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Gefälschte RTX 4090 im Umlauf: Wenn der AD102 nur gelasert ist und die Platine spricht

Man kann viel faken – Markenlogos, Zertifikate, sogar Lebensläufe. Aber wer glaubt, dass sich ein GPU-Die durch einen simplen Laseraufschrieb zur RTX 4090 adelt, hat den Schuss noch nicht gehört. Genau das ist aber passiert. Und gleich dreimal. Ein chinesischer Techniker hat den Fall öffentlich gemacht – samt Diagnose: Modifizierte RTX 3080/3090 wurden als RTX 4090 getarnt und teuer verkauft. Willkommen im Zeitalter der GPU-Kosmetik – mit Klebepistole und Dremel.

Die Gier der Händler trifft auf das Unwissen der Käufer

Der betroffene Käufer, offenbar aus Japan, bestellte vier vermeintliche RTX 4090-Karten über einen Drittanbieter. Drei davon stellten sich als fiese Bastelarbeiten heraus – Frankenstein-Grafikkarten, die nicht einmal funktionierten. Die vierte war echt, aber defekt. Immerhin reparabel. Der Techniker, der diese Karten auseinandernahm, fand Details, die selbst viele Reviews übersehen würden. Ein Beispiel, eine „4090“ hatte einen hochstehenden Kondensator rechts oben – typisch für RTX 3080-Referenzdesigns. Andere Karten zeigten subtile, aber verräterische Unterschiede beim Substrat-Layout und Platzierung des QR-Codes. Für Laien ein Alptraum – für Experten ein Skandal.

AD102 – wenn der Chip nur draufsteht

Der größte Witz an der Geschichte: Alle drei Fake-Karten trugen den Chip-Stempel „AD102“. Das ist der offizielle Die-Name der RTX 4090. Doch dieser kann problemlos neu eingraviert werden – mit einem handelsüblichen Lasergerät. Die ursprüngliche Bezeichnung wird abgeschliffen, die neue draufgebrannt. Voilà – aus einer RTX 3090 wird eine vermeintliche 4090. Nur leider ohne die Leistung, ohne die Architektur, und – wenig überraschend – ohne Funktion.

Das Resultat: Elektroschrott für 1.400 Dollar pro Stück

Der Käufer zahlte umgerechnet etwa 1.400 US-Dollar pro Karte. Für drei defekte Fake-GPUs ist das ein extrem teures Lehrgeld. Die Karten stammen vermutlich aus dem grauen chinesischen Markt – ob AliExpress, Zwischenhändler oder Reseller bleibt unklar. Der Kunde will sie immerhin zurückschicken. Ob das Geld wiederkommt? Eher nicht.

Ein strukturelles Problem – nicht nur ein Einzelfall

Diese Geschichte steht nicht für einen Einzelfall, sondern für ein wachsendes Problem. Die Chipknappheit der letzten Jahre, kombiniert mit einer fast religiösen Begeisterung für High-End-GPUs, hat ein Umfeld geschaffen, in dem Geldgier, technische Ahnungslosigkeit und fehlende Kontrolle aufeinandertreffen. NVIDIA selbst dürfte der Fall wenig überraschen – der Gebrauchtmarkt ist ohnehin ein Biotop für dubiose Umbauten und abenteuerliche Reparaturen.

Fazit: Vertrauen ist gut, Röntgenblick wäre besser

Wer heute eine RTX 4090 kauft – besonders außerhalb offizieller Händler – sollte mehr tun als nur auf das Label zu schauen. Techniker mit dem richtigen Auge können Fakes entlarven. Der Rest? Kauft Lotterielose. Es ist ein Wettrüsten zwischen Betrügern und Kontrolleuren – und aktuell liegt der Vorsprung eindeutig bei den Fälschern. Es bleibt zu hoffen, dass NVIDIA endlich auf sichtbare Authentifizierungsmechanismen setzt, statt nur auf Laserbeschriftung und Designgehäuse.

Source: YouTube, unikoshardware

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carrera

Veteran

253 Kommentare 163 Likes

Am Besten kauft man neu und was man sich leisten kann.

Und wenn es denn dann doch gebraucht sein soll, sollte, wenn man den Verkäufer nicht persönlich kennt, eine vor-Ort-Prüfung mit dem notwendigen Sachverstand durchgeführt werden.
Und sich nicht auf irgendwelche Art von Käuferschutz verlassen - das kann gut gehen - muss es aber nicht.

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About the author

Samir Bashir

Als gelernter Elektroinstallateur ist er quasi auch der Strippenzieher hinter den elektrisierenden News. Learning by doing und die Neugier in Person.

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