Als leidenschaftlicher Gamer und Fan postapokalyptischer Szenarien war ich von der Idee hinter “The Last of Us Part 1” von Naughty Dog anfangs begeistert und habe das Spiel auch, wie meistens übrigens, selbst gekauft. Das schafft ein wenig Abstand und man urteilt vielleicht auch etwas anders, denn es war ja das eigene Geld (und das nicht zu knapp). Und die letzten PC-Portierungen von Sony waren ja überwiegend brauchbar, was das Ganze kalkulierbar zu machen schien. Doch trotz des Hypes und der Lobeshymnen vieler Kritiker stellte sich beim Spielen schnell eine gewisse Ernüchterung ein, deren Gründe ich mit Euch teilen möchte. Und doch sehe ich das alles nicht als Verriss oder eine persönliche Abrechnung, im Gegenteil. Aber ich will erklären, warum man warten und das Spiel später für die Hälfte kaufen sollte. Einschließlich der notwendigen Patches, doch dazu später mehr.
Dazu muss ich noch voranstellen, dass ich mich, trotz des permanenten Zeitmangels, dann doch immer wieder durchgebissen habe, denn man sollte das Urteil wirklich nicht gleich am Anfang fällen, wo das Gameplay permanent wirkte, wie betreutes Spielen für komplett Unterbelichtete. Ewig viele Zwischensequenzen zerstören dort den Spielfluss ungemein und sollen wohl erst einmal so etwas wie Emotionen wecken und die Story gefühlsmäßig aufpimpen. Doch zwischen sollen, wollen und können liegen auch hier Welten. Und ja, ich war auch relativ schnell geschlaucht (die 5 Euro fürs Phrasenschwein spende ich doch gern).
Die einzigen Gefühle, die sich in den ersten zwei, drei Stunden (bei mir) einstellten, waren aufkommende Langeweile, die Genervtheit über die immer wieder gleichen stupiden Aufgaben und Mechanismen sowie die etwas überzeichnete Wokeness (auf jeden Weißen kommt ein Schwarzer, Geschlechter im schönen Balancing und die Bösewichter sind dafür fast immer männlich), die leider von einigen Gewaltszenen (muss das wirklich sein?) dann gleich wieder komplett konterkariert wurde. Man kann nicht alles gut meinen und wollen, nur um dann gleich wieder genüsslich drüber zu splattern. Finde den Widerspruch. Beides geht nicht.
Story, lineares Gameplay und eine dumme KI
Die vorhersehbare Story ist etwas, was einen ebenfalls nicht so recht abholen mag. Denn das Spiel beginnt mit dem Versprechen einer emotionalen und fesselnden Erzählung und es verfällt doch schon bald wieder in altbekannte Klischees womit es teilweise wirklich extrem vorhersehbar wirkt. Der Fokus liegt auf der Überlebensreise des Protagonisten Joel und der jungen Ellie durch eine postapokalyptische Welt, die von einer Infektion heimgesucht wurde und genau diese Beziehung zwischen Joel und Ellie wirkt leider zu oft erzwungen und lässt den Spieler emotional nicht wirklich direkt an die Charaktere herankommen. Auch die Nebencharaktere bleiben eher eindimensional und hinterlassen kaum einen bleibenden Eindruck.
Dazu kommt ein aus meiner Sicht recht langatmiges Gameplay in puristischer Schlauchlevel-Manier. “The Last of Us Part 1” ist somit ein extrem lineares Action-Adventure, das den Spieler ohne echte Umwege oder alternative Lösungen stupide von einem Schauplatz zum nächsten führt. Dabei ist das Spieltempo langsam und manchmal auch frustrierend hakelig. Die zahlreichen Schleich- und Kampfsequenzen wiederholen sich nämlich ständig und bieten wenig Abwechslung. Es fehlt zudem an tiefgehenden Rätseln oder originellen Herausforderungen, die das Gameplay interessanter gestalten könnten. Und auch die Gegner lauern immer wieder hinter den gleichen ausrechenbaren Deckungen und Ecken.
Obwohl die Spielwelt optisch durchaus beeindruckend ist, bietet sie leider wenig Freiheit oder Erkundungsmöglichkeiten. Das Spiel fühlt sich dadurch sehr eingeschränkt und vor allem auch repetitiv an. Es sind immer wieder die gleichen Kisten, Leitern oder Paletten, die man eher ungelenk durch die Gegend schieben muss. Liegt dann dummerweise noch ein mühsam erlegter Gegner im Schiebe-Weg, kann so eine ständig wiederkehrende Sokoban-Einlage echt zum zeitfressenden Hindernis werden. Dann lädt man lieber den Kontrollpunkt noch einmal, was fast immer schneller geht. Von nervigen Clipping-Problemen mal ganz abgesehen.
Künstliche Intelligenz? Man muss schon höflich sein, wenn man diesen Ausdruck verwendet, denn die KI der Gegner ist schlichtweg enttäuschend. Infizierte oder menschliche Gegner agieren oft unlogisch, reichlich ungelenk und sie sind wirklich leicht auszutricksen, egal bei welchem Schwierigkeitsgrad. Das nimmt viel von der Spannung und dem Nervenkitzel, den ein postapokalyptisches Spiel eigentlich bieten sollte.
Gut, man sollte nicht nur meckern, aber leider kommt es immer genau dann, wenn man sich gerade wieder emotional eingeklinkt hat, mit Ansage zum nächsten Klops. Das kann eine missratene Logik oder auch ein technischer Fehler sein. Man muss sich da gar nicht wählerisch geben, denn vor allem die technische Umsetzung bietet einige Gründe, von Fall zu Fall wütend in die Tischkante zu beißen. Doch dazu auf der nächsten Seite mehr, wenn es um die Technik geht.
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