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Grundlagen der Elektrotechnik für den PC-User: Basics leichtverdaulich erklärt (Teil 1)

Elektrische Grundeinheiten

Um das abstrakte Thema der Grundeinheiten ein wenig zugänglicher zu machen, verwende ich ab hier die Analogie der Männchen des Ohm’schen Gesetzes: 

Betrachten wir das obere Bild: Wir sehen einen elektrischen Leiter (Schwarz). Darin befinden sich zwei Männchen, nämlich die elektrische Spannung als Antreiber (Grün) und der elektrische Strom als Arbeiter (Rot). Oben zum elektrischen Leiter gehörend sehen wir den elektrischen Widerstand als Querulant (Blau), welcher den hemmungslosen Durchfluss des Stroms verhindert.

Hirn-Download: Die drei grundlegenden Einheiten der Elektrotechnik heißen also: Spannung, Strom und Widerstand.

Die elektrische Spannung kann man sich vorstellen wie den Druck, der auf Elektronen wirkt und sie somit durch elektrische Widerstände presst. Elektrische Spannung hat den Formelbuchstaben „U“ und die Einheit „Volt“. Eine elektrische Spannung entsteht durch Potentiale. Als Potential bezeichnet man ein Ungleichgewicht von Ladungen zwischen zwei Punkten. Bei einer 9V-Batterie haben wir am Minuspol ein elektrisches Potential von 9 Volt, am Pluspol 0 Volt. Die Differenz der Spannung beträgt also: 9 Volt. Je höher das Potential ist, desto höher ist auch die Spannung.

Bei einer Hausinstallation haben wir zwischen Neutralleiter und Phase ein Potential von 230 Volt und bei einem PC Netzteil beträgt der Potentialunterschied an der VGA-Leitung 12V zwischen GND (Ground, Masse, Nullpotential, 0V) und 12V+ Leitung. Zum besseren Verständnis schauen wir uns hierzu einen Oldschool Molex-Laufwerkstecker an. Hier sehen wir den normalen Aufbau eines 4-Pin Molex-Steckers. Die unterschiedlichen Potentiale habe ich euch mit blauen Punkt-zu-Punkt-Pfeilen markiert:

Hirn-Download: Die elektrische Spannung hat die Einheit Volt „V“, das Formelzeichen „U“ und beschreibt einen Potentialunterschied zwischen zwei definierten Punkten.

Der Elektrische Strom ist die gerichtete Bewegung (Fluss) von Elektronen innerhalb eines Leiters. Bei der Bewegung wird Arbeit verrichtet. Strom hat die Einheit „Ampere“ und den Formelbuchstaben „I“. Je mehr Strom durch einen Leiter fließt, desto mehr Elektronen passieren diesen innerhalb eines gesetzten Zeitfensters. Der Strom entsteht durch die elektrische Spannung, wenn zwei unterschiedliche Potentiale miteinander verbunden sind. Wie viel Strom fließt, wird außerdem mit elektrischen Widerständen gesteuert, denn diese hemmen den Fluss des Stroms.

Wenn sich die Elektronen durch den Leiter bewegen, geben sie kinetische Energie an die Kupferatome weiter, was diese zum Schwingen bringt. Je mehr Elektronen den Leiter durchfließen, desto mehr kinetische Energie wird auch freigegeben. Daher kennen wir das Phänomen der erwärmten Kabel, wenn wir wieder 25 Gehäuselüfter an einen Fan-Anschluss anstecken. Zur Veranschaulichung stellen wir uns den elektrischen Strom wie einen Wasserfluss vor:Das verheerendste was einem Stromkreis passieren kann, ist der Kurzschluss. Das bedeutet, dass zwei Punkte mit unterschiedlichen Potentialen verbunden werden und die Verbindung keinen, oder nur sehr geringen Widerstand aufweist. Dann bekommen, die Elektronen Panik und wollen alle gleichzeitig durch den Leiter auf die Seite mit der niedrigeren Ladung. Das Resultat ist dann ein Brand oder die Zerstörung des Stromkreises. Wichtig: Es gibt einen historisch bedingen Unterschied zwischen physikalischer und technischer Stromrichtung! Die technische Stromrichtung ist immer von Plus nach Minus! Die physikalische Stromrichtung ist immer von Minus nach Plus! Keine Sorge, letztere müsst ihr eigentlich nur eurer Rübe verwahren, sie hat im realen Leben eigentlich so gut wie keine Auswirkung.

Hirn-Download: Der elektrische Strom hat die Einheit Ampere (A), das Formelzeichen „I“ und beschreibt einen Fluss gerichteter Elektronen, die beim Passieren Arbeit verrichten.

Unter elektrischem Widerstand versteht man die Eigenschaft eines Leiters oder Bauteils den Fluss der Elektronen zu hemmen. Der Widerstand hat die Einheit „Ohm / Ω“ und den Formelbuchstaben „R“. Ist ein Widerstand niedrig, so wird der Stromfluss kaum gehindert, ist der Widerstand groß, fällt die Hemmung groß aus. Wichtig zu wissen ist, dass eigentlich jeder elektrische Leiter oder jedes Bauteil einen Widerstand hat. Nehmen wir Kupfer als Beispiel: Es hat einen Rho-Wert (spezifischer Widerstand) von 0,01786, während Aluminium einen Wert von 0,0278 aufweist.

Man könnte also sagen, dass der Eigenwiderstand einer Aluminiumleitung fast doppelt so hoch ist, wie der von Kupfer. Diese Werte werden noch ergänzt durch eine Leitungslänge und eine Umgebungstemperatur. Widerstände, egal welcher Art produzieren auch immer Wärme und Spannungsabfälle. Letztere sind Übergangswiderstände in Lötstellen, Steckern usw. Tückisch beim PCB-Design oder auch der Kabelfindung ist der Effekt mit der Wärmeemission. Ist ein Kabel sowieso schon überlastet, wird es wärmer. Ist dann noch ein Übergangswiderstand im Spiel, steigt die Temperatur noch weiter an. Mit steigender Temperatur fangen die Kupferatome aber auch zu schwingen an und die Temperatur nimmt noch weiter zu. Es ist also ein Teufelskreis, wenn man seine Leitungsstärken falsch definiert und die Umgebungsvariablen nicht berücksichtigt.

Hirn-Download: Der elektrische Widerstand hat die Einheit Ohm (Ω), das Formelzeichen „R“ und gibt die Fähigkeit zur Hemmung des Stromflusses an.

Sehr gut! Die drei Grundlegenden elektrotechnischen Einheiten kennen wir jetzt, rekapitulieren wir das noch einmal mit einer übersichtlichen Tabelle:

Grundeinheit:

Elektrische Spannung:

Elektrischer Strom:

Elektrischer Widerstand:

Einheit:

Volt (V)

Ampere (A)

Ohm (Ω)

Formelbuchstabe:

U

I

R

Da wir jetzt Bescheid wissen, teleportieren wir uns wieder zurück zum lange vergangenen Physikunterricht, denn dort wurde bei vielen Lesern bestimmt das Ohm’sche Gesetz gelernt. Keine Sorge, wir überfliegen es nur kurz. Auf der nächsten Seite!

 

Kommentar

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s
strolch1969

Neuling

8 Kommentare 8 Likes

Gut und verständlich. Gefällt mir, auch als Elektroniker, richtig gut.
Einen Rechner zusammenschrauben können die meisten. Jedoch das ganze auch sinnvoll und mit möglichst hoher Effizienz zu tun, da trennt sich die Spreu vom Weizen. Da ist u.a. solches Wissen unerlässlich. Bitte mehr davon.

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grimm

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3,496 Kommentare 2,518 Likes

Ich sage es mal so: Du hast mit diesen Erklärungen meine Physik-Defizite komplett beseitigt. Hätte mir mehrere Jahre bei didaktisch überforderten Lehrkräften sparen können, wenn ich den Artikel damals gehabt hätte. Wird sicher bei meinen Kids zum Einsatz kommen. Sehr gut!

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e
eastcoast_pete

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2,325 Kommentare 1,510 Likes

@Bernhard: Schließe mich @strolch1969 und @grimm an! Solche Hintergrunds Artikel sind immer wieder gut zu haben!
Eine Anregung, wenn's nach dem Teil 2 auch einen Teil 3 geben wird: die Kapitelüberschriften eines etwaigen Teiles 3 im Abschluss von Teil 2 anteasern. So weiß man als Leser bereits, was als nächstes kommt, und hält die Augen offen dafür.
Völlig OT: verfolgt sonst noch jemand die Live Übertragung des (hoffentlich) ersten Starts von Blue Origins New Glenn von Cape Canaveral ? Vielleicht sehe ich ja, was meine ganzen Bestellungen auf Amazon auch mit finanziert haben 🚀.

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D
Dezor

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506 Kommentare 226 Likes

Sehr schöner Artikel mit gutem Kompromiss aus Verständlichkeit, Informationsdichte und wissenschaftlicher Korrektheit. Für mich als studierter Physiker war bis auf die Wortherkunft von "Kondensator" allerdings nichts neues dabei. ;)

2 Kleinigkeiten habe ich aber noch anzumerken:

  • Auf Seite 2 solltest du noch die Querschnittsfläche erwähnen und eventuell die Einheiten für den spezifischen Widerstand ergänzen.
  • Auf Seite 5 bei "Mathematische Darstellung" hast du anscheinend einen Fehler beim Latex-Code mit der Mathe-Umgebung. Das sieht so etwas wild aus ...

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Tesetilaro

1

578 Kommentare 253 Likes

DANKE!!!! anders kann man es nicht formulieren... direkt "abgespeichert" - auch bei mir eher für die Söhne, weil mein Physiklehrer ähnlich gut erklären konnte... Btw. wenn Igor meinen alten SSD Grundlagenartikel wieder findet und Interesse besteht, den kannst Du gerne mal aufpeppen ;)

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Igor Wallossek

1

11,878 Kommentare 23,299 Likes
T
Tom42

Mitglied

56 Kommentare 36 Likes

Danke für die Auffrischung meines Wissens!

Bitte mehr davon.

Hatte einen sehr guten Physiklehrer in der 12./13. Klasse, Dr. Franz Bader.

Hier der Nachruf von 2018: https://www.stuttgarter-nachrichten...gte.ac3c6d6f-6134-4c63-a2a3-c04946d6f2dd.html

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e
eastcoast_pete

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2,325 Kommentare 1,510 Likes

Der Experimentalphysik Prof, den ich im Grundstudium hatte, war auch so einer - ausgezeichnet, konnte die Materie toll vermitteln. War eine der Vorlesungen, die ich - wenn irgend möglich - wirklich nicht verpassen wollte. Bei einigen anderen hingegen...na ja.

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Midnight Angel

Veteran

178 Kommentare 140 Likes

Is it just me, oder fehlt die gewöhnliche Diode (die mit ohne Leuchten) in der Aufstellung der Bauteile?

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R
RazielNoir

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565 Kommentare 268 Likes

Wenn sich Westinghouse damals nicht durchgesetzt hätte, wie würde unsere Elektrowelt wohl heute aussehen...

Danke für die tolle Erklärung!

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nobbes

Mitglied

70 Kommentare 43 Likes

hm, ja die Infos sind gut, aber teilweise falsch.
Seite 5:
dort steht, "da fließen 230V Wechselstrom", V ist die Spannung und die liegt an und fließt nicht, das macht A der Strom.
Auch die Darstellung der 230V Wechselspannung ist falsch, es sind +115 V und -115 V, die die 230 V Wechselspannung ergeben. ;)

/klugscheißmodus :D

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B
Bernhard

Mitglied

16 Kommentare 26 Likes

Huch! Da hast du recht, das habe ich falsch erzählt! Der Messwert ist ja Spitze-Spitze und nicht Amplitude. Vielen Dank für den Hinweis und Entschuldigung!

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B
Bernhard

Mitglied

16 Kommentare 26 Likes

Da fehlen so einige Bauteile in beiden Kategorien :) Ich habe manche weggelassen, sonst wäre die Liste so lange. Vielen Dank aber für den Hinweis!

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D
Dezor

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506 Kommentare 226 Likes

@nobbes Bei der unglücklichen Formulierung bin ich bei dir.

Bei der Spannung gibt es aber meines Wissens nach nur in Amerika zwei Phasen die gegenläufig arbeiten. In Deutschland hast du 3 Phasen, die um 120° Phasenverschoben sind und untereinander jeweils Ueff = 400 V haben. Eine einzelne Phase davon schwankt um ca. 320 V (glaube ich, da Ueff = Û / √2 wenn ich mich richtig erinnere) gegen dem Neutralleiter. Oder mache ich gerade einen Denkfehler?

Edit Û / √2 natürlich ... Ich brauche erstmal einen neuen Kaffee ...

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nobbes

Mitglied

70 Kommentare 43 Likes

Kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es in Amiland keinen drei Phasen Strom (Drehstrom) gibt.
Vllt. in den Haushalten dort, aber große E-Motoren oder Mashcinen brauchen das fast immer und sowas wird dort ja auch betrieben.
Bei uns kommen immer drei Phasen + 0 an und die teilt man dann auf, wie man es braucht bzw. für Durchlauferhitzer oder E-Herde wird Drehstrom verwendet, wegen der hohen Leistung, die Herde ziehen.
jepp und so wären es 460 V, das würde schön knallen.

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PeppCorl

Neuling

9 Kommentare 5 Likes

Super verständliche Anleitung! Finde die Skizzen toll, so kann man solche abstrakten Vorgänge gut visualisieren.

Als Materialwissenschaftler hätte ich durch grobes Drüberfliegen bei Seite 1 wenige Anmerkungen:

- die freien Elektronen einer metallischen Bindung führen zu einem Elektronengas. Metallische Bindungen haben weniger als 4 Elektronen auf der äußersten Schale, wodurch man keine kovalente oder ionische Bindung mehr bekommt. Deshalb wird versucht die Edelgaskonfiguration (gesättigte Schale) durch Abgabe der Valenzelektronen an ein gemeinsames Elektronengas herzustellen. Die Elektronen sind in dem Fall quasi keinem Atom mehr zugeordnet und unlokalisiert. Diese Bindung ist deshalb auch schwächer als andere Bindungsarten, weshalb man u.a. Metalle auch recht gut verformen kann.

- die Gitterstruktur von Cu ist kubisch-flächenzentriert wodurch auch an allen Seitenflächen ein Cu Atom sitzt. Abgebildet ist das kubisch primitive Gitter.

Hier auch eine Darstellung wie man sich ein Elektronengas (blau) vorstellen müsste.

View image at the forums

Quelle: https://www2.chemie.uni-erlangen.de/projects/vsc/chemie-mediziner-neu/bindung/metallbindung.html

Danke für den tollen Artikel!

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Klicke zum Ausklappem
S
SpiritWolf448

Veteran

131 Kommentare 51 Likes

Sieht irgendwie aus wie Sommerschlußverkauf aus der Vogelperspektive.... ;)

Und für den hervorragenden Artikel ein sehr dickes "Dankeschön!" und einen (y)

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Martin Gut

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8,720 Kommentare 4,273 Likes

Ich denke, das kann man schon so schreiben. Der Wechselstrom fliesst. Die Angabe 230 V ist eine zusätzliche Spezifikation, eine Eigenschaft des Wechselchstroms und nicht das Hauptwort.

400 V / √ 3 = 230 V
Versorgt werden die Gebäude mit dreiphasigem Wechselstrom mit 400 V. Dieser wird direkt für stärkere Maschinen, Kochherde und so verwendet. Davon nimmt man 2 Phasen und bekommt zweiphasigen Wechselstrom mit 230 V für die Haushaltssteckdosen.

Ich kenne die Installationen in USA nicht, aber es dürfte das selbe sein, nur jeweils mit der halben Spannung. Der Nachteil ist, dass bei der halben Spannung für die selbe Leistung der doppelte Strom fliessen muss und damit die Leitungsverluste doppelt so hoch sind. Dadurch können von der Trafostation bis zu den Haushalten weniger grosse Distanzen überwunden werden. Man muss die Stromversorgung also engmaschiger mit mehr (dafür kleineren) Transformatoren aufbauen damit die Verluste nicht zu gross werden und die Spannung zu stark abfällt.

Antwort 1 Like

D
Dezor

Urgestein

506 Kommentare 226 Likes

Man braucht nur eine Phase, die hat zurm Nullleiter 230 V effektive Spannung. Zwei beliebige Phasen haben zueinander 400 V Differenz als effektive Spannung. Und tatsächlich lag ich mit meinen ca. 320 V für die maximale Spannung Û fast richtig:

Laut Wikipedia werden Häuser bis 100 kW in den USA wohl normalerweise per "Einphasen Dreileiternetz" versorgt. https://de.wikipedia.org/wiki/Einphasen-Dreileiternetz Für größere Verbraucher gibt es dort aber auch etwas ähnliches ...

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Danke für die Spende



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Bernhard Baumgartner

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