Wie und wo wir testen
Betrachten wir zunächst die verwendete Hardware, bevor wir auf die Besonderheiten der Räumlichkeiten und der Messung eingehen werden:
Testsystem und Hardware | |
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Mikrofone: | – NTI Audio M2211 (mit Kalibrierungsdatei) – Shure Beta 181 C (Kunstkopf, mit Kalibrierungsdatei) |
Hardware: | – Steinberg UR12 (mit Phantomspeisung für Mikrofone) – Creative X7 (analoger Ausgang für aktive Systeme oder als Verstärker für passive Boxen) – Passiv-PC und Monitor (beides aus DC-Netz gespeist) |
Software: | Arta, Smaart7 |
Messraum: | eigener reflexionsarmer Messraum, 3,5 x 1,8 x 2,2 m (LxTxH) |
Messungen: | – Nahfeld (0-12 cm, überwiegend Bluetooth-Lautsprecher) – angenäherte Freifeldmessung (ab 1 m) – um 15°/25° gedrehte seitliche Messung – Kunstkopfmessung für Kopfhörer und Headsets |
In unserem neuen Messraum in Deutschland können wir nun eigentlich alles messen – von der Grafikkarte über Lautsprecher und Kopfhörer bis hin zu Gehäusen und Lüftern. Die Realisierung ist zudem reichlich ungewöhnlich, denn es handelt sich nicht einfach um einen zweckmäßig ausgekleideten Raum. Stattdessen konnten wir eine Idee umsetzen, die sonst nur sehr viel kostenintensiver hätte realisiert werden können: Den Raum im Raum.
Wer bei dieser Abbildung an einen großen Lastenaufzug denkt, der liegt goldrichtig. Die knapp vier Tonnen schwere, recht geräumige und zudem sehr verwindungssteife Kabine ist doppelwandig ausgeführt, bereits ab Werk in den Wänden mit PU ausgeschäumt und berührt die Außenwelt nur an einer einzigen Stelle – nämlich dort, wo sie auf Dämpfern abgestellt wurde. Und da die Türen trotz extrem dicker, innerer Verkleidung nicht ganz so toll sind wie die restlichen dicken Mauern, haben wir eine zusätzliche Zarge auf Rollen gebaut, die mit Spezialschaumstoff gefüllt wurde und die Türöffnung während der Messungen komplett und dicht von außen abschließt.
Zusätzlich haben wir diesen Raum aufwändig und in mehreren Lagen komplett verkleidet. Die unterste Lage besteht dabei aus einem sehr dichten Spezialschaumstoff (RG 75), mit dem wir Decke, Wände, Türen und Fußboden verkleidet haben – und zwar teilweise mehrlagig. Als oberste Lage dient dann spezieller Pyramidenschaumstoff, den wir abgesehen vom Fußboden ebenfalls überall angebracht haben. Der Fußboden erhielt schließlich auf dem Schaumstoff einen Belag aus sehr weichen Gitterplatten und als Abschluss nach oben eine dicke Filzauflage.
Direkt neben unserem Messraum nutzen wir eine weitere Räumlichkeit als Kontrollraum, von dem aus wir alle Tests steuern können. Im Messraum stehen uns dank eines speziellen Kabelschachts vielfältige Anschlussmöglichkeiten zur Verfügung. Dazu gehört die Mikrofonleitung, eine weiteres Stereo-NF-Kabel (Klinke, Chinch), Lautsprecherkabel, HDMI und USB sowie ein zuschaltbarer 230-Volt-Anschluss für aktive Lautsprechersysteme. Hinzu kommen noch der VGA-Bench-Table und die zu testenden PC-Gehäuse.
Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass unsere Messungen von Lautsprechern, Kopfhörern und Headsets unseren derzeitigen technischen Möglichkeiten geschuldet maximal semi-professionellen Charakter haben.
Für eine möglichst objektive Beurteilung der Testobjekte reichen diese Werte zwar allemal, sind aber dennoch nicht mit den Ergebnissen hochprofessioneller, noch einmal deutlich teurerer Einrichtungen großer Hersteller und Testlabore gleichzusetzen. Aber als Anhaltspunkt sollten sie durchaus brauchbar sein
Ausgewählte Musiktitel für die Bewertung von Frequenzbereichen, Präzion und raumlicher Abbildung
Wir verzichten bewusst auf den üblichen HiFi-Jargon und wollen uns nicht über Bassgewitter, hauchzarte Streicher oder eine gewaltige Bühne und Ähnliches auslassen. Die theoretische Einführung zu den Genre-relevanten Frequenzbereichen und den Grundlagen des räumlichen Hörens sollten dazu ein äquivalenter Ersatz sein. Analytik und Präzision zählen also mehr als der verbal verkrüppelte Marketing-Sprech mit seinen blumig-nebulösen Umschreibungen.
Analyse |
Titel / Quelle |
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Tiefstbass/ Tiefbass (Range): |
J.S. Bach – Toccata und Fuge D-Moll (Flac, Vinyl-Rip) Tschaikowsky – Festival-Ouvertüre 1812 (Flac, Vinyl-Rip) Avatar (BluRay, Effektspur) |
Bassqualität: | Till Brönner – It Never Entered My Mind (CD) Blue Man Group – The Complex (CD) Kid Cudi – Day and Night (The Widdler’s Dubstep Remix, CD) |
Räumliche Auflösung: |
Clapton Unplugged (CD) Dire Straits – Brothers in Arms (CD) Gershwin – Klavierkonzert in F (Flac, Vinyl-Rip) |
Präzision von Instrumenten und Stimmen: |
Brahms – Streichquartett Nr. 1 C-moll Op.51 (Flac, Vinyl-Rip) Bach – Weihnachtsoratorium Kantate VI (Thomaner-Chor, Vinyl-Rip) Gershwin – Klavierkonzert in F (Flac, Vinyl-Rip) |
Dynamik und Pegelfestigkeit: |
Carl Orff – Carmina Burana (CD) Mike Oldfield – Tubular Bells III (Flac, Vinyl-Rip) Maurice Ravel – Boléro (Flac, Vinyl-Rip) |
- 1 - Einführung und Übersicht
- 2 - Alles über Schall und Frequenzen
- 3 - Räumliches Hören, Surround und viel Voodoo
- 4 - Sounding: Markting-Gag oder Skill-Verstärker?
- 5 - Menschliche Sprache, Tiere, Bewegungen
- 6 - Typische Kampf- und Transportmittelgeräusche
- 7 - Wie wir messen und urteilen
- 8 - Fazit und Zusammenfassung
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