zum Beispiel, dass die 300W Grafikkarte noch ein bisschen mehr leisten könnte, die Problemstellung und unsere Neugier sind auf jeden Fall befriedigt. Auch bei der Leistung gibt es zum Glück das magische Dreieck und es funktioniert genau gleich wie das vom ohmschen Gesetz.

Hirn-Download: Die elektrische Leistung ist das Produkt aus Spannung und Strom.

 

 

Kommentar

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s
strolch1969

Neuling

8 Kommentare 8 Likes

Gut und verständlich. Gefällt mir, auch als Elektroniker, richtig gut.
Einen Rechner zusammenschrauben können die meisten. Jedoch das ganze auch sinnvoll und mit möglichst hoher Effizienz zu tun, da trennt sich die Spreu vom Weizen. Da ist u.a. solches Wissen unerlässlich. Bitte mehr davon.

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grimm

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3,496 Kommentare 2,518 Likes

Ich sage es mal so: Du hast mit diesen Erklärungen meine Physik-Defizite komplett beseitigt. Hätte mir mehrere Jahre bei didaktisch überforderten Lehrkräften sparen können, wenn ich den Artikel damals gehabt hätte. Wird sicher bei meinen Kids zum Einsatz kommen. Sehr gut!

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e
eastcoast_pete

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2,325 Kommentare 1,510 Likes

@Bernhard: Schließe mich @strolch1969 und @grimm an! Solche Hintergrunds Artikel sind immer wieder gut zu haben!
Eine Anregung, wenn's nach dem Teil 2 auch einen Teil 3 geben wird: die Kapitelüberschriften eines etwaigen Teiles 3 im Abschluss von Teil 2 anteasern. So weiß man als Leser bereits, was als nächstes kommt, und hält die Augen offen dafür.
Völlig OT: verfolgt sonst noch jemand die Live Übertragung des (hoffentlich) ersten Starts von Blue Origins New Glenn von Cape Canaveral ? Vielleicht sehe ich ja, was meine ganzen Bestellungen auf Amazon auch mit finanziert haben 🚀.

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D
Dezor

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506 Kommentare 226 Likes

Sehr schöner Artikel mit gutem Kompromiss aus Verständlichkeit, Informationsdichte und wissenschaftlicher Korrektheit. Für mich als studierter Physiker war bis auf die Wortherkunft von "Kondensator" allerdings nichts neues dabei. ;)

2 Kleinigkeiten habe ich aber noch anzumerken:

  • Auf Seite 2 solltest du noch die Querschnittsfläche erwähnen und eventuell die Einheiten für den spezifischen Widerstand ergänzen.
  • Auf Seite 5 bei "Mathematische Darstellung" hast du anscheinend einen Fehler beim Latex-Code mit der Mathe-Umgebung. Das sieht so etwas wild aus ...

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Tesetilaro

1

578 Kommentare 253 Likes

DANKE!!!! anders kann man es nicht formulieren... direkt "abgespeichert" - auch bei mir eher für die Söhne, weil mein Physiklehrer ähnlich gut erklären konnte... Btw. wenn Igor meinen alten SSD Grundlagenartikel wieder findet und Interesse besteht, den kannst Du gerne mal aufpeppen ;)

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Igor Wallossek

1

11,878 Kommentare 23,299 Likes
T
Tom42

Mitglied

56 Kommentare 36 Likes

Danke für die Auffrischung meines Wissens!

Bitte mehr davon.

Hatte einen sehr guten Physiklehrer in der 12./13. Klasse, Dr. Franz Bader.

Hier der Nachruf von 2018: https://www.stuttgarter-nachrichten...gte.ac3c6d6f-6134-4c63-a2a3-c04946d6f2dd.html

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e
eastcoast_pete

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2,325 Kommentare 1,510 Likes

Der Experimentalphysik Prof, den ich im Grundstudium hatte, war auch so einer - ausgezeichnet, konnte die Materie toll vermitteln. War eine der Vorlesungen, die ich - wenn irgend möglich - wirklich nicht verpassen wollte. Bei einigen anderen hingegen...na ja.

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Midnight Angel

Veteran

178 Kommentare 140 Likes

Is it just me, oder fehlt die gewöhnliche Diode (die mit ohne Leuchten) in der Aufstellung der Bauteile?

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R
RazielNoir

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565 Kommentare 268 Likes

Wenn sich Westinghouse damals nicht durchgesetzt hätte, wie würde unsere Elektrowelt wohl heute aussehen...

Danke für die tolle Erklärung!

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nobbes

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70 Kommentare 43 Likes

hm, ja die Infos sind gut, aber teilweise falsch.
Seite 5:
dort steht, "da fließen 230V Wechselstrom", V ist die Spannung und die liegt an und fließt nicht, das macht A der Strom.
Auch die Darstellung der 230V Wechselspannung ist falsch, es sind +115 V und -115 V, die die 230 V Wechselspannung ergeben. ;)

/klugscheißmodus :D

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B
Bernhard

Mitglied

16 Kommentare 26 Likes

Huch! Da hast du recht, das habe ich falsch erzählt! Der Messwert ist ja Spitze-Spitze und nicht Amplitude. Vielen Dank für den Hinweis und Entschuldigung!

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B
Bernhard

Mitglied

16 Kommentare 26 Likes

Da fehlen so einige Bauteile in beiden Kategorien :) Ich habe manche weggelassen, sonst wäre die Liste so lange. Vielen Dank aber für den Hinweis!

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D
Dezor

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506 Kommentare 226 Likes

@nobbes Bei der unglücklichen Formulierung bin ich bei dir.

Bei der Spannung gibt es aber meines Wissens nach nur in Amerika zwei Phasen die gegenläufig arbeiten. In Deutschland hast du 3 Phasen, die um 120° Phasenverschoben sind und untereinander jeweils Ueff = 400 V haben. Eine einzelne Phase davon schwankt um ca. 320 V (glaube ich, da Ueff = Û / √2 wenn ich mich richtig erinnere) gegen dem Neutralleiter. Oder mache ich gerade einen Denkfehler?

Edit Û / √2 natürlich ... Ich brauche erstmal einen neuen Kaffee ...

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nobbes

Mitglied

70 Kommentare 43 Likes

Kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es in Amiland keinen drei Phasen Strom (Drehstrom) gibt.
Vllt. in den Haushalten dort, aber große E-Motoren oder Mashcinen brauchen das fast immer und sowas wird dort ja auch betrieben.
Bei uns kommen immer drei Phasen + 0 an und die teilt man dann auf, wie man es braucht bzw. für Durchlauferhitzer oder E-Herde wird Drehstrom verwendet, wegen der hohen Leistung, die Herde ziehen.
jepp und so wären es 460 V, das würde schön knallen.

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PeppCorl

Neuling

9 Kommentare 5 Likes

Super verständliche Anleitung! Finde die Skizzen toll, so kann man solche abstrakten Vorgänge gut visualisieren.

Als Materialwissenschaftler hätte ich durch grobes Drüberfliegen bei Seite 1 wenige Anmerkungen:

- die freien Elektronen einer metallischen Bindung führen zu einem Elektronengas. Metallische Bindungen haben weniger als 4 Elektronen auf der äußersten Schale, wodurch man keine kovalente oder ionische Bindung mehr bekommt. Deshalb wird versucht die Edelgaskonfiguration (gesättigte Schale) durch Abgabe der Valenzelektronen an ein gemeinsames Elektronengas herzustellen. Die Elektronen sind in dem Fall quasi keinem Atom mehr zugeordnet und unlokalisiert. Diese Bindung ist deshalb auch schwächer als andere Bindungsarten, weshalb man u.a. Metalle auch recht gut verformen kann.

- die Gitterstruktur von Cu ist kubisch-flächenzentriert wodurch auch an allen Seitenflächen ein Cu Atom sitzt. Abgebildet ist das kubisch primitive Gitter.

Hier auch eine Darstellung wie man sich ein Elektronengas (blau) vorstellen müsste.

View image at the forums

Quelle: https://www2.chemie.uni-erlangen.de/projects/vsc/chemie-mediziner-neu/bindung/metallbindung.html

Danke für den tollen Artikel!

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Klicke zum Ausklappem
S
SpiritWolf448

Veteran

131 Kommentare 51 Likes

Sieht irgendwie aus wie Sommerschlußverkauf aus der Vogelperspektive.... ;)

Und für den hervorragenden Artikel ein sehr dickes "Dankeschön!" und einen (y)

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Martin Gut

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8,720 Kommentare 4,273 Likes

Ich denke, das kann man schon so schreiben. Der Wechselstrom fliesst. Die Angabe 230 V ist eine zusätzliche Spezifikation, eine Eigenschaft des Wechselchstroms und nicht das Hauptwort.

400 V / √ 3 = 230 V
Versorgt werden die Gebäude mit dreiphasigem Wechselstrom mit 400 V. Dieser wird direkt für stärkere Maschinen, Kochherde und so verwendet. Davon nimmt man 2 Phasen und bekommt zweiphasigen Wechselstrom mit 230 V für die Haushaltssteckdosen.

Ich kenne die Installationen in USA nicht, aber es dürfte das selbe sein, nur jeweils mit der halben Spannung. Der Nachteil ist, dass bei der halben Spannung für die selbe Leistung der doppelte Strom fliessen muss und damit die Leitungsverluste doppelt so hoch sind. Dadurch können von der Trafostation bis zu den Haushalten weniger grosse Distanzen überwunden werden. Man muss die Stromversorgung also engmaschiger mit mehr (dafür kleineren) Transformatoren aufbauen damit die Verluste nicht zu gross werden und die Spannung zu stark abfällt.

Antwort 1 Like

D
Dezor

Urgestein

506 Kommentare 226 Likes

Man braucht nur eine Phase, die hat zurm Nullleiter 230 V effektive Spannung. Zwei beliebige Phasen haben zueinander 400 V Differenz als effektive Spannung. Und tatsächlich lag ich mit meinen ca. 320 V für die maximale Spannung Û fast richtig:

Laut Wikipedia werden Häuser bis 100 kW in den USA wohl normalerweise per "Einphasen Dreileiternetz" versorgt. https://de.wikipedia.org/wiki/Einphasen-Dreileiternetz Für größere Verbraucher gibt es dort aber auch etwas ähnliches ...

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Danke für die Spende



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Bernhard Baumgartner

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