Männliche Vocals
Männerspiele, Soldaten, Ego-Shooter – hier verwenden wir exemplarisch natürlich ein schmissig-strammes “Yes, Sir!”. Fangen wir von unten an und betrachten die Sprachgrundfrequenz der männlichen Stimme, die bei etwa 150 Hz nach oben hin endet. Eine Überbetonung lässt die Stimme bis zur Unverständlichkeit dröhnen, ohne dann noch irgendwie natürlich zu wirken. Überbetonte Bässe sind übrigens viel schlimmer als etwas zurückhaltendere Interpretationen.
Zwischen rund 1,5 bis 3,5 kHz liegt die Oberton-Wiedergabe der männlichen Stimme, die vor allem über Klangfarbe und Wiedererkennung entscheidet. Wird hier am Sound gebastelt, verlieren die Stimmen ihren Charakter und die räumliche Zuordnung leidet gehörig.
Die eigenliche Sprachverständlichkeit wird im Bereich zwischen 3,5 und ca. 6,5 kHz entschieden; je nach Stimmlage auch schon mal bis ca. 10 kHz. Wir sehen im Spektrum sehr schön den Zischlaut beim zusammengezogenen S zwischen Yes und Sir. Im Bereich um die acht kHz sehen wir zudem auch Atem- und Luftgeräusche, die vor allem bei leise geflüsterten Stimmen wichtig sind.
Weibliche Vocals
Die Grundfrequenz liegt jetzt etwas höher und befindet sich je nach Stimmlage zwischen ca. 150 Hz und 450 Hz im Bereich der unteren Mitten. Die Aussagen zu Oberton-Wiedergabe und Sibilanten sowie Sprech- und Atemluftgeräuschen decken sich dann wieder mit den männlichen Stimmen. Gut zu erkennen sind der Zischlaut “Sch” am Anfang beim lustvoll gehauchten Wort “Sugar”, sowie die noch mess- und hörbaren Luftgeräusche.
Komplexe Situation: Urwaldgeräusche mit schreienden Tieren
Die menschliche Stimme hatten wir ja schon analysiert, hier nun eine Urwald-Situation mit schreienden vierbeinigen Zeitgenossen, die sich (sehr komplex) vor allem im Mittel- und Hochtonbereich breit machen.
Im direkten Vergleich zwischen neutralem Klang und Gaming-Headsets gewinnt (fast) immer der gute, lineare Kopfhörer. Während die gern genommene Delle bei 400 bis 500 Hz die weiblichen Vocals und langläufige Gewehre negativ beinflusst, kann lediglich das Überbetonen bei ca. acht bis 10 kHz die Wahrnehmung geflüsterter oder leicht hingehauchter Sprachfetzen leicht steigern. Nur kann man dies bei Bedarf mit einem neutralen Gerät und jedem Equalizer ebenfalls erreichen, ist aber nicht mit einem fest eingebauten Dauer-Peak gestraft.
Laufen auf Kies im Freien
Dinge wie Kies bieten ein sehr interessantes und vor allem breit gefächertes Spektrum. Durch das Rollen, Drücken und Verspringen der scharfkantigen, kleinen Steine entsteht neben dem dominanten Grundton bis etwa 150 Hz ein sehr filigraner Klangteppich, der bis 20 kHz (und höher) reicht und der für eine naturgetreue Wiedergabe eine möglichst lineare Kurve benötigt. Jede Über- oder Unterbetonung wird den Klangcharakter stark beeinflussen, so dass Rollsplitt schnell mal zu grobem Schotter verkommen kann, wenn man es beim Sounding übertreibt.
Ich habe ausnahmesweise auch mal beide Kanäle aufgeführt, damit man die Laufzeitunterschiede und Pegel besser sehen kann, die einen gut hörbaren räumlichen Eindruck hinterlassen, weil sich Steine ja nicht gleichmäßig verhalten.
Laufen auf festem Untergrund in Räumen
Man erhält nun ein völlig anderes Bild! Das Frequenzband des eigentlichen Schrittes reicht ziemlich ausgewogen von etwa 180 Hz bis sechs kHz und endet erst bei rund 16 kHz. Jeder Raum verusacht aber auch noch mehr oder weniger diffuse Reflektionen, die wir im abgebildeten Spektrum sehr schön zwischen den Schritten erkennen können. Unser Beispiel zeigt eine Fahrzeughalle mit Betonboden.
So hallt der Grundton des Auftretens bei etwa 250 Hz, während sich der typische “Raumklang” dieser ganz speziellen Räumlichkeit von circa 500 Hz bis rund fünf kHz erstreckt. Kommt hier starkes Sounding zur Geltung, klingen eigentlich dumpfe Kelleräume schnell mal viel zu spitz oder im ungekehrten Falle ein großer Hangar wie ein dunkles Gully-Loch.
Laufen im Schnee
Wir finden hier ein sehr breitbandiges Geräusch vor, das einen linearen Verlauf über den gesamte Frequenzbereich erfordert. Fehlen einzelne Bereiche, wird der Klang eher sandig und dumpf, im umgekehrten Fall metallisch spitz.
Laufen im Gras
Fehlen die unteren Mitten, verkommt der schleichende Sniper schnell zum profanen Infanterie-Trampeltier. Der hauptsächlich genutzte Frequenzbereich erstreckt sich bis lediglich rund 1,5 kHz, so dass vor allem eine ausgewogene Wiedergabekurve bis zwei kHz wichtig ist.
Die Mär vom besseren Hören heranschleichender Gegner ist und bleibt ein gern zitierter PR-Mythos. Denn so vielseitig die Klangspektren auf den verschiedensten Untergründen auch sind, so unmöglich ist es auch, dies alles durch Sounding optimal hervorzuheben. Die goldene Mitte ist wie immer linear!
- 1 - Einführung und Übersicht
- 2 - Alles über Schall und Frequenzen
- 3 - Räumliches Hören, Surround und viel Voodoo
- 4 - Sounding: Markting-Gag oder Skill-Verstärker?
- 5 - Menschliche Sprache, Tiere, Bewegungen
- 6 - Typische Kampf- und Transportmittelgeräusche
- 7 - Wie wir messen und urteilen
- 8 - Fazit und Zusammenfassung
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