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Fehlender Flux-Kompensator: Flussmittelrückstände in billigen Radiatoren – warum so viele AiO-Wasserkühlungen wirklich sterben | Investigativ

Controlled Atmospheric Brazing (CAB)

Die Aluminium-Radiatoren als günstige Wärmetauscher für so eine AiO Kompaktwasserkühlung, wenn sie denn wirklich halten sollen, werden zweckmäßigerweise (wie auch im Automobilbau) mittels CAB (kontrolliertes atmosphärisches Hartlöten) hergestellt. Dafür verwendet man zusammen mit dem speziellen Verfahren ein nicht-korrosives Flussmittel, das lediglich auf Kalium-Aluminium-Fluorid basiert. Doch wie läuft das Ganze eigentlich ab? 

Im geschmolzenen Zustand verwandelt sich das spezielle Flussmittel (in diesem Falle z.B. NOCOLOK© by Solvay Fluor) dann in eine sogenannte „ionische Flüssigkeit“, die ihrerseits die störende Oxidschicht der Aluminiumlegierung angreift und teilweise entfernt. Dafür benötigt man jedoch eine spezielle Schutzatmosphäre aus Stickstoff (< 200 ppm Sauerstoff). Doch was macht jetzt dieses spezielle Flussmittel so besonders, dass es später keinen störenden Einfluss ausübt? Es ist die spezielle Wirkungsweise!

Wer in Chemie einigermaßen aufmerksam war, wird nun auch verstehen, dass es schädlich ist, wenn das verwendete Flussmittel das Oxid (vereinfacht geschrieben) in einer „Redoxreaktion“ lediglich „reduziert“, also ein simpler Elektronenaustausch stattfindet. Das lässt sich später nicht vollständig stoppen, sondern nur vermindern oder partiell hemmen. Das zweckmäßige Flussmittel „löst“ das Oxid hingegen vollständig auf. Das ist gut vergleichbar mit Kochsalz, das sich in Wasser auflöst.

Wie sich die aufgetragene Schicht des Flussmittels im Detail und dem laufenden Lötprozess mit knapp 600 °C verhält, sehr Ihr auf der nachfolgenden Abbildung:

Wie sich die einzelnen Abläufe gliedern, zeigen die 7 Schritte, wie sie Solvay veröffentlich hat. Dieses Verfahren wird seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt, erfordert allerdings auch etwas mehr Aufwand als das Hartlöten mit korrosiven Flussmitteln.

7_Schritte

 

 

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big-maec

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827 Kommentare 475 Likes

Hatte vor Jahren schon schlechte Erfahrungen mit AIOs gemacht, deshalb lasse ich jetzt die Finger davon. Finde es sehr gut mal den Wirklichen Grund zu erfahren warum die AIOs ausfallen. Danke für den Artikel.
Ich hätte jetzt mal eine Frage wie sieht es dann bei den Kupferradiatoren aus?
Kupfer lässt sich besser löten als Aluminium aber wie sieht es da aus?

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G
Guest

Schließe mich da meinem Vorredner an, diese negative Erfahrung hatte ich auch. Sehr aufschlußreich, da wird der ein oder andere Hersteller jetzt vielleicht kalte Füße bekommen wegen den RMAs.
Es ist für den Endanwender halt auch schwierig, die schwarzen Schafe vorab zu identifizieren.
Sollte ich mal auf Watercooling gehen, würde ich das eher in Richtung Custom machen. Und da kann ich hier auf der Seite und im Forum ja zum Glück aus den Vollen schöpfen.
Im Moment reicht aber auch die Luftkühlung. Obwohl: die 6900er unter Wasser zu setzen, würde sich über kurz oder lang wohl schon lohnen...
Aber halbe Sachen ist nicht so mein Ding, wenn schon, dann alles.

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B
Besterino

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6,707 Kommentare 3,306 Likes

Ich hatte selbst in meiner Kupfer-AIO so eckligen Schlamm/Schleim. Da war’s vermutlich eher ausgeschwemmter Weichmacher, aber genau kann ich das nicht sagen. In meinen Customs hatte ich das jedenfalls noch nie.

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F
Falcon

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112 Kommentare 116 Likes

Hab vor ein paar Jahren mal ne kleine Führung durch einen mit Asetek Komponenten gekühlten Server bekommen und deren Ausfallquoten gehört.
Seitdem achte ich darauf AIO´s zu Verbauen die von Asetek Hergestellt werden und hatte in zig System nicht ein Problem.

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Igor Wallossek

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Ja, Schläuche sondern eklige Dinge ab. Viele denken dann an Schimmel... Aber es sind die ganzen Weichmacher. :(

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RedF

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Am besten gleich auf EPDM schläuche setzen.

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FritzHunter01

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Einen reinen kupferbasiereten Kreislauf (Custom Wakü) kann ich nur empfehlen. Deutlich einfacher in der Handhabung und wenn man nicht gerade solche dickflüssigen-farblichen Wässerchen einsetzt, dann ist das ganze pflegeleicht. In einem Kupferkreislauf gibt es keine Korrosionsketten!

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B
Besterino

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6,707 Kommentare 3,306 Likes

So nicht ganz richtig: Korrossion es auch, weil nicht alles Kupfer ist (z.B. sind die Anschlussterminals, Fittinge & Co. meist aus Messing). Auch ist O auch im Wasser einfach extrem reaktionsfreudig und greift Kupfer an mit der Zeit. Aber es ist deutlich WENIGER als bei einer Kupfer-Alu-Kombi.

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ssj3rd

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Puh, hoffe meine NZXT Z73 bleibt mir noch viele Jahre erhalten, bis jetzt läuft‘s seit fast 2 Jahren völlig problemlos.

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FritzHunter01

Moderator

1,150 Kommentare 1,567 Likes

Das man beim Einsatz des Kühlmittels natürlich nicht das Stadtwasser verwenden sollte, das muss klar sein! Messing ist eine Legierung die i.d.R. aus min 50% Kupfer und um die 40% Zink besteht. Der Rest ist je nach Güte mit anderen Metallen bestückt. Somit keine Korrosionskette! Maximal unter O2 kommt es zur Oxidation... leicht grünliche Färbung... hat jeder schonmal gesehen!

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P
Pokerclock

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425 Kommentare 362 Likes

Ich bin generell kein Freund von AIOs. Ausfallsicherheit hat einen gewissen Stellenwert bei mir und meinen Kunden und da sind AIOs ganz weit hinten angesiedelt im Vergleich zum klassischen Luftkühler. Letztere kann man auch noch nach Jahrzehnten nutzen wenn man des denn will und der Hersteller die passenden Montage-Kits bereitstellt. Außerdem ist das Zeug schlicht Sondermüll. Will nicht wissen wie oft die Dinger einfach in der Restmülltonne landen.

Ebensfalls ist mir aufgefallen, dass speziell die Pumpen der AIOs (durch alle Hersteller hinweg) stark anfällig sind für typische Transporterschütterungen. Ist natürlich sehr speziell, aber spätestens nach 5, 6 Hin- und Herversendungen mit DHL und Konsorten ist Schluss mit der AIO. Aber was will man machen, wenn man in Mikro-ATX-Gehäusen dicke CPUs nutzen will und nicht zu viel Gewicht am Mainboard hängen soll...

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Megaone

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1,742 Kommentare 1,644 Likes

Toller Artikel. Erstmal danke dafür.

Aber wer sagt eigentlich, das man an langlebigen AIO`s seitens der Industrie überhaupt interessiert ist. Hier las ich neulich von einem Teilnehmer, das man nach 4-5 Jahren eh das System wechselt und man danach auch eine Neue AIO braucht. Würde eine langlebig konzipierte AIO nicht zwingend die Möglichkeit der Nachfüllbarkeit bieten müssen? Mein Eindruck ist, das es reicht, wenn das Ding den Gewährleitungszeitraum übersteht?

Ich denke das wir als Verbraucher viel mehr auf Nachhaltigkeit drängen müssten. Aber wie stellt der Durchschnittskonsument wie ich das fest? Ich bewege mich doch immer nur im Bereich des Glaubens. Und wohin das führt, wissen wir ja.

Auch im teuersten Restaurant der Stadt kannst du Gammelfleisch serviert bekommen, wenn du Pech hast.

Ich würde gern eine AIO kaufen und mir das rumbasteln ersparen. Aber ich trau den Dingern aus gegebenen Anlass nicht. Auch der Horror, (für mich ist das einer) Wasserkühler auf Gakas zu Nageln, nerft.

Aber auch hier habe ich zu fertigen Komplettlösungen kein Vertrauen. Wobei man zu diesen Preisen wirklich Qualität erwarten könnte. Ich hätte auch kein Problem 30 oder 40 Prozent mehr zu zahlen, wenn dafür wirklich dauerhafte Qualität geliefert würde.

Aber was wirklich passiert haben wir ja an den billlig-Pads bei 2000 - 3000 Euro teueren Grakas gesehen. Die Antwort der Industrie war doch auf Nachfrage ohnegleichen. Ich glaub nicht, das sich da A) was geändert hat und B) was ändern wird. Ich lasse mich aber gern eines besseren belehren.

Apropo Wasserkühlung.

Welche Temperaturen im Wasserkreislauf sind eigentlich noch akzeptabel?

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RedF

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<40°C meine ich. Die Pumpen sind meist bis Max 60°C ausgelegt.

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Megaone

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Ja, hab ich auch irgendwo so gelesen. Aber zu den Aussagen hier hab ich mehr vertrauen.

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RedF

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Habe das wasser auch schon 48°C warm werden lassen um die Luft raus zu treiben. Aber das nur kurzzeitig .
( Kaltes Wasser kann viel mehr Gas aufnehmen )

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Igor Wallossek

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Naja, die Pumpen sind nicht das eigentliche Problem. Ich habe bei Grafikkarten (FuryX und 295) schon mehr gemessen und die laufen heute noch. Open Loop mit günstigem, weichen Schlauch und mehr als 50 °C: flupps!

Man sollte halt darauf achten, dass man kein NoName-Geraffel kauft. Asetek-Produkte sind mittlerweile ganz ok, Arctic war bisher auch eher unaffällig. Deepcool hatte mal ein Pumpen-Issue, aber auch das passt mittlerweile. Cooler Master war auch nicht betroffen...

So ganz unter uns: Ich hoffe, dass dieser Artikel die Einkäufer etwas mehr sensibilisiert. Auch eine Absicht für so einen Artikel :)

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Megaone

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1,742 Kommentare 1,644 Likes

Hilf mir bitte auf die Sprünge. Was bedeutet in dem Zusammenhang Open Loop?

Ich benutze im übrigen pro PC ein leider nicht mehr gebautes externe Aquaduct von Aquacomputer.

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Igor Wallossek

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10,176 Kommentare 18,759 Likes

Open Loop ist eine selbst gebaute, konventionelle Wasserkühlung aus vielen Komponenten. Eine AiO ist als geschlossenes, nicht veränderbares System (Closed Loop) wie eine Maggi-Suppe. Man frisst es oder lässt es. :D

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FritzHunter01

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1,150 Kommentare 1,567 Likes

Grundsätzlich hast du Recht, heutzutage ist Langlebigkeit nicht mehr Sinne des Kapitalismus! Aber, wenn die AIO nach nur ein paar Monaten den Dienst quitiert, dann läuft was gewaltig schief... und das war bei meiner AiO der Fall. Die war hier Bestandteil der Untersuchung!

Die Untersuchung wurde auch nicht von einem Labor, sondern einem der größten Hersteller für Kühlen und Heizen der Welt durch geführt. (Automotiv Industrie) Die stellen Millionen von Radiatoren im Jahr her und wenn jemand die Lage beurteilen kann, dann die Jungs, die diese Untersuchung für Igor gemacht haben! Das ist der Vorteil, wenn man wie ich in der Industrie tätig ist... CAB Löten ist auch für mich ein täglich Brot

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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