Grafikkarten Testberichte VGA

EVGA GeForce GTX 1080 FTW mit Kühler-Mod und neuem BIOS im Test

Messungen beim Gaming-Loop

Unser Test fordert die Grafikkarte recht ordentlich und die Leistungsaufnahme steigt auf Werte, wie sie nur wenige Spiele im Langzeitverlauf durchschnittlich erreichen. Man kann also davon ausgehen, dass die in der Folge gemessenen Temperaturwerte auch einigermaßen repräsentativ sein und den Worst Case repräsentieren werden. Im Idle liegt der Hotspot unserer Messung übrigens außerhalb der Grafikkarte, bei der Speicher und GPU unterhalb der 40°C-Marke bleiben

Zunächst betrachten wir in unserer Übersicht die jeweils als Sensorwert ausgelesenen Temperaturen an der GPU-Diode für alle drei Ausbaustufen des Thermalmods und vergleichen dies mit der ersten Messung ohne Mod. Wir sehen, dass die Temperaturen ohne den BIOS-Flash sehr ähnlich ausfallen, was natürlich auch an der alten Lüfterkurve liegt, die erst mit dem BIOS-Flash deutlich verschärft wurde.

Da diese Temperaturen auch einen direkten Einfluss auf den Boost und damit den erreichbaren GPU-Takt haben, schieben wir diese Messungen gleich noch nach:

Wir sehen, dass die Boost-Taktraten bei der originalen Lüfterkurve analog zu dem Tempeaturen der GPU ausfallen. Der normale Mod mittels Wärmeleitpad ändert also an den Temperaturen der GPU (und damit auch dem Boost) nichts Signifikantes. Erst der (recht laute) BIOS-Mod, der auch die GPU merklich abkühlt, kann hier durch höhere erreichbare Taktraten überzeugen. Doch war dies ja eigentlich nicht der Aufhänger für unseren ersten Test im Roundup, sondern die überhöhten Temperaturen an völlig anderen Stellen der Platine. Dafür benötigen wir nun wieder unsere IR-Kamera.

Originalmessungen ohne Mod

Zur Erinnerung stellen wir noch einmal die Werte aus unserem Roundup voran, bei denen der Speicher sogar im Metro-Loop schon an die Grenzen der Speicher-Spezifikationen geriet. Über die Werte des Torture-Loops schweigen wir erst einmal pietätvoll:

Wir haben die Karte im Originalzustand noch einmal mit montierter Backplate gemessen, um wirklich exakt zu bleiben. Die Geräuschentwicklung bleibt aber im Bereich möglicher Messtoleranzen mehr oder weniger gleich:

Messungen mit dem Pad auf der Rückseite

Zunächst wollen wir prüfen, was das Pad zwischen Platine und Backplate alleine bringt. Dies kann man dann auch als Erfahrung nutzen, was andere, an diesen Stellen schlecht gekühlte Karten vielleicht dazu gewinnen könnten. Außerdem ist es der sogenannte „Angsthasen“-Mod, bei dem man den Kühler noch nicht abnehmen und somit später weder mit Wärmeleitpaste hantieren noch das Ganze wieder montieren muss.

Wir sehen, das nunmehr sowohl Speicher, als auch Spannungswandler-MOSFETs (VRM) um rund neun Kelvin kühler sind! Allerdings sind die Speicher-Temperaturen im Stresstest immer noch ein wenig arg hoch. Wir können auch feststellen, dass die Temperatur des GPU-Sockels (nicht der GPU) gestiegen ist. Die Ursache ist die deutlich wärmere Backplate. Nun wissen wir auch, warum die Temperaturen der GPU-Diode mit dem Pad ein klein wenig höher ausfielen als beim Original.

Interessanterweise ist die Karte einen kleinen Tick leiser, was an der in der Summe niedrigeren Temperatur an der GPU-Diode liegen könnte, obohl die Spitzen ab und zu etwas höher ausfallen. Allerdings sind 0,5 dB(A) eigentlich nichts, was man als deutlich hörbaren Unterschied ausmachen könnte:

Messung mit Pads auf Vorder- und Rückseite

Legen wir noch ein Pad drauf und verbinden die Oberseite der Frontplate mittels Wärmeleitpad mit dem großen Kühlkörper. Vor allem die Spulen und der Bereich der VRM gewinnt nun durch diese Lösung deutlich an Performance bei der Wärmeabfuhr. Betrachten wir nun die einzelnen Temperaturen, dann sind die Spannungswandler bereits 16 Kelvin kühler als noch beim Original ohne Pads. Das ist nicht nur eine größere Hausnummer, sondern schon eine ganze Galaxie!

Doch auch der Speicher wird nunmehr deutlicher entlastet: Fast 15 Kelvin im Gaming-Loop und immerhin noch sieben Kelvin im Stresstest sprechen da eine eindeutige Sprache. Eigentlich könnte man diese Modifikation bereits so stehen lassen, denn es gibt jetzt sogar noch genügend Reserven für wärmere Tage. Im Vergleich zu vielen anderen Karten muss sich diese EVGA-Karte nun nicht mehr verstecken.

Beim Thermal-Mod mit beiden Pads liegen wir ebenfalls wieder auf ähnlichem Level, so dass man als Fazit festhalten kann, dass die Geräuschentwicklung aller beiden Pad-Mods im Vergleich zum Original gleich ausfällt.

Messungen des kompletten Mods mit BIOS-Flash

Auch wenn es uns eigentlich nicht mehr nötig scheint – einen haben wir noch. Und so flashen wir das BIOS und verwenden das neue Primär-BIOS von der EVGA-Homepage. Die Lüfter legen nun los, als gäbe es kein Morgen mehr, und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Boost-Takt legt noch einmal etwas zu, die Geräuschentwicklung leider auch – wie stark, werden wir gleich noch in den Messungen sehen. Hier erst einmal vorab die Messung der Lüfterdrehzahlen, die von unter 1300 U/min beim Original auf über 1500 U/min steigen. Dieser Zuwachs ist leider teuer erkauft, wie wir gleich noch sehen werden.

Wenn wir uns nun aber zuächst die Temperaturen betrachten, dann fragt man sich schon, warum man nicht schon beim Original wenigstens 100 U/min mehr zugelassen hat. Wir sehen die aktuelle Lüfterkurve der neuen BIOS-Version etwas zu aggressiv und meinen, dass die Hälfte der Steigerung mit Sicherheit auch gereicht hätte.

Satte 25 Kelvin weniger bei den VRM im Gaming Loop und dem Stresstest sind ein geradezu brachiales Ergebnis. Auch der Speicher kann noch einmal profitieren, genauso wie die GPU. Doch braucht man diese Frostkur überhaupt? Wir wollen nun sehen, was uns im Gegenzug akustisch erwartet: Mit knapp 41 dB(A) wird die Karte wirklich hörbar laut. Der einzig positive Aspekt ist das eher gefällige und gleichmäßige Rauschen der Lüfter, das sich zumindest in geeigneten Gehäusen mit einer passenden Dämmung recht gut filtern lässt.

Eine etwas moderatere Kurve hätte die Karte bei 37 bis 38 dB(A) positioniert, was immer noch absolut ausreichend gewesen wäre. Schlließlich sitzt wohl kaum jemand in Dubai mittags in einem unklimatisierten Zimmer und spielt wie ein Besessener Furmark. Somit verdient der BIOS-Mod zumindest ein kleines Fragezeichen.

Fazit

Warum eigentlich nicht gleich so? Zwischen unserer Kontaktaufnahme Anfang September und jetzt liegen zwei Monate. Man hätte seitens EVGA deutlich früher reagieren können (vielleich sogar auch müssen), um den entstanden Schaden durch Forenberichte und veröffentlichte Anwendererfahrungen mittels einer konreteren Reaktion aktiver zu begrenzen. Hier wurde zwar unnötig Zeit verschenkt, aber am Ende steht das Ergebnis im Vordergrund – und dieses wiederum spricht für sich und EVGA.

Betreibt man die Karte in einem normalen Umfeld und in einem durchschnittlich belüfteten Gehäuse, ist der BIOS-Mod aus unserer Sicht komplett überflüssig. EVGA wäre sicher gut beraten, die Modelle nach der Umstellung der Massenproduktion nur mit den beiden Pads zu bestücken und das BIOS optional auf der Homepage als weiteres Download-Angebot zu belassen. Mit knapp 41 dB(A), die eigentlich durch nichts zu begründen sind als einen etwas höheren Boost-Takt, ist die Karte im Vergleich zu den Mibewerbern nämlich unnötig laut.

Abschließend können wir also festhalten, dass bereits der Thermal-Mod mit den Pads genau das erreicht hat, was sich die Kunden wünschen: Eine kühlere, aber trotzdem noch angenehm leise agierende Karte. Wer es unbedingt laut und einen Tick schneller haben möchte, könnte dann immer noch das BIOS flashen oder noch viel einfacher eine eigene, individuelle Lüfterkurve mit dem hauseigenen EVGA-Precision-Tool erstellen.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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