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Entfesseltes Einhorn auf Höhenflug – Shunt-Mod für die NVIDIA GeForce RTX 3090 FE samt Alphacool Eisblock GPX-N

Test-Ergebnisse

Test-System und -Methodik sind identisch zu der aus dem vorherigen Artikel, den ihr zum Nachschlagen noch mal hier findet. Aber nochmal kurz zusammengefasst: Der 3DMark Port Royal Benchmark wird im Loop Modus für jeweils 10 Minuten ausgeführt und die Monitoring-Daten mittels HWinfo erfasst. Zudem wurde die Grafikkarte basierend auf das Maximum übertaktet, das mit dem Founders Edition Standard-Kühler stabil war und anschließend die selben Einstellungen im modifizierten Zustand verglichen. So ist auch hier wieder die OC-Einstellung + 100 MHz GPU, + 1000 MHz Memory, + 15 % Power- und 90 °C Temperatur-Limit.

Wenn wir uns zunächst die gesamte Leistungsaufnahme der Grafikkarte ansehen, fällt der Mod sofort ins Auge. Wo zuvor noch 115 % von 350 W mit effektiven 400 W das harte Limit war, kann nun nahezu ungehindert Strom fließen und damit Leistung verbraucht werden. Ohne eine Einstellung im MSI Afterburner geändert zu haben, genehmigt sich die Karte nun automatisch 80 W mehr.

Durch den Shunt-Mod ist sogar noch einiges an Luft nach oben bei der Übertaktung frei geworden, sodass noch einmal 50 MHz mehr an der GPU und 400 MHz mehr am Speicher stabil laufen. Mit dieser „extra OC“ Einstellung genehmigt sich die RTX 3090 im ITX-Format allerdings schon knappe 500 W. Und das ist wohlgemerkt nur der Durchschnitt, die Spikes dürften sich weit jenseits der 600 W abspielen. 

Kurz zur Erklärung, wie ich auf die Leistungsdaten mit Shunt-Mod komme, wo ja das Monitoring der GPU laut HWinfo weitaus weniger Verbrauch anzeigt: Die Berechnung der Stromstärke und Leistungsaufnahme anhand des bekannten Shunt-Widerstands-Wertes lässt sich nun natürlich auch rückwärts anwenden. Und so finden wir im Log zwar eine durschnittliche TGP von 279 W, wissen aber es mit dem Faktor 5/2,92 zu multiplizieren um die reale Leistungsaufnahme zu erhalten. Das Ergebnis sind dann die 478 W, wie sie im Diagramm rosa hervorgehoben sind.

Bei den Taktraten gibt es neben einem beachtlichen Sprung nach oben auch einen bemerkenswerten Ausreißer in die andere Richtung, auf den ich zunächst eingehen möchte. Während die RTX 3090 ohne den Shunt-Mod im Idle-Betrieb minimal auf 1695 MHz auf der GPU zurück taktet um Strom zu sparen, sinkt die Minimal-Taktrate mit Shunt-Mod auf winzige 210 MHz. Nach ein wenig Recherche konnte ich herausfinden, dass die 210 MHz eigentlich für Ampere Karten das korrekte Verhalten im Idle ist, und die 1695 MHz wie ich sie out of the box gemessen hatte, eigentlich fehlerhaft bzw. so von NVIDIA nicht vorgesehen sind.

Der Grund für diesen Fehler ist anscheinend ein Bug im Grafiktreiber bei Topologien mit mehr als einem angeschlossenen Monitor, wobei die Grafikkarte niemals aus dem 3D-Modus in den 2D-Modus wechselt und deswegen nie den wirklichen Idle-Betrieb erreicht. Durch den Mod kann nun die Karte also im 2D-Modus bleiben, auch mit 2 Monitoren. Wenn ihr eine Ampere Karte besitzt und mehr als einen Monitor angeschlossen habt, würde mich interessieren, ob ihr das selbe Phänomen beobachten könnt. Lasst es mich gerne im Forum wissen. Mit dem Shunt-Mod haben wir also sogar den Idle-Modus mit maximaler Energie-Ersparnis wiederbelebt – ein positiver, wenn auch unterwarteter Nebeneffekt.

Kommen wir jetzt zum Elefanten im Raum, der Taktrate unter Volllast. Während hier die GPU ohne Shunt-Mod noch hoch und runter zuckte und permanent am Leistungs-Limit kratzte, liegt nun mit dem Shunt-Mod eine nahezu perfekt konstante Taktrate an. Ohne eine Einstellung zu ändern und mit den selben + 100 MHz Offset erreicht die GPU nun nach wenigen Sekunden Anlauf-Phase 2085 MHz über die gesamte Dauer des Benchmark-Laufes. Das sind rund 100 MHz mehr als vor dem Mod mit dem Alphacool Eisblock, der selbst ja schon durchschnittlich 100 MHz vor dem Founders Edition Kühler liegt. Mit dem gewonnenen Freiraum nach oben lassen sich sogar 2160 MHz als „extra OC“ stabil betreiben.

Wenn wir die tatsächlichen Benchmark-Ergebnisse des 3DMark Port Royal betrachten, ist der Zugewinn an Performance ebenfalls direkt erkennbar. Für die 80 W mehr Leistungsaufnahme bekommen wir nun rund 500 Punkte mehr im Benchmark-Score. In Prozent sind das 3,6 % mehr Performance für 20 % mehr Leistungsaufnahme. Nun ja, effizient ist anders und hier wird gut sichtbar, warum NVIDIA bei ihren Grafikkarten ein Leistungs-Limit für den Boost-Algorithmus setzt, um die Effizienz deutlich zu verbessern. Wenn man aber maximale Performance um jeden Preis sucht, schafft man es mit dem „extra OC“ bei GPU und Speicher sogar noch die 15000 Punkte-Marke zu knacken.

Natürlich muss die zusätzliche Leistungsaufnahme nun auch in Form von Wärme wieder von der Grafikkarte abgeführt werden. Hier zu sehen ist das zuvor rosa hinterlegte Setting mit „nur“ + 100 MHz auf der GPU und + 1000 MHz auf dem Speicher, wie es auch bereits mit dem Founders Edition und Alphacool Eisblock GPX-N Kühler alleine getestet wurde. Hier steigt das Delta von GPU- zu Wassertemperatur nun auf durschnittlich 20 °C, GPU-Hotspot und Speicher pendeln sich bei 33 °C, respektive 45°C ein. Wenn man bedenkt, dass hier nun knapp 480 W abgeführt werden, der Loop mit 65 % Pumpen-Geschwindigkeit aber nahezu unhörbar ist, leistet der Alphacool Eisblock auch trotz Shunt-Mod sehr gute Arbeit!

Fazit

Insgesamt 11,3 % Leistungszugewinn hat die Umrüstung auf den Alphacool Eisblock in Kombination mit dem Shunt-Mod nun maximal erbracht. Auf der Seite der Gegenargumente stehen der 25 % höhere Leistungsaufnahme und natürlich das Rest-Risiko durch Beschädigungen bis hin zum Komplett-Defekt der GPU. Vernünftig ist das natürlich nicht, aber die Vernunft hat sprichwörtlich schon beim Kauf der RTX 3090 Founders Edition den Chat verlassen. Wenn man also diesen Schritt schon gegangen ist, mit dem Ziel der maximalen Gaming-Performance, sind die Modifikationen als zusätzliche Investitionen on-top so gesehen gar nicht mehr so abwegig.   

Letztendlich muss natürlich jeder Enthusiast für sich selbst entscheiden, wie viel Zeit und Ressourcen man investieren und wie weit man die Suche nach maximaler Performance treiben möchte. Ein Must-Have für Jedermann ist eine solche Modifikation keines Falls, eine interessante Machbarkeits-Studie aber schon, zudem sich mit dem geänderten und effizienteren Verhalten im Idle-Betrieb doch auch noch eine unerwartete Konsequenz offenbarte.

Für mich als Gamer und Hardware-Tüftler, der Spaß daran hat immer die absolut maximale mögliche Leistung aus seinem System herauszuquetschen, war der Shunt-Mod schon seit dem Launch der Ampere-Grafikkarten eine reizvolles Thema. Und für euch als Community war es hoffentlich ein interessante Einblick in die Elektrotechnik hinter der Boost-Magie moderner Hardware und ein wenig Unterhaltung obendrein. 

Kommentar

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Blubbie

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808 Kommentare 275 Likes

Respekt vor dem Mut an einem Stück Hardware für aktuell ca. 2800 euro rumzubasteln :cool:

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Doubleyou

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11 Kommentare 9 Likes

Ein Shunt wird in Reihe zum Verbraucher eingesetzt, wenn man parallel zum Verbraucher den Shunt einsetzen würde hätte man einen satten Kurzschluss.
Richtig ist das der Shunt parallel zur Spannungsmessung eingesetzt wird.
Über den Spannungsabfall am Widerstand wird dann der fließende Strom berechnet.
Häufig werden Shunts eingesetzt bei denen die abfallende Spannung in Millivolt dem fließenden Strom entspricht, dann kann man sich das Umrechnen sparen.
Schöner und mutiger Artikel, ist ja nicht ganz billig die Karte :)

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S
Seb

Mitglied

47 Kommentare 18 Likes

Toller Bericht, hat Spaß gemacht zu lesen!

Eine Frage wegen des krummen Chips - die Wärmeleitpaste sieht doch in Richtung PCIe-Slot wesentlich dünner aus (die GPU scheint dort viel mehr durch) und nach oben hin dicker. Das spricht doch dafür dass der Kühler unten eher mehr Kontakt zum Chip hatte und oben die Wärmeleitpaste mehr Abstand überbrücken muss. In deinem Text habe ich es genau anders herum verstanden. Kannst du das für mich nochmal klarstellen?

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skullbringer

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306 Kommentare 328 Likes

Danke für das Feedback, gefixt. :D

Mittig hat die GPU am meisten Kontakt, dort wo die Textur im Abdruck am feinsten ist. Wenn man genau hinsieht, erkennt man sogar die Gravur im Chip in der Wärmeleitpaste, dort war der Druck also am höchsten und der Kontakt zum Block am flachsten. Nach außen hin wird die Textur grober und damit der Kontakt schwächer.

Wenn man das Druckbild auf dem Block sieht, erkennt man es vielleicht besser. Dort hat sich sogar die Gravur vom Chip im Block durch den Druck leicht verewigt ;)

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SKYNET

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silberleitlack ist einfacher.... und die garantie bleibt :sneaky:

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b
butch111

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49 Kommentare 17 Likes

Von wegen Schwachsinn....Hab bei Cyberpunk auf 3840x1080 RTX DLSS OC Watercooled grade ma brauchbare 55-60FPS.....das Spiel verliert extrem wenn man Grafik runterregelt. Möchte nicht wissen wies auf DLSS-lose Highendgrafikkarten so rumruckelt.

Würde aber tatsächlich nicht ohne Anleitung von explizit meiner Referenzkarte daran rumlöten.

Gibts n Grund warum Du nicht der Einfachheit Ohm Widerstände genommen hast?

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M
Michael20

Neuling

9 Kommentare 0 Likes

Interessant wäre wie sich die FrameTimes verhalten.

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Hans Yolo

Veteran

120 Kommentare 25 Likes

Vielen Dank für den Bericht.
3 Bildschirme hier, Karte taktet selten bis nie runter. Manchmal klappt es seltsamerweise mit 210Mhz, ansonsten bleibt sie bei 1860 Mhz und 120W verbrauch... ich lös das mit dem Afterburner im idle indem ich power target auf 30% stelle...

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Alkbert

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931 Kommentare 706 Likes

@skullbringer
"[...] Der Grund für diesen Fehler ist anscheinend ein Bug im Grafiktreiber bei Topologien mit mehr als einem angeschlossenen Monitor, wobei die Grafikkarte niemals aus dem 3D-Modus in den 2D-Modus wechselt und deswegen nie den wirklichen Idle-Betrieb erreicht. [...]"

Das hat mich jetzt doch interessiert.
Das ist meine Bildschirmsituation mit 2x 4k an 60 Hz (identische Samsung 28 " Schirme) im "Clone" Modus

View image at the forums

mit HWI habe ich mal bei den Sensoren den aktuellen Status abgerufen:

View image at the forums

Ist eine Asus TUF OC 3090 "out of the box" aus 11/2020 ohne Mods, Firmwareupdates oder irgendwas mit der Treiberversion

View image at the forums

Tja, weiß ich jetzt auch nicht ??

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G
Guest

Interessanter Artikel @skullbringer

Auch wenn ich eigentlich denke, dass es doch in die andere Richtung, also weniger Stromverbrauch gehen sollte. Da braucht man ja bald ein extra Netzteil nur für die Graka. Wenn man auch sagen muss, dass es schon zu hart ist, was man da alles raus kitzeln kann. Aber wird das jetzt so gelassen oder wird es wieder "zurück gebaut"?

Aber ein bisschen kaltblütig muss man da ja schon sein :eek:
Selbst bei einer hohen Verfügbarkeit und nur der Hälfte des momentan aufgerufenen Preises wäre das schon etwas, was mir den Schweiß auf die Stirn treiben würde.
Aber jetzt gerade? Hut ab!

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skullbringer

Veteran

306 Kommentare 328 Likes

Ahh cool, das ist interessant, dass es bei dir korrekt zu funktionieren scheint. Die Beiträge, die ich so finden konnte, hatten die Monitore immer im "Extended" Modus und mindestens einer hatte eine Auflösung > 1080p.

Die vorherrschende Theorie ist, dass das Problem entsteht wenn die virtuelle Auflösung, die die Grafikkarte auf dem Desktop darstellen muss, einen gewissen Schwellwert in der Größe überschreitet. Es gibt auch Berichte, dass die Bildwiederholrate der Monitore ebenfalls Einfluss auf das Problem haben kann.

Meine Topologie ist z.B. ein 1440p 144Hz Monitor und ein 2160p 60 Hz Monitor, im "Extended" Modus, also nebeneinander.

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m
majoplinka

Mitglied

19 Kommentare 1 Likes

Grafikkarte niemals aus dem 3D-Modus in den 2D-Modus wechselt.

Das hat Nvidia schon seit Jahren nicht im Griff.
Sobald 2 Monitore angeschlossen sind, besonders ausfällig, wenn es 2 Unterschiedliche sind.

Ist es vorbei mit 2D Modus.

Ich habe meine 970 mit dem „nvidia inspector multi display power saver“ in den 2D Modus gebracht.
Spart auf dauer ne menge Geld

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S
SnailSoft

Mitglied

10 Kommentare 16 Likes

Aaahhh..., wenn schon eine Grundlagenerklärung dann bitte richtig, ich lese hier eigentlich immer nur gerne und still mit, aber das war einfach zu schlimm, da muss ich mich einfach melden.
Wie schon von jemand anderem bemerkt:
was aber auch nicht ganz richtig ist, der Shunt wird nicht parallel zur Spannungsmessung eingesetzt, da ist überhaupt nichts parallel!
Die Spannung wird nur parallel über den Shunt gemessen, da Spannungsmessungen immer parallel zu messen sind.
Z.B. beim Multimeter, eine Prüfspitze vor dem Messobjekt (Widerstand), eine dahinter, damit liegt der Stromkreis durch das Multimeter parallel zum Widerstand, das Multimeter ist aber so hochohmig, dass da kaum Strom durch fließt, sonst würde man ja eine komplett andere Schaltung messen, da man durch die Messung die ursprüngliche Schaltung signifikant verändert hätte, da jetzt einiges an Strom durch das Multimeter fließen würde und nicht alles wie vorher durch das Bauteil...

Wie angemerkt:
ist es nicht ganz, nur beim ersten mal, es steht noch ein zweites mal als "parallel" im Text:

"Verbraucht also der eigentliche Verbraucher, zu dem der Shunt parallel geschalten ist, mehr Strom,...."

Ich verstehe aber woher die Verwirrung kommt, hier ist der Wikipedia Artikel, woher auch das Schaltbild stammt, das bitte Löschen, das verwirrt nur und hat mit unserem Fall hier nichts zu tun, denn ich erklär das mal hier kurz:

Wikipedia beginnt so:
"Als Shunt (Aussprache: ʃʌnt), auch als Nebenwiderstand oder Nebenschlusswiderstand bezeichnet, wird ursprünglich ein elektrisch leitendes Bauelement bezeichnet, das zu einem Teil eines Stromkreises parallelgeschaltet ist, um einen elektrischen Strom von diesem Teil abzuleiten."
Da steht parallel, jawohl parallel, wie kann ich dann eben behaupten da ist überhaupt nichts parallel (außer der Spannungsmesser, der zu vernachlässigen ist), und daher kommt auch die Verwirrung, nur sollte man den Artikel komplett und aufmerksam lesen, dann löst sich der Widerspruch. (Ist aber zugegebenermaßen etwas unglücklich dort geschrieben...)

Wir haben einmal die Herleitung des Begriffes "Shunt" und eine mögliche Verwendung und im 2ten Teil, dieser Fall liegt hier bei uns vor, eine andere Verwendung, die aber Artverwandt ist, und man daher einfach den selben Begriff verwendet, die Schaltung aber anders aussieht!
"Der Begriff Shunt hat sich weiterentwickelt und bezeichnet auch einen Strommesswiderstand...", also unser Fall hier!

Zum ersten Fall, der parallel Fall im Messgerät, z.B. im Multimeter.
Man will sehr genau messen und die Schaltung durch die Messung so weit wie möglich nicht beeinflussen.
Oben habe ich kurz die Spannungsmessung angerissen, da habe ich einen möglichst hohen Widerstand über dem ich die Spannung messe, da ich bloß nicht zu viel Strom parallel abzweigen will.
Bei der Strommessung muss das Multimeter aber in Reihe geschaltet werden, der ganze Strom muss da durch, und damit ich die Schaltung nicht zu stark beeinflusse muss der Messwiderstand des Mutimeters, durch das der Strom fließt, möglichst klein sein, sehr klein, damit kein unnötig hoher Spannungsabfall über den Messwiderstand im Multimeter abfällt und ich mir so die Messung versaue, daher ist auch unser Widerstand hier im Shuntmod sehr klein, aber dazu später mehr....

Schauen wir uns die Schaltung an, da steht in der Wikipedia: "Messbereichserweiterung eines Drehspul-Strommessgeräts", (daher auch löschen, hat mit unserem Thema hier nur ganz entfernt was zu tun, aber dafür umso mehr hier in meinem Text!)
Ein Drehspulmessgerät funktioniert ganz kurz gesagt so: Da fließt ein Strom durch eine in einem Magnetfeld (durch Permanentmagnet) drehbar gelagerte Spule, fließt ein Strom, dann will sich die Spule, wo der Zeiger dran ist, durch ihr eigenes stromabhängiges Magnetfeld im äußeren Magnetfeld des Permanentmagneten ausrichten, nur gibt es da eine Feder die den Zeiger immer nach Null drückt, es stellt dich ein Kräftegleichgewicht ein, Feder zieht nach Null, Strom drückt Zeiger davon weg, und an der Skala kann man den Strom ablesen.

Es wird also ein Strom benötigt um den Zeiger zu bewegen!
Jetzt muss man nurnoch die Skala beschriftet und die Zugstärke der Feder ausgewählt werden und man ist glücklich oder?
Nehmen wir an unsere Skala geht von 0 bis 10, und zeigt im Normalfall Milliampere an, also 0mA bis 10 mA.
Und schon kommt jemand daher und schreit, das ist doch viel zu wenig! Ich will aber bis 100mA Messen oder sogar bis 10A!
Also muss ein anders dimensioniertes Messgerät her, eins für 0-100mA und noch eins von 0A bis 10A, und warum?
Der Schlaue nimmt doch das wo er alles mit messen kann, also das bis 10A und kann alles messen was sie anderen mit ihrem 100mA oder gar 10mA Dingern auch können, sind die schön blöd...
Naja, das wirklich blöde bei diesen alten Drehspulteilen ist, dass man nur einen Winkel für die Skala nutzen kann, nehmen wir einfach mal an 45 Grad Winkel, mein Messgerät ist recht groß, also ca 10cm für die Skala auf diesem 45° Bogen.
Und wenn ich auf diesen 10cm meinen Messbereich von 0 bis 10A verteile wird es ziemlich lustig und ungenau etwas im 100mA Bereich abzulesen, 1A sind ja 1cm und 100mA entsprechen dann 1mm, darüber können die anderen mit ihren feinen Messgeräten nur lachen, da die das noch ganz komfortabel ablesen können, also der mit dem 0-1A Messgerät, der mit dem Feineren guckt genauso in die Röhre da seine Skala stark überschritten wird, bzw. der hohe Strom sogar sein Messgerät zerstören könnte.
Man muss sich also zusammentun und hat für jeden Messbereich ein eigenes Messgerät.
Eines für kleine Ströme, eines für Mittlere und eines für Hohe, mit dem Nachteil, dass man bei den Hohen sowieso eine schlechte Auflösung hat, also z.B. bei 5A kann man nur noch schätzen wie genau das ist also ob es wirklich noch ein paar mA mehr oder weniger sind kann man nicht ablesen, aber das interessiert bei so hohen Strömen dann eh meist nicht, also damit kann man und muss man leben.

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S
SnailSoft

Mitglied

10 Kommentare 16 Likes

(Doppelpost wegen Zeichenlimit ;) )

Womit man aber nicht leben muss ist massig Messgeräte für jeden Messbereich mit sich rum zu schleppen, das kann man auch alles in eines Integrieren.
Wer jetzt noch nicht am schlafen ist und bis hierher gelesen hat der erlebt den fulminanten Auftritt des "Shunts".
Man nehme das Messgerät mit dem kleinsten Messbereich, jetzt füge man einen Schalter hinzu, der einen Widerstand parallel zu unserem alten Messgerät mit Messwiderstand (die Spule und das ganze Gedöns...) wahlweise hinzu oder aber auch abschalten kann.
Im nicht hinzugeschalteten Zustand fließt der ganze Strom durch unseren ursprünglichen Messapparat, wenn ich einen geschickt gewählten Widerstand parallel hinzuschalte, wird der Strom der jetzt möglicherweise zu groß für meinen alten Messapparat war aufgeteilt, bzw. ein Teil vorbei geleitet, über den Shunt parallel an meiner eigentlichen Messstelle vorbei.
Geschickt gewählt heißt, der Widerstand sollte so gewählt sein, dass ich einfach auf meinen Schalter mal 10 (x10) schreiben kann und alle Werte auf der Anzeige dann mit 10 multipliziert werden müssen, das weiß ich aber, da ich ja Anzeige und Schalterzustand gleichzeitig sehe, wenn ich auf das Gerät schaue, mir ist also bewusst, dass ich das eigentliche Messgerät bescheiße, wie bei der Grafikkarte und kann daher die richtigen Werte ablesen, obwohl nur ein kleiner Teil gemessen wird...

Man hat also eine manuelle Messbereichswahl, die man zu oder abschalten kann!
Und das kann man jetzt so lange mit neuen Schaltern und Widerständen machen, bis man alle nötigen Bereiche abgedeckt hat.

(Wie das jetzt bei einem modernen manuellen Multimeter (die mit dem Drehrad wo lauter Messbereiche drauf stehen) aussieht habe ich jetzt keine lust mehr zu erklären, aber da schaltet man auch Shunts zu und ab je nach Messbereich, wie das bei den neuen Autorange-Dingern geht, die ich gerne verwende, keine Ahnung, darüber habe ich mich noch nicht schlau gemacht...)

Also Shunts werden zum Messen benötigt und bilden mit dem alten Widerstand wo sie parallel geschaltet werden einen neuen (Mess)Widerstand, sind aber nicht der Widerstand über dem wirklich gemessen wird, also bei den alten Drehspulteilen wo der Strom benötigt wird, bei den neuen Multimetern (die ich gerade unterschlagen habe) wo die Spannung gemessen wird und darüber auf den Strom geschlossen wird aber schon, aaahhhh... kompliziert das ganze, oder auch nicht egal...)

Und was ist unser Shunt auf der Grafikarte jetzt nun?
Gar kein echter Shunt, da er ja nicht parallel zu einem anderen Messwiderstand liegt.
Er ist der Messwiderstand selber!
Aber da man bei den Messgeräten und so immer mit Shunts und so zu tun hat und man vor lauter Shunts garnicht mehr klar kam, hat man einfach jeden Messwiderstand irgendwann mal Shunt genannt, da die Anforderungen die gleichen sind.
Hat was mit Messen zu tun und muss sehr genau sein, also in einem engen Toleranzbereich auch den gewünschten Wert wie geplant haben, da man von diesem Wert, den man meint zu wissen, auf den Messwert schließt.

Durch diesen Messwiderstand muss der gesamte Strom, nichts von parallel, (den hat man schon so gewählt, dass der Messbereich stimmt),
die Spannung wird gemessen und über das ohmsche Gesetzt mit Hilfe des bekannten Widerstandes dann der Strom bestimmt.
Und wenn man dann einfach einen anderen Widerstand nimmt, hat man den Messapparat verarscht, was beim Multimeter ja sogar sehr gewollt ist, bzw. es durch die Einstellung am Drehrad auch selber mitbekommt und die Anzeige ggf. anpasst.

Da aber bei der Grafikkarte hier der alte Widerstand drin bleibt und ein weiterer Parallel dazu kommt, könnte man den neuen als Shunt bezeichnen oder ist der alte der Shunt zum neuen? Also keiner oder beide oder nur einer von beiden ist der Shunt, alles eine frage der Betrachtungsweise.
Aber zusammen in der neuen Parallelschaltung sind sie der neue Messwiderstand, und da man einfach jeden Messwiderstand als Shunt bezeichnen kann löst dich dadurch das Problem, wenn auch auf sehr "interessante" Weise ;)

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SKYNET

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RT auf CP sieht extremst kacke aus, eins der games wo weniger mehr wäre.

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skullbringer

Veteran

306 Kommentare 328 Likes

Vielen Dank für die umfangreiche Erklärung! Das ist ja fast wie 4K und UHD oder DDR4 MHz und MT/s, da kann man als Laie bei der Recherche ja bloß ins Fettnäpfchen treten...

Zweites "parallel" hab ich rausgenommen. Hättest du eine bessere Quelle, wo die Messwiderstände richtig benannt werden und evtl. auch ein zutreffendes Schaltbild enthalten ist?

Mentale Überwindung gehört schon dazu, vor allem wenn man vor nicht allzu langer Zeit mit einem ähnlichen Vorhaben den PWM-Controller einer anderen Karte über den Jordan geschickt hat... 😅

Das bleibt jetzt erst mal so und bisher hat das HX850i auch noch nicht abgeschaltet, trotz potentiellen Gesamt-Lastspitzen > 1000 W. Heruntertakten für sparsameren Betrieb kann man die Karte ja auch so wunderbar, 60% sind eben jetzt nur die neuen 100% Power Limit. Man könnte sogar sagen, die Karte kann jetzt energieeffizienter betrieben werden, wegen den nur 10 W im Idle, im Vergleich zu vorher 50 W.

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H
Headyman

Veteran

116 Kommentare 53 Likes

Respekt vor so viel Mut!
Da stellt sich mir bei den Diagrammen aber eine Frage.
Die Leistungsabgabe ist ja jetzt etwas "smoother" geworden, da das Powerlimit nicht mehr so nervös eingreift.
Hat das Auswirkungen auf das Gameplay also speziell Frametimes bzw. Microruckler?
Oder gehen diese Einbremsvorgänge in typ. Frametimes von 10-16 ms doch unter, also sind zu kurz und das mittelt sich weg?

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Wie jetzt?

Mitglied

55 Kommentare 44 Likes

Ein mutiger, unter aktuellen Bedingungen sehr mutiger mod, chapeau! Ich hatte vor Jahren schon weiche Knie beim zerpflücken einer Vega64. Hat es übrigens auf die Startseite von 3dcenter geschafft!

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big-maec

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827 Kommentare 475 Likes

Habe es mal zusammengefasst, ist mir zu viel Text.

Ein Shunt ist ein niederohmiger Widerstand, mit dem sich die Stromstärke messen lässt - deshalb wird er auch als Strommess-Widerstand bezeichnet. Der Shunt kommt immer dann zum Einsatz, wenn der zu messende Strom über den Bereich des Messgeräts hinausgeht. Dabei wird der Shunt parallel zum Messgerät geschaltet.

So am Rande, das sollte man auch noch Wissen:

Quelle Wikipedia

Niederohmiger Messwiderstand​

Niederohmige Messwiderstände, auch als Strommesswiderstand, Nebenwiderstand oder Shunt bezeichnet, werden aus Blech oder Stangen der genannten Legierungen hergestellt. Bei diesen Widerständen ist der Übergangswiderstand der Kontakte ein Problem. Beträgt dieser z. B. 1 mΩ (je nach Werkstoff und Korrosion kann er deutlich höher sein und kann zudem schwanken), ergäben sich folgende Fehler:

Beispiel 1: Für einen Messwiderstand von 1 Ω bedeuten zwei 1-mΩ-Kontakte eine relative Messabweichung von 0,2 %. Das ist mehr als die typische Fehlergrenze des Widerstandes. Diese Abweichung kann nicht als vernachlässigbar klein angesehen werden, wenn die Qualität des Widerstandes ausgeschöpft werden soll, sie kann auch nicht herausgerechnet werden, weil Übergangswiderstände nur grob abschätzbar sind.

Beispiel 2: Messwiderstand zur Umformung von 150 A in 60 mV, also mit R = 60 mV/150 A = 0,4 mΩ mit denselben Übergangswiderständen: Relative Abweichung = 500 %.

Zur Vermeidung dieser Abweichung werden Strom-Messwiderstände in Vierleitertechnik angeschlossen.

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Xaver Amberger (skullbringer)

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