Arbeitsspeicher Gehäuse Grundlagenartikel Motherboard Praxis Prozessor System Testberichte

Großer Praxistest mit drei X570-Motherboards in einem geschlossenen PC – die Wahrheit über Spannungswandler, Lüfter, Temperaturen und den Onboard-Sound

Maximal mögliche CPU auf minimalstem Motherboard, am besten gleich noch noch alle Kühlkörper der Spannungswandler mit entfernen und fertig ist die Basis für die nächste Click-Bait-Orgie. Ganz konnte ich mich der Neugier über die möglichen Grenzen natürlich auch nicht entziehen, aber am Ende sollte man sich auch seiner Verantwortung als Medium bewusst werden und die Leser (und damit ja auch Käufer) nicht unberechtigt in Panik versetzen oder an den eigenen Entscheidungen zweifeln lassen.

Die Kritik auch an eigenen Artikeln wie „Wie viel Watt schafft ein A320 Motherboard in der Praxis wirklich und welche CPU sollte man maximal nutzen?“ ist nämlich durchaus berechtigt, denn am Ende geht es ja den Leser vor allem darum, dass sie wissen möchten, was wirklich geht und nicht, was den Zweck nicht erfüllt. Und genau deshalb verbinde ich heute gleich drei Inhalte zu einem, weil es wohl nur so die Praxis und den Kundenalltag am ehesten wiederspiegelt.

Der Gedanke hinter dem Artikel: Realität trifft Neugier, Labor und drei Motherboards

Vor allem die Kombination der Komponenten ist wichtig für den echten Praxisbezug und so habe ich mich einerseits für einen AMD Ryzen 7 3700X und andererseits für einen Unterbau, der hierzu in passender Relation steht. Das größte Interesse lag dabei in der Klasse oberhalb der absoluten Einsteiger-Boards, so dass ich ich mir 200 Euro als Zielmarke gesetzt habe. Zu den drei meistverkauften X570-Motherboards in dieser Klasse zählen das Asus TUF Gaming X570-Plus ab 210 Euro, das Gigabyte X570 Aorus Elite ab 199 Euro und das MSI MPG X570 Gaming Edge WIFI mit Preisen ab 198 Euro, je nach Shop.

Ich will einerseits natürlich wissen, was ich bei allen drei Herstellern für 200 Euro wirklich bekomme, andererseits habe ich natürlich die gewissen Videos im Kopf, bei denen ja Hardware genüsslich mit dicken CPUs getreten wird. Und so wird der heutige Test natürlich die thermischen Messungen hier im Testlabor enthalten, gleichzeitig aber auch noch die Usability checken und vor allem einen echten Aufbau und echtes Equipment nutzen und keinen „Open Benchtable“ samt unkalibrierter Immerdrauf-Infrarot-Technik. Ich will es einfach final wissen, was den normalen Anwender in der maximalen Lastsituation wirklich erwartet und nicht, was passieren könnte, wenn man seine Hardware zuvor so präpariert, dass einfach etwas passieren muss. Sinnlos, aber unterhaltsam, das gebe ich ja zu.

Der Benefit für Euch diesmal: ich nehme Euch einfach mal mit in meine „heiligen Hallen“ und zeige auch einmal Bilder aus dem Lab, die Ihr so noch nicht gesehen habt. Da ich parallel ja auch Videos aufzeichne (Multi-Tasking-Reviewer), sind einige der Bilder auch aus den Clips entnommen, was dann natürlich die niedrigere Auflösung erklärt. Aber da es um den Inhalt als solchen und nicht ums Schaulaufen der Eitelkeiten geht, sei mir dies bitte gestattet. Ich zeige Euch stattdessen einmal die Methodik und die Aufbauten, um die erzielten Ergebnisse auch ordentlich begründen zu können. Kamera draufhalten kann ja jeder. Nur muss man auch nachvollziehen können, wie so eine Situation und Messung zustande gekommen ist.

Neben akzeptablen Temperaturen fordere ich natürlich auch von allen drei Motherboard-Testkandidaten, dass sie „Out-of-the-Box“ klaglos funktionieren, sich das BIOS anwenderfreundlich flashen lässt und dass ich eine Vollbestückung mit insgesamt vier 8-GB-Modulen DDR4 3600 hinbekomme, die auch bei echten Belastungen noch stabil funktioniert. Dazu kommt auch die Verwendung einer passenden NVMe-SSD, die im ersten M.2-Slot oberhalb der Grafikkarte genutzt werden soll und PCIe Generation 4 unterstützt. Zusätzlich checke ich den Onboard-Sound und messe die Werte für die Ausgangsleistung und -Spannung an verschiedenen Impedanzen sowohl an der Buchse am  am I/O-Shield als auch am HD-Audio des Front-Panels. Da gibt es nämlich große Unterschiede, die sonst kein Review beachtet, es aber ehrlicherweise wirklich sollte.

  Asus TUF Gaming X570-Plus Gigabyte X570 Aorus Elite MSI MPG X570 Gaming Edge WIFI
TDP-Limit 105 W 105 W 105 W
VRM 6 (doubled) + 2 Phases 6 (doubled) + 1 Phase 4 + 2 Phases
MOSFETs CPU Vishay SiC639
Power Stage
Vishay SiC634
Power Stage
ON Semiconductor 
NTMFS 4C029N/​4C024N
MOSFETs SoC Vishay SiC639
Power Stage
ON Semiconductor
4C10N/​4C06N
ON Semiconductor 
NTMFS 4C029N/​4C024N
RAM 4x DDR4 DIMM Dual-Channel
PC4-35200U/​DDR4-4400(OC)
max. 128GB (UDIMM)
4x DDR4 DIMM Dual-Channel
PC4-32000U/​DDR4-4000(OC)
max. 128GB (UDIMM)
4x DDR4 DIMM Dual-Channel
PC4-35200U/​DDR4-4400(OC)
max. 128GB (UDIMM)
Expansion Slots 2x PCIe 4.0 x16 (1x x16, 1x x4)
3x PCIe 4.0 x1
2x M.2/​M-Key (PCIe 4.0 x4)
2x PCIe 4.0 x16 (1x x16, 1x x4)
2x PCIe 4.0 x1
2x M.2/​M-Key (PCIe 4.0 x4)
2x PCIe 4.0 x16 (1x x16, 1x x4)
3x PCIe 3.0 x1
1x M.2/​M-Key (PCIe 4.0 x4)
1x M.2/​M-Key (PCIe 3.0 x4)
Extern 1x HDMI 1.4b (CPU)
1x DisplayPort 1.2 (CPU)
1x USB-C 3.1 (X570)
2x USB-A 3.1 (X570)
4x USB-A 3.0
1x Gb LAN (Realtek L8200A)
5x Audio Jack 3,5 mm
1x Toslink
1x PS/​2 Combo
1x HDMI 2.0 (CPU)
2x USB-A 3.1 (CPU)
4x USB-A 3.0
4x USB-A 2.0
1x Gb LAN (Intel I211-AT)
5x Audio Jack
1x Toslink
1x HDMI 1.4b /CPU)
1x USB-C 3.1 (CPU)
1x USB-A 3.1 (CPU)
2x USB-A 3.1 (X570)
2x USB-A 3.0
2x USB-A 2.0
1x Gb LAN (Realtek RTL8111H)
5x Audio Jack 3,5 mm
1x Toslink
1x PS/​2 Combo
Intern 2x USB 3.0
4x USB 2.0
8x SATA 6Gb/s (X570)
1x Serial
1x TPM-Header
1x USB-C 3.1 (20-Pin Header, X570)
4x USB 3.0
4x USB 2.0
6x SATA 6Gb/s (X570)
1x TPM-Header
4x USB 3.0
4x USB 2.0
6x SATA 6Gb/s (X570)
1x Serial
1x TPM-Header
Header Cooling 2x CPU-Fan 4-Pin
4x Sys-Fan 4-Pin
1x AIO-Pump 4-Pin
1x CPU-Fan 4-Pin
1x CPU/Pump 4-Pin
2x Sys-Fan 4-Pin
1x CPU-Fan 4-Pin
4x Sys-Fan 4-Pin
1x AiO-Pump 4-Pin
Header RGB 2x RGB-Header 4-Pin (5050)
1x aRGB-Header 3-Pin (WS2812B)
2x RGB-Header 4-Pin (5050)
3x aRGB-Header 3-Pin (WS2812B)
2x RGB-Header 4-Pin (5050)
2x aRGB-Header 3-Pin (WS2812B)
Flashback via USB „Crash Free“ via USB „Q-Flash Plus“ via USB
WiFi n/a n/a WLAN 802.11a/​b/​g/​n/​ac
(1×1, Intel 3168)
Onboard Audio 7.1 (Realtek ALC1200) 7.1 (Realtek ALC1220) 7.1 (Realtek ALC1220)
RAID-Level 0/​1/​10 (X570) 0/​1/​10 (X570) 0/​1/​10 (X570)
Multi-GPU AMD 2-Way-CrossFireX (x16/​x4) AMD 2-Way-CrossFireX (x16/​x4) AMD 2-Way-CrossFireX (x16/​x4)
Power Connectors 1x 24-Pin ATX
1x 8-Pin EPS12V
1x 4-Pin ATX12V
1x 24-Pin ATX
1x 8-Pin EPS12V
1x 24-Pin ATX
1x 8-Pin EPS12V
1x 4-Pin ATX12V
RGB onboard 1 Zone (right side) 2 Zones (I/O shroud, audio) 1 Zone (right side)
Other Features Chipset Fan
Diagnostic LED
1x M.2-Passive Cooler
Chipset Fan
1x M.2-Passive Cooler
I/​O-Shield integrated

Semi-passive Chipset Fan
Diagnostic LED
1x M.2-Passive Cooler
I/​O-Shield integrated
Bluetooth 4.2

Wir können sehen, dass die Ausstattung sehr unterschiedlich ausfällt und die abweichenden Details durchaus sehr interessant sein können. Während Asus mit den besten Spannungswandlern punkten möchte, bietet MSI die umfangreichste Konnektivität und als einziger Anbieter auch WLAN und Bluetooth. Dafür hat nur Gigabyte den internen USB 3.1 Typ-C-Header im Angebot, was man bei der Gehäusewahl unbedingt beachten sollte. Was nützt einem der Front-USB Typ C ohne internen Anschluss am Motherboard? Nichts! Und ohne Diagnose-LED wird der Zusammenbau mit etwas Pech zum Blindflug.

Es liegt also immer einzig und allein an den Anforderungen und Wünschen des Anwenders, welche Features und Anschlüsse er für sein System im Zusammenhang aller geplanten Komponenten benötigt und einmal mehr muss man sich hier wirklich Gedanken machen, was man für sein Geld erwarten sollte und muss. Genau an dieser Stelle wäre es natürlich hilfreich zu wissen, ob es mit der dann getroffenen Auswahl auch thermisch und akustisch sowie mit der Anwenderfreundlichkeit kappt. An dieser Stelle musste ich allerdings (ungewollt) mal einen Cut machen…

Erste Inbetriebnahme und BIOS-Update

Keines der drei Boards kam mit einem aktuellen BIOS ins Labor, was einen aufgrund der unzähligen AGESA-Versionen der letzten Wochen auch nicht verwundert. Aber man dürfte zumindest erwarten, dass die Hardware funktioniert. Das MSI MPG X570 Gaming Edge WIFI und das Gigabyte X570 Aorus Elite liefen Anfang an auch mit allen vier verbauten 8-GB-Modulen, sogar mit dem hinterlegten A-XMP Profil als DDR4 3600. Das Asus TUF Gaming X570-Plus startete generell nur mit zwei Modulen, sogar als DDR4 2133 im Fallback. Mehr als DDR4 3200 mit 2 Modulen lief aber auch dann nicht und es wurden auch nicht alle CPUs erkannt. So versagte ein Ryzen 5 2400G komplett, die CPU wurde erst gar nicht erkannt.

Das Flashen auf ein neues BIOS erfolgt bei allen drei Boards einfach und unkompliziert übers BIOS. Dafür habe ich in allen drei Fällen die BIOS-Datei vom Hersteller heruntergeladen und entpackt. Die Möglichkeit des TUF von Asus, das übers Internet zu erledigen, funktionierte leider trotz aktivem  Ethernet nicht. Also habe ich auch hier die Datei von der Homepage genutzt, um von Version 807 auf 1201 upzudaten (ABBA). War das Board vorher bereits mit dem Ryzen 7 3700X reichlich instabil und mochte nur den Ryzen 7 2700X mit höheren Speichertaktraten, war das Board nach dem Flash auf das aktuelle BIOS faktisch unbrauchbar.

Leider ließ es sich auch nicht mehr zurückflashen, denn wenn man mit viel Glück und altem Ryzen noch ins BIOS kam, wurde das Flash-Utility nicht mehr gestartet. Die „Crash-Free“-Funktion funktionierte auch nicht, denn es war ja eigentlich nichts gecrasht. Aus diesem Grund habe ich Asus kontaktiert und um eine Stellungnahme sowie Ersatz gebeten. Dass möglicherweise defekte Hardware verschickt wird, ist ärgerlich und sollte in dieser Form eigentlich auch nicht vorkommen. Der normale Kunde hat nämlich in diesem Fall das Nachsehen und muss zunächst die zeitintensive RMA anschieben. Hier sollte die Qualitätskontrolle eigentlich greifen, hat sie aber nicht.

Update vom 25.10.2019:  Mir ist es mittlerweile gelungen, einen Workaround für das UEFI-Startproblem zu finden, indem ich beim ersten Start nach einem BIOS-Flash eine Nicht-UEFI-Karte zu Hilfe nahm und danach wieder die GeForce RTX 2080 Super eingebaut hatte. Die genauen Schritte und meine dazugehörige Nachtschicht zeigt das folgende Video

 

Was wir brauchen, ist einen Test in einem völlig normalen PC!

Genau das! Und so verbinde ich den tiefen Griff ins Corsair-Regal mit der Hoffnung, dass das Ganze am Ende auch auf Anhieb auch funktionieren möge. Das ist in Zeiten von 1001 RGB-Standards und dem üblichen proprietären Stecker- und Controller-Wahnsinn herstellerübergreifend fast schon unmöglich, weshalb ich mich hier einfach mal auf einen einzigen Anbieter „eingeschossen“ habe. Dass die Hersteller derartig spezialisierte „Infrastrukturen“ bewusst nutzen, um den Kauf der eigenen Produkte anzukurbeln, weiß ich natürlich. Ändern kann ich es aber auch nicht.

Und trotzdem war es nicht nur die reine Stecker-Bequemlichkeit, die mich hier Corsair in die Arme getrieben hat, denn der Hersteller ist nun einmal ein Vollsortimenter, bei dem man vom Gehäuse über Netzteil und Kühlung bis hin zu SSD und Speicher alles bekommt, passend zueinander und Leuchtmittel-kompatibel zudem. Das mit der Apotheke überhören wir mal höflich, denn es hat immerhin alles auf Anhieb funktioniert.  Und genau das konnte ich ja von einem der drei Motherboards leider nicht behaupten. Im Detail habe ich aus dem Corsair-Sortiment folgende Komponenten genutzt:

Case Corsair Obsidian 500D RGB SE
All-In-One CPU Cooling Corsair H150i (+ 3x LL120)
RAM 32 GB (4 x 8) Corsair Vengeance RGB DDR4 3600 Kit
NVMe SSD Corsair MP 600 (PCIe Gen. 4)
System SSD Corsair Neutron 480
PSU Corsair AX850

Die drei LL120 RGB-Lüfter passen zum Radiator und laufen im Setup mit ca. 850 U/min, die RGB-Bespaßung der insgesamt vier Lüfter (einschließlich des rückseitigen LL120) läuft über den integrierten Commander, der wiederum per Software gesteuert werden kann (iCue). Dazu kommen die Pumpe der H150i Pro RGB AiO und der RGB-RAM, was für Leucht-Freaks bereits ein mittlerer Orgasmus ist. Da Corsair keine Grafikkarten produziert, stecke ich passend zum Setup eine MSI GeForce RTX 2080 Super Gaming X Trio mit ordentlich LED-Beplankung dazu, denn ich will ja auch die Gehäusetemperaturen im Inneren möglichst real gestalten.

Am Ende ergibt sich so eine recht ordentliche Mischung aus Komponenten die locker auch schon mal 400 Watt Verlustleistung an die Luft im Inneren abgeben. Das wiederum ist sicher praxisnäher, als alle abgeschraubten VRM-Kühler dieser Welt. Und falls jemand das Video vermisst – das komplettiere ich, wenn ich das Asus-Motherboard nachgetestet habe. Trotzdem geht der Test heute mit nur zwei Testkandidaten bereits online, denn an der Grundaussage ändert sich erst einmal nichts. Das kann ich bereits an dieser Stelle guten Gewissens spoilern. Geupdatet wird dann später, denn es liegen mittlerweile erst einmal gewisse Grafikkarten im Regal der guten Taten. Die gehen vor.

MSI MPG X570 Gaming Edge WIFI (7C37-001R)

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

Folge Igor auf:
YouTube   Facebook    Instagram Twitter

Werbung

Werbung