Es wirkt fast wie ein Hütchenspiel auf der Computex 2025: G.Skill zündet in Kooperation mit ASUS ein Overclocking-Feuerwerk – DDR5-CAMM2 mit satten 10.000 MT/s, 64 GB stark, luftgekühlt und memtest-stabil auf einem speziell angepassten ASUS ROG Maximus Z890 HERO CAMM2. Klingt nach Fortschritt, riecht aber nach Zukunftsmusik, denn während die Module rennen, hinkt der Markt wie ein Rentner mit Hüftprothese hinterher.
Technik auf der Überholspur – Infrastruktur im Schneckentempo
Zunächst das Beeindruckende: Ein einzelnes CAMM2-Modul mit 64 GB durchbricht die magische 10k-Marke – CL56-70-70, kein Heatspreader, keine Exotenkühlung. Nur Luft – im wahrsten Sinne. Ein Achtungserfolg, der zeigt, wie viel Potenzial im CAMM2-Formfaktor steckt. Kürzere Signalwege, bessere Impedanzanpassung – das alles klingt nach einer DDR5-Zukunft, die sich endlich aus dem DIMM-Sumpf befreit. Doch Vorsicht: Während G.Skill jubelt und ASUS stolz das Referenzbrett schultert, klafft in der Realität ein Loch – groß genug, um ein ganzes Ökosystem hineinzuschmeißen. CAMM2 lebt aktuell im Prototypen-Limbo: keine breite Boardunterstützung, kaum BIOS-Kompatibilität, geschweige denn Retail-Produkte. Wer glaubt, dass man sich das demnächst im Online-Shop zusammenklickt, sollte auch Lottozahlen analysieren – ähnlich wahrscheinlich.

ASUS und G.Skill – technische Vorreiter oder PR-Choreografen?
Dass ASUS und G.Skill hier vorpreschen, ist kein Zufall. Man demonstriert Überlegenheit im Engineering, markiert Territorium. Doch die eigentliche Botschaft: „Wir können – ihr müsst nachziehen.“ Das ist eine diplomatische Kampfansage an die RAM-Hersteller, Plattformanbieter und BIOS-Schmieden. CAMM2 wird nicht durch ein einzelnes Modul Realität, sondern durch kollektive Akzeptanz. Und genau daran hapert es. Das Ganze erinnert an den berüchtigten Skylake-X-Launch: großartige Hardware, kaum Support – und am Ende blieb der Applaus aus. Hier wiederholt sich die Geschichte – nur flacher, schneller, und mit noch mehr Verunsicherung.
Der zweischneidige Formfaktor: CAMM2 als Hoffnung und Hemmnis
CAMM2 ist ein zweischneidiges Schwert: Der Formfaktor verspricht viel – von besserer Wärmeverteilung bis zu flacheren Systemdesigns. Gerade Mini-PCs, Workstations und vielleicht sogar Mainstream-Desktops könnten profitieren. Aber: der Formfaktor ist proprietär geprägt, wenig standardisiert, schwer skalierbar. Ein klassisches Beispiel technischer Arroganz: Man baut etwas Exzellentes – aber keiner will’s unterstützen, weil’s zu teuer, zu speziell oder schlicht zu früh ist.

Strategische Fragen, die keiner stellt – aber jeder sollte
- Wer soll das kaufen?
Ohne Plattformbreite und Preistransparenz bleibt CAMM2 ein Enthusiasten-Spektakel. - Was kostet das?
G.Skill schweigt sich aus. Kein Preis, keine Verfügbarkeit. Ein Produkt, das es offiziell gar nicht gibt, aber gefeiert wird. - Wie lange bleibt das relevant?
Wenn DDR6 bereits in den Startlöchern steht, könnten heutige CAMM2-Investitionen zum technischen Dead-End werden – schneller, als man „Upgradepfad“ sagen kann.
CAMM2 rockt – theoretisch. Praktisch? Noch nicht marktfähig
G.Skill liefert eine technische Machtdemonstration, keine Frage. 10.000 MT/s, luftgekühlt, memtest-stabil – das ist eine Hausnummer. Doch solange das Ökosystem fehlt, bleibt CAMM2 der Ferrari in der Fußgängerzone: beeindruckend, aber völlig fehl am Platz. Was bleibt, ist ein Hoffnungsschimmer. Wenn Intel, AMD, Boardhersteller und RAM-Produzenten sich bewegen – wirklich bewegen –, dann könnte CAMM2 eine Ära einläuten. Noch aber ist es ein teures Versprechen mit begrenzter Halbwertszeit.
Source: G.SKILL
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