Der heutige Artikel basiert auf diversen Untersuchungen, bei denen ich eher zufällig auf die Produkte von Thermal Hero gestoßen bin. Sowohl die Thermal Hero Ultra als auch die viel teurere Quantum sind mir nach über 60 Produkten als negative Beispiele dafür in Erinnerung geblieben, wie man billige Produkte, die nur für den kurzen Benchmark-Moment designt wurden, am elegantesten unter Volk bringt. Man kann die Paste aus der Tube drücken und quasi bei der Degradation zugucken. Dazu kommen falsche bzw. fehlende Daten sowie fehlende Sicherheitsdatenblätter und nicht verkaufsfähige Produkte. Wer gerade nach den heute getesteten Produkten sucht – sie sind nicht ganz zufällig aus Amazon verschwunden, denn meine Artikel werden durchaus auch von den richtigen Adressaten gelesen. Dass die Helden jetzt auf eBay ausgewichen sind, spricht natürlich Bände, aber die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) wird sich garantiert bald melden. Und damit das kein Lesestoff wird, der trockener als garstig eingebrannte Wärmeleitpaste anhaftet, habe ich noch eine kurze, natürlich frei erfundene Geschichte als Einführung für Euch…
Man könnte meinen, der Thermal Hero sei ein verstoßener Wissenschaftler, also eher ein Held wider Willen, der versehentlich in eine Superkraft verwandelt wurde. Aber die Wahrheit ist weitaus weniger glamourös und, ehrlich gesagt, ziemlich erbärmlich. Denn unser neuer Freund Thermal Hero, damals noch unter seinem bürgerlichen Namen Ali T. Grease, hatte beim Zubereiten einer Tütensuppe eine goldene Geschäftsidee erkannt: Verkaufe den Leuten heiße Luft in Tuben, ummantelt mit einem glänzenden Hero-Paket, und sie werden es fressen oder es sich ersatzweise in die Haare schmieren.
Der Übergang von Pulver-Suppen zu aufgerührten Metallpülverchen in Wärmeleitpaste war keine knorrige Maggi, sondern folgerichtig. Der Thermal Hero, der von sich behauptet, ein weltweit führender „Spezialist“ in Thermodynamik zu sein und auf seiner Homepage über seine Pasten in Industrie, Aerospace und Medizintechnik fabuliert, orderte eine Charge minderwertiger Instant-Wärmeleitpaste aus China, die niemand kaufen wollte. Ein Geschäftsmann mit weniger Vision hätte den Müll nicht angefasst, nicht aber unser Hero. Er erkannte sofort die Parallelen: Wie Tütensuppe verspricht, nahrhaft zu sein, versprach diese Paste, Hitze zu leiten – beide waren aber in Wirklichkeit kaum in der Lage, das zu tun, was auf der Packung stand. Jede Tube versprach zwar ein Quantum „Superhelden-Qualität“ für jeden, es zeigte sich aber auch, dass diese Paste nach nur wenigen Zyklen genau so viel Hitze leitete wie eine nasse Socke.
Doch unser Thermal Hero lachte sich ins Fäustchen, als er sah, wie seine Quantum-Paste reißenden Absatz fand und die Influencer und willigen Tester jubilierten. Wie eine Tütensuppe voller Konservierungsstoffe hielt Thermal Hero seine Versprechen künstlich am Leben und baute sich ein nettes Imperium auf. Und während er in seinem Penthouse über einem hippen Hamburger Bowl-Restaurant saß, immer schön mit dem legendären ASTM-Hotwire-Eimer auf dem Kopf, plante er bereits seinen nächsten Coup: „Thermal Soup Ultra“ – eine vegane und woke Wärmeleitsuppe, die angeblich auch essbar (und noch viel billiger herzustellen) war, weil man aufs Aluminium gleich ganz verzichtete.
Die könnte er unten in der Bowl gleich mal testen lassen und ein paar hipsternde Influencer werden sich sicher auch noch finden lassen. Natürlich wird der Brei in Tuben nicht nahrhafter als eine billige Tütensuppe, aber das spielt doch gar keine Rolle. Es ging ja nie um den Inhalt, sondern immer nur um die Verpackung und die naive Hoffnung des zahlenden Volkes, dass auch kalte Tütensuppe aus Zinkoxidpulver einen tieferen Sinn ergibt, wenn man nur fest genug daran glaubt. Deshalb auch der Verzicht auf Inhaltsangaben und Sicherheitsdatenblätter. Hauptsache “Engineered in Germany”, die “Made in” für seine Blechpasten hatte man ihm ja schon unlängst weggemahnt.
Der Grüne Punkt kostet ja auch nur 36 Euro pro Jahr ohne Prüfung und sieht zumindest halbamtlich aus. RoHS und REACH Dokumente fehlen in der Datenbank. So blieb Thermal Hero für alle der Meister der trügerischen Versprechen, der König der Abzocke, kurzum: The Thermal King of eBay.
Ok, brechen wir hier jetzt besser ab und auf zu neuen Ufern. Deshalb komme ich nun auch schnell wieder auf den eigentlichen Test zurück, der zum Teil bereits Ergebnisse aus einem Degradationsartikel enthält, dazu allerdings auch gleich über zwei Produkte berichtet, von denen ich eines ja schon immer mal wieder als negatives Beispiel erwähnt habe. Und da viele Leser nach einem Einzeltest gefragt haben, erfülle ich Euch heute den Wunsch. Auch wenn ich beiden Pasten vorab schon einmal eine Nichtkauf-Empfehlung verpassen möchte, denn hier kommt auch noch ein unverschämter Preis on top.
Fakt ist, beide Produkte sind auch nicht bei der BAuA gemeldet und dürften aktuell nach dem Stand der Dinge so auch nicht in den Verkehr gebracht werden. Die ansonsten benötigten Eintragungen und Zertifikate lassen sich nämlich auch nicht finden. Und falls ein Mitbewerber jetzt (mal wieder) mitliest: Abmahnkosten machen sich immer gut für die eigene (buchhalterisch sauber geführte) Kaffeekasse.
Technische Daten
Das, was mal wieder als Wärmeleitpasten-Lyrik verkauft wird, hat weder Unterhaltungs- noch Informationswert, sondern ist schlichtweg der übrige Bauern- und Dummenfang. Ich werde später noch zeigen, dass diese Paste in Benchmarks beim ersten Aufstrich noch recht passabel funktioniert, dann aber kontinuierlich abbaut, um zusammen mit dem gezahlten Geld galant im Nichts zu verschwinden. Auf der Homerpage liest sich das über die von Influencern gehypte Thermal Hero Quantum dann so:
Schon klar. Und als Fettglasur gibt es schnell noch die zwei offiziellen “Datenblätter” frei aufs Haus:
Und dieser Satz ist echt die Krönung, denn ich wüsste viel lieber, wie lange der Hersteller für die Nutzung der Paste Garantien übernimmt:
Thermal Hero offers for all it´s Thermal Paste and Thermal PAD products a Warranty of 5 Years (under unopen conditions).
Kommen wir nun noch zum Test-Setup, dass ich in Zukunft nicht mehr als Text und Bild in die Artikel einfügen werde, sondern für das ich extra passende Grundlagenartikel samt Vorstellung des Equipments und der Messmethoden geschrieben habe, um mir und Euch ein wenig die Redundanz zu sparen. Wer das Wissen nachlesen oder auffrischen möchte, der nutzt bitte die folgenden Links zu den beiden Messaufbauten für ASTM D5470-17 mit dem Nanotest TIMA5 und LIBS samt Mikroskopie mit dem Keyence VX-7100 und EA-300:
Nach so viel Einführung kommen wir nun zur praktischen Seite und den Messungen, also einmal Umblättern bitte.
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