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Großer Praxistest mit drei X570-Motherboards in einem geschlossenen PC – die Wahrheit über Spannungswandler, Lüfter, Temperaturen und den Onboard-Sound

Maximal mögliche CPU auf minimalstem Motherboard, am besten gleich noch noch alle Kühlkörper der Spannungswandler mit entfernen und fertig ist die Basis für die nächste Click-Bait-Orgie. Ganz konnte ich mich der Neugier über die möglichen Grenzen natürlich auch nicht entziehen, aber am Ende sollte man sich auch seiner Verantwortung als Medium bewusst werden und die Leser (und damit ja auch Käufer) nicht unberechtigt in Panik versetzen oder an den eigenen Entscheidungen zweifeln lassen.

Die nachfolgenden Messungen direkt am Onboard-Sound sind sicher praxisnäher als das, was man mit dem im Loop kurzgeschlossenen Aus- und Eingang mit dem Right Mark Audio Analyzer ausgeben kann, weshalb ich auf diese Daten guten Gewissens auch verzichte. Alle Motherboards nutzen einen sehr ähnlichen Realtek-Chip (ALC1200/1220), so dass man hier kaum gravierende Unterschiede im reinen Loop feststellen dürfte. Doch was kann man messen, was man in der täglichen Praxis auch wirklich braucht? Ausgangsleistung bzw. Spannung als RMS-Wert sind so eine Sache, der Fremdspannungspegel bei laufender Grafikkarte übrigens auch. Wer wissen will, ob er auch hören kann, was er sieht, ist hier somit bestens aufgehoben.

Ausgangsleistung und -Spannung

Für alle, die es noch nicht wissen: Kopfhörer sollte man wirklich immer am Front-Panel anschließen, wenn nicht explizit spezielle Ausgänge vom Hersteller dafür beworben werden. Fast alle Hersteller bieten nämlich (bis auf ganz wenige Ausnahmen) generell an der Front mehr Leistung bzw. die höhere Spannung. Wer die Kopfhörer hinten anschließt, hat fast immer schon verloren. Das nur mal als kleine Erinnerung an diejenigen, die da noch nie darüber nachgedacht haben. Leider fehlen hier die Herstellerangaben dazu fast immer, so dass ich diesen Test für sehr essentiell ansehe. Leider sind auch die üblichen Reviews diesbezüglich komplett unvollständig, warum auch immer.

Das Gleiche gilt für sehr unterschiedliche RMS-Leistungen an verschiedenen Impedanzen – je nach Motherboard. Es gibt Boards die performen an 32 Ohm einigermaßen brauchbar und büßen dafür an höherohmigen Impedanzen überdurchschnittlich hoch ein. Genau so ein Kandidat ist das Aorus Elite, das an 32 Ohm das Gaming Edge Wifi am Front-Panel locker schlägt, bei 250 Ohm jedoch zurückliegt und am rückseitigen Anschluss lediglich einen saftlosen Verstärkerausgang bietet, egal bei welcher Impedanz, für Kopfhörer dort aber nicht zu gebrauchen ist. Das Asus-Board ist hier noch schwächer und besitzt von allen drei Boards in der Summe den schwächsten Ausgang, vor allem auch an der Rückseite.

Analog dazu liste ich auch noch einmal die Ausgangsspannungen auf, je nach Vorliebe und späterem Rechenansatz für eigene Schlussfolgerungen.

Das Asus-Board ist hier noch schwächer und besitzt von allen drei Boards in der Summe den schwächsten Ausgang

Geräuschspannungsabstand

Kommen wir erst einmal zum Positiven: Das Übersprechen zwischen den Kanälen ist fast nicht messbar und erst recht nicht hörbar. Auch der Fremdspannungsabstand am frontseitigen Ausgang des laufenden PCs mit voll aufgedrehter Lautstärke geht noch einigermaßen in Ordnung. Doch es zeigen sich Unterschiede, die sicher auch an der Impedanz von 1 Kiloohm liegen. Dass das Asus TUF Gaming und Aorus Elite hier etwas besser abschneiden, liegt allerdings an derem sehr schwachen rückseitigen Ausgang ab 250 Ohm. Wer generell niedrigere Spannungen liefert, der hat auch bei den Fremdspannungen geringere Werte zu bieten. Ein echter Vorteil ist das allerdings nicht.

Verstärkerleistung, Kennempfindlichkeit und Schalldruckpegel

Kauft man Kopfhörer, ist die sogenannte Empfindlichkeit ein ganz wichtiger Indikator, wie laut dieser Schmalzkocher am Ende überhaupt betrieben werden kann, d.h. welchen Schalldruckpegel SPL (Sound Pressure Level) er bei welcher Verstärkerleistung noch sauber erreicht. Nur erzeugt man einen bestimmten Schalldruck ja nicht immer in derselben Ausprägung. Da hängt sehr viel vom eingespielten Material ab. Wer also einen durchschnittlichen, gut verträglichen Pegel (SPL) von z.B. 85 dB anstrebt (kindersicher und auf Dauer auch nicht schädigend), sollte z.B. bei klassischer Musik und deren hohem Dynamikumfang (Wide Dynamic Range) für die Spitzenwerte noch 25 bis 30 dB aufschlagen. Das gilt auch für gute Spiele mit 12 bis 18 dB. Pop-Musik liegt hingegen meist bei „nur“ 8 bis 12 dB Aufschlag als Faustformel

Die erste Tabelle zeigt uns eher schlechte Kopfhörer mit einer Empfindlichkeit von 85 dB/mW bis hin zu 94 dB/mW und welche Verstärkerleistungen man ansetzen muss, um zwischen 90 und 115 dB maximalen Schalldruckpegel erreichen zu können. Ob das die Teile dann überhaupt aushalten und überleben, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Wenn man die Impedanz seines Kopfhörers kennt, liefern die obigen Messungen ja auch die Ausgangsleistungen in Watt RMS, die man nun auf der linken Y-Achse der Kurven suchen muss. Die X-Achse zeigt den resultierenden Schalldruckpegel SPL in dB und die farbigen Kurven lassen sich der jeweiligen Kennempfindlichkeit des betreffenden Headsets zuordnen. Um das Diagramm zu vergrößern, bitte anklicken:

Man braucht schon Headsets mit mindestens 94 dB/mW, um wenigstes 113 dB zu erreichen. Alle anderen Produkte verfehlen das Maximalziel zum Teil deutlich. In dem nächsten Diagramm hätte ich dann noch die etwas besseren Kopfhörer, bei denen es sich mit benötigten der Ausgangsleistung in Grenzen hält:

Zwischenfazit

Alle der getesteten Boards haben sich nicht mit Ruhm bekleckert, auch wenn man klanglich an der Leistung des ALC 1200/1220 kaum etwas auszusetzen hätte, was bedauerlich ist.  Da spielt es auch keine Rolle, ob ein Board an Endgeräten mit 32 oder 250 Ohm besser performt, denn in der Summe sind alle Ausgangsleistungen unter 10 mW pro Kanal schlicht zu wenig. Zumal es mit keinem Board möglich war, bis zur Vollaussteuerung oder einer einsetzenden Verzerrung zu kommen. Die erreichbaren Pegel sind generell zu niedrig. Und bitte darauf achten, Kopfhörer bzw. Headsets immer vorn anzuschließen, sonst wird aus wenig noch weniger.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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