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ELGATO FACECAM im Einsatz – Was kann meine Belly-Cam im Praxis-Test wirklich? Alltag vs. Marketing

Ein kleiner Spoiler vorab: es ist heute kein Verriss, auch wenn einige Fragen offenbleiben. Aber wer fast 200 Euro für eine Webcam ausgibt, der geht auch mit gewissen Erwartungen ins Rennen und wird das Urteil dann vor allem auch am Preis ausrichten. Elgato fertigt hochwertige und damit leider auch nicht ganz billige Produkte, legt sich aber bereits über das sorgfältig aufgebaute Image die Messlatte selbst auch schon sehr hoch. Und genau deshalb habe ich die Facecam erst einmal längere Zeit genutzt, mich zwischenzeitlich abwechselnd gefreut, ab und zu geärgert und manchmal auch gewundert, nur um ein möglichst objektives Urteil hinzubekommen.

Die Elgato Facecam wollte alles anders und besser machen, was ihr über weite Strecken sicher auch gelungen ist, das vorab. Trotzdem gibt es ab und zu (neben viel zu viel Licht) auch diverse Schatten, über die man schreiben muss. Aber: Wenn man die Schwächen kennt, kann man eigentlich ganz gut damit leben. Nur ist es wirklich so, dass man Einiges definitiv verbessern sollte, um den eigenen hohen Ansprüchen auch vollumfänglich gerecht zu werden, ohne dass der Endanwender erst einmal ratlos dreinschaut. Doch dazu gleich mehr, denn ich will ja fair bleiben.

Lieferumfang und Zubehör

Man erhält für die aktuell knapp 200 Euro Straßenpreis die Kamera mit einem sehr breiten und guten Ständer, der sich mittels einses standardisierten Gewindes und der Rändelschraube an der Kamera befestigen oder auch abnehmen lässt. Dann passt die Kamera in den Aufnehmer eines jeden handelsüblichen Stativs. Dazu gibt es eine praktische Kameraabdeckung (sehr zu empfehlen gegen Staub bei Nichtbenutzung oder für Paranoide), ein  2 Meter kurzes USB-Type-C Anschlusskabel mit A-Stecker für den PC, sowie eine Art Quick Start Guide aus bedruckter Makulatur. Das war es auch schon und ja, es reicht eigentlich auch. Bis auf die Software, die holt man sich digital ab.

Unboxing, Haptik und Funktionalität

Ich will jetzt keine PR-Folien nachkauen, denn Kameras sind an sich ja kein Hexenwerk. Der verwendete Sensor fällt für eine „Webcam“ recht groß aus, die Optik und der Body auch. Damit wird das Ganze stabiler, im Inneren sicher auch kühler und die Linse verzeichnet an den Rändern nicht ganz so extrem. Ich hätte die Cam im heutigen Artikel auch mit meinen ganzen Logitech-Webcams vergleichen können, aber das wäre wohl zu kurz gesprungen. Beim Beleuchtungs- und Auflösungstest im Praxis-Teil auf der nächsten Seite vergleiche ich die Elgato Facecam daher mit meiner Sony HXR-NX80 im Videostudio, auch wenn es erst einmal etwas unfair klingen mag.

Die Bilder in meiner Galerie zeigen auch noch einmal schön den recht großen, fast 100 Gramm schweren Body und die stabile Befestigungsklammer, den USB-Anschluss und die Optik. Worauf man hier jedoch komplett verzichtet, ist ein Mikrofon und das ist auch gut so. Die Zielgruppe arbeitet sowieso mit einem (oder mehreren) eigenen Mikrofon(en) und die Frage der Qualität schließt die Winz-Mikros in den üblichen Webcams mit Low- und High-Cut im Frequenzganz sowieso kategorisch aus. Das Fehlen ist also sogar ein Feature, kein Verlust.

Am älteren USB 2.0 lässt sich die Kamera nicht betreiben, was aus meiner Sicht kein Problem ist, zumal auch die Spannungsversorgung am langsameren USB 2.0 eher schmächtig ausfällt. Es war zudem möglich, das Elgato Stream Deck und auch noch die Maus am gleichen, dazwischengesteckten 3.0-Hub anzuschließen, so dass keine Steckerknappheit herrschte. Ich nutze die Elgato Facecam übrigens etwas zweckentfremdet, aber nach all den zwischenzeitlichen Reviews ist dies natürlich auch eine gewissen Abwechslung und es zeigt, dass die Kamera mit ihrem Festfocus und den 82° diagonalem Sichtwinkel  recht vielseitig einsetzbar ist und sogar von sich aus schon im Hintergrund einen schönen Bokeh-Effekt produziert. Nur allzu nah sollte man auch nicht rangehen, denn alles unter 30 cm wird ebenfalls schlagartig unscharf.

Software und Firmwareupdates

Die Software „Camera Hub“ muss man sich einmalig von Corsair herunterladen, was auch kein Beinbruch ist. Ist das Programm erst einmal installiert, kann es auch ohne Browser selbst nach Updates suchen und diese auch herunterladen sowie installieren. Der erste kleine Kritikpunkt: Nicht immer ist das öffentlich herunterladbare Paket auch wirklich das aktuellste und mit etwas Pech schreit die Software schon nach der Installation gleich nach einem Update. Das ist allerdings zu verschmerzen, denn so groß ist die Datei ja nicht. Trotzdem wundert man sich natürlich schon erst einmal, ist danach aber stets uptodate.

Auch die Firmware lässt sich über diese Software gleich mit überprüfen und bei Bedarf auch aktualisieren, ohne dass man eingreifen müsste. Bis hierher macht alles wirklich einen tollen, überlegten und auch sehr stabilen Eindruck. Hat man die Software erst einmal geöffnet, bietet das Vorschaufenster bereits alles, was man an Funktionen auch finden muss, schön aufgelistet im Menü auf der linken Seite.  Nach dem letzten Update funktioniert auch das Speichern der Einstellungen gleich auf die Kamera, wenn man nicht als Admin eingeloggt ist. Die Belichtung kann man entweder auf „Automatisch“ belassen, oder selbst manuell umfangreiche Änderungen vornehmen. Was mich jedoch richtig ärgert ist der unmögliche Umstand, dass die Software IMMER wieder im automatischen Belichtungsmodus startet, egal, was man vorher eingestellt und abgespeichert hat. Dann schaltet man zurück auf manuell und alle Settings sind wieder da.

Die ganzen Einstellungsmöglichkeiten will ich jetzt nicht im Einzelnen auskaspern, obwohl sie sehr umfangreich sind. Und doch fehlen mir zwei Dinge. Die Einstellung der Farbtemperatur ist etwas zu granulär und das würde man sich, vor allem beim Arbeiten und Abgleichen mehrerer und verschiedener Kameras, auch genauer wünschen. Und die Unterdrückung des Flimmerns ist im manuellen Modus deaktiviert, obwohl man es genau dann hätte brauchen können. Stellt man alles recht dunkel ein, nervt das Flimmern nämlich extrem, egal ob LED-Scheinwerfer oder Fotolampen im Raum genutzt werden.

Womit für auch schon mit der Kurzvorstellung durch wären, denn viel mehr kann man auch nicht mehr schreiben, ohne zu langweilen. Dann wollen wir mal ab ins höher gelegene Videostudio und testen, was damit alles geht (oder auch nicht). Mit Full-HD in 1080p/60 Hz, der f/2.4-Blende und einer Brennweite von 24 mm sollte eigentlich schon was gehen – doch ich schrieb es ja in der Einführung ganz oben, dass es noch Fragen gab. Die klären wir jetzt nach dem Weiterblättern.

Elgato Facecam (10WAA9901)

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Kommentar

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clrCMOS

Neuling

6 Kommentare 5 Likes

Vielen Dank für den Test. Noch mehr als die Face-/Belly-Cam interessiert mich (eher die Kollegin mit dem spitzen Gegenstand hinter mir) aber das Getier auf dem Glas. Was ist das und wo kann ich (*hust* sie) das kaufen? Ich bitte wegen der fachfremden Frage um Entschuldigung.

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Igor Wallossek

1

10,173 Kommentare 18,758 Likes

Dieses Ding habe ich mal bei Ernstings Family gekauft :D

Antwort 1 Like

Danke für die Spende



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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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