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Erschwingliche DDR5-Lotterie mit potentieller Spitzenleistung – Patriot Signature Line DDR5-4800 Module im Overclocking-Test

Verbaut man die Module ohne jeglichen weiteren manuellen Einstellungen, greift natürlich zunächst das konservative JEDEC Profil. Während die Primär- und manche Sekundärtimings vorgegeben werden, wird der Großteil aber dem Mainboard und seinen automatischen Werten überlassen. Entsprechend habe ich hier einmal die Timings abgelichtet, wie sie das Maximus Z690 Apex mit BIOS Version 0070 setzt. Diese Einstellung dient uns dabei als Baseline für die Übertaktungen und durchläuft ebenfalls alle Benchmarks.

6000c34 stabil – passiv gekühlt und trotzdem schon echt nicht langsam

Ohne Kühlkörper und jegliche zusätzliche Kühlung sind die Module, selbst mit den relativ energieeffizienten DDR5 ICs, ziemlich schnell Temperatur-limitiert. Das Limit ist hier bei ca. 1,25 V im Aufbau meiner offenen Testbench und ohne jeglichen Airflow über den Modulen. Höhere Spannungen sorgen dann nur zu noch höheren Temperaturen, was wiederum zu Instabilität führt. Um noch etwas Luft nach oben zu lassen und auch weil die Grafikkarte bei den Gaming-Benchmarks zusätzlich warme Luft in Richtung RAM pustet, beschränke ich mich bei dieser Einstellung aber auf 1,2 V und optimiere Takt und Timings so gut es eben damit geht.

Während Takt und Primärtimings mit DDR5-6000 34-37-38-28 noch relativ locker bleiben müssen, lassen sich immerhin die Subtimings auch bereits hier deutlich straffen, weit jenseits der JEDEC Einstellung, aber auch der meisten XMP-Profilen mit vergleichbaren Taktraten und Primärtimings. Im Stresstest erreichen die Module dabei übrigens bis zu 69 °C – kuschelig warm, aber noch deutlich unter den JEDEC spezifizierten 85 °C, nice.

6800c34 stabil – gesperrt, aber aktiv gekühlt

Da der bereits angesprochene P8911Y PMIC von Renesas ab Werk ein Spannungs-Limit bei 1,435 V hat und nicht alle Mainboards diese Sperre umgehen können, nehme ich dies als Anlass, auch für diese Situation eine Übertaktungs-Einstellung zu finden. Dafür werden die Module hier aber aktiv gekühlt, mit einem 120 mm Lüfter direkt auf den Modulen. Natürlich könnte man genauso gut Aftermarket-Kühler oder Wasserblöcke auf die herkömmlich bemessenen DDR5-Module montieren, um so die Temperaturen unter Kontrolle zu halten.

Im Screenshot ist mir leider HWinfo gestorben, sodass ich keine Temperatur und Spannungswerte während des Stresstests belegen kann. Hier kommen 1,435 V VDD, VDDQ, CPU VDDQ, 1,30 V VDD2 und 1,35 V SA zum Einsatz. Unter Last bleiben die Module dank aktiver Kühlung dann bei unter 35 °C. Neben dem Takt und den Primärtimings lässt sich durch die höhere Spannung vor allem tREFI erhöhen – dieses Setting kann ja seit Alder Lake über 65535 auf bis zu 262143 gesetzt werden und definiert den Intervall zwischen Refreshes. Die restlichen Timings sollten eigentlich für sich sprechen.

6800c32 stabil – entsperrt und komplett ausgereizt

Abschließend habe ich jetzt noch eine maximale Übertaktung mit entsperrten RAM-Spannungen im Petto. Hier kommen dann 1,5 V für VDD und VDDQ zum Einsatz, wobei im BIOS 1,55 V gesetzt werden müssen, da durch den PMIC-Unlock merkwürdigerweise ein -50 mV Offset vorhanden ist. Die CPU VDDQ (TX Transmitter) Spannung wird ebenfalls auf das selbe Niveau mit angehoben. SA und VDD2 (MC Voltage) bleiben bei 1,35 bzw. 1,30 V.

Neben den noch strafferen Primärtimings lassen sich dank mehr Spannung auch die Subtimings noch einmal deutlich straffer setzen. So können die Activate Timings tRRD_s und tRRD_l beide auf ihren Minimalwert 4 gesetzt und tREFI auf seinen Maximalwert 262143 erhöht werden. Die tCWL lässt sich nun sogar 4 niedriger als tCL setzen und die davon abhängigen tRDWR Timings können zusätzlich noch auf 17 verringert werden. In Summe ergibt sich daraus eine sehr hohe Bandbreite bei möglichst niedrigen Latenzen, aber dazu gleich noch in den Tests mehr.

Benchmarking mit DDR5-7000+

Wer mal keine absolute Stabilität benötigt und stattdessen die höchstmögliche Leistung, beispielsweise für Benchmarking, bevorzugt, der kann noch höhere Spannungen und höhere Taktraten verwenden. Relativ RAM-anspruchsvolle Benchmarks wie Geekbench 3 lassen sich damit auch noch bewältigen, wie im Beispiel-Screenshot zu sehen ist. Stabiler werden zumindest meine Module mit noch höheren Spannungen aber nicht mehr, ganz im Gegenteil. Hier, und auch bei allen anderen Overclocking-Einstellungen ist natürlich die „Silicon Lottery“ maßgeblich beteiligt, sodass am Ende jeder selbst sein Glück damit versuchen muss.

Kommentar

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grimm

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3,082 Kommentare 2,035 Likes

Wenn ich es richtig sehe, sind die Frametimes mit 3600er RAM ab QHD ganz vorne mit dabei? Dann bin ich mit meinen G.Skils ja ganz gut aufgestellt...

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m
meilodasreh

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572 Kommentare 284 Likes

Interessanter Test, vor allem im Zusammenhang mit dem neulichen Artikel zum Thema RAM QVL.

Erst musste ich dazulernen, daß die Listen doch keine "geprüft und läuft garantiert" Aussage sind (war bisher definitiv meine Wahrnehmung und Verständnis).
Und jetzt auch noch "zusammengekaufte" Einzelriegel, die mit entsprechender Liebe und Zuwendung ganz oben mit performen...naja wenigstens waren es noch baugleiche bzw. TeileNr-identische, und nicht zwei völlig unterschiedliche :D

Trotzdem, mein momentanes Bauchgefühl ist:
Für mich ist das Thema RAM-QVL fürs kommende System obsolet.
Da schaue ich wohl lieber gezielt nach günstigen Teilen mit guten ICs und sonst nix.
Zumal auch grad beim gaming hintenraus so wenig Nutzen übrig bleibt, daß da ja auch echtes Sparpotential drin steckt, wenn man nicht zu den vorgetunten XMP-Kits mit Glitzerrand und Feenstaub greift.

Die grundsätzliche Idee, einen Lüfter dediziert auf die Riegel zu richten, hatte ich im Übrigen auch schon im Hinterkopf.
Daß die Temperatur dann so maßgeblich runter geht, ist schon eine erfreuliche Bestätigung.
...wobei der Spargedanke dann langfristig wohl eher hinfällig ist :unsure:
So ein ganz klein wenig nuckelt ein 120mm Lüfter ja auch am Stromzähler.

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S
ShowXTech

Neuling

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Müsste das oben im Text nicht MT/s statt Mbps heißen?
6Gb/s wäre etwas langsam für RAM...

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skullbringer

Veteran

306 Kommentare 328 Likes

Mbps, Mb/s, MT/s oder DDR5- ist alles korrekt für die effektive Geschwindigkeit. Ich nehme gerne ersteres, weil so auch die meisten DRAM Hersteller ihre Spezifikationen aufbauen.

In jedem Fall muss man natürlich noch die Channel-Breite multiplizieren, wenn man auf den tatsächliche theoretischen Durchsatz schließen möchte, wobei das auch wirklich nur Theorie ist ;)

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RichieMc85

Mitglied

14 Kommentare 6 Likes

Danke für den Test. Ich habe mir mal ein 2 Kits bestellt. Mit A-Data hatte ich leider damals kein Glück. Bei 5 Kits nur Samsung verbaut. Die laufen zwar auch ganz gut aber will eh auf Wakü umbauen, da kommen mir so nackte Rams ganz gelegen :)

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Xaver Amberger (skullbringer)

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