Pat Gelsinger, ehemaliger CEO von Intel, sprach sich bereits 2022 deutlich gegen eine Aufspaltung des Unternehmens aus. Seine Aussagen in einem damaligen Interview werfen ein Licht auf die Umstände seines Rücktritts und lassen vermuten, dass strategische Differenzen mit dem Vorstand eine zentrale Rolle gespielt haben könnten.
Hintergrund: Gelsingers Strategie und das Konzept IDM 2.0
Im Jahr 2022 erklärte Gelsinger in einem Interview mit Stratechery, dass er für eine mögliche Aufspaltung des Unternehmens nicht die richtige Person sei. Stattdessen schlug er vor, einen Experten aus der Private-Equity-Branche („PE Guy“) zu engagieren, falls der Vorstand eine solche Entscheidung umsetzen wolle. Gelsinger betonte, dass seine Strategie – genannt IDM 2.0 (Integrated Device Manufacturing) – auf der Integration von Chipdesign und Fertigung innerhalb des Unternehmens basiere. Intel hatte unter seiner Leitung stark in die hauseigene Produktion investiert. Ein Schwerpunkt lag auf der Weiterentwicklung der Intel Foundry Services (IFS), die es dem Unternehmen ermöglichen sollten, sowohl eigene Chips herzustellen als auch für externe Kunden zu produzieren. Diese Strategie sollte Intel langfristig unabhängiger und wettbewerbsfähiger machen. Doch die erwarteten Ergebnisse blieben aus, was in Kombination mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten die Diskussionen über eine mögliche Aufspaltung befeuerte.
Wirtschaftliche Herausforderungen und interne Spannungen
Die wirtschaftliche Situation Intels verschlechterte sich in den letzten Jahren erheblich. Mit sinkenden Einnahmen und steigenden Kosten sah sich das Unternehmen gezwungen, schwierige Entscheidungen zu treffen. Eine mögliche Option, die immer wieder diskutiert wurde, war eine Aufspaltung in zwei eigenständige Bereiche: die Fertigung und das Chipdesign. Dieser Ansatz widersprach jedoch Gelsingers Vision und Strategie. Die Differenzen zwischen Gelsinger und dem Vorstand könnten darauf zurückzuführen sein, dass dieser zunehmend die Notwendigkeit sah, das Unternehmen neu zu strukturieren, um kurzfristig Kosten zu senken und Investoren zu beruhigen. Gelsinger hingegen hielt an der integrierten Struktur fest, die er mit IDM 2.0 etablieren wollte.
Gründe für Gelsingers Rücktritt
Gelsingers Rücktritt wird offiziell als “Ruhestand” bezeichnet, doch viele Branchenbeobachter vermuten, dass er das Unternehmen aufgrund der strategischen Meinungsverschiedenheiten verließ. Seine optimistischen Aussagen zur Zukunft der Intel Foundry Services und zur Entwicklung des 18A-Prozesses – einer Schlüsseltechnologie für die Chipproduktion – zeigen, dass er weiterhin an sein Konzept glaubte. Dennoch reichten diese Ansätze offenbar nicht aus, um die Geduld des Vorstands oder der Aktionäre zu gewinnen. Neben internen Spannungen spielte auch die schleppende Entwicklung der Foundry-Sparte eine Rolle. Obwohl die Foundry-Dienste ursprünglich als Wachstumsfeld mit nationaler Bedeutung positioniert wurden, blieb der wirtschaftliche Erfolg aus. Dies könnte den Druck auf Gelsinger und sein Team zusätzlich erhöht haben.
Ein strategischer Richtungswechsel bei Intel?
Die Diskussionen über eine mögliche Aufspaltung Intels deuten auf einen grundlegenden Richtungswechsel im Unternehmen hin. Während Gelsinger für eine langfristige und integrierte Produktionsstrategie eintrat, könnte der Vorstand nun auf kurzfristigere Maßnahmen setzen, um die finanzielle Stabilität wiederherzustellen. Ob eine Aufspaltung tatsächlich die Lösung für Intels Probleme ist, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass Gelsingers Rücktritt eine Zäsur für das Unternehmen darstellt und die zukünftige Ausrichtung maßgeblich beeinflussen wird.
Source: Stratechery
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