Shunt-Suche und Modifikation
Wenn wir und die Platine im Detail ansehen, finden wir insgesamt 6 Shunt-Widerstände, jeweils 3 auf Vorder- und Rückseite verteilt. Jeder dieser Widerstände dient zur Überwachung einer Spannungsschiene, wie 12 V vom 8-pin, 12 V vom PCI-Express Slot etc.. Wir müssen aber tatsächlich alle 6 modifizieren und nicht nur die maßgeblichen für die Stromversorgung, denn sobald die GPU mitbekäme, dass sich die Widerstände unterscheiden, würde sofort ein Schutz-Modus aktiviert werden, vergleichbar mit dem Notlauf beim Auto-Motor, und die Taktrate würde bei 210 MHz bleiben.
Die Shunt-Widerstände auf der RTX 3090 Founders Edition habe ich hier mal auf der Platine markiert. Glücklicherweise sind diese so gut wie immer relativ fern ab von filigranen Komponenten, sodass die Gefahr einer ungewollten Beschädigung relativ gering ist. Dennoch modifizieren wir gleich die Spannungsversorgung einer Grafikkarte mit dem Gegenwert von Monatsmieten – man kann also nicht vorsichtig genug sein!
Meine Löt-Skills sind zudem eher rudimentär als raffiniert, weshalb ich zunächst an einer anderen toten GPU etwas geübt und ein funktionierendes Vorgehen erarbeitet habe. Grundsätzlich gäbe es zwei Möglichkeiten, die Shunt-Widerstände zu verringern: Entweder man ersetzt den bestehenden Widerstand durch eine neue Komponente mit geringerem Widerstand oder man fügt einen weiteren Widerstand on top hinzu und schaltet diesen effektiv parallel, denn parallele Widerstände haben einen geringeren Gesamtwiderstand als sie selbst. Ohne tief auf die Theorie einzugehen, könnte man sagen: Der Strom hat nun mehr Wege sein Ziel zu erreichen und erfährt somit einen geringeren Widerstand.
Da sich das Entfernen der bestehenden Widerstände für mich und mein Equipment bei den Tests als schwierig bis unmöglich herausgestellt hat, habe ich mich für die zweite Variante entschieden, einen zweiten Widerstand auf jeden Shunt oben drauf zu setzen. Hierbei muss man natürlich auf die nun doppelte Bauhöhe achten, aber dies war mit dem Alphacool Eisblock und seiner Backplate kein Problem.
Bei den zusätzlichen Widerständen habe ich mich für jeweils 7 mOhm entschieden, da zusammen mit dem jeweils bestehenden 5 mOhm ein Gesamtwiderstand von 2,92 mOhm resultiert. Und wenn wir uns erinnern, dass Stromstärke- und Leistungsmessung linear mit dem Shunt-Widerstand skalieren, ergibt sich dadurch ein 5/2,92-mal höheres Strom- und Leistungslimit je Schaltung. Umgekehrt, wenn wir später die tatsächliche Strom- und Leistungsaufnahme wissen wollen, können wir die gemonitorten Werte mit 5/2,92 multiplizieren und erhalten den realen Wert.
Aber genug der Theorie und ran ans Löteisen! …oder viel mehr an die Platine und deren Vorbereitung, denn wie so oft ist eine gute Vorbereitung schon der halbe Weg zum Erfolg. Zunächst reinige ich den Shunt-Widerstand mit Isopropanol und klebe anschließend umliegende Komponenten ab, um diese nicht versehentlich zu beschädigen. Hierfür verwende ich Kapton-Klebeband aufgrund der realtiv hohen Hitze-Beständigkeit.
Nun kann etwas Flussmittel auf den bestehenden Shunt aufgetragen und anschließend das Löteisen vorbereitet werden. Ich nutze eine flache Spitze und vergleichsweise hohe 380 °C Betriebstemperatur, da die Widerstände an Stellen mit relativ hoher Wärmekapazität sitzen und sich das Lot sonst nicht ausreichend erhitzen ließe. Löteisen und bestehender Shunt werden mit Lotzin benetzt, anschließend der neue zusätzliche Shunt mit einer Pinzette einfach aufgesetzt und an beiden Seiten maximal eine Sekunde lang angelötet.
Das war‘s auch schon und mit ausreichend Flussmittel und Temperatur sollten die Lotstellen glänzen und keine abstehendenden Spitzen haben. Nun das Kapton-Klebeband einfach wieder abziehen und die die Lötstelle vom übrigen Flussmittel wieder mit Isopropanol reinigen. Jetzt muss man das ganze noch fünf Mal bei den anderen Shunts wiederholen und der Mod ist fertig. Tatsächlich ist der ganze Vorgang wohl eher eine mentale als physische Herausforderung und mit etwas Zeit und Geduld innerhalb einer Stunde erledigt.
So sieht das bei mir dann fertig aus. Zugegeben, einen Schönheitspreis wird die Arbeit nicht gewinnen, aber solange es am Ende das gewünschte Ergebnis bringt, soll mir das Recht sein. Nun bleibt nur noch GPU und Kühler wieder zusammenzubauen und zu testen, was uns der ganze Aufwand nun wirklich an Leistung gebracht hat.
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