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GeForce GTX 1650 im Test – Benchmarks mit einer MSI GTX 1650 Gaming X (Update) | igorsLAB

Zusammenfassung

Ein Satz mit X? Ja… Aber so grausam will ich ja gar nicht sein, deshalb beginne ich erst einmal mit einer Zielgruppe, die dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen kann, nämlich den Systemintegratoren, Komplett-PC-Discountern und den privaten Aufrüstern solcher Produkte. Wäre Nvidia wenigstens so konsequent geblieben und hätte den Boardpartnern das Anflanschen von externen Spannunganschlüssen untersagt und das Power Limit bei 70 Watt eingefroren, dann hätte ich sogar noch ein positives Fazit übrig gehabt, wenn man mal den Launch-Preis ausblendet.

Und die Verfügbarkeit? Einen Tag nach dem Launch findet man nur Karten eines einzigen Herstellers zu Apothekenpreisen in den Preissuchmaschinen, wenigstens einige Händler haben mittlerweile auch Karten anderer Hersteller am Lager. Aber der Preis ab rund 160 ist faktisch inakzeptabel. Damit ist diese Karte mindestens 40 bis 50 Euro teurer, als eine gute Radeon RX 570 Pulse Mini 4 GB von Sapphire, die zudem sogar noch etwas schneller ist. Da muss man dann auch wegen vielleicht 40 Watt mehr an Leistungsaufnahme nicht feilschen, denn auch die 130 Watt der Radeon stellen niemanden vor finanzielle oder thermische Probleme.

Über den Rest muss man keine großen Worte mehr verlieren, denn wirklich attraktiv ist die GeForce GTX 1650 nicht. Das wäre sie zu einem angemessenen Preis und ohne zusätzlichen Versorgungsanschluss vielleicht gewesen, aber bitte nicht so. Dass man sich selbst eingebremst hat, um erst einmal die magische 75-Watt-Grenze zu unterbieten und die SI zu bauchpinseln, dann aber den Boardpartnern bis zu 100 Watt freigibt ist, sorry für den harten Ausdruck, selten dämlich.

Was man der GeForce GTX 1650 jedoch zugutehalten muss, ist ihre niedrige Leistungsaufnahme, die sie bei den wenigen Modellen ohne separaten Spannungsversorgungsanschluss zur echten Kaufoption für all diejenigen macht, die in ihren Fertig-PC keinen nötigen Versorgungsanschluss besitzen und trotzdem mehr Performance bräuchten. Genau da setzt diese Karte perfekt an. OBS mit Nvidia Encoder für die Streamer wäre auch so eine Option, die nicht unterschätzt werden sollte. Wäre da nicht der komplett abgehobene Preis.

Als reine Gamer-Karte ist sie reichlich langsam, auch in Full-HD. Sie reicht allerdings wohl durchaus, wenn man bereit ist, größere Abstriche bei der Grafikqualität einzugehen oder die Anzahl der gerenderten Bilder nicht wirklich das Totschlagargument sind. Der Speicherausbau ist allerdings etwas mager, sollte aber für die noch gut spielbaren Qualitätseinstellungen aktueller Spiele zumindest beim Großteil dieser Titel noch reichen. Was passiert, wenn der Speicher an Bedeutung gewinnt, zeigt  allerdings unser Benchmark in Wolfenstein II. Wenn dann noch aus solchen Ausnahmen ein Trend wird, dann Gute Nacht.

 

MSI GTX 1650 Gaming X

Die rein technische Umsetzung von MSI geht erst einmal absolut in Ordnung, auch wenn die Karte selbst in paar Nummern kleiner hätte ausfallen können und sogar müssen. Kühler und Platine sind sauber und gut gelöst worden, sind aber für so eine kleine Karte definitiv überdimensioniert. Dafür sind die Übertaktbarkeit und die Geräuschemission allererste Güte, wenn man das bei so einer Karte überhaupt noch so nennen darf. In der Summe ist es ein solides Produkt, nur der Antrieb schwächelt eben etwas arg.

Da es auch Modelle unter der Gaming X geben wird, wären diese dann allerdings sogar die ehrlicheren Karten. Den Strom-Boost hin oder her, es hilft der Karte nicht wirklich. Und genau da schließt sich der Kreis zum Beginn meiner Zusammenfassung wieder. Schönes Produkt, aber zu teuer und damit fast schon überflüssig. Ein Trabant wird auch mit Goldlenkrad und größerem Tank kein Superportwagen, nur unvernünftig. Hier gäbe es sogar noch gute Alternativen aus dem eigenen Haus, allerdings mit Radeon-Antrieb.

 

Fazit

Sei es, wie es sei, ich muss mich da nicht wiederholen. Hätte Nvidia die GeForce GTX 1650 als Vernunftkarte mit restriktiven Power-Limit für ein buchsenfreies Dasein gelauncht und dazu eine GeForce GTX 1650 Ti mit 1024 Shadern und einem extra Tankstutzen an der Oberseite, dann hätte man das Ganze als Paket ja noch verstehen und sinnvoll finden können. Aber mit Luxus-Fußhupen auf Steroiden und Karten, die ohne echten Grund vorenthalten werden, gewinnt man nun mal keinen Blumentopf. Nein, noch nicht einmal einen Blumentopfuntersetzer.

Die Karte kann in dieser Form und zu diesen Preisen nur verlieren und genau deshalb gab es wohl auch gestern keine Treiber. Nur werden Wahrheiten nicht weniger schmerzhaft, wenn man sie noch ein paar Stunden vor sich herschiebt. Schade um den ganzen Launch und den Aufwand, nur um am Ende festzustellen, das hier etwas nicht so läuft, wie es sollte. Aber auch das fügt sich nahtlos in eine fast schon kontinuierliche Serie von Ungereimtheiten ein, die einigen Managern auf dem grünen Feldherrenhügel endlich mal bewusst werden sollten. Die Kunden sind keine Deppen.

 

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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