Grafikkarten Testberichte VGA

Gefangen im froschgrünen Sandwich: MSI Radeon RX 5500 XT Gaming X im Test – der Preis wird über den Erfolg entscheiden

Wie man aus einer 8-GB-Karte ein Modell mit 6 GB bzw. 4 GB verfügbarem Speicher macht

Über die Eigenart der Zusammenstellung der jeweiligen Vergleichskarten mit 4 GB und 8 GB hatte ich ja schon kurz was geschrieben. Alle der vertretenen Hersteller haben faktisch baugleiche Karten mit 4 und 8 GB Speicherausbau, die sich nur durch die unterschiedlich großen RAM-Module unterscheiden, ansonsten elektrisch aber gleich sind. Ein Gegentest mit einigen Retailkarten hat mich allerdings bewogen, einen anderen Weg einzuschlagen. Die Unterschiede der Chips sogar innerhalb einer Modellreihe waren relativ groß, was den finalen Takt betraf. Außerdem gehen ja die Hersteller auch bei den BIOS-Vorgaben schon sehr unterschiedliche Wege beim Power Limit und dem Kühlkonzept.

Um hier nicht Äpfel und Birnen zu vergleichen, wenn es um Szenarien ohne volle  4-GB-Speicherauslastung geht, habe ich nur eine einzige 8-GB-Karte verwendet, deren Speicher aber neben dem Originaldurchlauf auf real verfügbare 6 GB und später auch 4 GB begrenzt. Damit kann ich alle Benchmarks mit derselben Karte durchführen und muss mich am Ende nur noch mit dem Toleranzbereich des Spiels herumärgern. Die Karte war jedes Mal voll erwärmt und ich habe von jeweils drei Benchmarkdurchläufen pro Spiel den genommen, dessen Ergebnis dem Mittelwert am nächsten kam. Komplett mitteln geht ja nicht wegen der Frame Times und Varianzen.

Wie ich das genau gemacht habe, hatte ich ja schon heute früh im Artikel „Trick 17: Freien Grafikkartenspeicher exakt reduzieren – ohne Systemlast und Treiberprobleme“ genau geschildert. Und ja, es funktioniert wirklich perfekt. Und weil das Ganze so schön funktioniert, habe ich aus einem ganz bestimmten Grund auch noch eine 6-GB-Variante emuliert, die man technisch hätte gar nicht mit Einzelmodulen realisieren können, ohne einer gewissen GTX 970 nachzueifern. Aber das will ja heutzutage auch keiner mehr.

In den PR-Folien zum Launch findet man auch einige Extrembeispiele, bei denen man das Volllaufen des Speichers recht schön realisieren und auch in sichtbaren Ergebnisunterschieden dokumentieren konnte.  Unter Full-HD muss man allerdings schon einige Klimmzüge in Form von extensiven Settings machen, um die 4-GB-Karten z.B. mit unkomprimierten Texturen zum Erbrechen zu bringen, denn im Normalfall merkt man davon eher nichts. Einmal übersättigt und vollgestopft, wandert dann aber die finale Framerate grandios in den Keller.

Sicher ungewollt beweist man mit Spielen wie Wolfenstein II aber auch, dass das Speichermanagement der Radeons durchaus noch optimiert werden könnte. Auch wenn die GeForce GTX 1650 wie erwartet einknickt, ist sie doch signifikant schneller als die 4-GB-Variante der RX 5500 XT – trotz des gleichen, mickrigen Speicherausbaus. Und was macht unsere spezielle 6-GB-Variante der RX 5500 XT? Die ist nicht wirklich so viel schneller als die GTX 1650 Super mit den 4 GB. Guckst Du!

Als Fazit kann man an dieser Stelle aber schon einmal einschieben, dass die Chance, so ein speichermordendes Setting in freier Wildbahn anzutreffen, immer weiter steigt. Die Zeit der 4-GB-Karten ist sicher noch nicht abgelaufen, aber die Fassade der heilen Full-HD-Gaming-Welt bröckelt bereits jetzt. Von Fall zu Fall, aber es rieselt zumindest schon an vielen Ecken. Der kleine Speicherausbau treibt jetzt sicher keinen ins Grab, aber man wird wohl doch in naher Zukunft öfter Einschnitte machen müssen, als man vielleicht denkt. Und die Chance, dass eine 1650 Super Susi die Anhangs-lose, ungesuperte GTX 1660 wegkannibalisiert, ist auch so eine Mär. Bitte 2-GB-Module draufpappen, das tut keinem weh. Und so, wie AMD aktuell die Preise ins Regal stellt, ist auch bei der Susi noch Platz für etwas mehr Working Brain.

Testsystem und Auswertungssoftware

Ich benchmarke wie immer mit dem eigenen PresentMon-GUI und der Interpretersoftware, die mir die Excel-Charts füllt und die grafischen Ausgabe (und auch nur die) so extra- bzw. interpoliert, dass alle Graphen exakt lang sind und somit eine einheitliche und vergleichbare Time Line entsteht. Die restlichen Auswertungen bis hin zu Perzentilen und Balkengrafiken basieren auf den echten Rohdaten aus der Messung. Das Benchmarksystem ist neu und wurde in einigen Bereichen noch einmal aufgewertet. Auch deshalb habe ich alle Spiele und Karten noch einmal komplett neu gebenchmarkt.

Die einzelnen Komponenten des Testsystems habe ich auch noch einmal tabellarisch zusammengefasst.

Test System and Equipment
Hardware:

Intel Core i9-9900 K
MSI MEG Z390 Godlike

4x 8GB G.Skill FlareX DDR4 3200
1x 2 TByte Aorus (NVMe System SSD, PCIe Gen. 4)
1x Seagate FastSSD Portable USB-C
Seasonic Prime 1200 Watt Titanium PSU

Cooling:
Alphacool Eisblock XPX (1151), XPX Pro (AM4, 2066)
Alphacool Eiswolf (modified)
Thermal Grizzly Kryonaut
Case:
Lian Li T70, Raijintek Paean
Open Benchtable
Monitor: BenQ PD3220U
Power Consumption:

Non-contact direct current measurement on PCIe slot (riser card)
Non-contact direct current measurement at the external PCIe power supply
Direct voltage measurement at the respective connectors and at the power supply unit
2x Rohde & Schwarz HMO 3054, 500 MHz multichannel oscilloscope with memory function
4x Rohde & Schwarz HZO50, current clamp adapter (1 mA to 30 A, 100 KHz, DC)
4x Rohde & Schwarz HZ355, probe (10:1, 500 MHz)
1x Rohde & Schwarz HMC 8012, digital multimeter with memory function

Thermal Imager:
1x Optris PI640 + 2x Xi400 Thermal Imagers
Pix Connect Software
Type K Class 1 thermal sensors (up to 4 channels)
Acoustics:
NTI Audio M2211 (with calibration file)
Steinberg UR12 (with phantom power for the microphones)
Creative X7, Smaart v.7
Own anechoic chamber, 3.5 x 1.8 x 2.2 m (LxTxH)
Axial measurements, perpendicular to the centre of the sound source(s), measuring distance 50 cm
Noise emission in dBA (slow) as RTA measurement
Frequency spectrum as graphic
OS: Windows 10 Pro (1909, all Updates)

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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