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Gefangen im froschgrünen Sandwich: MSI Radeon RX 5500 XT Gaming X im Test – der Preis wird über den Erfolg entscheiden

Während alle vor diesem Test von einem Zweikampf der neuen Radeon RX 5500 XT mit Nvidias GeForce GTX 1650 Super ausgegangen waren, zeigt sich bereits an der Preisgestaltung der letzten Wochen, dass Nvidias Spione die Platzierung der eigenen Super-Karte am Ende dann doch ganz anders gestaltet haben. Denn die Frage, ob man seitens AMD überhaupt mit der GeForce GTX 1650 Super gemessen werden wird, entscheidet sich ja am Ende für den Kunden nur über den Preis. Und genau da müssen wir erst einmal nachdenken.

Wichtiges Vorwort

Die von AMD genannte UVP von 169 USD für die einfachste 4-GB-Version scheint, wenn man Umrechnungsfaktor und MwSt. aufschlägt, am Ende doch deutlich über dem Straßenpreis der GeForce GTX 1650 Super zu liegen, der unter 170 Euro gefallen ist. Und die von AMD genannten 199 USD als UVP für die 8-GB-Variante würden auf einen Euro-Preis von deutlich über 200 Euro ergeben. Doch da lauert ja noch die GeForce GTX 1660, die es ebenfalls mittlerweile unter 200 Euro zu kaufen gibt und die schneller, günstiger und am Ende auch sparsamer sein dürfte.

Allerdings muss man auch fair bleiben und die „Billigheimer“  im Vergleich zur angebotenen Gesamtsubstanz aller Modelle betrachten. Die MSI GTX 1650 Super Gaming X hatte heute morgen einen Straßenpreis von 205 Euro, die MSI GTX 1660 Gaming X von 245 Euro. Da läge die 8-GB-Variante der MSI RX 5500 XT Gaming X mit einer UVP von 219 Euro gar nicht mal so schlecht, denn sie ist deutlich wertiger gestaltet als die MSI GTX 1650 Super Gaming X. Man wird also beachten müssen, dass sich alle Karten innerhalb der Leistungsklassen auch preislich überlappen können. Kein Wunder, bei der aktuellen Schwemme an GeForce-Modellen.

AMD schiebt sich mit den aufgerufenen Preisen ein Stück weit freiwillig in Jensens weitaufgeklapptes Sandwich-Brötchen mit den zwei grünen Salatblättern GTX 1650 Super und GTX 1660 auf Unter- und Oberseite. Ob das das gut geht? Nach der Analyse der ersten Benchmark-Ergebnisse und nach Bekanntgabe der UVP durch AMD habe ich den Test noch einmal neugeordnet, um wirklich fair zu bleiben. Dazu gehört dann auch, dass ich lediglich die 8-GB-Karte im Original und die weiteren Speicher-Ausbaustufen mit einem smarten programmiertechnischen Eingriff an ein und derselben Karte vorgenommen habe. Dazu kommt, dass alle mitgetesteten Karten vom gleichen Hersteller und aus der gleichen Produktklasse stammen – also möglichst hohes Werks-OC und eine potente Kühlung bei allen Karten.

Ich werde die Radeon RX 5500 XT jedoch nicht nur mit 4 GB und 8 GB Speicher testen, sondern auch noch mit 6 GB. Dieser Wert ist in der Praxis zwar auf Grund der Speicheranbindung nicht produzierbar, softwareseitig aber sehr einfach zu realisieren. Wie ich das genau gemacht habe, das lest Ihr auf der nächsten Seite im Detail. Damit wird man auch später sehr schön erkennen können, wann, wo und ob der größere Speicher überhaupt etwas bringt und wo sich Sinn und Unsinn gegebenenfalls deutlicher zeigen, als es einem lieb sein mag. Und man wird dann auch verstehen, warum ich von einem Sandwich spreche, das durchaus auch zum sehr engen Korsett werden könnte.

Es macht auch überhaupt keinen Sinn, eine 4-GB- gegen eine 8-GB-Karte unterschiedlicher Hersteller und Preisklassen zu testen, weil so die Toleranzbereiche und Unterschiede zu sehr auseinander driften. Warum man nicht die ansonsten baugleichen Modelle der jeweiligen Hersteller als bis auf den Speicher identischen Pärchen gesampelt hat, weiß wohl auch AMD nicht. In einigen Bereichen bewegt sich der Unterschied nämlich schon im Bereich der Nachkommastellen, so dass ich davon Abstand genommen und eine eigene Lösung gesucht (und auch gefunden) habe.

Für alle Freunde des MorePowerTools habe ich zudem noch eine gute Nachricht, denn es gibt pünktlich zum Launch auch ein passendes Update, welches die RX 5500 XT mit einschließt. Auch wenn das Treiber-Team sicher lieber nur den Wattman gesehen hätte, es funktioniert alles wie üblich und das Tool ließ mich auch auf bis zu 2,1 GHz übertakten. Wobei sich hier der Sinn sicher hinterfragen lassen muss, denn es wird heiß und klebrig. Aber machbar ist Vieles und nur das zählt für den harten Kern.

Navi in klein? Geht doch!

Alle reden seit Wochen von Navi 14 und offiziell gelauncht wurde trotzdem erst heute. Mit viel Anlauf und diversen Salamischeibchen, aber nun ist es endlich soweit. Dabei entsprechen die Daten letztendlich dem, was schon seit Längerem durch die Medien geistert, nun aber endlich offiziell ist. Der nur 158 mm² große Chip wird bei TSMC im bekannten 7-nm-Prozess gefertigt und enthält 6,4 Milliarden Transistoren. Die insgesamt 22 CUs (Compute Units) enthalten 1408 Stream-Prozessoren, 88 TMUs und 32 ROPs. Der aggregierte 128-Bit Speicherbus stellt die Anbindung der insgesamt 4 Speichermodule dar,  die entweder als 1-GB- oder 2-GB-Module verbaut werden, je nach Speicherkonfiguration von insgesamt 4 oder 8 GB. Die Speicherbandbreite ist mit 224 GB/s voll im Rahmen dessen, was der GDDR6 RAM mit 14 Gbps hergibt.

Die technisch möglichen 24 CUs überlässt man übrigens, wie bereits vor Monaten von mir mal in einem Video prognostiziert (derzeit exklusiv) nur Apple, was für diese überschaubare Nutzergruppe sicher schön ist, aber zumindest in Europa ein Nischenfestival bleibt. Das ist mehr als schade, aber wie so vieles aktuell leider nicht zu ändern.

Die ganzen Details zu AMDs neuer RDNA hatte ich ja bereits im Launchartikel zur RX 5700 (XT) ausführlich erklärt und wer möchte, kann dies unter „AMD Radeon RX 5700 und RX 5700 XT im Test – Der Raytracing-freie Sargnagel von Vega und bis zu 2.1 GHz Takt unter Wasser“ gern auch noch einmal nachlesen. Deshalb lege ich jetzt mein Augenmerk auch auf mein Testobjekt, denn es zählt auf dem Platz und nicht auf dem Papier. Mal schaun, wer hier jetzt wen versenkt.

MSI Radeon RX 5500 XT Gaming X  8GB

Beginnen wir mit der Navi–gechipten Herausforderin. Die Karte führt das mit der Evoke eingeführte neue Design der AMD-Modellreihen von MSI  fort und es wirkt deutlich schlichter und zeitloser als das eher aggressiv gestylte GeForce-Pendant. Das verstehe ich durchaus als Kompliment, denn der anthrazit-schwarze Korpus der Kühlerabdeckung aus teilweise gebrushtem ABS sieht zusammen mit den roten Akzenten recht wertig aus. Beim Anfassen merkt man den Kunststoff-Schmu aber dann doch, geschenkt. 

Mit 864 Gramm ist die Karte noch relativ leicht und sie misst 24,6 cm von der Außenkante der Slotblende bis zur Außenkante der Kühlerabdeckung. Mit den 12 cm von der Oberkante des Motherboard-Slots bis zur Oberkante der Abdeckung ist sie relativ hoch und auch die Einbautiefe („Dicke“) von 4 cm macht sie etwas dicker als eine echte Dual-Slot-Karte. Die Backplate aus Leichtmetall ist ins Kühlkonzept aktiv mit eingebunden,

Die Slotblende lässt einen kleineren Teil der warmen Abluft direkt heraus, da die Kühlfinnen horizontal ausgerichtet sind. Der Rest verschwindet aber wie gewohnt in den Tiefen des Gehäuses. Mit einem HDMI-2.0-Anschluss und drei DisplayPort -1.4-Anschluss gibt es genügend Varianten für eine Verbindung zum Monitor.

Einbaulänge (brutto) 24,6 cm
Einbauhöhe (brutto) 12,0 cm
Einbautiefe vorn (brutto) 4,0 cm
Einbautiefe hinten (brutto) 0,5 cm (Backplate)
Gewicht: 864 g
Anschlüsse: 1x HDMI 2.0
3x DisplayPort 1.4
1x 8-pin PCIe Spannungsversorgung
Kühlerabdeckung: ABS Spritzguss,  anthrazit/schwarz mit roten Akzenten
Lüfter: 2x 8,5 cm Rotoren mit je 14 Rotorblättern

Für die BIOS-Vorgaben sorgt unser aktuellstes MorePowerTool. Wir sehen auch, dass MSI bereits dem Chip satte 130 Watt mitgegeben hat, womit die von AMD angegebene TBP von 130 Watt für die gesamte Karte deutlich gesprengt wird. Doch dazu später mehr.

 

 

Einen ersten Überblick über die elektrischen Daten verschafft uns hier die neueste Version von GPU-Z:

 

MSI GeForce GTX 1650 Gaming X 4GB

Kommen wir nun zum (vermeintlichen) Zielobjekt, der MSI GeForce GTX 1650 Super. Die Sandwich-Partnerin für obendrauf habe ich im Review „Nvidia GeForce GTX 1660 6GB mit Boardpartnerkarten von MSI – Es bewegt sich etwas (nicht nur die Pixel)“ ja bereits ausführlich getestet, das muss man also nicht noch einmal wiederkäuen. Dabei ist die GTX 1650 Super auch vom Aufwand her eher an die kleinere GTX 1650 angelehnt, obwohl der Chip der größeren Karte entlehnt wurde.

Die Karte wiegt nur ganze 748 Gramm und misst 24,8 cm von der Außenkante der Slotblende bis zur Außenkante der Kühlerabdeckung. Mit 12 cm von der Oberkante des Motherboard-Slots bis zur Oberkante der Abdeckung ist sie relativ flach und auch die Einbautiefe („Dicke“) von 3,8 cm macht sie zur echten Dual-Slot-Karte. Die Kühlerabdeckung aus anthrazit-farbenen ABS ist , eine Backplate gibt es hingegen aus Kostengründen keine. Kühlen muss man da eh nichts, aber dazu komme ich später noch

Die Slotblende lässt auch bei dieser Karte einen kleineren Teil der warmen Abluft direkt heraus, da die Kühlfinnen horizontal ausgerichtet sind. Der Rest verschwindet dann wie gewohnt erneut in den Tiefen des Gehäuses. Mit einem HDMI-2.0-Anschluss und drei DisplayPort -1.4-Anschluss gibt es auch hier genügend Varianten für eine Verbindung zum Monitor.

Einbaulänge (brutto) 24,8 cm
Einbauhöhe (brutto) 12,0 cm
Einbautiefe vorn (brutto) 3,8 cm
Einbautiefe hinten (brutto) keine Backplate
Gewicht: 748 g
Anschlüsse: 1x HDMI 2.0
3x DisplayPort 1.4
1x 6-pin PCIe Spannungsversorgung
Kühlerabdeckung: ABS Spritzguss, anthrazit
Lüfter: 2x 8,5 cm Rotoren mit je 14 Rotorblättern

Einen ersten Überblick über die elektrischen Daten verschafft uns hier wiederum die neueste Version von GPU-Z:

Bevor ich auf der nächsten Seite zu der Geschichte mit dem Speicherausbau und dem Testsystem komme, vergleichen wir noch einige der relevanten Karten in Tabellenform. Danach bitte weiterblättern, es wird interessant!

Die Übersicht der relevanten Vergleichskarten sieht dann so aus:

  MSI
GeForce GTX 1650 Super
Gaming X 4GB
MSI
RX 5500 XT
Gaming X 6GB
MSI
GeForce GTX 1660
Gaming X 6GB
MSI
GeForce GTX 1060
Gaming X 6GB
Architektur (GPU)
Turing (TU116-250) Navi 14 Turing (TU116-300) Pascal (GP106-400)
Cores / SP
1280 1408 1408 1280
Textureinheiten
80 88 88 80
Base Clock Rate
1530 MHz 1685 MHz 1530 MHz 1595 MHz
GPU Boost Rate
1755 MHz 1845 MHz 1860 MHz 1810 MHz
Speicherausbau
4 GB GDDR6 8 GB GDDR6 6 GB GDDR5 6 GB GDDR5
Speicherbus
128-bit 128-bit 192-bit 192-bit
Bandbreite
192 GB/s 224 GB/s 192 GB/s 192 GB/s
ROPs
32 32 40 48
L2 Cache
1 MB 2 MB 1.5 MB 1,5 MB
TDP
175 W 130 W 120 W 120 W
Transistoren
6.6 Mrd. 6.4 Mrd. 6.6 Mrd. 4.4 Mrd.
Die-Größe
284 mm² 158 mm² 284 mm² 200 mm²

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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